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Pius XII.

 

Weisungen Papst Pius´ XII.
zu einer christlichen Sozialordnung

 

 

INHALTSÜBERSICHT

 

HINWEISE UND ZEICHENERKLÄRUNG

 

DIE STICHWORTE DER ARTIKEL:

ABGEORDNETE
 

Vertreter des ganzen Volkes, nicht von Sonderinteressen

AKTION, KATHOLISCHE
 

-  Der Familienvater

-  Die religiöse und sittliche Vervollkommnung der Mitglieder
   der Katholischen Aktion

-  Pflege religiöser Kultur

-  Gerechte Verteilung der Güter

-  Großmut bei der Arbeit der Katholischen Aktion

-  Gegenwartsseelsorge nur mit Hilfe der Laien

-  Keine allgemeingültige Form der Katholischen Aktion

ARBEIT
 

-  Das Gesetz der Arbeit

-  Würde und Vorrecht der Arbeit

-  Arbeit ist persönlich und notwendig

-  Die Landarbeit

ARBEITGEBER - ARBEITNEHMER
 

Verständigung

ARBEITER

Christus, Vorbild des Arbeiters

ARBEITERIN

-  Unverheiratete und verheiratete Arbeiterinnen

-  Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

-  Frau im totalitären und kapitalistischen System

ARBEITERJUGEND

-  Bewahrung der Jugend

-  Christliche Arbeiterjugend (C. A. J.)

ARBEITERSEELSORGE

-  Die Tätigkeit der Arbeiterseelsorger

-  Arbeiterpriester (Aumoniers)

-  Religiöse Unterweisung

-  Das Kino

-  Wiedererweckung der christlichen Lebensgewohnheiten

ARBEITERVEREINE
 

-  Bedeutung für ihre Mitglieder

-  Bedeutung für die anderen Vereinigungen der 
Arbeiterschaft

-  Verhältnis zu den Gewerkschaften

-  "Apostolat der Arbeiter für die Arbeiter"

-  Moderne Vergnügen

-  Erziehung zur Häuslichkeit

-  Pflicht zu Wachsamkeit und Tat

ARBEITSLOSIGKEIT
 

Auch bei bescheidener Ertragslage der Unternehmen sind
die Hoffnungen auf Erwerb einer Beschäftigung begründet

AUSWANDERUNG
 

Günstigere Verteilung der Menschen über den Siedlungs-
boden der Erdoberfläche

BERUFSORGANISATION
 

Der den  Berufsorganisationen zukommende Schutz der 
Arbeit als persönliche Lebensaufgabe sichert auch eine 
vernünftige Form und Struktur der Gesellschaft

BODENREFORM
 

Sichere Richtpunkte in der christlichen Soziallehre

CARITAS
 

Caritas unterscheidet sich von jeder anderen menschlichen 
Liebe, weil sie der Liebe Christi zum Menschen entspricht.

DEMOKRATIE
 

-  Rechte des Bürgers in der Demokratie

-  Autorität in der Demokratie

DEUTSCHLAND, SOZIALE LAGE
 

-  "Königreich der Maschine", 1927

-  Probleme sozialer Natur und der katholische Gedanke in 
Deutschland

-  "Das Bild der materiellen und seelischen Not", 1947

-  Das Flüchtlingsproblem

-  Zoneneinteilung

-  Rückblick auf 100 Jahre, 1948

-  Sehnsucht nach Einheit im Glauben

-  Aufgaben der kommenden Zeit

EIGENTUM
 

-  Privateigentum ist mit dem Bestand von Gesellschaft und 
Kultur verbunden

-  Der Boden

-  Recht auf Eigentum

-  Kirche verteidigt Privateigentum

EINZELMENSCH
 

Wegen der ihm von Gott verliehenen Würde muss der von
Gott erlöste Mensch nicht ausschließlich, aber doch haupt-
sächlich ein Einzelmensch sein

ENTCHRISTLICHUNG
 

-  Ablehnung eines allgemein gültigen Sittengesetzes

-  Laisierung des gesellschaftlichen Lebens

ENZYKLIKEN, SOZIALE
 

Eine soziale Enzyklika ist eine der Gesellschaft zwecks 
Verbesserung der Gesellschaftsmoral gewährte geistige
Unterstützung

EUTHANASIE
 

Grundsätzlich ist die Gesellschaft für den Menschen da, 
nicht der Mensch grundsätzlich für die Gesellschaft

FAMILIE
 

-  Vater und Mutter

-  Der gottgewollte Zweck der Familie

-  Rettung der Familie

-  Familie und Staat

FRAU
 

-  Die katholische Frau

-  Helferin im sozialen und politischen Leben

-  Die weibliche Erziehung

-  Säkularisation der Frau

-  Tragische Zukunftsaussichten für die Frau

-  Verkehrte Lehren über die Würde der Frau

-  Rettung der christlichen Erziehung der Frau

-  Die Frau in der Politik

FRIEDENSORGANISATION

-  Ächtung des Angriffskrieges

-  Sicherheitsmaßnahmen

-  Verbrechen gegen das allgemeine Wohl (Kriegsverbrechen)

GEBURTENBESCHRÄNKUNG (Abtreibung)
 

Unverletzbarkeit des menschlichen Lebens

GEMEINSCHAFT, NATIONALE
 

Die menschliche Person, die nach dem Bilde Gottes 
geschaffen ist, muss als die Wurzel und das Ziel allen 
sozialen Lebens erkannt werden.

GESELLSCHAFT
 

Ordnung, Grundlage des menschlichen Gesellungslebens

GEWERKSCHAFT
 

Einheitsgewerkschaft

GOTT
 

-  Keine Soziallehre ohne Gott

-  Freundschaft zwischen Gott und der Menschheit

GÜTERAUSTAUSCH
 

-  Kräfteaustausch zwischen den Starken und Schwachen

-  Notwendige Ergänzung der einzelnen Nationalwirtschaften

GÜTERVERTEILUNG (GÜTERNUTZUNG)
 

-  Naturgegebenes Nutzungsrecht und Würde der 
menschlichen Person

-  Das Sozialprodukt

HANDWERK
Der Handwerkerstand hat die schöne Tradition der
Verteidigung der Würde und des persönlichen Cha-
rakters des Arbeiters

JUGENDERZIEHUNG
Erzieherrechte der Kirche und der Familie

KAPITALISMUS
-  Privat- und Staatskapitalismus
-  Kirche gegen unbeschränktes Recht von Eigen- 
   tum und anonymen Entzug der Sozialaufgabe

KATHOLIZISMUS, POLITISCHER
Die Kirche außerhalb und oberhalb 
der politischen Parteien

KIRCHE
-  Die Kirche ist kein Imperium
-  Die Kirche wirkt im inneren Menschen
-  Kirche und Sozialordnung
-  Die Kirche ist die vollkommene Gesellschaft
-  Die Übernationalität der Kirche

KIRCHE UND STAAT
-  Freiheit für die kirchlichen Aufgaben
-  Die Kirche predigt Ehrfurcht vor der weltlichen Autorität
-  Der grundsätzliche Unterschied zwischen Staat und Kirche
-  Analogie zu den Beziehungen zwischen Leib und Seele
-  Die kirchliche richterliche Gewalt

KOALITIONSRECHT
Die Gesellschaftsbildung ist eines der natürlichen, mensch-
lichen Erfordernisse

KOMMUNISMUS
Ohne Ruhe und Ordnung keine Überwindung der Krise

LANDWIRTSCHAFT
-  Reform der bäuerlichen Eigentumsverhältnisse
-  Landflucht
-  Die wirtschaftliche und technische Seite des landwirt-
   schaftlichen Problems

LOHN
Rechtsanspruch auf Unterhalt im landwirtschaftlichen Betrieb

MASSE
Volk und Masse
-  Masse, Hauptfeind der wahren Demokratie

NAHRUNGSMITTEL
Befolgung der Gebote über Güter und Leben des Nächsten
-  Gegenseitige Hilfe der Völker, damit die Notleidenden nicht 
   Hungers sterben
-  Eines der entscheidendsten Wunder Christi: Die Brotvermehrung

NATURRECHT
Das Naturrecht wurde vom Finger des Schöpfers selbst 
in die Tafeln des Menschenherzens geschrieben.

PRIVATRECHT
Wie könnte man von der Existenz des Privatrechts der Völker 
und seiner allgemeinen Gültigkeit überzeugt sein, wenn man 
nicht zugleich überzeugt wäre von der Notwendigkeit des Ein-
flusses der menschlichen Persönlichkeit auf die vielfältigen 
Beziehungen der Menschen untereinander?

RECHTSORDNUNG
-  Wiederherstellung der Rechtsordnung
-  Gerichte, Richter und eindeutige Rechtssatzungen
-  „Das Werk der Gerechtigkeit ist der Friede"
-  Liebe und Recht

REFORMEN, SOZIALE
-  Nicht nur Arbeiter und Arbeiterin verlangen Aufbesserungen und Reformen
-  Grundsätze der Reform
-  Soziale Reform nur im Geiste des Christentums

SOZIALE FRAGE
-  Die Wirtschaft und die allgemeine Krise der Menschheit
-  Die soziale Frage und die Kirche

SOZIALISIERUNG (Verstaatlichung; Nationalisierung)
Verpflichtung zu angemessener Entschädigung

SOZIALISMUS, CHRISTLICHER
Enthält der Sozialismus auch einiges Richtige, so liegt ihm doch
eine Gesellschaftsauffassung zugrunde, die ihm eigentümlich ist,
mit der echten christlichen Auffassung aber in Widerspruch steht.

SOZIALLEHRE, KATHOLISCHE
-  Rechte und Pflichten der Kirche in Fragen der Gesellschaftsordnung
-  Der Krieg, Verhängnis einer Gesellschaftsordnung des zügellosen
   Erwerbs- und Machttriebes
-  Gemeinschaftsleben und göttliches Gesetz
-  Umsetzung der Prinzipien der Soziallehre der Kirche in die Tat
-  Die Kirche, Anwalt und Schützerin des arbeitenden Volkes

STAAT
-  Die staatliche Herrschaftsgewalt
-  Schutz des gesamten Volkes
-  Nationalität des Staates

STAATSFORM
Es ist nach der Lehre der Kirche nicht verboten,
Regierungsformen den Vorzug zu geben, die durch
die Mitwirkung des Volkes beeinflusst werden.

TOTALITARISMUS
-  Falsche Gedankengänge über Unabhängigkeit der Staatsgewalt
-  Schadenbringende Auffassung, alles unter politischem Aspekt zu sehen
-  Kollektiver Egoismus
-  Pflicht der Kirche, sich totalitären Verstößen zu widersetzen

VÖLKERRECHT
Friedensbedingungen

VOLK
Einheimischer Klerus

WAHLRECHT
Es steht der Kirche zu, den Gläubigen die moralischen
Pflichten, die sich aus dem Wahlrecht ergeben, zu erklären.

WIRTSCHAFT
Nationale Wirtschaft

 

QUELLENVERZEICHNIS

 

 

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HINWEISE UND ZEICHENERKLÄRUNG

Stichworte in nur großen Buchstaben (z.B. SOZIALLEHRE, KATHOLISCHE) kennzeichnen die Artikel des Soziallexikons.

 

Der ® bedeutet: "Siehe!" oder "Siehe auch!" [z.B.  ® (= "Siehe!") SOZIALLEHRE, KATHOLISCHE]

 

Art und Anlass der einzelnen wiedergegebenen päpstlichen Verlautbarung sind dem jeweiligen Zitat vorangestellt.

 

Ein besonderes Quellenverzeichnis, zeitlich geordnet, nennt am Schluss des Soziallexikons das entsprechende päpstliche Dokument mit amtlicher Quelle, sowie die Stichworte der Artikel, in denen dieser Text wiedergegeben ist.

 

Abkürzungen:

 

A.A.S. = "Acta Apostolicae Sedis" (Amtliche päpstliche  Akten- und Verordnungs-Veröffent-
                lichung seit 1909)

 

A.S.S. = "Acta Sanctae Sedis" (Päpstliche Aktenveröffentlichung von 1865 bis 1909)

 

Enz.     = Enzyklika

 

0.R.      = "Osservatore Romano" (Halbamtliche päpstliche Tageszeitung seit 1870)

 

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DIE ARTIKEL ZU DEN STICHWORTEN:

 

ABGEORDNETE

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1944:

„Um fruchtbare Arbeit zu leisten, um sich Achtung und Vertrauen zu erwerben, muss jede gesetzgebende Körperschaft - wie es unwiderlegliche Erfahrungen zeigen - eine Elite von Männern vereinigen, die durch Geist und Charakterfestigkeit hervorragen; die sich als Vertreter des ganzen Volkes ansehen und nicht als die Beauftragten einer Gruppe, deren Sonderinteressen sehr oft an die Stelle der wahren Bedürfnisse und wahren Erfordernisse des öffentlichen Wohles treten; eine Elite von Männern, die nicht auf einen Beruf oder einen Stand beschränkt ist, sondern die ein Bild des vielfältigen Lebens des ganzen Volkes sein soll; eine Elite von Männern, die sich auszeichnet durch ihre unerschütterliche christliche Überzeugung, ihr gerades, sicheres Urteil, ihren praktischen Sinn, ihre Billigkeit, ihre in allen Umständen klare Haltung. Männer von klarer und gesunder Lehre, von festem und aufrechtem Willen; Männer vor allem, die durch die Autorität, die sie aus ihrem reinen Gewissen ausstrahlen und die sich um sie verbreitet, fähig sind, Führer und Lenker ihrer Mitbürger zu sein; vor allem in Zeiten wie den jetzigen, wo die Nöte, die die Völker bedrücken, sie leicht beeinflussbar machen und sie der Gefahr aussetzen, sich zu täuschen und getäuscht zu werden; Männer, die in Zeiten des Übergangs, die immer von Leidenschaften, Meinungsverschiedenheiten, widersprechenden Programmen bedrängt und zerrissen sind, sich doppelt verpflichtet fühlen, den Adern des Volkes und des Staates, in denen tausend Feuer brennen, die geistige Medizin der klaren Sicht, der helfenden Güte, des gleichen Rechts für alle, der Willensausrichtung zur Einheit und der nationalen Eintracht im Geiste wahrer Bruderliebe einzuflößen.

Die Völker, deren geistige und sittliche Veranlagung noch gesund und fruchtbar ist, finden in sich selbst Herolde und Werkzeuge der Demokratie, die diese Eigenschaften besitzen und sie zu verwirklichen wissen. Sie können sie auch der Welt geben. Wo dagegen Männer dieses Schlages fehlen, werden andere ihren Platz einnehmen und aus der politischen Tätigkeit ein Feld ihres Ehrgeizes machen, den Dingen einen Verlauf geben, der ihnen, ihrer Kaste oder ihrer Klasse vorteilhaft ist. Es ist ja bekannt, dass die Jagd nach dem Einzelinteresse das wirkliche allgemeine Wohl aus dem Blickfeld ausschließt und in Gefahr bringt."

 

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AKTION, KATHOLISCHE

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika „Summi Pontificatus" vom 20.10.1939:

„In einem Zeitpunkt, da zwischen Priesterzahl und Priesteraufgaben ein Missverhältnis besteht, das dem Worte Christi von der großen Ernte und den wenigen Arbeitern (Mt 9, 37; Lk 10, 2) einen so sorgenschweren Sinn gibt, bedeutet die zahlreiche, eifrige und hingebende Mitarbeit der Laien am hierarchischen Apostolat eine wertvolle Hilfe für die Priester und zeigt Entfaltungsmöglichkeiten, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigen. Das Gebet der Kirche zu dem Herrn der Ernte, er möge Arbeiter in seinen Weinberg senden, (Mt 9, 38; Lk 10, 2) ist in einer Weise erhört worden, die den Forderungen der Gegenwart entspricht, die eine Ergänzung der vielfach eingeengten, priesterlichen Seelsorge ermöglicht. Eine einsatzbereite Front katholischer Männer und Frauen, Jungmänner und Jungfrauen widmet sich, dem Ruf des obersten Hirten folgend, in Unterordnung unter die Bischöfe mit der ganzen Glut des Herzens diesem Apostolat und müht sich, den Massenabfall von Christus in eine Massenheimkehr zu Christus zu wandeln. Ihnen allen gilt in diesem für die Kirche und die Menschheit so bedeutungsvollen Augenblick Unser väterlicher Gruß, Unser bewegter Dank, Unsere vertrauensvolle Hoffnung. Sie haben in Wahrheit ihr Leben und Schaffen unter das Banner Christi des Königs gestellt. Sie können mit dem Psalmisten sprechen: ,Meine Werke gehören dem König.’ (Ps 44, 1). Der Ruf: ,Zu uns komme Dein Reich,' ist nicht nur Sehnsuchtsziel ihres Betens, sondern auch Leitstern ihres Handelns. In allen Klassen, Berufsschichten und Gruppen macht diese Zusammenarbeit zwischen Priestern und Laien wertvolle Energien frei und weist ihnen Aufgaben zu, wie sie edle und treue Herzen ehrender und beglückender nicht erhoffen können. Diese apostolische Arbeit, im Geiste der Kirche geleistet, weiht auch den Laien gewissermaßen zum ,Diener Christi’, wie es der hl. Augustinus mit folgenden Worten erklärt: „Meine Brüder, wenn ihr den Herrn sagen hört: ,Wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein,' so dürft ihr nicht nur an die guten Bischöfe und Geistlichen denken. Auch ihr dient ja in eurer Weise Christus, indem ihr heilig lebt, Almosen spendet, und Christi Namen und Lehre soviel als möglich verkündet. Jeder Familienvater sei schon auf Grund dieses Namens sich bewusst, dass er seine Familie in väterlicher Güte umfangen soll. Um Christi und um des ewigen Lebens willen möge jeder die Seinen ermahnen, belehren, aufmuntern und zurechtweisen; er zeige ihnen ein gutes Herz, aber sehe auch auf ernste Zucht; so wird der Hausvater in seinem Heim ein kirchliches, ja geradezu ein bischöfliches Amt erfüllen, indem er Christus dient, um auf ewig auch bei Christus zu sein." (In ev. Jo tract. 51, n 13) (® FAMILIE) Bei der Förderung dieses heute so wichtigen Laienapostolates fällt eine besondere Sendung der Familie zu. Der Geist der Familie ist für den Geist des jungen Geschlechtes entscheidend. Solange am heimischen Herd die heilige Flamme des Christusglaubens brennt, solange Vater und Mutter das Leben ihrer Kinder nach diesem Glauben formen und prägen, wird es immer wieder eine Jugend geben, die bereit ist, die Königsrechte des Erlösers anzuerkennen und jedem Widerstand zu leisten, der diesen Erlöser aus der Öffentlichkeit verbannen oder in seine Rechte frevelnd eingreifen will. Wo die Kirchen geschlossen, wo von den Wänden der Schulen das Bild des Gekreuzigten entfernt wird, bleibt die Familie der providentielle, in einem gewissen Grade unangreifbare Zufluchtsort christlicher Glaubensgesinnung; und - Gott sei es gedankt - unzählige Familien erfüllen diese ihre Sendung in unbeirrbarer Treue, die allen Anfechtungen und Opfern trotzt. Jugend aus beiden Geschlechtern in großer Zahl - auch in solchen Ländern, wo das Bekenntnis zu Christus Leid und Verfolgung bedeutet - harrt aus am Throne des Erlöserkönigs mit jener ruhigen und sicheren Entschlossenheit, die an die ruhmreichen Zeiten der kämpfenden Kirche erinnert."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Männer der Katholischen Aktion vom 7.9.1947:

„Die religiöse und sittliche Vervollkommnung der Mitglieder und ihre soziale und bürgerliche Erziehung gemäß den Lehren der Kirche; eine Vertiefung des christlichen Lebens und die Verteidigung der Freiheit der Kirche in allen in Frage kommenden Gesichtspunkten; Wiederherstellung des Königtums Christi in der Familie, in der Schule, in den öffentlichen Einrichtungen und in allen Zweigen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens. Ein solch kurzer Überblick über euer Programm genügt, um klar herauszustellen, wie viel Mut ihr gehabt habt, in einem Geist lebendigen Glaubens die Überwindung von Schwierigkeiten und sich entgegenstellenden Hindernissen auf euch zu nehmen, durchzuführen und zu vervollständigen. Jede dieser drängenden Pflichten - und es sind zahlreiche - fordert eine gewissenhafte Erfüllung, die oft Akte wahren Heldentums in sich schließt. Wir dürfen keine Zeit verlieren.

Die Zeit zum Nachdenken und Plänemachen ist vorüber. Jetzt ist die Zeit zum Handeln da. Seid ihr bereit?

Die entgegengesetzten Fronten auf dem Gebiet der Religion und der Sittlichkeit zeichnen sich immer klarer ab. Die Zeit der Erprobung ist gekommen.

Der harte Kampf, von dem Sankt Paulus spricht, verschärft sich. Die Stunde ruft nach vereinter Anstrengung. Selbst die kleinste Spanne Zeit kann für den Sieg entscheidend sein. Seht zu, dass auch ihr in diesem Wettkampf um die Ideale so laufet, dass Ihr einen noch viel höheren Siegespreis gewinnt. ,Lauft so, dass ihr ihn erlangt!' (1 Kor 9,24) Männer der Katholischen Aktion, welches sind in der Gegenwart für euch die wichtigsten Gesichtspunkte dieses Kampfes? Welches sind die Hauptgebiete eurer Tätigkeit? Wir erachten es als Unsere Pflicht, fünf Hauptpunkte kurz herauszustellen:

Religiöse Kultur, tiefes und gediegenes Wissen vom katholischen Glauben, von seinen Wahrheiten, seinen Geheimnissen und von seiner göttlichen Kraft. Man hat einen Ausdruck geprägt: ,Blutarmut des religiösen Lebens.' Das klingt wie ein Warnruf. Diese Blutarmut in allen Klassen, bei den Gebildeten wie bei den Handarbeitern, muss an erster Stelle auf Unwissenheit in geistlichen Dingen zurückgeführt werden. Diese Unwissenheit ist manchmal fast vollständig. Sie muss ernstlich angegangen, besiegt und ausgerottet werden. Darum bitten Wir unsere ehrwürdigen Brüder im Episkopat flehentlich, alles zu tun, auf dass die Priester einer so schweren Obliegenheit voll und ganz nachkommen.

Aber an euch liegt es, der Kirche bei dieser Arbeit zu helfen. Nährt vor allem euch selbst, euren Geist und euer Herz mit dem nahrhaften Brote des katholischen Glaubens, das euch in der lebendigen Lehre der Kirche, in den Heiligen Schriften, deren Urheber der Heilige Geist selbst ist, und in der heiligen Liturgie, in den approbierten Übungen der Frömmigkeit und im gesunden religiösen Schrifttum geboten wird. So tragt denn mit euch und verbreitet die Wahrheiten des Glaubens in jeder Stadt, in jedem Dorf und in den entferntesten Winkel eures schönen Landes. Macht sie zur lebensspendenden Luft, die alles durchdringt, umgibt und anfüllt, verbreitet sie besonders unter jenen, die unglückliche Verhältnisse in den Unglauben hineingetrieben haben.

Der Sonntag muss wieder der Tag des Herrn werden, der Tag der Anbetung, der Verherrlichung Gottes, der Tag des heiligen Opfers, der Ruhe, der Sammlung und Besinnung, der Tag glücklichen Beisammenseins in dem trauten Kreise der Familie. Traurige Erfahrung hat gelehrt, dass manchen, die sich während der Woche ehrlicher Arbeit widmen, der Sonntag zu einem Tag der Sünde wird.

Strebt mit all eurer Kraft danach, dass krasser Materialismus, ein Übermaß von weltlichen Vergnügen und roheste moralische Verderbnis in Büchern, Zeitschriften und Kinos den Sonntag nicht für sich in Anspruch nehmen und dadurch seinen göttlichen Charakter auslöschen und die Seelen in Sünde und Unglauben stürzen. Der Ausgang des Kampfes zwischen Glauben und Unglauben wird zum großen Teil davon abhängen, was jede der beiden einander entgegengesetzten Fronten aus dem Sonntag macht. Wird ihm klar und unverkennbar der heilige Name Gottes aufgeprägt sein, oder wird dieser Name weltförmig im Dunkel gelassen und übergangen werden? (® ARBEITERSEELSORGE)

Hier wartet ein weites Tätigkeitsfeld auf euch. Gehet mutig an das Werk, und helft, den Sonntag wieder Gott, dem Heiland, der Kirche, dem Frieden und dem Glück der Familie zurückzugeben.

Die christliche Erziehung der Jugend muss erhalten bleiben und infolgedessen auch die christliche Schule. (® JUGENDERZIEHUNG) Der christliche Herd muss erhalten werden - jener Mittelpunkt, aus dem Gottesfurcht, ungebrochene Treue, Mäßigkeit, Liebe und Frieden herauswachsen und von wo der Geist von Nazareth ausgeht, der das Haus Josefs, eures himmlischen Patrons, durchdrang.

Die christliche Familie zu retten, ist vor allem die Aufgabe des katholischen Mannes! Vergesst das nicht! Von ihm, von dem, was er ist und was er will, hängt das Schicksal der Mutter und der Familie ebenso ab wie von der Frau. Wir bestätigen, was Wir erst vor kurzem zu erklären Gelegenheit hatten: Für Katholiken ist der Weg, den sie in sozialen Fragen einzuschlagen haben, klar in der Lehre der Kirche vorgezeichnet. Der Segen Gottes wird über eure Arbeit kommen, wenn ihr von diesem Pfade nicht im geringsten abweicht, ihr braucht euch nicht Scheinlösungen auszudenken oder mit billigen inhaltlosen Formeln zu Ergebnissen gelangen, die sich nur als Täuschung erweisen. Was ihr könnt und wonach ihr streben müsst, das ist eine gerechte Verteilung der Güter. Dies ist und bleibt ein Zentralpunkt in der katholischen Soziallehre.

Der natürliche Lauf der Dinge bringt zweifellos innerhalb gewisser Grenzen - das ist weder wirtschaftlich noch sozial unnormal - eine ungleiche Verteilung der Güter der Welt mit sich. (® GÜTERVERTEILUNG) Aber die Kirche widersetzt sich der Anhäufung dieser Güter in den Händen einer verhältnismäßig kleinen und außergewöhnlich reichen Gruppe, während große Massen des Volkes zu Verarmung und einer menschenunwürdigen wirtschaftlichen Lage verurteilt sind. (® KAPITALISMUS)

Eine gerechtere Verteilung des Reichtums ist demnach ein hohes soziales Ziel, das eurer Anstrengungen wert ist. Seine erfolgreiche Verwirklichung setzt voraus, dass Einzelpersonen wie auch Gruppen das gleiche Verständnis für die Rechte und Bedürfnisse anderer aufbringen, wie für die eigenen Rechte und Bedürfnisse. Euch dessen in eurem eigenen Leben bewusst zu sein und andere dies verstehen zu lehren, ist eine der vornehmsten Aufgaben der Männer der Katholischen Aktion.

Im gleichen Geiste muss ein anderes sittliches Ideal erneuert werden: Treue und Glauben im Verkehr miteinander, das Verantwortungsbewusstsein dem Gemeinwohl gegenüber. Es ist beunruhigend zu sehen, bis zu welchem Ausmaß Treue und Ehrlichkeit im wirtschaftlichen und sozialen Leben als eine Folge der unglaublichen Erschütterungen der Kriegs- und Nachkriegszeit geschwunden sind. Solch ein Symptom ist nicht bloß ein sichtbarer Charakterfehler, sondern es enthüllt eine ernste, innere Krankheit, eine geistige Vergiftung, die auch in großem Maße die Ursache der religiösen Blutarmut ist.

Die wirtschaftliche und die finanzielle Krise, die durch jede schwere Erschütterung verursacht wird, hat die Gier nach Gewinn angefacht, sie treibt die Menschen zu kurzsichtigen Spekulationen und Praktiken, die einer ganzen Bevölkerung schaden. Wir haben solche Handlungsweisen immer getadelt und verurteilt, gleichviel von wem sie geübt wurden, desgleichen jeden unerlaubten Handel, jede Korruption, jeden Ungehorsam gegen die gerechten Gesetze, die vom Staat zum Besten der bürgerlichen Gemeinschaft gesetzt, sind. Aufgabe der Männer der Katholischen Aktion ist es, an der Heilung dieses Übels durch Wort und Beispiel, vor allem durch ihr eigenes Beispiel, und auch durch ihre weitreichendere Einflussnahme auf die öffentliche Meinung mitzuarbeiten. (® LEBENSFÜHRUNG, CHRISTLICHE; ® NAHRUNGSMITTEL)

Wir glauben, dass Wir eure Pläne, um deren Gelingen ihr euch schon kraftvoll bemüht, nicht besser zusammenfassen können, als durch das Motto, das ihr euch gewählt habt: Kirche, Familie, Arbeit; inzwischen aber prägt euch zu Beginn dieser zweiten Periode die beiden folgenden Ratschläge ein:

1. Seid von Herzen großmütig! Wo immer ihr für die Sache Christi und der Kirche aufrichtigen, guten Willen, Aktivität, Verständnis und Klugheit vorfindet, möge es in euren eigenen Reihen oder außerhalb der Katholischen Aktion sein, selbst wenn es neue, aber gediegene Formen des Apostolates sind, freut, euch über sie, hindert sie nicht, sondern verhaltet euch ihnen gegenüber freundschaftlich und helft, so oft eure Hilfe möglich und erwünscht oder erwartet wird. Die Bedürfnisse, für die die Kirche in der gegenwärtigen Zeit zu sorgen hat, sind so zahlreich und so dringend, dass jede Hand, die ihre hochherzige Mitarbeit anbietet, willkommen ist.

2. Erhaltet in euren Herzen das Ideal immer lebendig, das in dem dynamischen Rhythmus eurer Hymne widerhallt - es ist ein Ideal der Eroberung, nicht bloß der Verteidigung. Die augenblicklichen Kräfte des Katholizismus in eurer Nation zu schützen und zu festigen, ist ohne Zweifel ein in sich selbst hochverdienstliches Werk. Aber es wird oft gesagt, dass der, der sich darauf beschränkt, immer in der Defensive zu bleiben, langsam unterliegt. Die Katholische Aktion bedeutet in Wirklichkeit mehr als einen bloßen Zusammenhalt der katholischen Gläubigen. Ihr letztes Ziel ist, wiederzugewinnen, was verloren ist, und zu neuen Eroberungen voranzuschreiten. Ihr sollt euch nicht zufrieden geben, bis jene Gruppen gebildeter Männer und jener Teil der Arbeiter, die durch unglückliche Umstände von Christus und der Kirche abgeirrt sind, ihren Weg wieder zurückgefunden haben.

Sondert euch nicht ab, geht hinaus unter die anderen, um die Reichtümer des katholischen Glaubens jenen kund zu tun, die verleitet oder getäuscht worden sind. Manchmal ist es nur ein Missverständnis oder sogar noch öfter vollständige Unwissenheit, die sie von euch trennt. Nicht wenige unter ihnen warten vielleicht auf ein verstehendes Herz, auf eine klare Erklärung oder ein Wort, das sie frei machen kann. Die Kunst, Menschen zu gewinnen, könnt ihr von euren Gegnern lernen. Noch besser ist es, sie von den Christen der ersten Jahrhunderte zu lernen. Nur durch eine beständig lebendige und immer wieder neue Methode, in die heidnische Welt einzudringen, war die Kirche imstande, zu wachsen und aus bescheidenen Anfängen heraus sich weiterzuentwickeln. Sie ist oft durch unbeschreibliche Leiden und durch Martyrium hindurchgeschritten, und dann konnte sie einige Jahrzehnte lang in mehr oder weniger Ruhe freier atmen, bis nach drei Jahrhunderten das mächtige Kaiserreich gezwungen war, seine Niederlage zuzugeben und mit der Kirche Frieden zu schließen.

Man könnte versucht sein, zu sagen: ,Das ist wahr, aber zu jener Zeit war die Kirche jung.' Die Kirche ist immer jung. Sie, die Kraft und Stärke Gottes, die ständige Schützerin und Ausspenderin des Göttlichen, kann im Laufe der Zeit nicht alt werden. Frei von allem Irrtum lebt sie ihr unzerstörbares Leben und erneuert beständig ihre jugendliche Kraft gemäß dem Willen und durch die Gnade dessen, der bei ihr bleibt bis zum Ende der Zeiten. (® KIRCHE)

Die unsterbliche Jugend der Kirche glänzt auf - wie wunderbar ist dies - vor allem in Zeiten der Trübsal. Sie ist die ,Blutbraut’. (Exodus 4, 2,5) Ihre Söhne, ihre Diener werden verleumdet, gefangengenommen, getötet, hingemetzelt. Wer hätte es in diesem zwanzigsten Jahrhundert nach all dem Fortschritt der Zivilisation und nach so vielen Bekenntnissen zur Freiheit für möglich gehalten, dass solche Unterdrückungen, so viele Verfolgungen, solche Gewalttaten vorkommen könnten? Aber die Kirche fürchtet sich nicht. Sie will die Blutbraut und die Leidensbraut sein, um in sich das Bild ihres göttlichen Bräutigams nachzuzeichnen, um mit ihm zu leiden und mit ihm zu triumphieren."

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Radioansprache an die deutschen Katholiken vom 5.9.1948:

„Die Aufgaben der Seelsorge in Gegenwart und Zukunft werden sich unmöglich lösen lassen, ohne in noch stärkerem Grad als bisher dem hierarchischen Apostolat die Hilfe der Laien zur Verfügung zu stellen. Gerade die Erfahrung der Seelsorge in den verwirrten und oft fast ausweglosen Verhältnissen der letzten Jahre haben erwiesen, wie wertvoll jene Hilfe ist und wie wenig oftmals der Priester, auch bei bestem Willen ohne Laienhilfe zu erreichen vermag. Was Wir auf dem Magdeburger Katholikentag im Jahre 1928 über die Katholische Aktion ausgeführt haben, ist heute vielleicht noch zweckdienlicher als damals."

 

 

4) Sozialweisung  von Nuntius Eugenio Pacelli (dem späteren Papst Pius XII.) in seiner Ansprache auf dem Magdeburger Katholikentag vom 5.9.1928:

„Auferstehung und neues Leben: Mit Bewunderung betrachte ich deren hoffnungsvolle Zeichen und danke aus tiefster Empfindung allen denen von ganzem Herzen, die mitgewirkt haben an dem Aufbau der katholischen Kirche in der Diaspora, an erster Stelle den selbstlosen Priestern und Laienaposteln, die alle Kraft eingesetzt haben, um der Diasporanot zu wehren, die ihr Leben für den gefährdeten Glauben unserer Diasporakatholiken geopfert haben. Ich wünsche nur, der Magdeburger Katholikentag möge in den Diasporakatholiken das Gefühl des Geborgenseins auslösen, das frohe Bewusstsein, nicht abgeschnitten, einsam und verlassen dazustehen, sondern vielmehr lebendige, sorgsam gehegte und gepflegte Zweige an dem gewaltigen, in Gottes Allmacht wurzelnden, von Gottes Vorsehung gehüteten Baume der katholischen Kirche zu sein.

In den Mittelpunkt Ihrer Erörterungen haben Sie die Katholische Aktion gestellt. Ich darf darin mehr als einen bloßen Zufall sehen. Ich fühle zwischen katholischer Diaspora und Katholischer Aktion einen inneren Zusammenhang. Wir können ja das Wort ,katholische Diaspora’ nicht aussprechen, ohne an den ,Bonifatiusverein' zu denken. Ich sehe aber im Bonifatiusverein den Idealtyp eines in Katholische Aktion eingesenkten und von ihrem Geiste beseelten Organismus: Apostolisches Wirken, geboren aus religiöser Begeisterung und religiösem Verantwortungsgefühl, gekennzeichnet durch das einmütige Zusammenarbeiten von Priestern und Laien, hingeordnet auf ein Ziel, die Rettung der Diasporakatholiken, und zusammengefasst in einer festen Organisation, die ganz eingebaut ist in die gottgewollte Hierarchie der katholischen Kirche - so steht der Bonifatiusverein vor mir: Geist vom Geiste der Katholischen Aktion.

Das soll ja die Katholische Aktion nach der Idee unseres Heiligen Vaters (sc.: Papst Pius XI.) sein: Teilnahme der Laien am hierarchischen Apostolat. Dieses Wort umschließt ihre beiden Grundelemente. Das erste Element: ein tätiges und kraftvolles Apostolat der Laien, entsprechend ihrem Stand und Können, also vor allem Apostolat jener, die durch ihre Bildung und Stellung die Sache Christi und der Kirche besonders zu fördern vermögen. Die Nöte und Aufgaben der Kirche sind heute, wie ich nicht weiter auseinander zusetzen brauche, so groß und so gewaltig, dass die Priester des Mitapostolats der Laien in keiner Weise entraten können. Das zweite Element: Einbau des Laienapostolats in die Verfassung der Kirche, wie Christus sie gewollt, freudige Bereitschaft gegenüber den Weisungen der Führer, die Christus ihr gegeben hat. Die Katholische Aktion will die apostolische Tätigkeit der Laien jener der Priester angliedern und ihre geschlossenen Reihen zu einer machtvollen Phalanx, zu einer „acies bene ordinata" in der Hand der Bischöfe und des Stellvertreters Christi auf Erden machen. So ruft der Heilige Vater zur Katholischen Aktion auf. So stellt er sie in dem herrlichen Rundschreiben „Ubi arcano" hin als heilige Pflicht der Hirten wie der Gläubigen.

Die Katholische Aktion kennt keine allgemeingültige äußere Form. Sie schafft sich ihre Form nach der jeweiligen religiösen und kirchlichen Lage der Länder und Völker, freilich immer in bewusster, grundsätzlicher Einordnung in die hierarchische Gliederung. Die Organisation ist das Äußere. Was die Katholische Aktion vor allem anderen dem ganzen Zellenbau des katholischen Lebens geben will, das ist die Seele: katholisches Selbstbewusstsein, katholische Grundsatztreue, einheitliches katholisches Denken, Wollen und Wirken.

Die Katholische Aktion wird also in keiner Weise wertvolle und lebendige katholische Organisationen mit religiösem Ziele, an denen das katholische Deutschland so reich ist, zerstören oder beeinträchtigen. Diese Organisationen mögen alle unter Wahrung ihrer Eigenart und Eigentätigkeit dem einen Leib der Katholischen Aktion als Glieder eingefügt werden, von ihr Geist und Richtung empfangend und wiederum deren Leben bereichernd. (® DEUTSCHLAND, SOZIALE LAGE)

Die Katholische Aktion will auch nicht die relative Eigengesetzlichkeit der Kulturgebiete leugnen. Sie belässt daher den Organisationen der Katholiken mit rein kulturellem Ziel ihre Selbständigkeit, es ihnen anheim stellend, mit ihr in Arbeitsgemeinschaft zu treten. Sie ist ebenso wenig Politik. Sie wird also den Katholiken nicht in rein politischen und wirtschaftlichen Fragen eine bestimmte Anschauung aufzwingen. Aber eines will sie erreichen und muss sie erreichen: dem katholischen Volke Führer zu geben, die überall da, wo Kultur, Wirtschaft und Politik das Gebiet des Religiösen und Sittlichen berühren, klar und sicher auf dem Boden der katholischen Weltanschauung stehen. Weit entfernt, die Katholiken zu trennen und zu spalten, wird sie deshalb vielmehr da, wo die katholischen Interessen es verlangen, Zusammenschluss und Einheit schaffen.

Enge Verbindung der Priester und Laien aus dem Gedanken des gemeinsamen Apostolats für Christus, einheitliche Arbeit der katholischen Organisationen aus der Kraft einigender, selbstloser christlicher Liebe, einheitliche Führung der Katholiken in allen Fragen des religiösen und sittlichen Lebens nach den Grundsätzen unseres Glaubens und den Weisungen der von Christus bestellten Lehrer und Hirten, das ist die unmittelbare Aufgabe, in deren Dienst die Katholische Aktion tritt. Ausbreitung des Reiches Christi, Anerkennung und steigendes Sichauswirken der Gottesordnung auf allen Lebensgebieten, im ganzen Bereiche der Natur und Übernatur, das ist das letzte hohe Ziel, dem sie zustrebt. Die Gesinnung, in der sie arbeiten will, ist die Gesinnung übernatürlichen Optimismus´, des übernatürlichen Optimismus, mit dem die Katholiken Deutschlands den großen Gottestempel der katholischen Kirche in der Diaspora aufgebaut haben. Das Zusammenwirken glaubensmutigen Apostolats und der wunderbaren Hilfe des allmächtigen Gottes hat diesen Riesendom erstehen lassen. Mit der Gesinnung, mit der Generationen an ihm gebaut haben, sollen Sie Ihre Herzen und Ihre Kräfte der Katholischen Aktion weihen. Sie haben Gott und die Wahrheit auf Ihrer Seite, Sie kämpfen für Christus und seine Kirche. Der Sieg wird ihnen sicher sein, wenn Sie deren Leitung sich anvertrauen, durch die Christus Sie leiten will."

 

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ARBEIT

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Arbeiter vom 13.6.1943:

Eure willkommenen Anwesenheit, die ihr die Stunden und Tage in Arbeit verbringt, um für euch und eure Familie den Lebensunterhalt zu verdienen, erweckt in Uns einen großen Gedanken und ein tiefes Geheimnis: den Gedanken, dass die Arbeit dem ersten Menschen von Gott nach dem Sündenfall auferlegt wurde, um der Erde im Schweiße des Angesichtes das Brot abzuringen; und das Geheimnis, dass Gottes Sohn, vom Himmel herabgestiegen und Mensch geworden, um die Welt zu retten, sich diesem Gesetz der Arbeit unterwarf und seine Jugend damit verbrachte, in Nazareth mit seinem Pflegevater zu schaffen, so dass er als ein ,Sohn des Zimmermanns’ gehalten und so genannt wurde. (Mt 13,55; Mk 6,3) Erhabenes Geheimnis, dass Er vor dem Lehren zu arbeiten begann, erst einfacher Arbeiter, dann Lehrer aller Völker! (Apg 1,1)" (®CHRISTUS)

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsbotschaft vom 23.12.1942:

Wer will, dass der Stern des Friedens über dem menschlichen Gemeinschaftsleben aufgehe und leuchte, der gebe der Arbeit den ihr von Anfang an durch Gott bestimmten Platz. Als notwendiges Mittel zu der von Gott zu seiner Ehre gewollten Beherrschung der Erde besitzt jede Arbeit ihre unantastbare Ehre und ist zur gleichen Zeit eng verknüpft mit der Entfaltung der Persönlichkeit; die hohe Würde und das Vorrecht der Arbeit werden nicht im geringsten gemindert durch ihre Mühe und Last, die als Folge der Erbsünde im Gehorsam gegen Gottes Willen zu tragen ist."

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika Fulgens radiatur” vom 21.3.1947:

Außerdem lehrt uns der Gesetzgeber des Benediktinerordens – es wird dies heute zwar so gern öffentlich verkündet, aber nur allzu oft nicht so wie es sich geziemt ins Leben umgesetzt -, dass nämlich die menschliche Arbeit nicht etwas Würdeloses, Hassenswertes und Lästiges sei, vielmehr etwas Liebenswertes, Ehrenvolles und Freudiges. Denn das Leben der Arbeit, ob es nun Ackerbau, Gewerbe oder freie Künste seien, erniedrigt den Menschen nicht, sondern adelt ihn, es führt ihn nicht zur Knechtschaft, es macht ihn vielmehr zum Herrscher und Lenker der ihn umgebenden, mühsam gemeisterten Dinge. Der Jüngling Jesus selbst verachtete es nicht, als er noch verborgen im häuslichen Umkreis weilte, in der Werkstatt seines Nährvaters das Zimmermannshandwerk auszuüben. Es mögen also nicht nur jene, die den Geisteswissenschaften obliegen, sondern auch jene, die durch ihrer Hände Werk den täglichen Lebensunterhalt verdienen, wissen, dass sie etwas sehr Edles tun, mit dem sie ihrem eigenen Vorteil wie dem Wohle der gesamten bürgerlichen Gemeinschaft dienen. Sie sollen es jedoch, wie Benedikt, der Patriarch, mahnt, mit zum Himmel erhobenem Geist und Herz tun, nicht aus Zwang, sondern in Liebe, und – da auch die eigenen berechtigten Ansprüche zu schützen sind – nicht mit Neid auf anderer Los, nicht ungeregelt und aufgeregt, sondern mit Ruhe und in rechter Ordnung. Sie seien des göttlichen Ausspruches eingedenk: ,Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot verdienen;' (Gen 3,19) diese Vorschrift ist von allen Menschen um des Gehorsams und der Sühne willen auszuüben.

Dabei ist das Eine, Wichtigste nicht zu vergessen, dass wir nämlich von den irdischen, hinfälligen Dingen, ob sie nun durch die Kraft des Geistes erforscht und ausgebaut oder mit mühsamer Hände Werk bezwungen werden, zu jenen himmlischen Wohnungen unter beständigem täglich wachsendem Einsatz aufsteigen müssen; erst wenn wir diese erlangt haben, wird es uns gestattet sein, des wahren Friedens verklärter Ruhe und des ewigen Glückes uns zu erfreuen."

 

 

4) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache zur 50-Jahrfeier der Enzyklika „Rerum novarum“ vom 1.6.1941:

„Rerum novarum“ lehrt, dass der Arbeit des Menschen zwei Dinge eigentümlich sind: sie ist persönlich, und sie ist notwendig. Sie ist persönlich, weil sie durch Einsatz der persönlichen Kräfte geleistet wird; sie ist notwendig, weil ohne sie der notwendige Lebensunterhalt nicht beschafft werden kann. Die Erhaltung des Lebens ist aber eine naturgegebene, strenge persönliche Pflicht. Der naturgegebenen persönlichen Arbeitspflicht entspricht folgerichtig das naturgegebene persönliche Recht, durch Arbeit für das eigene Leben und das Leben der Seinen Vorsorge zu treffen.

So ist der Befehl der Natur auf das erhabene Ziel der Erhaltung des Menschen hingeordnet. Doch beachtet: Diese Pflicht und das ihr entsprechende Recht zur Arbeit kommen dem Einzelmenschen in erster Linie von der Natur, nicht etwa von der Gemeinschaft zu, als ob der Mensch nichts als ein von der Gemeinschaft zur Arbeit Beauftragter wäre. (® KOMMUNISMUS ®TOTALITARISMUS)

Daraus folgt, dass Pflicht und Recht zur Ordnung des arbeitenden Volkes zunächst bei den unmittelbar Beteiligten liegen: bei den Arbeitgebern und bei den Arbeitnehmern. Insofern sie ihre Aufgabe nicht zu erfüllen vermögen, ist es Aufgabe des Staates einzugreifen, in den Einsatz wie in die Verteilung der Arbeit, auf die Art und in dem Maße, wie es die Wahrung des wohlverstandenen Gemeinwohles verlangt."

 

 

5) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache Ansprache an Bauern vom 15.11.1946:

„Die Sünde hat zwar die Landarbeit (® LANDWIRTSCHAFT) mühselig gemacht, aber sie hat sie nicht erst in die Welt gebracht. Gott hatte dem Menschen die Erde schon vor dem Sündenfall gegeben, damit er sie als schönste und ehrenvollste Beschäftigung im Rahmen der natürlichen Ordnung bebaue. Während die Sünde unserer Stammeltern weiterwirkte, haben die Sünden der ganzen Menschheit den Fluch auf der Erde immer lastender gemacht. Alle Übel suchen den Boden heim, Überschwemmungen, Erdbeben, Seuchen und Kriege. Der Boden ist vielfach wüst, unfruchtbar und ungesund geworden. Und heute nach dem Kriege birgt er heimtückisch versteckte Minen, die todbringend auf Opfer warten.  Er schenkt dem Menschen seine Schätze nicht mehr freiwillig. Liebevoll, wie der Arzt zum Kranken, und nicht wie ein Sklave an die Scholle gefesselt, pflegt der Bauer den Boden. Aber so notwendig die Liebe auch ist, allein genügt sie nicht mehr. Um die Art und sozusagen den Charakter seines Grundstückes zu kennen, das sich manchmal schon vom Feld des Nachbarn unterscheidet, muss er wissen, welche Keime es verderben, welche Nager es durchwühlen, welche Würmer seine Früchte fressen, welches Unkraut seine Ernte durchwuchert, welche Kräfte dem Boden fehlen, welche Fruchtfolgen ihn bereichern; für all das und vieles mehr braucht der Bauer umfassende Kenntnisse.

Ihr Bauern bildet mit euren Familien eine Arbeitsgemeinschaft. Ihr wollt euch aber auch mit anderen Berufsgruppen des Volkes zu einer großen Arbeitsgemeinschaft vereinen. Das entspricht der Ordnung Gottes und der Natur. Das entspricht dem wahren katholischen Begriff der Arbeit. Er vereinigt die Menschen zu einem gemeinschaftlichen Dienst zur Befriedigung der Bedürfnisse des Volkes, zur eigenen Vervollkommnung und zur Ehre des Schöpfers und Erlösers.

Haltet immer daran fest, eure Arbeit ihrem tiefsten Sinne gemäß als euren und eurer Familie Beitrag an der Gesamtwirtschaft des Volkes zu betrachten. Damit bleibt das Recht auf einen genügenden Arbeitsertrag zur Bestreitung des Lebensunterhaltes gewahrt, der eurer Menschenwürde und euren kulturellen Bedürfnissen entspricht. Das bedingt auch die Anerkennung der notwendigen Verbindung mit den anderen Berufsgruppen, die für die Bedarfsdeckung des Volkes tätig sind, und damit auch euren Beitrag zum sozialen Frieden."

 

 

6) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an die kanadische Soziale Woche" vom 4.10.1947:

„Das bäuerliche Leben verdient in der Tat besondere Rücksicht und Fürsorge, während die Aufmerksamkeit der Soziologen und Politiker sich nur zu oft vorwiegend den Problemen zuwenden, die sich durch die Entstehung der großen Industriezentren ergeben haben. Gewiss, Wir leugnen nicht deren Dringlichkeit und wesentlichen Charakter, aber hier heißt es, das eine zu tun ohne das andere zu lassen.

Denn man muss wohl zugeben, dass eine der Ursachen der Gleichgewichtsstörung, oder sagen wir besser, der Zerrüttung, in der sich die Weltwirtschaft und mit ihr zugleich die gesamte Zivilisation und Kultur befinden, zweifellos in der beklagenswerten Abkehr oder auch geradezu in der Verachtung des bäuerlichen Lebens und seiner vielfältigen und wesentlichen Tätigkeit zu suchen ist. Oder lehrt uns nicht die Geschichte - zumal der Untergang des Römischen Reiches - darin einen Vorboten des Niedergangs einer Zivilisation zu sehen? Ist es nicht kennzeichnend, dass gerade aus Gegenden intensiver Industrie wie ein Alarm der Ruf nach gesunden, starken, tief und bewusst christlichen Bauern kommt, an denen sich wie an einem unüberwindlichen Damm die steigende Flut der physischen und sittlichen Korruption brechen soll? Die sittliche und religiöse Seite dieser Frage wird euch natürlich in erster Linie angehen. Man kann tatsächlich nicht oft genug wiederholen, wie sehr die Landarbeit ihrem Wesen nach eine Erzeugerin physischer und sittlicher Gesundheit ist, denn nichts kräftigt Leib und Seele so sehr, wie diese wohltätige Berührung mit der Natur, die unmittelbar aus den Händen des Schöpfers hervorgegangen ist. Die Erde täuscht nicht, sie ist den Launen, Verführungen und künstlichen, fieberhaften Reizen der großen Städte mit ihren Verlockungen nicht unterworfen. Ihre Beständigkeit, ihr regelmäßiges, maßvolles Werden, die geduldige Majestät des Wechsels der Jahreszeiten sind wie ebenso viele Wirkungen der göttlichen Kräfte. 0 fortunatos nimium... Ja, noch glücklicher und edler, als der antike Dichter es sich vorstellt, ist diese bäuerliche Rasse, die sich durch ihre Lebensbedingungen selber so leicht zum Allmächtigen erheben kann, der Himmel und Erde gemacht hat!"

 

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ARBEITGEBER - ARBEITNEHMER

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Arbeitnehmer und Arbeitgeber vom 25.1.1946:

„Eure Anwesenheit (Arbeiter und Arbeitgeber) ist Uns nicht nur darum besonders erfreulich, weil sie eure kindliche Ehrerbietung bezeugt, sondern mehr noch um der moralischen und sozialen Bedeutung willen, die eurer brüderlichen Zusammenkunft zukommt; denn diese hat die Verständigung zwischen den beiden produktiven Kräften der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer zur besseren Entfaltung der nationalen Wirtschaft und des bürgerlichen Fortschritts zum Ziel.

Eine irrige Lehre behauptet, Vertreter der Arbeit und Besitzer des Kapitals wären sozusagen auf Grund eines Naturgesetzes dazu verurteilt, in erbittertem und unversöhnlichem Kampf gegenüber zu stehen, und die industrielle Befriedigung sei nur um diesen Preis zu erkaufen. (® KLASSENKAMPF)

Ihr werdet jedoch, ohne dass es allzu komplizierter Überlegungen bedarf, begreifen, dass die soziale Befriedung, wenn sie vernünftig und menschlich sein soll, sich nicht durch einfache Ausschaltung einer der streitenden Parteien erreichen lässt. Auf diese Weise würde man nur jenen Frieden der Arbeit zerstören, der der öffentlichen und der privaten Wirtschaft Leben und Bestand verleiht. Man könnte nicht einmal hoffen, durch eine so entstandene Kollektivorganisation den Widerstreit wirklich aus der Welt geschafft zu haben; denn die Faktoren des Kampfes hätten sich nur geändert."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an die Delegierten der italienischen christlichen Arbeitervereine vom 11. 3. 1945:

„Es ist heute an der Zeit, die leeren Phrasen aufzugeben und mit Quadragesimo anno an die neue Ordnung der produktiven Kräfte des Volkes zu denken. Das heißt jenseits des Unterschiedes zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen die Menschen jene höhere Einheit, die alle in der Produktion tätigen Menschen umfasst, sehen lernen, nämlich ihre Verbundenheit und Solidarität in der Pflicht, zusammen auf dauerhafte Weise für das Gemeinwohl und die Bedürfnisse der Allgemeinheit zu sorgen. Diese Solidarität soll sich auf alle Zweige der Produktion erstrecken, und sie soll die Grundlage einer besseren Wirtschaftsordnung werden, einer gesunden und gerechten Selbstverwaltung. Sie soll den arbeitenden Klassen den Weg öffnen, ihren Teil an der Verantwortung für die Leitung der nationalen Wirtschaft ehrlich zu erwerben. Auf diese Weise wird es dank dieser friedlichen Zuordnung und Zusammenarbeit, dieser engeren Verbindung der Arbeit mit den übrigen Faktoren des Wirtschaftslebens dazu kommen, dass der Arbeiter für seine Arbeit ein gesichertes und genügendes Verdienst für seinen und seiner Familie Unterhalt findet, wahre Befriedigung seines Geistes und einen mächtigen Ansporn zur Weiterbildung erfährt."

 

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ARBEITER

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Arbeiter vom 13.6.1943:

„Lasst euch von neuem das göttliche Vorbild des christlichen Arbeiters, Christus den Zimmermann (Mark. 6,3), in der Werkstätte von Nazareth, das erhabenste Bild des Arbeiters, das ihr euch vorstellen und bewundern könnt, zeigen. Der Sohn Gottes, Erneuerer der von Adam verlorenen Gnade, möge euch jene Kraft, jene Geduld, jene Tugend, die euch vor ihm groß machen, verleihen. In euren Werkstätten, in euren Unternehmungen in der Sonne der Felder, im Dunkel der Bergwerke, an der Glut der Hochöfen, in der Kälte der Kühlhäuser, wohin euch immer das Wort dessen, der euch leitet, ruft, eure Kunst, das Bedürfnis der Brüder, des Vaterlandes, des Friedens, beseele euch seine Gnade, die für euch Hilfe, Rettung und Trost sei und verwandle die Verdienste der harten Arbeit, mit der ihr hienieden das Leben verbringt und aufopfert, in jenseitige Glückseligkeit. Zweifelt nicht! Christus ist immer bei euch! Seht ihn an den Orten eurer Arbeit, in eurer Mitte, wie er eure Mühen beobachtet, eure Reden hört, eure Herzen tröstet und eure Zwistigkeiten beilegt. So werdet ihr die Werkstätte in das Heiligtum von Nazareth verwandelt sehen und es wird auch unter euch jene Vertraulichkeit herrschen, jene Ordnung und Eintracht, die ein Ergebnis des Segens des Himmels sind, der herabkommt und die Gerechtigkeit und den guten Willen der Menschen fest im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe Gottes erhält.

Erhebt, christliche Arbeiter und Arbeiterinnen, euren Glauben mit Verstand und Gemüt; sucht Stärkung und Erneuerung jeden Tag im Trost des Gebetes, das euren Arbeitstag beginnen, heiligen und beenden möge. Weckt Gedanken und Gefühle, die eure Seelen erleuchten und anspornen, besonders in der Ruhezeit der Sonn- und Feiertage, und die euch begleiten und führen zum Besuch der heiligen Messe. Auf dem Altare, dem unblutigen Calvaria, erneuert unser Erlöser, der sein Erdenleben als Arbeiter verbrachte wie ihr, fortwährend das Opfer seiner selbst, zum Wohl der Welt und er macht sich zum Spender der Gnade und des Lebensbrotes für die Seelen, die ihn lieben und in ihrem Kummer bei ihm Zuflucht suchen, um getröstet zu werden. Vor dem Altare in der Kirche, möge jeder christliche Arbeiter seinen Willen zu arbeiten, dem göttlichem Gesetz der Arbeit untertan, erneuern; wer er auch sei, Arbeiter des Geistes oder der Hände, um durch seine Mühen und Verzichte das Brot des Lebens hienieden, die ewige Seligkeit zu erlangen, in Gleichrichtung seiner Absichten mit denen des Erlösers, indem er seine Arbeit wie einen Lobgesang mit Gott in Einklang bringt.

In jeder Sache und zu jeder Zeit erhaltet und wacht über eure persönliche Würde. Die Materie, die ihr bearbeitet, von Gott seit Anbeginn der Welt erschaffen und von ihm durch die fortgesetzte Arbeit der Jahrhunderte im Inneren und auf der Oberfläche der Erde durch Erdumwälzungen, Entwicklungsvorgänge und Eruptionen verwandelt, um das beste Ausgangsprodukt für den Menschen und seine Arbeit zu schaffen, erinnere euch fortgesetzt an Gottes Schöpferhand und erhebe eure Seele zu ihm, dem obersten Gesetzgeber, dessen Gebote auch im Leben der Fabriken beobachtet werden müssen."

 

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ARBEITERIN

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Arbeiterinnen vom 15.8.1945:

„Die Frau ist das Herz der Familie. Die Sorge für das Haus, in dem sie Königin ist, ist Mittelpunkt und Hauptschauplatz ihrer Betätigung. Aber in dieser Ordnung der Dinge hat die Industrie mit ihren weittragenden Fortschritten zu einer Umformung geführt, die in der Geschichte der menschlichen Kultur ohne Vorgang ist. Sie hat, wie ihr wohl wisst, einen beachtlichen Teil der häuslichen Arbeiten an sich gezogen, die von Natur aus der Frau zugestanden, und umgekehrt hat sie eine große Menge der Frauen gezwungen, den häuslichen Herd zu verlassen und in Fabriken, Büros und Werkstätten zu arbeiten. Nicht wenige beklagen eine solche Wandlung. Sie ist jedoch eine vollzogene Tatsache, die sich im Augenblick unmöglich ändern lässt.

Wir haben bereits ein anderes Mal die tiefen Auswirkungen aufgezeigt, die eine solche Umwandlung im (italienischen) Volke gezeitigt hat. Denn hier war vielleicht mehr als in andern Nationen die traditionelle Begrenzung der fraulichen Tätigkeit auf den Familienkreis ein grundlegender Faktor der Gesundheit und der öffentlichen Moral, so dass diese Veränderung das Ausmaß einer wirklichen sozialen Umwälzung annehmen konnte.

Was ist nun unter solchen Bedingungen eure Pflicht? (Gemeint sind die Arbeiterinnen) Sorgt dafür, mehr als zuvor, dass die Familie das Heiligtum eures Lebens ist. Die unter euch, die nicht verheiratet sind, bleiben im allgemeinen in der Geborgenheit des Vaterhauses. Sie schenken freiwillig ihren Verdienst und ihre freien Stunden in erster Linie ihren Lieben, den Eltern, Brüdern und Schwestern, auch wenn das den Verzicht auf ein mehr unabhängiges Leben bedeutet und auf Vergnügungen, denen sich so viele ihrer Mitarbeiter in ausreichendem Maße widmen. Hier handelt es sich darum, gegen den Strom zu schwimmen, um einer christlichen Pflicht treu zu bleiben. Die Erfüllung dieser Pflicht aber wird den Frieden und das Glück des Herzens bringen und auf eure Zukunft den Segen Gottes herabrufen.

Und denen unter euch, die schon verheiratet und Mütter sind, sagen Wir: Hier ist es wohl bekannt, wie schwierig es ist, in Treue gegen Gottes Gesetz den Pflichten einer Arbeiterin in einem öffentlichen Betrieb nachzukommen und zur gleichen Zeit denen einer Familienmutter. Wir übersehen nicht, dass viele den Anstrengungen der doppelten Aufgabe nicht gewachsen sind und daran zerbrechen. Die Anstrengungen der Kirche zugunsten eines für den Arbeiter und seine Familie ausreichenden Lohnes (auch wenn es schwierig zu erreichen ist) hatten und haben gerade den Zweck, die Ehefrau und Mutter in ihren eigentlichen Bereich, an den häuslichen Herd zurückzuführen. (® LOHN)

Wenn ihr aber das tägliche Brot in Fabriken oder Werkstätten verdienen müsst, gebt in den Stunden, die euch für zu Hause bleiben, eurem Gatten und euren Kindern mit doppeltem Eifer das gute Beispiel sorgender und nicht erlahmender Liebe. Macht, dass eure Wohnung, um einen Ausdruck des Apostels Paulus zu brauchen, ein Ort ,ruhigen und friedlichen Lebens mit aller Frömmigkeit und Würde’ (1 Tim 2,2) werde, immer bewegt von dem Vorsatz, euch selbst mit verständigem Herzen der Familie zu widmen und damit die heilsamen Auswirkungen zu sichern, die die alten christlichen Gewohnheiten, die heute verschwunden sind, gleichsam unbewusst mit sich brachten. Von der Heiligung der Feste, vom andächtigen Besuch der heiligen Messe, vom Besuch am Tische des Herrn, vom Bekenntnis eures Glaubens werdet ihr den Mut und die großzügige Geduld in den Widrigkeiten des Lebens hernehmen, die Kraft und die Reinheit des Geistes, den Anstand in der Kleidung, die eheliche Treue, die mütterliche, zu jedem Verzicht bereite Liebe; und von dort wird in euch die Gnade Jesu Christi lebendig werden, in eurer Familie, bei euren Arbeitskollegen, damit die Aufrichtigkeit, die Achtung vor dem Recht und der gegenseitigen Würde, die Bereitschaft zu gegenseitiger Hilfe kennzeichnend werden möge für eure Beziehungen.

Es ist überflüssig, euch daran zu erinnern, die ihr in sozialen Dingen eine so große Erfahrung habt, dass die Kirche immer das Prinzip beibehalten hat, dass der Arbeiterin für die gleiche Arbeitsleistung der gleiche Lohn wie dem Arbeiter zu zahlen ist und dass es ungerecht ist und dem allgemeinen Wohl entgegensteht, die Arbeiterfrau auszunutzen, nur weil man sie zu geringerem Preis haben kann, zum Schaden nicht nur der Arbeiterin, sondern auch des Arbeiters, der sich damit der Gefahr der Arbeitslosigkeit aussetzt."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Frauen vom 21.10.45:

„Dass das öffentliche Leben sich bereits seit langer Zeit in einer Weise entwickelt, die der Familie und der Frau nicht günstig ist, ist eine feststehende Tatsache. An die Frau richten sich verschiedene politische Bewegungen, um durch angebliche Vertretung ihrer Sache zu gewinnen. Ein totalitäres System (® TOTALITARISMUS) stellt ihr wunderbare Versprechungen vor die Augen: Gleichheit der Rechte mit dem Mann, Schutz der Schwangeren und Wöchnerinnen, gemeinsame Küchen und andere Dienste, die sie von der Last der Hausarbeit befreien, öffentliche Kindergärten und andere Institute, erhalten und verwaltet vom Staat und den Gemeinden, die sie von den Mutterpflichten gegenüber den eigenen Kindern befreien, kostenloser Schulunterricht und Hilfe im Krankheitsfalle. Man wird die Vorteile, die sich aus der einen oder anderen Maßnahme sozialer Fürsorge ergeben, nicht leugnen. Wir selbst haben bei anderer Gelegenheit bemerkt, dass die Frau bei gleicher Leistung den gleichen Lohn verdienen soll wie der Mann. Es bleibt jedoch der wesentliche Punkt der Frage, auf den wir bereits zu sprechen kamen: Sind die Lebensbedingungen der Frau damit besser geworden? Die Gleichheit der Rechte mit dem Mann hat die Frau, als sie das Haus verließ, wo sie Königin war, derselben Arbeitslast und Arbeitszeit unterworfen. Man hat sich um ihre wahre Würde nicht gekümmert, wie um das solide Fundament aller ihrer Rechte, um den eigentlichen Charakter ihres fraulichen Wesens und die intime Zusammenordnung der beiden Geschlechter; man hat das vom Schöpfer für das Wohl der  Menschheit und vor allem der Familie bestimmte Endziel aus dem Auge verloren. Aus den Konzessionen, die man der Frau gemacht hat, ist leicht, mehr noch als die Achtung vor ihrer Würde und Aufgabe, das Ziel abzuleiten, die wirtschaftliche und militärische Stärke des totalitären Staates zu vermehren, dem alles unabdingbar untergeordnet sein muss.

Kann andererseits die Frau von einem rein kapitalistischen System (® KAPITALISMUS) eine wahre Vertretung ihrer Interessen erhoffen? Wir brauchen nicht notwendig die wirtschaftlichen und sozialen Folgen, die hieraus entstehen, auseinander zusetzen. Ihr kennt selbst die charakteristischen Zeichen und tragt selbst ihre Last: Außerordentliches Anwachsen der Bevölkerung in den Städten, fortschreitendes, streberhaftes Wachstum der Großunternehmungen, schwierige und heikle Lage der anderen Betriebe, besonders des Handwerks (®) und auch der Landwirtschaft (®) und beunruhigendes Anwachsen der Arbeitslosigkeit (®)."

 

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ARBEITERJUGEND

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Arbeiter vom 13.6.1943:

Vielleicht sind mit euch (gemeint sind Arbeiter und Arbeiterinnen) zusammen oder arbeiten mit euch Knaben und Mädchen. Erinnert euch, dass den Kindern und Unschuldigen eine große Ehrfurcht gebührt und dass Christus erklärt hat, dem, der ihnen Ärgernis gebe, wäre es besser, ein Mühlstein würde um seinen Hals gehängt und er würde in die Tiefe des Meeres versenkt. (Mt 18,6) 0 Väter und Mütter, welche Ängste begleiten die Schritte eurer Söhne und Töchter in die Fabriken, welche Befürchtungen! Ihr Arbeiter vertretet ihre Stelle in ihrer Überwachung und der Sorge für ihre Unschuld und Reinheit im jugendlichen Alter, wenn der Beruf oder familiäre Notwendigkeiten sie zwingen, vom liebevollen Auge der Eltern entfernt zu sein. Von den Älteren und ihrem Beispiel, vom energischen und entschiedenen Willen der Fabriksleitung, im Verlangen nach einer ehrenhaften, physisch und psychisch gesunden Ordnung, hängt die Bewahrung der Jugend ab oder aber ihr Verderben durch Unmoral, Vergnügungssucht und Verschwendung, indem sie so auch die kommenden Generationen aufs Spiel setzt. Kein Wort, kein Witz, keine Neuigkeit komme über eure Lippen, die das Ohr der Jugend, die euch hört, beleidigt. Möge die Arbeiterjugend beim Klerus, bei den religiösen Schwesternkongregationen, bei den Mitgliedern der „Katholischen Aktion“, Menschen finden, die sich, im Einklang mit den Vorgesetzten, mit aller möglichen moralischen Energie zu ihren Gunsten auch im täglichen Leben der Fabrik einsetzen. Aber auch die gegenseitige Kameradschaft, Achtung, das gute Beispiel, das ermahnende und ermunternde Wort und auch die bescheidene Hilfe untereinander mögen nie aufhören."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an Monsignore Cardjin vom 26.4.1946:

„In der Stunde, da auf den Ruinen eines gnadenlosen Krieges eine neue Welt entsteht, können Wir nur den glühenden Wunsch hegen, dass endlich das Gesetz Jesu Christi in allen Teilen der Gesellschaft wie auch unter allen Völkern herrsche. Dank dem providentiellen Ferment der christlichen Arbeiterjugend (CAJ) erhoffen Wir das besonders für die Arbeitermassen. 

Wir wissen, welch hervorragenden Platz ihr in der „Katholischen Aktion“ (®) einnehmt, an deren Festigung Unser Vorgänger seligen Angedenkens, Pius XI., soviel gearbeitet hat. Auch Wir verfolgen mit größter Anteilnahme ihre Ausbreitung für das Heil und den Frieden der Welt. Die enge Zusammenarbeit der Laien mit dem hierarchischen Apostolat der Kirche, in verständiger und freudiger Gefolgschaft der geistlichen Führer, die der Heilige Geist bestellt hat, die Kirche Gottes zu regieren, ist die Gewähr für den übernatürlichen Erfolg, der den Herolden des Evangeliums versprochen ist; die katholische Arbeiterjugend ist bei ihren Brüdern und Schwestern der Arbeiterwelt, sowohl durch ihre geeigneten Methoden wie durch den Geist, der sie beseelt, der lebendigste Ausdruck für diesen Erfolg."

 

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ARBEITERSEELSORGE

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Arbeitnehmer und Arbeitgeber vom 25.1.1946:

Heute erwacht nach einem furchtbarem Kriege, der die Welt mit Blut und Trümmern bedeckt hat, in allen nachdenklichen und einsichtigen Geistern das lebhafte Bedürfnis, zu den Überlieferungen zurückzukehren. Diese Überlieferungen haben sich stets als unerschöpfliche Quellen edler Gefühle, unersetzliche Hüter des Friedens zwischen den Einzelnen und zwischen den Gruppen und Klassen des Volkes erwiesen. Wir sehen daher mit Befriedigung die Anstrengungen, die gemacht werden, um in den Fabriken eine reinere, höhere und edlere Atmosphäre von Geistigkeit zu schaffen, auf dass die technischen Kenntnisse nicht vergebens seien oder sich gar in Instrumente der Agitation und des Streites verwandeln. Darum segnen Wir aus überströmendem Herzen die Tätigkeit der Arbeiterseelsorger, die jenseits aller Parteien und ohne jegliche materielle Interessen Gott und damit das Licht und die Flamme der Liebe, die die Herzen brüderlich vereint, in die Fabriken tragen. Wir grüßen auch die wachsende Reihe der Arbeiter, die alljährlich ihren Geist durch Einkehrtage und Gebet erneuern und so einen mächtig wirksamen Sauerteig innerhalb der Arbeiterschaft bilden. Und mit väterlicher Sorge rufen Wir den Arbeitgebern die Pflichten der Hilfeleistung und des Apostolates ins Gedächtnis, Pflichten, die für alle gelten, besonders jedoch für die, die die Möglichkeit haben, sie zu erfüllen."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an Monsignore Cardjin vom 26.4.1946:

„Wie sollten Wir in der Tat nicht eine lebhafte Freude darüber empfinden, die Erstlingsfrüchte der Arbeiterwelt auf dem Acker des himmlischen Vaters (besonders in Unserem lieben und treuen Belgien) an Verdienst und Zahl wachsen zu sehen, wo der Geist des göttlichen Erlösers die unerschrockenen Scharen junger Arbeiter und Arbeiterinnen mit solchem Eifer beseelt?

Besondere Ermutigung - und Wir werden es sicherlich nicht daran fehlen lassen - schulden Wir ihren aufopfernden „Aumoniers“ (Arbeiterpriester), deren Zahl man sich gern vermehren sehen möchte, um den wachsenden Anforderungen zu entsprechen, die sich aus der so großen Zahl junger Leute und junger Mädchen der Fabriken und Werkstätten ergeben, einer ungeheuren Herde, die allzu oft ohne Hirten ist und alsdann die Beute schlechter Hirten und der Wölfe werden würde. Hier zweifeln Wir nicht daran, dass aus den Reihen der Arbeiterjugend (®) selbst immer zahlreicher die Berufe hervorgehen, die die Lage der Kirche in der modernen Gesellschaft so gebieterisch verlangt. Gleichzeitig wird in ihren Reihen im Hinblick auf die Schönheit des Priesterideals die Sorge geweckt, Gott um Priester zu bitten."

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an römische Fastenprediger vom 10.3.1948:

„Wir denken ganz besonders an euch, Pfarrer und Kapläne der Vorstädte, die ihr unter den größten Schwierigkeiten und nicht selten auch in ernster Gefahr so fruchtbringend daran arbeitet, das religiöse Leben unter den armen Leuten eurer Pfarren zu begründen und zu fördern, in jenen ärmlichen Vororten, in denen, es häufig nicht nur an jeder Bequemlichkeit sondern an den notwendigsten Dingen fehlt. Ihr habt einen Vertrauensposten, und Wir verfolgen mit väterlichem Interesse die Fortschritte, die ihr macht, und sind immer bereit, euch mit all Unsern Kräften zu helfen.

Mit ebenso gefügigem wie glühendem Eifer erwartet ihr von Uns nicht nur die Ermutigungen und den Segen des Vaters, sondern auch eine, wenn auch nur kurze Ermahnung des Hirten. Daher stellen Wir euren Bemühungen ein doppeltes Ziel vor: den Geistern die Wahrheiten des Glaubens einzuprägen; den Herzen die heiligen Gewohnheiten eines wahrhaft christlichen Lebens einzumeißeln.

Lasst es euch nicht lästig erscheinen, wenn Wir euch noch einmal die Unterweisung in der christlichen Lehre ans Herz legen. Ist es nicht in trauriger Weise bezeichnend, dass in allen Schriften, Broschüren, Berichten über die Unkenntnis der Glaubenswahrheiten geklagt wird?

Es sei fern von Uns, euch deswegen Vorwürfe zu machen! Es geht nicht nur um Italien, ähnliche Klagen erreichen Uns aus vielen andern Ländern, auch aus solchen, die sich einst mit Recht ihrer Organisation auf dem Gebiet der religiösen Unterweisung rühmen konnten. Aber andere Gegenstände ziehen gegenwärtig das Interesse der jungen Generation auf sich und schwächen wie nicht wahrnehmbare Bazillen deren geistige, moralische und übernatürliche Kräfte. Derart ist z. B. die übertriebene, wenn nicht ausschließliche Hochschätzung der materiellen Technik und Körperkultur, Dinge, die zweifellos an sich sehr gut sind und die Wir selber mehr als einmal ermutigt haben, deren Übertreibung jedoch der Jugend keine Zeit und keine Willenskraft mehr übrig lässt, sich mit den Dingen des Geistes zu beschäftigen. Dazu gehört auch das Kino, das alles auf die Leinwand bringt, alles außer dem, was dazu verhelfen könnte, den Glauben besser zu kennen. Umso mehr billigen und loben Wir die mutigen Bemühungen und die Herstellung von religiösen Filmen, die zugleich von echtem künstlerischem Wert sein sollen.

Was Italien anbetrifft, so haben Wir kürzlich in Unserer Ansprache  an die Männer der Katholischen Aktion (®) von dieser Unwissenheit wie von einer offenen Seitenwunde der Kirche gesprochen. Ebenso haben Wir bei dem Empfang der katholischen Jugend dieser Unserer Diözese darüber gesprochen. Man bebt bei dem Gedanken, dass ein beträchtlicher Teil der (römischen) Jugend zwischen 10 und 20 Jahren sich von der Kirche entfernt auf Grund von bloßen Vorurteilen und Missverständnissen, die hauptsächlich die Folge des Mangels an geistiger Nahrung sind, die ihrem Stande, ihren Bedürfnissen und in gewissen Grenzen ihrem Geschmack angepasst wären. Da dies aufs engste mit euren Aufgaben zusammenhängt, haben Wir es für nützlich gehalten, dieses ernste Anliegen noch einmal zu berühren.

Vor allem bemüht euch darum, den Religionsunterricht gut zu organisieren. Sucht euch gute und wohlunterrichtete Mitarbeiter; sorgt dafür, dass ihr, auch durch deren Vermittlung, über die Verhältnisse in der Jugend und bei den Kindern eurer Pfarre unterrichtet seid, so dass keine Straße, kein Haus, keine Familie eurer Aufmerksamkeit und eurer Sorge entgeht. Unterrichtet ihr sie selbst, zumal in den oberen Kursen, und sorgt dafür, dass euer Wort einfach, klar, interessant, lebendig, warm, dem Auffassungsvermögen und den geistigen Bedürfnissen eurer Zuhörer angepasst ist. Das kann es nur sein, wenn ihr die persönlichen, familiären und beruflichen Lebensbedingungen, ihre Schwierigkeiten, ihre Kämpfe, ihre Eindrücke, ihre Hoffnungen genau kennt, so dass ihr ihren Erwartungen entsprechen könnt, sie zu führen und ihr volles Vertrauen zu gewinnen.

Die Jugend ist heute daran gewöhnt, im Film alles in Bildern zu sehen. Das Kino - ihr selbst habt oft darüber geklagt - fesselt ihr ganzes Interesse. Warum begeistern sich die Jugend und das Publikum überhaupt so für das Kino? Etwa nur aus einer krankhaften Neigung? Nein, die Zuschauer sind von der Leinwand fasziniert und angezogen, weil sie auf ihr das projiziert sehen, was man gewöhnlich „ein Stück Leben“ nennt. Im monotonen Ablauf des Tages beachten und unterscheiden sie kaum die Einzelheiten ihres täglichen Lebens, aber sie empfinden ein heiteres oder bitteres Vergnügen daran, sie hier wiederzuerkennen und dadurch sozusagen zum Bewusstsein des Dramas ihres Lebens zu gelangen. Doch werden sie zugleich von den Irrtümern und lügenhaften Lehren, von dem Bild verbrecherischer Leidenschaften und ungeheuerlicher Vergehen getroffen, die ihrer Einbildungskraft und Sensibilität so lebhaft vorgeführt werden. Die Lehre der Wahrheit wäre jedoch nicht weniger anziehend und das Heldentum der Tugend nicht weniger anstachelnd, wenn sie nur nicht mit der Kälte eines Lehrsatzes und der Dürre eines Gesetzesparagraphen dargestellt würden.

Wenn das Kino sich hauptsächlich an die Phantasie wendet, so ist die Lehre des Glaubens ein wirksames Gegengewicht dagegen. Sie verlangt von dem jungen Menschen geistiges Eindringen und Fleiß; er muss lernen zu urteilen und das Wahre vom Falschen, das Gute vom Bösen, das Erlaubte vom Unerlaubten zu unterscheiden. Geht keiner Mühe aus dem Wege; eure Jugend muss die Gewissheit haben, dass ihr alles sagen könnt, und dass sie euch alles fragen und anvertrauen kann.

Der andere Punkt, den Wir eurer Beachtung unterbreiten wollen, betrifft die Gewohnheiten des christlichen Lebens, die tiefe Wurzeln in die Herzen der Gläubigen schlagen müssen. Erhaltet sie oder stellt sie wieder her in den alten Pfarreien; pflanzt sie neu in den neuen Vororten der Stadt. Überall, selbst auf dem Lande, doch um wie viel ernster in den großen Städten, den endlosen Großstädten, stehen die religiösen Überlieferungen, die alten christlichen Gebräuche in Gefahr. Sie sind nicht mehr zeitgemäß, hört man in verächtlichem Ton sagen. Als ob sie heute nicht mehr denn je notwendig wären als heilsames Gegengift gegen die Verführung und die Ansteckung der Korruption und der weltlichen Gesinnung in der furchtbaren Promiskuität der riesigen modernen Großstädte.

An erster Stelle kümmert euch um das religiöse Zeichen in jedem Heim. Weg mit den anstößigen Bildern. Das Kruzifix soll in jeder Familie herrschen.

Dann die Praxis des täglichen Gebetes, diese wesentliche Voraussetzung des Sieges über das Laster, unerlässliche Vorbedingung des ehelichen Lebens, einer fortschreitenden Festigung des inneren Menschen (vgl. Eph 3,16); die fromme Teilnahme am Gottesdienst an den Feiertagen, den ihr so würdig fromm, und, Wir möchten sagen, anziehend gestalten sollt, dass er auch für diejenigen liebenswert erscheint, die nur zu oft nur eine langweilige Formalität darin sehen; der häufige Empfang der heiligen Sakramente.

Schließlich ein unermüdlicher Kampf gegen jene Zusammenkünfte und jene Schauspiele, die die Scham und das Taktgefühl christlicher Seelen beleidigen und vor denen selbst ein antiker Heide errötet wäre. Flößt euren Gläubigen Entsetzen und Abscheu gegenüber so abscheulichen Darbietungen ein."

 

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ARBEITERVEREINE

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an die ACLI vom 11.3.1945:

„Unser Vorgänger seligen Angedenkens, Pius XI., hat, als er des unvergänglichen Rundschreibens Leos XIII. „Rerum novarum“ gedachte, daran erinnert, mit welcher Freude es von den christlichen Arbeitern aufgenommen wurde, ,die sich durch es von der höchsten Autorität der Erde beschützt und verteidigt sahen'. Eure Anwesenheit bei Uns, geliebte Söhne, ist ein Unserem Herzen teueres Zeugnis dafür, dass dieses Gefühl und dieses Vertrauen noch in der Arbeiterschaft lebendig sind. Wir, die Wir ihre Lage genau kennen, wollen Unserseits mit innigster Anteilnahme die Sache der christlichen Arbeiter und auch die der ganzen, weiten arbeitenden Welt unterstützen. Wir heißen Euch mit väterlicher Liebe willkommen. Indem wir Euch und Euern Vereinen Unsere innigsten Wünsche ausdrücken, möchten Wir einige kurze Worte der Aufklärung und der Ermutigung an Euch richten.

Und zwar zunächst: was bedeuten die katholischen Arbeitervereine für ihre eigenen Mitglieder? Sie sind vor allem Zellen des christlichen Apostolates in unserer Zeit. Nicht zwar in der Weise, dass sie etwa an die Stelle der Pfarreien treten könnten oder sollten. Aber sie erhalten, pflegen und hüten in der Welt der Arbeit das religiöse und sittliche Fundament des Lebens in einer Weise, die den besonderen Lebensverhältnissen der Zeit angepasst ist. Sehet die Feinde Christi! Sie nützen die Schwierigkeiten und Probleme des Arbeiterlebens aus, um die Seele des christlichen Arbeiters zu gewinnen, um sein Gewissen zu verwirren und ihn schließlich vom göttlichen Erlöser loszureißen und zu entfernen. (® KOMMUNISMUS)

Ist das nicht ein offensichtlicher Beweis dafür, dass die christlichen Arbeitervereine heute ein unerlässliches Mittel des Apostolates sind, unerlässlich selbst da, wo die Feinde Christi scheinbar noch nicht Fuß gefasst und noch kein besonderes Zeichen der Regsamkeit und Tätigkeit gegeben haben? Denn überall beunruhigen die Lebensverhältnisse und die täglichen Nöte der Lohnarbeiter den Geist auch tiefgläubiger Menschen und werfen Probleme auf, die den religiös-sittlichen Bereich berühren und deshalb zu ihrer Lösung des Beistandes und der Hilfe der Kirche bedürfen. Tragt also mit Hilfe Eurer Vereine die Grundsätze des Glaubens und einer gründlichen christlichen Bildung in das sittliche und religiöse Leben des Arbeiters und seiner Familien hinein. Macht gleichfalls aus diesen Vereinen Mittelpunkte eines geistlichen Lebens, das, durch die Sakramente genährt, in Worten und Taten einer gegenseitigen, wahrhaft evangelischen Liebe seine segensreichen Wirkungen verbreitet. Auf diesem festen Fundament aufbauend wird der christliche Arbeiter gleichzeitig in den Vereinen die Möglichkeit finden, sein Wissen und Können auf den anderen Gebieten des privaten und öffentlichen Lebens zu erweitern. Aber vor allem soll ein solcher Verein dazu beitragen, die Familie des christlichen Arbeiters mehr noch als die anderen Familien fähig zu machen, die Kinder gut zu erziehen und das Heim zum geistigen und materiellen Wohl seiner Glieder zu leiten. Erfüllt der Arbeiterverein diese Aufgabe, so werden aus ihm wahre Apostel hervorgehen, Arbeiter, die zu Aposteln ihrer Kameraden werden und die ganze Welt des Arbeiters, seine Arbeitsstätte, seinen häuslichen Herd und auch sein ehrbares Vergnügen mit christlichem Geiste durchdringen und beleben.

Damit aber berühren Wir einen zweiten Punkt, der uns sehr am Herzen liegt: Was bedeuten die christlichen Arbeitervereine für die anderen Einrichtungen zugunsten der Arbeiterschaft? Wir denken hier nicht nur an die Organisationen der Selbsthilfe, wie z. B. die Konsumgenossenschaften, sondern auch an die öffentlichen Einrichtungen der Sozialversicherung, bei denen die Mitwirkung der Arbeiterschaft notwendig ist. Ihr wisst wohl, wie sehr der Erfolg solcher an sich heilsamer und nützlicher Unternehmungen von der Gewissenhaftigkeit, der Ehrlichkeit und dem gegenseitigen Vertrauen ihrer Mitglieder abhängt. Ihr kennt auch - und ihr macht diesbezüglich täglich mehr die bittere Erfahrung - die schrecklichen Verwüstungen, die der Krieg mit seinen traurigen Folgen in der Gesellschaftsmoral des Volkes angerichtet hat, Verheerungen, die noch schlimmer sind, als die ungeheuren materiellen Schäden. Ohne diese christlichen Tugenden würde die Arbeiterschaft sich selbst zum schlimmsten Feinde. Im Kampf gegen diese Gefahr leisten die christlichen Arbeitervereine den anderen Vereinigungen und Hilfswerken der Arbeiterklassen wertvolle Hilfe. Wenn sie wirklich Pflanzschulen der sozialen Tugenden, der Rechtschaffenheit, der Treue und der Gewissenhaftigkeit werden, dann liefern sie den anderen Vereinigungen ihre besten Mitglieder, ihre zuverlässigsten Führer, Männer und Frauen, die den Geist der Verantwortung und der Zusammengehörigkeit erwecken und am Leben erhalten, ohne den keine gegenseitige Hilfe, keine Versicherung gedeihen kann, den Geist, den der hl. Paulus in den herrlichen Worten beschreibt: ,Einer trage des anderen Last.' (Gal 6,2)

Prüfen wir jetzt kurz das Verhältnis der christlichen Arbeitervereine zu den Gewerk-schaften. Im Gegensatz zum früheren System hat sich kürzlich in Italien eine Einheits-gewerkschaft gebildet. Wir können nur erwarten und wünschen, dass der Verzicht, den die Katholiken mit ihrem Beitritt zu ihr geleistet haben, der katholischen Sache keinen Schaden bringen, sondern der ganzen Arbeiterschaft die erhoffte Frucht tragen möge. Voraussetzung dafür ist, dass die Gewerkschaft sich in den Grenzen ihrer wesentlichen Zielsetzung hält, nämlich der, die Interessen der Arbeiter in den Arbeitsverträgen zu ver-treten und zu verteidigen. Im Rahmen dieser Aufgabe übt die Gewerkschaft natürlich einen Einfluss auf die Politik und auf die öffentliche Meinung aus. Aber sie kann diese Grenze niemals überschreiten, ohne sich selbst aufs schwerste zu schaden. Wenn es je dazu käme, dass die Gewerkschaft als solche sich im Laufe der politischen und wirt-schaftlichen Entwicklung eine Art Recht anmaßte, frei über den Arbeiter, seine Arbeits-kraft und sein Eigentum zu verfügen, wie dies anderswo der Fall ist, so würde dadurch der Begriff der Gewerkschaft als einer Vereinigung zur gegenseitigen Hilfe und Verteidi-gung geändert und aufgehoben. Unter Voraussetzung dieser Bedingungen haben die Gewerkschaften und die christlichen Arbeitervereinigungen ein gemeinsames Ziel, näm-lich die Lebensverhältnisse des Arbeiters zu heben. Die Führer der neuen Einheitsge-werkschaft haben ,den überaus wertvollen geistigen Beitrag, den die katholischen Ar-beiter für das Werk der Gewerkschaft leisten', anerkannt und sich lobend über ,den Geist des Evangeliums' ausgesprochen, den sie zum Wohle der ganzen Arbeiterbewe-gung' der Gewerkschaft eingeflößt haben. Gebe Gott, dass diese Äußerungen von wirk-samer Dauer seien und dass der Geist des Evangeliums in Wahrheit die Grundlage des gewerkschaftlichen Wirkens abgebe. Worin besteht denn, wenn wir uns nicht mit leeren Worten begnügen wollen, in Wirklichkeit dieser Geist des Evangeliums, wenn nicht da-rin, dass die in der göttlichen Weltordnung verankerten Grundsätze der Gerechtigkeit über die rein mechanische Macht der Organisationen und das Verstehen und die christ-liche Liebe über den Klassenhass siegen? Ihr seht also, welch wichtige Pflicht und Auf-gabe des Anspornes, der Wachsamkeit, der Vorbereitung und der Vervollkommnung die christlichen Arbeitervereine der gewerkschaftlichen Arbeit gegenüber haben.

Mögen doch die christlichen Arbeitervereine Italiens in dieser Notzeit die Einheit und die Solidarität der Menschen im ganzen Bereich des Wirtschaftslebens fördern! Dann wird ein neuer Geist es erreichen, dass die nationale Arbeit alle aus der Enge des Raumes und der Knappheit der Mittel erwachsenen Schwierigkeiten überwindet.

Das wirksamste - Wir möchten sagen das einzig wahrhaft wirksame - Mittel, um diesen Sinn für die Zusammengehörigkeit die sichere Grundlage der Gerechtigkeit und des so-zialen Friedens zu schaffen, ist der Geist des Evangeliums. Er fließt Euch zu aus dem Herzen des Gottmenschen, des Welterlösers. Kein Arbeiter ist von ihm so vollkommen und so tief durchdrungen gewesen wie der, der mit Christus in der innigsten Familien- und Arbeitsgemeinschaft zusammengelebt hat, nämlich sein Nährvater, der hl. Joseph. Unter seinen mächtigen Schutz stellen Wir also eure katholischen Arbeiterorganisatio-nen, damit es ihnen vergönnt sei, in einer Stunde so ernster Entscheidungen und schwerer Gefahren für die ganze Welt der Arbeit ihrer von der Vorsehung bestimmten Sendung voll und ganz nachzukommen."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Arbeiter vom 29.6.1948:

„Die christlichen Arbeiterverbände sind nicht einfach darum da, weil auch die Gegner da sind. Wer das behaupten wollte, würde die geschichtliche Wahrheit fälschen, würde den ursprünglichen Impuls der Kirche und der dieses Namens würdigen Christen zur sozialen Tat völlig verkennen. Diesen Impuls empfangen sie nicht von außen; nicht die Angst vor der Revolution oder dem Aufstand der Massen drängt sie zur Arbeit für das Volk. Nein, die Liebe lässt ihr Herz schlagen, die gleiche Liebe, die Christi Herz erfüllte; sie gibt Ihnen die Sorge um die Achtung und Verteidigung der Würde des modernen Arbeiters und den tätigen Eifer ein, ihm die materiellen und sozialen Lebensbedingun-gen zu verschaffen, die mit dieser Würde in Einklang stehen.

Wenn ihr das alles ernstlich erwägt, dann werdet ihr nicht ohne weiteres der Versu-chung erliegen, euch mit dem bisher Erreichten zufriedenzugeben. Die Christlichen Ar-beitervereine haben sich das Ziel gesetzt, ein Apostolat unter den Arbeitern auszuüben, vor allem unter den anderen. Ein „Apostolat der Arbeiter für die Arbeiter“ (Enzyklika „Quadragesimo anno“).

Wie weit habt ihr es also in der Heiligung des Lebens durch eine christliche Auffassung von der Arbeit (®) gebracht? Wie wirkt durch euch jenes glühende Apostolat des Bei-spiels unter all denen, auch den Jungen, die sich täglich fast wie gezwungen zur Arbeit schleppen, ohne Freude, ohne irgendein höheres Ziel? Wie steht es mit eurem so wich-tigen Apostolat des Beispiels bei der christlichen Verwertung der freien Zeit, bei der Hei-ligung des Sonntags und der Feiertage, im gesamten Familienleben? Hütet euch davor zu sagen: diese Forderungen sind zweifellos wichtig, aber sie haben nicht direkt etwas mit den gegenwärtigen Verhältnissen zu tun. Ist das wirklich wahr? Was erwartet heute der Arbeiter? Die Hilfe des Staates oder der Kirche durch ihre Wohltätigkeitseinrichtun-gen? Gewiss denkt niemand daran, der Arbeiterklasse diese Hilfe zu entziehen; doch sie ist nicht die einzige Schicht, die darauf Anspruch hat. In diesen nur zu langen Jahren der wirtschaftlichen Krise sind diejenigen, die Hilfe anrufen, so zahlreich geworden, dass die Kirche selbst und insbesondere dieser Heilige Stuhl trotz seiner vielfältigen Bemühungen oft nichts tun kann, als seine Unfähigkeit beklagen, all dieses Elend zu erleichtern und alle die zu erhören, die sich an ihn wenden. (® NAHRUNGSMITTEL) Darum müssen die Arbeiter, wie übrigens auch alle anderen Bevölkerungsschichten, mehr als auf die Hilfe anderer auf Ihre eigene Selbstverteidigung, ihre gegenseitige Hilfe zählen, bei deren Ausübung der wichtigste Punkt das Gefühl innerster Zusammengehö-rigkeit zwischen denen, die geben, und denen, die nehmen, ist. Aber gerade darin besteht die Wichtigkeit der Forderungen, von denen wir gesprochen haben, und der apostolischen Arbeit, die die Christlichen Arbeitervereine zu leisten berufen sind, indem sie das ganze Leben des Arbeiters mit den wahren Grundsätzen Christi erfüllen.

Betrachten wir die Dinge praktisch und mit aller Ehrlichkeit! Überall bemerkt man ein Ge-fühl von Unlust und Unzufriedenheit: der Arbeiter ist nicht zufrieden mit seinem Los und dem seiner Familie. Er beteuert, dass sein Verdienst seinen Bedürfnissen nicht ent-spricht. Niemand unterstützt und verteidigt die gerechten Ansprüche der Arbeiter mehr als die Kirche. Aber beruht dieses behauptete Missverhältnis, diese Unzulänglichkeit im-mer und einzig auf der Niedrigkeit des Verdienstes? Hat die Steigerung der Bedürfnisse nichts damit zu tun? Zweifellos gibt es Bedürfnisse, die dringend befriedigt werden müs-sen; Nahrung, Kleidung, Wohnung, Erziehung der Kinder, gesunde Erholung für Leib und Seele. Aber Wir möchten hier auf jene anderen Bedürfnisse hinweisen, die zeigen, wie das moderne antichristliche maßlose Verlangen nach Vergnügen und Zerstreuung beginnt, auch in die Arbeiterwelt einzudringen. Die beschränkten wirtschaftlichen Ver-hältnisse der Kriegszeit haben selbst die Möglichkeit, zu sparen, verschwinden lassen, doch auch heute ist der Sinn und das Verständnis dafür nicht wiedergekehrt. Wie könn-te man in einer solchen Geistesverfassung ein klares und richtiges Bewusstsein von der Verantwortung beim Gebrauch und der Verwaltung der öffentlichen Gelder haben, die für Wohlfahrt, Sozialversicherungen und Gesundheitsämter bestimmt sind? Und wie könnte man die Mitverantwortung in der Leitung der ganzen Wirtschaft des Landes übernehmen, die die Arbeiterklasse anstrebt? Ganz besonders jetzt, wo die schwere Wunde der Arbeitslosigkeit (®) nicht durch Demagogie geheilt werden kann, sondern durch Vernunft und Disziplin, nicht durch die Ausgabe riesiger Summen, die nur die unmittelbaren Bedürfnisse des Augenblicks befriedigen, sondern durch kluge und weit-sichtige Vorsorge? Daraus folgt die schwierige, aber äußerst wichtige Aufgabe der Christlichen Arbeitervereine, von den einzelnen den Geist christlicher Sparsamkeit und Gewissenhaftigkeit in allen Dingen zu fordern, die das öffentliche Wohl betreffen, damit immer diejenigen in der Überzahl bleiben, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind.

Wichtig ist ohne Zweifel die Höhe des Lohnes oder des Gehalts, das der Familienvater oder vielleicht auch die erwachsenen  Kinder jeden Monat oder jede Woche nach Hause bringen; noch wichtiger ist die gemeinsame Sorge, es klug anzuwenden für die wirkliche Bedürfnisse der Familie. Aber von größter Wichtigkeit ist es, dass die Hausfrau die Hauswirtschaft gut zu führen versteht. Niemand kann leugnen, dass sich hier den Christ-lichen Arbeitervereinen ein neues Feld vielfacher Tätigkeit zum Wohl der Arbeiterklasse auftut: in der Unterweisung seiner Mitglieder, durch geeignete Lehreinrichtungen für Mütter und junge Mädchen, in der Freizeitgestaltung und besonders in einer gesunden und geeigneten geistigen und körperlichen Entspannung für die Jugend. (® FRAU)

In Wahrheit bildet der Lohn (®) oder das Gehalt nicht den einzigen Reichtum des häus-lichen Herdes. Die auf der Schule erworbenen Kenntnisse und diejenigen, die den eige-nen Beruf, das eigene Handwerk betreffen, die Gesundheit, das Wohlbefinden von Mut-ter und Kind, eine gesunde und saubere Wohnung tragen ebensoviel dazu bei, das Heim zum großen Gewinn der Eintracht und gegenseitigen Liebe unter den Familien-mitgliedern zu verschönern und zu erheitern. Was für ein neues Feld der Betätigung der Arbeitervereine! Wie viele katholische Lehrer, Ärzte, Juristen und andere Männer und Frauen in Stadt und Land würden ihre Kenntnisse gern in den Dienst der Volkserzie-hung stellen! Doch das Volk muss innerlich bereit sein, bei diesem apostolischen Werk mitzuarbeiten, auch selber zu helfen, muss von sich selbst eine wahrhaft hohe und christliche Auffassung haben. Und so kehren wir zum wesentlichen Punkt zurück: seid ihr Apostel, untereinander und denen gegenüber, die nicht zu euch gehören, aber zu euch gehören sollten? Nur dann dürftet ihr mit dem zurückgelegten Weg vollkommen zufrieden sein ... (® AKTION, KATHOLISCHE)

Lasst euch also nicht von eurem Ziel abbringen, das wichtiger ist als irgendeine vorüber-gehende Form gewerkschaftlicher Organisation. Die Zukunft der Gewerkschaften (®) hängt davon ab, ob sie die Treue gegenüber diesem hohen Ziel bewahren oder nicht. Sollten sie je die ausschließliche Beherrschung des Staates oder der Gesellschaft er-streben, sollten sie eine absolute Macht über den Arbeiter ausüben, sollten sie den strengen Sinn für Gerechtigkeit und den aufrichtigen Willen zur Zusammenarbeit mit den anderen sozialen Klassen aufgeben, so würden sie die Erwartungen und Hoffnungen enttäuschen, die jeder ehrliche und gewissenhafte Arbeiter auf sie setzt. Was soll man von der Ausschließung eines Arbeiters von der Arbeit denken, nur weil er bei der Ge-werkschaft nicht persona grata ist, von erzwungener Einstellung der Arbeit zur Erlan-gung politischer Ziele, Verirrungen auf vielen anderen Irrwegen, die vom wahren Wohl und der erstrebten Einheit der Arbeiterklasse weit weg führen? (® KOMMUNISMUS)

Eine solche wahre  Einheit kann sich nur halten, wenn das wirkliche Ziel der Arbeiterbe-wegung wenigstens in seinen natürlichen Grundlagen anerkannt wird. Diesen wesent-lichen Punkt hatten Wir im Sinn, als Wir in Unserer Ansprache vom 11. März 1945 von den Beziehungen der Christlichen Arbeitervereine zu der Einheitsgewerkschaft (®) sprachen. Diese war und ist ein Experiment, das zeigt, bis zu welcher äußersten Grenze die katholischen Arbeiter in ihrer Entschlossenheit zur Zusammenarbeit gehen wollen. Ihr habt den offenkundigen Beweis dieser Entschlossenheit geliefert, weil ihr in der Ge-werkschaft als solcher in unserer Zeit eine starke Stütze der wirtschaftlichen Ordnung seht, die die Soziallehre der Kirche mehr als einmal anerkannt hat.

Doch, wenn die gegenwärtige Form der Gewerkschaft das wahre Ziel der Arbeiterbe-wegung gefährden sollte, so würden die Christlichen Arbeitervereine gewiss nicht angesichts der Pflicht zu Wachsamkeit und Tat versagen, die der Ernst eines solchen Falles erforderte. In der Tat handelt es sich heute um wichtige Entscheidungen und Reformen in der nationalen Wirtschaft, angesichts derer ein Klassenkampf (®), der sich auf Hass und Feindschaft stützte, die Gewerkschaftsidee zu kompromittieren, wenn nicht geradezu zum Untergang zu führen drohen würde. Daher müsst ihr dafür sorgen, dass die christlichen Grundsätze in der Gewerkschaft endgültig die Oberhand gewinnen; dann wird sie zum Vorteil der Arbeiter und des ganzen (italienischen) Volkes blühen!"

 

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ARBEITSLOSIGKEIT

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika „Sertum laetitiae“ vom 1.11. 1939:

„Wir bedauern mit allem Unserem Mitgefühl das Schicksal derer - und ihre Zahl ist in der Tat groß - die, obwohl sie kräftig, fähig und willig sind, die Beschäftigung nicht fin-den können, die sie eifrig zu erreichen streben. Möge die Weisheit der Regierenden, eine weitschauende Großzügigkeit auf Seiten der Arbeitgeber, gemeinsam mit einer Wiederherstellung günstiger äußerer Bedingungen, die Verwirklichung dieser begrün-deten Hoffnungen zum Vorteil aller in die Tat umsetzen."

 

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AUSWANDERUNG

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache zur 50-Jahrfeier der Enzyklika „Rerum novarum“ vom 1.6.1941:

Trotz vieler ausgedehnter Ozeane, Meere und Seen, trotz der Gebirge und Steppen, die mit ewigem Eis und Schnee bedeckt sind, trotz großer Wüsten und ungastlicher, unfruchtbarer Gebiete ist unser Planet doch auch nicht arm an Landstrichen und Gefilden, die noch der verschwenderischen Laune der Natur überlassen, sich sehr wohl eignen würden zur Pflege durch Menschenhand, zur wirtschaftlichen und staatlichen Nutzung. Und gar oft lässt es sich nicht umgehen, dass Familien sich durch Auswanderung irgendwo eine neue Heimat suchen. Auch dann ist nach der Lehre von „Rerum novarum“ das Recht der Familie auf Lebensraum besonders zu berücksichtigen. Wo dies geschieht, wird die Auswanderung ihren naturgemäßen und sehr oft in der Geschichte bewährten Zweck erreichen, nämlich die günstigere Verteilung der Menschen über den Siedlungsboden der Erdoberfläche, den Gott der ganzen Menschheit zur Nutzung geschaffen und bereitet hat. Wenn beide Teile, das Land, das die Erlaubnis zur Auswanderung aus der Heimat erteilt, und das, welches die Einwanderer aufnimmt, aufrichtig bemüht sind, alle etwa möglichen Hindernisse eines wirklichen Vertrauens zwischen dem Heimatland und dem der Einwanderung zu beseitigen, werden alle Beteiligten den Nutzen davon haben: die Familien erhalten einen neuen Heimatboden im eigentlichen Sinne des Wortes; die übervölkerten Staaten werden entlastet und schaffen sich selber durch die Auswanderung neue Freunde in fremden Ländern. Die aufnehmenden Staaten aber gewinnen arbeitskräftige Staatsbürger. Beide, die übervölkerten abgebenden wie die aufnehmenden Staaten werden so und nur so zu einer Steigerung von Menschheitsglück und Menschheitskultur beisteuern."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an US-Senatoren vom 31. 10. 1947:

„Ein amerikanisches Kongresskomitee für Einwanderung ist der beste Beweis dafür, was auch die Geschichte immer wieder unwiderleglich als solchen annehmen wird, dass Völker vieler Nationen und Rassen als Nachbarn leben und miteinander in einer geordneten friedlichen und blühenden Gesellschaft arbeiten können. Das ist die Geschichte des Aufstiegs Ihres Landes und seines Fortschrittes. Niemand kann die lebenswichtige Rolle übersehen, die die Einwanderer in dieser Geschichte gespielt haben. Gezwungen von Europa zu fliehen, fanden die Menschen über See eine Freistatt weiter Großzügigkeit und guten Willens. Sie setzten zu gleicher Zeit ihre Tüchtigkeit als Beitrag ein, eine nationale Einigkeit zu schmieden, bereichert durch die Kräfte ihrer jahrhundertealten Kultur und ihrer reichen Erfahrung. Es ist eine erhebende und ermutigende Geschichte.

Die Frage der Einwanderung zeigt heute vollkommen neue Gesichtspunkte. Es muss so-wohl die Wohlfahrt des Landes betrachtet werden wie auch das individuelle Interesse des Einwandernden, und die Natur der Dinge und Umstände werden zuzeiten Gesetze der Beschränkung diktieren. Aber dieselben Zeitumstände werden auch danach schrei-en, eine Erleichterung in der Anwendung dieses Gesetzes herbeizuführen. Weise Ge-setzgebung wird immer die Menschlichkeit, das Unglück und alle widrigen Umstände berücksichtigen.

Ihr kurzer Besuch in Europa hat Ihnen einiges von menschlichem Leid vor Augen ge-führt. Das Ihrem Volk so eigenartige Mitfühlen mit den Unglücklichen und hilflos Leiden-den wird Ihnen, dessen sind Wir sicher, Mittel zeigen, manches Missgeschick zu er-leichtern."

 

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BERUFSORGANISATION

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an die französische „Soziale Woche“ vom 18.7.1947:

Ebenso verhält es sich mit unserer Stellungnahme zu den Berufsorganisationen oder ,Korporationen', die ebenfalls in der öffentlichen Polemik verzerrt worden ist - von gewissen Seiten vielleicht, weil sie falsch verstanden worden war. Auch sie entspricht durchaus der Lehre der Enzyklika „Quadragesimo anno“ und ist über jeden Vorwurf der Einmischung in die rein politischen Angelegenheiten der gegenwärtigen Zeit erhaben. Aber diese Doktrin kann unserer Epoche eine sehr bedeutsame Lehre und Richtlinie bieten. Jenseits der Unterscheidung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer (®), die immer mehr zu einer unüberwindlichen Trennung zu werden droht, gibt es die Arbeit selbst, die Arbeit als persönliche Lebensaufgabe von allen, um der Gesellschaft die Güter und Dienstleistungen zu verschaffen, die ihr nötig und nützlich sind. So verstanden, ist die Arbeit im Stande, gerade auf Grund ihrer Natur die Menschen wirklich und innig zu vereinen; sie ist fähig, der gestaltlos und haltlos gewordenen Gesellschaft wieder Form und Struktur zu geben und dadurch aufs Neue die Beziehungen der Gesellschaft zum Staat herzustellen. Wenn man jedoch umgekehrt aus der Gesellschaft und dem Staat eine bloße Masse von Arbeitern machen will, so verkennt man, was das Wesen der einen und des anderen ausmacht, man nimmt der Arbeit (®) ihren wahren Sinn und die innere Kraft, die sie hat, zu einen, man organisiert schließlich nicht arbeitende Menschen, die als solche betrachtet werden, sondern eine gigantische Summe von Einkünften an Löhnen (®) oder Gehältern. Die Gefahr, dass der Staat zum großen Schaden des allgemeinen Wohles von den wirtschaftlichen Kräften beherrscht wird, ist genau so groß in diesem Falle, wie in dem, wo die Führung des Staates unter dem Druck des Kapitals (® KAPITALISMUS) steht."

 

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BODENREFORM

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. im  “Osservatore Romano” vom 22./23.12.1947:

„Wie in anderen Ländern so steht (auch in Italien) heute eine ,Bodenreform’ auf der Tagesordnung. In der neuen Verfassung sind zu ihrer Verwirklichung einige grundsätz-liche Prinzipien umrissen, die in besonderen Gesetzen entwickelt und angewendet wer-den sollen.

Die (italienischen) Katholiken finden angesichts dieses schwerwiegenden Problems, das Misshelligkeiten und Interessengegensätze hervorruft, sichere Richtpunkte in der christli-chen Soziallehre, niedergelegt in denkwürdigen Dokumenten der obersten Leitung der Kirche. Somit befinden sie sich in einer Lage, die gleichweit entfernt ist von den irrigen und schädlichen Extremen, wie dem des agnostisch liberalen Individualismus und dem des marxistischen Kollektivismus.

Die Katholiken werden, wenn sie diesen Richtlinien der Weisheit und der Erfahrung von Jahrhunderten Folge leisten, die demagogische Propaganda und Handlungsweise, die bestimmt ist, eine schädliche Wirkung auf die Landarbeiter auszuüben und illusorische Wünsche wachzurufen, vermeiden. Sie distanzieren sich sodann weit von dem blinden Egoismus einiger Besitzenden, die Tradition mit Recht verwechseln und die Reformen nicht anerkennen, die wahrhaft vom Allgemeinwohl gefordert sind. (® REFORMEN, SOZIALE)

Mehr denn je ist es heute notwendig, sich zu vergegenwärtigen, dass durch den Willen Gottes, des Schöpfers und des wahren und absoluten Herrn aller Dinge, das Eigentum (®) einen doppelten Charakter und eine doppelte Funktion hat: eine lndividualfunktion, in der es die rechtmäßigen Bedürfnisse des Besitzenden zu befriedigen hat, und ge-meinsam damit eine Sozialfunktion in dem Sinne, dass es den unabdingbaren Bedürf-nissen aller Mitglieder der menschlichen Familie dienen muss.

Dieses Prinzip, das für jede Art von Eigentum gilt, hat einen besonderen Wert, wenn es sich auf den Landbesitz bezieht, der ersten Quelle des Lebens und des allgemeinen Wohlergehens. „Wie immer unter die einzelnen verteilt,“ - schreibt Leo XIII. in der En-zyklika „Rerum novarum“ - „hört der Erdboden nicht auf, der Gesamtheit zu dienen, denn es gibt keinen Menschen, der nicht von seinen Erträgnissen lebte.“ („Rerum no-varum“) (® EIGENTUM)

Pius XI. hat in seiner Enzyklika „Quadragesimo anno“ den Gedankengang seines Vor-gängers weiter ausgeführt und auch die Aufgabe der öffentlichen Gewalt in dieser Be-ziehung unterstrichen, wenn er unter anderem schreibt: „dass beim Eigentumsgebrauch nicht nur an den eigenen Vorteil zu denken, sondern auch auf das Gemeinwohl Bedacht zu nehmen ist, folgt ohne weiteres, und das aus der bereits betonten Doppelseitigkeit des Eigentums mit seiner individuellen und sozialen Funktion. Sache der Staatsgewalt ist es, die hier einschlagenden Pflichten, wo das Bedürfnis besteht und sie nicht bereits durch das Naturgesetz hinreichend bestimmt sind, ins einzelne gehend zu umschreiben. Der Staat kann also - immer im Rahmen des natürlichen und göttlichen Gesetzes - mit Rücksicht auf wirkliche Erfordernisse des allgemeinen Wohles genauer im einzelnen anordnen, was die Eigentümer hinsichtlich des Eigentumsgebrauchs dürfen  und was ihnen verwehrt ist.“ („Quadragesimo anno”)

Es ist hinreichend bekannt, dass der gegenwärtige Papst in seinen wiederholten Sozial-botschaften mehrfach dieses natürliche Prinzip besonders hervorgehoben hat, das allen Menschen das Recht gibt, sich dieses Mittels zum Leben zu bedienen. Besonders klar hat er dies in seiner Weihnachtsbotschaft von 1942 mit folgenden Worten zum Aus-druck gebracht: „Die Würde der menschlichen Person erfordert normalerweise als na-türliche Grundlage zum Leben das Recht zum Gebrauch der Güter der Erde; ein Privat-eigentum möglicherweise für alle. Die rechtlichen Bestimmungen, die das Privateigen-tum regeln, können sich ändern und einen engeren oder weiteren Gebrauch vorschrei-ben.“ (®GÜTERVERTEILUNG)

Diese und andere Prinzipien der christlichen Soziallehre (®) werden den (italienischen) Katholiken als Anregung und Führung für die praktische Arbeit und Verwirklichung die-nen. Während in den Wirren dieser Nachkriegszeit ohne Frieden sich neue Lebensfor-men und neue Einrichtungen entwickeln, haben der Klerus und die katholischen Laien die Pflicht, die angezeigten Ideen in die praktische Wirklichkeit zu überführen, indem sie einer neuen Sozialordnung die erleuchteten Weisungen des Evangeliums beisteu-ern, die immer wieder vom Lehrstuhl des Stellvertreters Jesu Christ kommen. Die Sozial-lehre der Kirche ist ein „Talent“, das der Herrgott heute allen Katholiken anvertraut, Prie-stern und Laien, und keiner kann sich ihm entziehen ohne die schwere Strafe zu erlei-den, die dem bösen und faulen Knecht im Evangelium angedroht ist. (Mt 25,26); (In Mt 25,26 ff heißt es: „Nehmt ihm darum das Talent und gebt es dem, der die zehn Talente hat, denn der hat, dem wird gegeben werden, und er wird Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird noch genommen werden, was er nicht hat. Den unnützen Knecht aber werft hinaus draußen in die Finsternis, dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.“)"

 

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CARITAS

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Rundfunkbotschaft an die „National Conference of Catholic Charities“ vom 12.10.1947:

„Caritas ist ein Wort, das manchmal leichtfertig dazu gebraucht wird, jede Art wohltätiger und menschenfreundlicher Tätigkeit zu beschreiben. Aber eure Caritas hat einen heiligen, geheiligten Sinn. Caritas unterscheidet sich von jeder anderen menschlichen Liebe, weil sie der Liebe Christi zum Menschen entspricht. „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebet einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ (Jo 13, 34) Das ist Caritas. Der hl. Paulus schreibt an die Römer: „Nehmt euch einer des anderen an, wie auch Christus sich zur Ehre Gottes euer angenommen hat.“ (Röm 15,7) Das ist Caritas.

„Liebet einander,“ so sagt Christus, „wie ich euch geliebt habe.“ „Nicht, wie die lieben, die die Unschuld oder den Glauben verderben,“ so erläutert der unsterbliche hl. Augus-tinus (in Joannis Evang. tract. 65 c. 13 - Migne PL, 35. Bd. Sp. 1808 - 1809); „nicht wie Menschen einander lieben, nur weil sie Glieder des Menschengeschlechts sind, sondern wie diejenigen lieben, die wissen und bekennen, dass alle Menschen Kinder Gottes sind, Söhne des AIlerhöchsten, in dem eine brüderliche Ähnlichkeit mit dem einzig erzeugten Sohne sich gestalten und vervollkommnen muss.“

„Liebet einander, wie ich euch geliebt habe.“ Und was liebte Christus im Menschen an-deres als Gott? Nicht in dem Sinn, dass er Gott schon in jedem Menschen fand, sondern in dem Sinn, dass er durch die Liebe Gott jedem Menschen wiedergeben wollte. Man sagt von dem Arzt, dass er die Kranken liebe. Was aber ist es in den Kranken, das er liebt? Sicherlich nicht die Krankheit, nein, er liebt die Gesundheit, die er dem Patienten wiederzugeben hofft. Caritas bedeutet, dass ihr einander so liebt, mit dem Ziel, dass ihr Gott mehr und und mehr in euer gegenseitiges Leben bringt, so dass ihr als Glieder durch den Geist der göttlichen Liebe verbunden darin zusammenarbeitet, einen Leib zu bilden, der des göttlichen Hauptes nicht unwürdig ist. (Augustinus, a. a. 0.)

Brüder des hl. Vinzenz von Paul und aller Apostel der katholischen Caritas, ihr habt eine erhabene Berufung. Als das große Vorbild der christlichen Caritas, Frédéric Ozanam, seine Vinzenzkonferenzen zuerst begründete, war es seine Absicht zu zeigen, dass die Lehren Christi auch heute noch geübt werden können. Der Vinzenzverein war eine He-rausforderung der katholischen Jugend an jene Menschen, die skeptisch geworden wa-ren, dass die Menschen noch im Stande wären, ihr Leben nach den Grundsätzen des Evangeliums zu führen.

Von den sechs jungen Männern, die die ersten Vinzenzkonferenzen bildeten, war keiner über zwanzig Jahre alt. Jene Menschen, an die sie ihre Herausforderung richteten, sind noch immer unter euch, wie die Erfahrung euch gelehrt hat. Wie der Reisende, von dem das Evangelium spricht, sind sie unter die Räuber gefallen, die ihnen ihre Schätze, Glaube und Liebe, stehlen und sie in hilfloser Not liegen lassen. Wenn ihr auch nur Lai-en in der Welt seid, so bekümmert euch um diesen großen Kranken, und während ihr ihm Brot bringt, um seinen Körper zu nähren und euch persönlich bemüht, seinen ver-schiedenen Bedürfnissen abzuhelfen, beugt euch wie gute Samariter zu ihm nieder, sondiert vorsichtig seine Wunden und gießt das Öl der heilenden Botschaft Christi hi-nein. Flüstert in seine Ohren, die vielleicht lange allen priesterlichen Ratschlägen gegen-über taub geworden sind, Worte der Ermutigung, der Hoffnung und des Friedens. Und das Beispiel eurer christusgleichen Liebe wird den Tag beschleunigen, wo das verbit-terte Opfer der Not oder des Misserfolgs oder der Ungerechtigkeit zu denen zurück-kehrt, die Gott als Wächter und Ärzte der Seelen eingesetzt hat."

 

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DEMOKRATIE

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1944:

Außerdem - und das ist vielleicht der wichtigste Punkt - sind die Völker unter dem unheilvollen Lichte des Krieges, das sie umfängt, und in der brennenden Glut des Schmelzofens, in den sie eingeschlossen sind, jetzt wie aus langer Betäubung erwacht. Sie haben gegenüber dem Staat, gegenüber den Regierenden eine neue Haltung angenommen, die Rechenschaft fordert, kritisch und misstrauisch ist. Durch bittere Erfahrungen belehrt, widersetzen sie sich immer heftiger den Ansprüchen einer diktatorischen Macht, die nicht zur Verantwortung gezogen werden kann und die unangreifbar ist; sie suchen ein Regierungssystem, das mit der Würde und Freiheit der Bürger besser zu vereinen ist. Diese unruhigen Massen, die durch den Krieg in ihren Tiefen erschüttert sind, haben heute die Überzeugung gewonnen, die anfangs vielleicht verschwommen und unklar war, jetzt aber nicht mehr zu unterdrücken ist: die Welt wäre nicht in diesen vernichtenden Wirbel des Krieges hinein gezogen worden, wenn es möglich gewesen wäre, das Vorgehen der öffentlichen Macht zu kontrollieren und zu steuern; in den Völkern selbst wären wirksame Garantien zu schaffen, damit für die Zukunft solche Katastrophen vermieden würden.

Bei dieser geistigen Haltung braucht man sich nicht mehr darüber zu wundem, dass de-mokratische Bestrebungen sich der Völker bemächtigen und in großem Ausmaße die Überzeugung und Zustimmung derer gewinnen, deren Anliegen es ist, die Geschicke der Einzelnen und der Gesellschaft wirksam zu beeinflussen.

In dieser Festzeit, die zugleich die Güte des menschgewordenen Wortes und die Würde des Menschen feiert (Würde, nicht nur vom persönlichen, sondern auch vom sozialen Gesichtspunkt aus verstanden), wenden Wir Unsere Aufmerksamkeit auf das Problem der Demokratie. Wir wollen prüfen, nach welchen Gesetzen sie sich richten muss, um den Namen einer wahren und gesunden Demokratie, die den Bedürfnissen der jetzigen Stunde angepasst ist, zu verdienen. Diese Tatsache zeigt deutlich, dass die Sorge und die Arbeit der Kirche nicht so sehr ihren äußeren und inneren Aufbau betreffen, die von den jeweils verschiedenen Neigungen der einzelnen Völker abhängen, als vielmehr den Menschen selbst, der, weit davon entfernt, ein passives Element des sozialen Lebens zu sein, sein Träger, Fundament und Zweck sein und bleiben soll.

Es ist klar, dass die Demokratie im weiten Sinne des Wortes verschiedene Formen zu-lässt und sich gleich gut in einer Monarchie wie in einer Republik verwirklichen kann. So erheben sich zwei Fragen, die Wir prüfen wollen:

Welche Eigenschaften müssen die Menschen auszeichnen,

1. die in einer Demokratie und unter einer demokratischen Regierung leben,

2. die die Macht in einer Demokratie ausüben? 

Seine Meinung sagen über die ihm auferlegten Pflichten und Opfer und nicht gezwun-gen sein zu gehorchen, ohne gehört worden zu sein: das sind zwei Rechte des Bürgers, die in der Demokratie, wie schon ihr Name sagt, ihren Ausdruck finden. Aus der Festig-keit, der Übereinstimmung und den Erfolgen dieser Berührung zwischen Bürgern und Regierung kann man erkennen, ob eine Demokratie gesund und im Gleichgewicht und wie stark ihre Lebenskraft und Entwicklungsfähigkeit ist. Wenn wir das Ausmaß und die Art der Opfer ansehen, die von allen Bürgern gefordert werden, erscheint die demokra-tische Form der Regierung in der Gegenwart, wo die Tätigkeit des Staates ein so großes Ausmaß und einen so entscheidenden Einfluss gewonnen hat, vielen als eine Forderung der Natur, die von der Vernunft selbst aufgestellt ist. Doch wenn man ,mehr Demokratie und eine bessere Demokratie' fordert, dann kann diese Forderung nur das Ziel haben, den Bürger immer mehr in die Lage zu versetzen, sich seine persönliche Meinung zu bilden, sie zu äußern und ihr entsprechend den Forderungen des allgemeinen Wohls Geltung zu verschaffen.

Daraus ergibt sich eine erste notwendige Forderung mit ihren praktischen Folgerungen. Ein Staat umfasst und vereint nicht mechanisch auf einem gegebenen Raum eine form-lose Anhäufung von Einzelwesen. In Wahrheit ist und muss er die organische und or-ganisatorische Einheit eines wirklichen Volkes sein. (® STAAT)

Der demokratische Staat muss, ob er nun monarchisch oder republikanisch ist, wie jede andere Regierungsform mit einer Befehlsgewalt ausgerüstet sein, die auf wahrer und wirksamer Autorität beruht. Die absolute Seins- und Zielordnung, die den Menschen zur selbständigen Persönlichkeit macht, d. h. als Träger unverletzlicher Pflichten und Rech-te, als Ursprung und Ziel des sozialen Lebens, umfasst auch den Staat als eine notwen-dige Gesellschaft, die mit Autorität ausgestattet ist, ohne die er weder sein noch leben kann. Denn wenn die Menschen unter Berufung auf ihre persönliche Freiheit jede Ab-hängigkeit von einer höheren Autorität, die mit dem Recht ausgestattet ist, Zwang aus-zuüben, zurückwiesen, dann untergrüben sie dadurch Würde und Freiheit, die absolute Ordnung des Seins und der Ziele. (® GEWALT, POLITISCHE)

Da die Persönlichkeit, der Staat und die öffentliche Macht mit ihren jeweiligen Rechten auf der gleichen Grundlage ruhen, sind sie so eng miteinander verbunden, dass sie sich gegenseitig unterstützen oder zugrunde richten.

Da diese absolute Ordnung, wenn man sie im Lichte der Vernunft und vor allem des christlichen Glaubens betrachtet, keinen anderen Ursprung haben kann als einen per-sönlichen Gott, unseren Schöpfer, so ergibt sich daraus: die Würde des Menschen be-steht in der Gottebenbildlichkeit, die Würde des Staates in der sittlichen, von Gott gewoll-ten Gemeinschaft, die Würde der politischen Autorität in der Teilnahme an der Autorität Gottes.

Es gibt keine Staatsform, die diese innige und unlösliche Verbindung nicht berücksich-tigen müsste; noch weniger als jede andere könnte es die Demokratie. Wer daher die Macht besitzt, diese Verbindung aber nicht sieht oder sie mehr oder weniger vernach-lässigt, erschüttert die Grundlagen seiner eigenen Autorität. Gleicherweise besteht die große Gefahr, dass, wenn er diese Beziehung nicht genügend berücksichtigt und in seinem Amte nicht den Auftrag sieht, die von Gott gewollte Ordnung zu verwirklichen, und wenn eigensüchtiger Ehrgeiz und Selbstsucht über die wesentlichen Forderungen der politischen und sozialen Moral vorherrschen, dass der leere Schein einer nur for-mellen Demokratie dem als Maske dient, was in Wirklichkeit sehr wenig demokratisch ist.

Nur die klare Einsicht in die Ziele, die Gott einer jeden menschlichen Gesellschaft vorgezeichnet hat, verbunden mit dem tiefen Gefühl für die erhabenen Pflichten der sozialen Tätigkeit kann diejenigen, denen die Gewalt überantwortet ist, in die Lage versetzen, ihre Aufgaben gesetzgebender, richterlicher oder ausübender Art mit jenem Verantwortungs-bewusstsein zu erfüllen, mit jener Sachlichkeit, Unparteilichkeit, Gerechtigkeit, mit jenem Großmut und Unbestechlichkeit, ohne die eine demokratische Regierung es schwerlich erreichen wird, Achtung, Vertrauen und Billigung des besseren Teiles des Volkes zu gewinnen. Das tiefe Gefühl für die Grundlagen einer gesunden politischen und sozialen Ordnung, die den Grundsätzen von Recht und Gerechtigkeit entspricht, ist von besonde-rer Wichtigkeit für jene, die in einem demokratischen Regime, gleich welcher Form, als Vertreter des Volkes ganz oder teilweise die gesetzgebende Macht in ihren Händen ha-ben. Und da der Schwerpunkt einer rechtmäßig aufgebauten Demokratie in dieser Volksvertretung liegt, von wo aus die politischen Strömungen zum Guten wie zum Schlechten in alle Gebiete des öffentlichen Lebens ausstrahlen, ist die Frage nach dem moralischen Hochstand, der praktischen Brauchbarkeit, der geistigen Fähigkeiten der Abgeordneten im Parlament für jedes Volk unter demokratischer Herrschaft eine Frage, die über Leben und Tod, Wohlstand und Verfall, Aufstieg und ständigen Niedergang entscheidet."

 

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DEUTSCHLAND, SOZIALE LAGE

1) Sozialweisung  des  Nuntius Eugenio Pacelli (der spätere Papst Pius XII.) in  seiner Ansprache auf dem Katholikentag in Dortmund vom 4.9.1927:

„Als ich dann hier im Lande der roten Erde den Fuß auf den Boden setzte, (einige Zeit vorher im selben Jahr 1927) da war das Bild ein anderes. Da rauchten die Essen, da ratterten die Zechen, da glühten die Hochöfen, da brandete mir von allen Seiten das donnernde Lied der Maschinen und Eisenhämmer entgegen. Und während ihr Lied mir in den Ohren gellte, während ein Gefühl der Bewunderung in mir aufstieg für die ungebrochene Kraft dieses Volkes, die hier in diesem Königreich der Maschine zum Ausdruck kommt, da erstanden vor meiner Seele die ungezählten Tausende, die hier in der Fron der Maschine stehen und von dem harten Brot der Arbeit leben. Nachdem ich vollends Hüttenleute und Bergknappen mit eigenen Augen am Werken sah, stand das klägliche, freudearme, trosthungrige Dasein des Arbeiters noch stärker und schmerzlicher vor mir. Und für einen Augenblick kam mir der Zweifel: Ist an dieser ruhelosen Stätte Raum und Muße für so bedeutungsvolle Tage des Nachdenkens und der Selbstbesinnung, wie sie Katholikenversammlungen sind und sein sollen? Wird das hohe Lied von Gott und Ewigkeit, der hehre Ruf von Christus und Kirche imstande sein, den Lärm des Alltags zu durchdringen und sich in würdiger Weise zur Geltung zu bringen? (® ARBEIT ® ARBEITER)

Heute, wo der Werktag schweigt, wo ich die gewaltige Menge der Andächtigen gesehen, die am Morgen bei der feierlichen Pontifikalmesse Christus, dem König, huldigten, wo der imposante Festzug der katholischen Vereine und Organisationen in glänzender Pa-rade die Kraft und Stärke des katholischen Gedankens in aller Öffentlichkeit bekundet hat, jetzt wo ich hier in dem gigantischen Rundbau der Westfalenhalle die unüberseh-bare Schar katholischer Männer und Frauen überblicke, die aus Deutschland und sei-nen Nachbargebieten zusammengeströmt sind, da weiß ich es: Dortmund ist der geeig-nete Ort gerade für die diesjährige Heerschau der deutschen Katholiken. Kettelers Ge-dächtnis, des sozialen Bischofs, den Papst Leo XIII. seinen großen Vorgänger in der Arbeiterfrage genannt hat, ist diese Tagung geweiht, sein Geist soll sie beseelen, seine Gedanken in ihr lebendig und fühlbar werden. Wo könnte das aber wirksamer gesche-hen, als in der Metropole des Industriebezirks; wo die Probleme sozialer Natur in ihrer ganzen Größe und Schwere, in ihrer ganzen schicksalhaften Bedeutung für den Auf-stieg des katholischen Gedankens auf deutschem Boden sich mit gebieterischer Wucht in den Vordergrund drängen. Ketteler ist an die Lösung der sozialen Frage herangegan-gen mit einem Herzen, in dem wahre Liebe und aufrichtige Hochachtung für den arbei-tenden Menschenbruder loderte. Er, der adelige Spross westfälischer Erde, hat ein Bei-spiel katholischen Brudersinnes gegeben, vor dem aller unchristliche Klassen- und Kas-tenstolz in sich zusammenbricht. Aber so stark wie die Liebe und die Sorge um den ar-beitenden Mitmenschen in seinem Herzen brannte, ebenso stark war sein Glaube und seine innerste Überzeugung, dass die wahre und endgültige Lösung der sozialen Frage nur möglich sein werde auf dem Boden des Christentums, in inniger Verbundenheit mit der Kirche Christi, deren Lehre und Führung auch auf diesen Wegen unentbehrliche Voraussetzung für die gesicherte Erreichung des erstrebten Zieles ist. (® SOZIALLEH-RE, KATHOLISCHE)

Nicht, als ob die Kirche die Aufgabe, hätte, die unmittelbare Führung des Wirtschafts-lebens zu übernehmen. Wohl aber verkündet und behauptet sie, wie für alle Gebiete menschlichen Zusammenlebens, so auch für das der Wirtschaft, unverrückbare sittliche Normen, die als Leuchttürme aus dem stürmischen Meer der sozialen Probleme auf-ragen, Leuchttürme, deren Lichtbahn jeder Versuch und jede Form einer Heilung der sozialen Not einzuhalten hat.

Die katholische Idee verlangt von dem Arbeiter ehrliche und gewissenhafte Pflichterfül-lung und prägt seiner im Geiste des Christentums ausgeübten Standestätigkeit das leuchtende Adelszeichen eines gottgewollten und gottgeweihten Berufes auf. Gerade darum aber wäre es gegen das innerste Wesen des christlichen Gedankens, wenn der arbeitende Menschenbruder zum Sklaven, zum Objekt der Wirtschaft herabgewürdigt würde. Gerade hieraus ergibt sich wiederum die Forderung, dass die Wirtschaft ihren sittlichen Sinn erfülle: der Wohlfahrt aller Volksgenossen zu dienen, jedem Raum zu lassen für ein menschenwürdiges Dasein, für ein bescheidenes Glück am eigenen Herd, im eigenen Heim. (® ARBEITER)

Jedoch - der soziale Appell der Kirche an die Gesellschaft von heute wird ungehört ver-hallen, wenn ihm nicht eine starke Gefolgschaft ersteht von katholisch denkenden Unter-nehmern, von katholisch denkenden Arbeitern, von Familien, in denen die heranwach-sende Generation mit der ganzen Glut und Innigkeit katholischen Glaubenslebens durch-wärmt wird. Katholische Sozialpolitik ist nur möglich im Rahmen ziel- und wegbewusster katholischer Kulturpolitik. Ein verhängnisvoller Irrtum wär es zu meinen, die Forderungen der religiösen Kultur in Familie, Schule und Kirche könnten heute zurücktreten hinter die drängenden Probleme des Sozial- und Wirtschaftslebens, rein wirtschaftliche Maßnah-men könnten imstande sein, die drückende Not der Menschheit zu überwinden.

Wilhelm Emanuels großer Geist möge Ihre Beratungen und Verhandlungen beherr-schen. Aus dem Grabe noch ruft er Ihnen ein Doppeltes zu: Einmal: Lösung der Gegen-wartsaufgaben aus der Kirche und mit der Kirche. So wie ihm die von Christus festge-legte Verfassung der Kirche, ihre Wahrheiten, ihre Dogmen etwas unbedingt Gegebe-nes und Unverrückbares und darum Ausgangspunkt und Fundament jeder Besserung und Heilung der Menschheits- und Gesellschaftsverhältnisse waren, so muss die Kirche auch Ihnen ein Unbedingtes sein. Sie darf Ihnen nie und nimmer zum Problem werden. Und dann vergessen Sie Kettelers zweiten Ruf nicht: Seid einig! Einigkeit war Ihre sieg-reiche Waffe im Kampfe vergangener Jahrzehnte. Einigkeit ist die erste Voraussetzung einer erfolgreichen Tätigkeit in der Gegenwart. Wenn Sie einig und treu zu Christus und seiner Kirche halten, erarbeiten Sie Ihrem vielgeprüften Volke eine Zukunft, über der als glückverheißendes Zeichen diese vier Güter stehen: Glaube und Reinheit, Friede und Freude."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an die deutschen Bischöfe vom 18.1.1947:

„Wir gestehen euch offen, das Gesamtbild der materiellen und seelischen Not, das Uns aus euren Briefen und Berichten entgegentritt, hat Uns im tiefsten Herzen erschüttert. Was ist aus Deutschland geworden, das Wir damals - dem Ruf Unseres unvergessli-chen Vorgängers Pius XI. folgend - Ende 1929 verließen, um in die Ewige Stadt zurück-zukehren! Wie viele von den altehrwürdigen Domen, den wundersamen Gotteshäusern, in denen Wir mit euch und euren Gläubigen Stunden heiliger Erbauung erlebten, liegen heute in Trümmern! Wie viele der Städte, in deren Mauern Wir der machtvollen Heer-schau der Katholiken Deutschlands und seiner vorbildlichen Organisationen beiwohnten, sind zu Ruinenfeldern geworden, wo Hunger und Elend, Krankheit und Leid, Wohnungs-not und Kälte, Trauer um Tote und nagende Sorge um Gefangene, ins Unerträgliche gesteigerte soziale Missverhältnisse eure körperliche und geistige Widerstandskraft zu zermürben drohen.

Das Deutschland von heute (1947) ist nicht mehr das Deutschland von einst. Auf einem bedeutend verengerten Boden mit der Bevölkerung seines alten Gebietes zusammenge-presst, mit einem Lebensstandard, der weit unter dem Erträglichen liegt, mit einer bis in ihre Grundfeste erschütterten Wirtschaft, mit einer durch die Völkerwanderung der aus der Heimat vertriebenen Ostflüchtlinge vollständig geänderten sozialen, politischen und seelischen Struktur, mit einem Volksgesundheitsstand, der tief unter dem liegt, was frü-her verantwortbar schien - um nur einige charakteristische Züge des Gegenwartsbildes zu nennen - ist in diesem Deutschland der ersten Nachkriegszeit eine Lage entstanden, die der kirchlichen Seelsorge und der Caritas gewaltige, nur in mühseliger und weit-schauender Geduld zu meisternde Aufgaben stellt.

Euch fehlt weder diese zu allen Opfern bereite Geduld noch der auf lange Sicht ausge-richtete Unternehmungsgeist. Zeugnis dafür ist das, was die Ordinarien der nord-, mittel-, west- und süddeutschen Diözesen Uns über die Auswirkungen dieses Flüchtlingspro-blems auf ihre Bistümer zu berichten wussten. Abgesehen von wenigen, deren Territo-rien aus politischen Gründen nicht zu Aufnahmegebieten wurden, ist ein hohes Maß eurer Hirtensorge und Hirtenliebe beansprucht durch die Anforderungen, die die unge-regelte Überflutung eurer Gebiete durch diese Scharen von Heimatlosen und Entwurzel-ten plötzlich entstehen ließ.

Die Art, in der ihr Uns den Ernst, die Dringlichkeit und die weitreichenden Ausstrahlun-gen der Flüchtlingsnot in euren verschiedenen Schreiben, jeder aus den besonderen Erfahrungen seiner Diözese heraus, berichtet habt, gibt Uns die beruhigende Gewiss-heit, dass ihr alles daran setzt, um in Übereinstimmung mit Unseren Weisungen und Absichten diesen vom Kriegsgeschick erbarmungslos getroffenen Brüdern und Schwes-tern die Hilfe barmherziger Liebe im Rahmen des Menschenmöglichen zukommen zu lassen.

In vielen eurer Zuschriften kommt immer und immer wieder der Dank für die caritative Hilfe zum Ausdruck, die der Heilige Stuhl den Notleidenden in Deutschland zuteil werden ließ und lässt.

Tiefbewegt von der Inbrunst und Aufrichtigkeit dieses Dankes gestehen Wir euch offen: ein nicht geringer Teil Unseres täglichen Hirtenleids fließt aus dem schmerzlichen Miss-verhätInis zwischen den Riesenausmaßen der an Uns herantretenden Not und den leider nur sehr begrenzten Mitteln zu ihrer wirksamen Milderung. Immerhin hat die vorbildliche Freigebigkeit Unserer Söhne und Töchter in der weiten Welt, vor allem auch jenseits des Atlantik, Uns bisher immer noch in die Lage versetzt, ungezählten Hilfsbedürftigen aus nicht weniger als vierzig Nationen in einem Maße beizustehen, das die Aufwendungen früherer Zeiten um ein Vielfaches übersteigt. Und wenn Wir bisweilen befürchten muss-ten, Unsere Kräfte und Möglichkeiten überschätzt zu haben, hat die Vorsehung Uns immer wieder edle Herzen und offene Hände finden lassen, deren Gebefreudigkeit kein schöneres Ziel kannte, als den Vater der Christenheit in die Lage zu versetzen, ohne Ansehen der Person und Volkszugehörigkeit dem Beispiel dessen zu folgen, dessen Liebe zu den Armen und Bedrängten Quellgrund und Leitstern jeder wahren Caritas ist. (® CARITAS)

Es war Uns eine innige Freude, von dem Zeitpunkt an, wo es uns endlich möglich war, auch Deutschen in Deutschland zu Hilfe zu kommen, euren Diözesen in steigendem Maße Sendungen von Lebensmitteln, Kleidungsstücken, Arzneien, wie von heiligen Ge-räten für arme Kirchen und Seelsorgsstellen zuzuleiten. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass Wir auch in Zukunft nie in die einem Vaterherzen unerträgliche Zwangslage kommen, die dem Propheten die erschütternde Klage abrang: ,Die Kinder verlangen  nach Brot, es war aber keiner da, der es ihnen brach.' (Thren. 4,4)

Die besondere Lage Deutschlands infolge der bisherigen Zoneneinteilung, die hierdurch bedingte Pluralität der Zuständigkeiten, die Schwierigkeiten der Transportverhältnisse, auch in anderen, an Deutschland angrenzenden Ländern, haben in der Vergangenheit für die Durchführung der von Uns beabsichtigten Hilfeleistungen Hemmnisse geschaf-fen, von deren Ausmaß ein mit solchen Fragen nicht ganz Vertrauter sich kaum die richtigen Vorstellungen machen wird. Man kann nur der Erwartung Ausdruck geben, dass das soeben begonnene Jahr auf dem Weg zu einer stufenweisen Überwindung dieser Schwierigkeiten fühlbare Fortschritte zeitigen möge, damit der Abstand zwischen den Hilfsbereiten und den Hilfsbedürftigen sich mindere und das Hilfswerk selbst ein möglichst hohes Maß rationeller Gestaltung und intensiver Wirkung erlangen könne.

Einer der bittersten und gewalttätigsten Feinde der christlichen Erziehung des deutschen Volkes, ist ehr- und ruhmlos dahingegangen und lässt dem von ihm belogenen und be-trogenen Volk eine Erbschaft von Leid und Erniedrigung zurück, an deren Liquidierung Generationen zu tragen haben werden. Ein Feind ist dahin gegangen. Andere sind im Erstehen oder werden folgen. Wir haben das Vertrauen, dass die Katholiken Deutsch-lands ihnen gegenüber die Widerstandsfront des christlichen Gewissens in emsiger Ar-beit ausbauen, um in der Stunde der Prüfung gerüstet zu sein."

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Radioansprache an die deutschen Katholiken auf dem Mainzer Katholikentag vom 5.9.1948:

„Trotz allem - heute, (1948) beim Rückblick auf die verflossenen hundert Jahre, möge inmitten der bitteren Not der Gegenwart die Empfindung der Freude und Dankbarkeit vor Gott in euch vorherrschen.

Diese hundert Jahre haben eure langen, oft sehr bewegten Kämpfe um die Freiheit der Kirche und die Gleichgerechtigkeit der Katholiken im öffentlichen Leben gesehen, und ihr habt sie mit gutem Erfolg gekämpft.

Es waren hundert Jahre fruchtbarster organisatorischer Tätigkeit. Ein Jahrhundert zä-hen Bemühens um die Meisterung der sozialen Not, in geistigen Auseinandersetzungen wie in lebendigen, segensvollen Schöpfungen. Vorbildlich habt ihr auf diesem Felde gewirkt, zum Ansporn für viele andere.

Es waren hundert Jahre hervorragender Leistungen in Wissenschaft und Kultur, für Schule und Erziehung.

Hundert Jahre, auch harten Ringens um die Millionen von Katholiken in der heimatlichen Diaspora, wie opferbereiten und wagemutigen Schaffens für die Missionen. Wenn heute die Diaspora mit ihrer Not sich mehr als verdoppelt hat, geradezu Missionsland gewor-den ist und schleunige Hilfe heischt, so möge es für euch doch auch Ehrensache sein, einen geachteten Platz, wie ihr ihn in der Katholischen Weltmission immer einnahmt, auch in Zukunft zu behaupten. Bleibt euch bewusst, dass ihr ein Glied der erdumspan-nenden katholischen Familie seid! (® AKTION, KATHOLISCHE)

Zweimal in diesen hundert Jahren war der verbissene Angriff einer kirchenfeindlichen, übermächtigen Staatsgewalt gegen euch gerichtet. Es waren gefahrvolle, langanhaltende Stürme, durch die ihr euch hindurcharbeiten musstet. Gottes starker Arm hat euch er-barmungsvoll geleitet. Dafür und für allen Segen dieser hundert Jahre steige aus euren Herzen und von euren Lippen demütiger und jubelnder Dank zum Allmächtigen empor.

Und nun heißt es, den Blick in die Zukunft richten.

Gerade vor hundert Jahren (1848) ist in euren Landen das Wort ,vom gewaltigen Um-sturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung' gefallen. In weitem Ausmaß und unter furchtbaren Verhängnissen hat dieses Wort sich an euch selbst bewahrheitet. Eure zerstörten Städte sind das sprechende Sinnbild seiner Verwirklichung.

Tiefgreifende - und wie oft tiefschmerzende - Veränderungen gehen durch alle Bezirke eures wirtschaftlichen, politischen, sozialen und auch religiös-kirchlichen Lebens hin-durch. Wer heute führt, muss sich dessen jeden Augenblick bewusst sein. Er soll die Vergangenheit kennen, um aus ihr zu lernen. Nur darf er ihr nicht einseitig verhaftet bleiben. Er hat die Pflicht, im guten Sinne des Wortes wirklichkeitsnah zu sein.

Ganz erfüllen wird sich jenes Wort vom Umsturz aller Ordnungen doch nicht, nicht ein-mal in den Diesseitsbeziehungen. Der alte Gott lebt noch. Noch gilt sein Gesetz. Es wird immer gelten, und auf dieses Gesetz ist die Soziallehre der katholischen Kirche (®) auf-gebaut. Haltet mutig und treu ihre Linie ein, ohne abzuweichen, weder nach rechts noch nach links.

Wenn die Zeichen der Zeit nicht trügen, wird auch die Zukunft von euch den Einsatz verlangen für die Freiheit der Kirche, für ihre und der Eltern Rechte auf das Kind, seine Erziehung und seine Schule. In bestimmten Landesteilen mag es sogar ein Kampf auf Leben und Tod werden. Die Vorzeichen und Formen der Gegnerschaft gegen die Kir-che wechseln; die Ziele der Gegner bleiben im Grunde immer dieselben. (® KOMMU-NISMUS, ® TOTALITARISMUS)

Wir wissen, wie drängend bei vielen eures Volkes, Katholiken und Nichtkatholiken, die Sehnsucht nach Einheit im Glauben ist. Wer könnte diese Sehnsucht lebendiger empfin-den als der Stellvertreter Christi selbst? Die Kirche umfasst die im Glauben Getrennten mit ,ungeheuchelter Liebe' und mit der Inbrunst des Gebets für ihre Rückkehr zur Mut-ter, der Gott weiß wie viele von ihnen ohne persönliche Schuld fern stehen. Wenn die Kirche unbeugsam ist gegenüber allem, was auch nur den Anschein eines Kompromis-ses, eines Ausgleichs des katholischen Glaubens mit anderen Bekenntnissen oder der Vermengung mit ihnen erweckt, so deshalb, weil sie weiß, dass es nur einen unfehlbar sicheren Hort der ganzen Wahrheit und der Fülle der Gnade, die uns durch Christus geworden, immer gegeben hat und immer geben wird, und dass dieser Hort nach dem ausdrücklichen Willen ihres göttlichen Stifters schlechthin sie selber ist.

Eines möge als Erbe der Vergangenheit in vollem Maße auf euch übergehen: der Geist, aus dem die Besten von euch, Priester und Laien, in den vergangenen hundert Jahren für die katholische Sache gekämpft und gesiegt haben. Es war der Geist warmen, leben-digen Glaubens. Sie waren fromme  Beter. Sie liebten Christus. Sie liebten seine Kirche und standen mit rührender Treue zu ihrem Oberhaupt, dem Papst in Rom.

Wenn Wir an Stelle von allen einen nennen wollen, wer anderer könnte es sein, wo ihr in Mainz tagt, als Wilhelm Emmanuel von Ketteler! Er, an dessen Grab Wir seinerzeit in Ehrerbietung und Ergriffenheit standen, hat den Beginn der Katholikentage mitgeschaf-fen. Er war führend als Kämpfer für die Rechte der Kirche. Führend als Bischof, ein würdiger Nachfolger des hl. Bonifatius, eures großen Apostels, der im Geist heute unter euch weilt. Führend war Ketteler, als der mit seherischem Blick die Zukunft voraus-schauende Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit und Liebe. Er konnte irren, aber groß war er wieder, wie er sich demütigen Sinnes und mit voller, ja froher Überzeugung der von der Kirche unwiderruflich verkündeten Wahrheit unterwarf, auch hierin ein leuch-tendes Vorbild für euch. Möge sein Geist in denen fortleben, die heute zur Führung der deutschen Katholiken berufen sind.

Geht mit unbegrenztem Gottvertrauen an die wenn auch oft vielleicht unlösbar erschei-nenden Aufgaben heran, die die Not des Vaterlands und die Sendung der Kirche euch stellen. Eure Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat. Ihm befehlen Wir euch an, dem Ewigen Gott, dem Vater der Armen, dem Tröster der Gede-mütigten, der aufrichtet, die zerschlagenen Herzens sind. Wir empfehlen euch der rein-sten Jungfrau und Gottesmutter Maria, deren vielzählige Heiligtümer auf deutschem Bo-den von dem echten Glaubenssinn eures Volkes zeugen. Wir empfehlen euch der glor-reichen Schar der Heiligen, die eure Heimat der Kirche und die Kirche eurer Heimat geschenkt hat. Gottes Allmacht und ihre Fürbitte mögen euch Kraft verleihen, in einer, wenn auch überaus schweren, so doch großen Zeit nicht kleinmütig zu werden.

Mit diesem Wunsch im Herzen erteilen Wir euch und dem ganzen deutschen Volk in stets gleichbleibender väterlicher Liebe den erbetenen Apostolischen Segen."

 

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EIGENTUM

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache zur 50-Jahrfeier der Enzyklika „Rerum novarum“ vom 1.6.1941:

„Nach der Lehre von „Rerum novarum“ hat die Natur selbst das Privateigentum mit dem Bestand der menschlichen Gesellschaft und ihrer wahren Kultur innerlich verbunden - und zwar in hervorragendem Grade mit dem Bestand und der Entwicklung der Familie. Der Hauptgrund dafür liegt offen am Tag: das Privateigentum soll dem Familienvater die nötige Freiheit und Unabhängigkeit sichern, deren er bedarf, um die vom Schöpfer selbst ihm auferlegten Pflichten hinsichtlich des leiblichen, geistigen und religiös-sittlichen Wohles der Familie erfüllen zu können.

In der Familie findet das Volk die naturgegebene, fruchtbare Wurzel für seine Größe und Macht. Hat das Privateigentum dem Wohl der Familie zu dienen, so müssen alle öffentlichen, vor allem staatlichen Maßnahmen im Bereich des Privateigentums darauf abzielen, seine in gewisser Hinsicht jeglichem anderen Zweck übergeordnete Funktion für die Familie nicht allein zu ermöglichen und zu erhalten, sondern immer weiter zu vervollkommnen. Deshalb ist eine Entwicklung naturwidrig, die - sei es durch übermäßige Abgaben, sei es durch unmittelbaren Eingriff - das Privateigentum aushöhlt und damit der Familie und ihrem Oberhaupt die tatsächliche Freiheit nimmt, den von Gott gewollten Zweck eines vollkommenen Familienlebens zu erfüllen. (® FAMILIE)

Von allen Gütern, die im Privateigentum stehen können, ist nach der Lehre von „Rerum novarum“ keines mehr naturgemäß als der Boden, das Stück Land, auf dem die Familie wohnt und von dessen Früchten sie ganz oder wenigstens zum Teile lebt. Ja, es ist im Sinne von „Rerum novarum“ zu sagen, dass im Regelfall nur jene Stabilität, die vom eigenen Boden kommt, aus der Familie die ganz vollkommene und ganz fruchtbare Lebenszelle der Gesellschaft macht, die durch ihren fortwirkenden Zusammenhalt die Geschlechter, die jeweils gegenwärtigen und die zukünftigen, wunderbar verbindet. Wenn heute die Schaffung von „Lebensraum“ so sehr im Mittelpunkt des sozialpolitischen Denkens und Planens steht, müsste man da nicht vor allem an diesen Lebensraum der Familie denken? Müsste man nicht die Familie aus Verhältnissen herausführen, die sie vielfach nicht einmal mehr zum Bewusstsein irgendeines eigenen Heims und Herdes kommen lassen? (® AUSWANDERUNG)"

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Rundfunkansprache an die Welt vom 1. 9.1944:

„Der Christ, der ernstlich über die Not und das Elend nachdenkt, bleibt treu in der Wahl der Heilmittel und der Vorschriften, die der gesunde Menschenverstand, das christlich-soziale Sittengesetz ihm zeigen als Grundlagen und Grundsätze aller gesunden Reform. Schon in seiner berühmten Enzyklika ,Rerum novarum’ drückte Unser Vorgänger un-sterblichen Andenkens, Leo XIII., diesen Grundsatz aus, dass alle normale wirtschaftliche und soziale Ordnung sich auf die feste Grundlage des Rechtes auf privates Eigentum stützen muss. Wenn es wahr ist, dass die Kirche immer ,das natürliche Recht des Eigentums’, die erbliche Übertragung der eigenen Güter erkannt hat, („Quadragesimo anno“) so ist es nicht weniger wahr, dass dieses private Eigentum auf ganz besondere Weise die natürliche Frucht der Arbeit, das Produkt einer angespannten Tätigkeit des Menschen ist, der sie erreicht dank seines energischen Willens, durch seine Bemühungen, seine persönliche Existenz und die seiner Familie zu sichern und zu entwickeln, sich selbst und den Seinigen ein Gebiet echter Freiheit zu schaffen, nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in politischer, kultureller und religiöser Hinsicht.

Das christliche Gewissen kann die Richtigkeit einer sozialen Ordnung nicht anerkennen, die das natürliche Recht des Eigentums leugnet oder praktisch unnütz macht, sei es auf Gebrauchsgüter oder auf Erzeugnisse.

Wenn die Kirche den Grundsatz des privaten Eigentums verteidigt, verfolgt sie damit zu-gleich ein moralisches und soziales Ziel. Es ist nicht so, dass sie danach trachtet, den gegenwärtigen Stand der Dinge schlicht und einfach aufrecht zu erhalten, als ob sie darin den Ausdruck des göttliche Willens sähe, noch den Reichen und den Plutokraten grundsätzlich gegen den Armen und den Proletarier zu verteidigen. Weit entfernt! Von Anfang an hat sie sich immer als Vormund des Schwachen, von der Tyrannei des Mächtigen Unterdrückten, aufgestellt. Immer hat sie die gerechten Forderungen aller Gruppen der Arbeiter gegen jegliche Ungerechtigkeit unterstützt. (® REFORMEN, SOZIALE)

Die Kirche zielt darauf hin, dass die Einrichtung des privaten Eigentums gemäß den Plänen der göttlichen Weisheit und nach den Anlagen der Natur eine notwendige Vorsorge menschlicher Initiative werde, eine Anregung zur Arbeit. Dieses alles zum Nutzen des zeitlichen und jenseitigen LebenszieIes, wie zum Vorteil der Freiheit und Würde des nach Gottes Ebenbild erschaffenen Menschen, dem von allem Anfang an zu seinem Nutzen die Herrschaft über die materiellen Dinge dieser Welt übertragen wurde.

Nehmt dem Arbeiter die Hoffnung, irgendein Gut als persönliches Eigentum zu erwerben, was anders wird ihn zu fleißiger Arbeit, zur Sparsamkeit und Nüchternheit ermutigen, wenn so viele Menschen und Völker, die alles verloren haben, heute keine anderen Hilfsquellen mehr besitzen, als ihre Arbeitsfähigkeit? Oder will man jene Form der Kriegswirtschaft aufrecht erhalten, nach der in gewissen Ländern die öffentliche Macht alle Produktionsmittel in ihren Händen vereinigt und mit der Peitsche einer strengen Zucht sich anmaßt, für alle und alles zu sorgen? (® TOTALITARISMUS)

Die soziale und wirtschaftliche Politik der Zukunft, die organisatorische Tätigkeit des Staates, der Gemeinden, der beruflichen Einrichtungen werden ihr edles Ziel, das die normale Ergiebigkeit der Volkswirtschaft erstrebt, nicht anders verfolgen können, als unter der Bedingung, die belebende Funktion des privaten Eigentums in seiner persönlichen und sozialen Rolle zu achten und zu beschützen.

Wenn es vorkommt, dass die Verteidigung des Eigentums ein Hindernis zu diesem Zwecke ist - und dies braucht sich nicht notwendig oder immer aus der Größe des privaten Erbes zu ergeben - so kann sich in diesem Fall der Staat im allgemeinen Interesse einmischen, um den Eigentumsgebrauch zu regeln oder in Ermangelung einer anderen gerechten Lösung durch eine gerechte Entschädigung die Enteignung gerichtlich festsetzen. (® STAAT)

Dementsprechend muss das kleine und mittlere, landwirtschaftliche, künstlerische, handwerkliche und berufliche, kaufmännische und industrielle Eigentum gesichert und begünstigt werden. Die Genossenschaften sollten ihnen die Vorteile des Großbetriebes sichern.

Es ist ein Irrtum zu behaupten, dass der technische Fortschritt die überlieferten Regierungsformen und Zustände der Gesellschaft verurteile und ihnen entgegengesetzt sei und er in seinem unwiderstehlichen Lauf jegliche Wirksamkeit in die riesigen Unternehmungen und Organisationen hineinzwängte, so dass jede soziale auf das Privateigentum der Person gestützte Regierungsform unvermeidlich zu Fall kommen muss. Nein! Der technische Fortschritt bestimmt das wirtschaftliche Leben nicht wie ein verhängnisvolles und notwendiges Gesetz. Es ist wohl richtig, dass er sich nur zu oft vor den Forderungen egoistischer Berechnungen fügsam beugt, die danach streben, ihre Kapitalien maßlos zu vergrößern. Warum sollte er sich nicht auch vor der Notwendigkeit beugen, das Privateigentum aller zu erhalten und zu sichern und so den Eckstein der sozialen Ordnung nicht anzutasten? Im übrigen ist es nicht der technische Fortschritt, der dem Allgemeinwohl vorgezogen werden soll, er muss ihm im Gegenteil bei- und untergeordnet sein."

 

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EINZELMENSCH

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsbotschaft vom 23.12.1942:

Wer will, dass der Stern des Friedens über dem menschlichen Zusammengehen aufgehe und leuchte, der helfe zu seinem Teil mit an der Wiedereinsetzung der menschlichen Person in die ihr durch Gottes Schöpferwillen von Anbeginn verliehene Würde; der wehre dem maßlosen Zusammentreiben der Menschheit zu einer seelenlosen Masse (®), ihrer wirtschaftlichen, sozialen, politischen, geistigen, und sittlichen Haltlosigkeit, ihrem Mangel an festen Grundsätzen und starken Überzeugungen, ihrem Überfluss an triebhafter und sinnlicher Erregbarkeit und ihrer Unbeständigkeit; der begünstige mit allen erlaubten Mitteln auf allen Gebieten des Lebens soziale Formen, innerhalb derer eine volle persönliche Verantwortlichkeit sowohl für die diesseitige als für die jenseitige Ordnung ermöglicht und sichergestellt ist; der unterstütze die Achtung und die praktische Ausführung folgender grundlegender Persönlichkeitsrechte: Das Recht auf Erhaltung und Entwicklung des körperlichen, geistigen und sittlichen Lebens, ganz besonders auf religiöse Erziehung und Bildung; das Recht zur privaten und öffentlichen Gottesverehrung, einschließlich der religiösen caritativen Betätigung; das Recht zur Ehe und zur Erfüllung ihres Zweckes, das Recht zur ehelichen und häuslichen Gemeinschaft; das Recht zur Arbeit als unerlässliches Mittel zur Erhaltung des Familienlebens; das Recht zur freien Wahl des Lebensstandes, also auch des Priester- und Ordensstandes; das Recht der Nutzung der materiellen Güter im Bewusstsein der sozialen Pflichten und Bindungen."

 

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ENTCHRISTLICHUNG

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika „Summi Pontificatus“ vom 20.10.1939:

„Die gegenwärtige Zeit hat zu den falschen Lehren der Vergangenheit noch neue Irrtümer gehäuft bis zu einem Grade, dass sie zu einem Ende mit Schrecken führen mussten. Vor allem liegt die eigentliche Wurzel der Übel, die in der modernen Gesellschaft zu beklagen sind, in der Leugnung und Ablehnung eines allgemein gültigen Sittengesetzes für das Leben des Einzelnen und das Gesellschaftsleben, wie für die Beziehungen der Staaten untereinander. Es herrscht heute weithin Verkennung oder geradezu Vergessenheit eines natürlichen Sittengesetzes.

Dieses natürliche Gesetz beruht auf Gott als seinem Fundament. Er ist der allmächtige Schöpfer und Vater aller, ihr höchster und unabhängiger Gesetzgeber, der allwissende und gerechte Vergelter der menschlichen Handlungen. Wo Gott geleugnet wird, da wird die Grundlage der Sittlichkeit erschüttert; die Stimme der Natur wird geschwächt, wenn nicht erstickt; jene Stimme, die auch den Ungebildetsten und selbst noch den unzivili-sierten Wilden lehrt, was Gut und was Böse ist, erlaubt und unerlaubt; jene Stimme, die Verantwortlichkeit für die eigenen Taten vor einem höchsten Richter predigt.

Wenn man fragt, wie es zur Leugnung der Grundlage der Sittlichkeit gekommen ist, so lautet die Antwort: Es hat damit begonnen, dass man sich von der Lehre Christi entfern-te, deren Bewahrer und Lehrer der Stuhl Petri ist. Vor Zeiten hat diese Lehre Europa seinen geistigen Zusammenhalt gegeben; und Europa, erzogen und veredelt durch das Kreuz, hat einen solchen Aufschwung genommen, dass es Erzieher anderer Völker und anderer Erdteile werden konnte. Durch ihre Entfernung von dem unfehlbaren Lehramt der Kirche aber sind nicht wenige getrennte Brüder soweit gekommen, dass sie selbst das Grunddogma des Christentums, die Gottheit des Erlösers geleugnet und so den all-gemeinen Auflösungsprozess beschleunigt haben.

Als Jesus gekreuzigt wurde, ,brach eine Finsternis über das ganze Land herein’, wie der heilige Bericht erzählt (Matth. 27,45); ein schreckenerregendes Sinnbild dessen, was geschah, und was geistigerweise dauernd wieder geschieht, wo immer der Unglau-be in Blindheit und Selbstüberheblichkeit Christus aus dem Leben der Gegenwart, und besonders aus dem öffentlichen Leben tatsächlich ausgeschlossen und mit dem Glau-ben an Christus auch den Glauben an Gott verdrängt hat. Als Folge davon kamen die sittlichen Werte, nach denen in früheren Zeiten das private und öffentliche Tun beurteilt wurde, gleichsam außer Kurs: Mensch, Familie und Staat wurden dem wohltuenden und erneuernden Einfluss des Gottesgedankens und der kirchliche Lehre durch die immer rascher fortschreitende, hochgepriesene Laisierung des gesellschaftlichen Lebens entzogen, und nun hat diese auch in Gegenden, wo viele Jahrhunderte hindurch die Strahlen der christlichen Kultur leuchteten, immer klarere, immer deutlichere, immer mehr beängstigende Anzeichen eines verderbten und verderblichen Heidentums wieder aufkommen lassen; ,Finsternis brach herein, als sie Jesus gekreuzigt hatten’ (Röm. Brevier, Karfreitag, 4. Responsorium).

Viele waren vielleicht bei der Trennung von der Lehre Christi sich nicht voll bewusst, dass ein luftiges Truggebilde schillernder Redensarten sie betört hatte, von Redensarten, die eine solche Trennung als Befreiung von der Knechtschaft ausgaben, in der man bis-her gehalten worden sei; weder sahen sie voraus, welch bittere Folgen es habe, den traurigen Tausch der Wahrheit, die frei macht, gegen den Irrtum, der knechtet, zu voll-ziehen, noch bedachten sie, dass jeder, der auf das unendlich weise und väterliche Gesetz Gottes und auf die einigende und erhebende Lehre von der Liebe Christi ver-zichtet, der Willkür einer armseligen, wandelbaren Menschenweisheit sich verschrieb: Man redete von Fortschritt und man machte Rückschritte, von Aufschwung und man sank ab, vom Aufstieg zur Mündigkeit und man versklavte; man merkte nicht, wie ver-geblich alles menschliche Bemühen ist, das Gesetz Christi durch irgend etwas ihm gleiches zu ersetzen: ,Sie verfielen mit ihren Gedanken auf Nichtigkeiten' (Röm. 1, 21).

Der Glaube an Gott und an Jesus Christus wurde geschwächt, das Licht der sittlichen Grundsätze wurde in den Seelen verdunkelt, und so war die einzige und unersetzliche Grundlage jener Festigkeit und Ruhe, jener inneren und äußeren, privaten und öffent-lichen Ordnung untergraben, die allein die Wohlfahrt der Staaten schaffen und erhalten kann.

Gewiss, auch als durch gleiche, der christlichen Lehrverkündigung entnommene Ideale Europa brüderlich verbunden war, fehlten Streitigkeiten, Wirren und Kriege nicht, die es verwüsteten, aber wohl niemals wurde so fühlbar wie heute die verzagte Ratlosigkeit ver-spürt, die die Möglichkeit eines Ausgleiches übersteigt; denn damals war eben jenes Be-wusstsein von Recht und Unrecht, von Erlaubtem und Unerlaubtem lebendig, das Verein-barungen erleichtert, während es den Ausbruch der Leidenschaften zügelt und den Weg zu einer Verständigung in Ehren offen lässt. Umgekehrt kommen heutzutage die Zwistig-keiten nicht nur vom Ansturm sich empörender Leidenschaften, sondern aus einer tiefen Krise des Geistigen, die die gesunden Grundsätze der privaten und öffentlichen Gesin-nung verkehrt hat."

 

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ENZYKLIKEN, SOZIALE

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika  „Sertum laetitiae“ vom 1.11. 1939:

Es ist eine Quelle der Freude für Uns zu wissen, dass die Enzyklika ,Quadragesimo anno' wie auch die Enzyklika ,Rerum novarum', in denen die Lösung der sozialen Frage in Übereinstimung mit der Heiligen Schrift und der christlichen Philosophie aufgezeigt ist, in den Vereinigten Staaten Gegenstand sorgfältigen und eingehenden Studiums von bedeutsamen Geistern ist, die großzügig an einer sozialen Neuordnung und an der Verwirklichung der christlichen Nächstenliebe arbeiten wollen, und dass einige Arbeitgeber selbst gemäß den Normen der Enzykliken die Absicht gezeigt haben, immer wieder auftretende Schwierigkeiten mit ihren Arbeitern unter Berücksichtigung des allgemeinen Wohles und der Würde der menschlichen Person beizulegen. Welcher Vorteil wird es für das amerikanische Volk sein, das durch die Natur zu seinen großen Unternehmungen und zur Freiheit begünstigt ist, wenn es die schwierige und verwickelte soziale Frage durch Befolgung der sicheren Wege, die das Licht des Evangeliums weist, löst und so die Grundlage eines glücklicheren, sozialen Zeitalters legt! Wenn dies zur Verwirklichung kommt, wird die Macht nicht durch Zwietracht zersplittert, sondern durch Eintracht verstärkt. Zu dieser segensreichen Einigung der Geister, die sich bei ihrer Verwirklichung in einem großen Impuls der Nächstenliebe zeigt, laden Wir auch besonders diejenigen ein, die die Mutterkirche als getrennte Brüder beklagt. Viele von ihnen haben, als Unser glorreicher Vorgänger den Schlaf der Gerechten begann und als Wir kurze Zeit nach seinem Tode durch Gottes Gnade den Thron des hl. Petrus bestiegen - und das ist Unserer Aufmerksamkeit nicht entgangen - durch Wort und Schrift Gefühle der Anerkennung und Ehrfurcht zum Ausdruck gebracht. Aus dieser Haltung - und das bekennen Wir offen - haben Wir eine Hoffnung geschöpft, die auch die Zeit nicht von Uns nimmt, die Wir hegen und unterstützen und die ein Trost für Uns bleibt in den schweren und verwirrten Zeiten."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache zur 50-Jahrfeier der Enzyklika „Rerum novarum“ vom 1.6.1941:

Inzwischen ist ein halbes Jahrhundert dahingegangen, das tiefe Furchen und böse Gärstoffe im Boden der Nationen und der Gesellschaft zurückließ. Die Fragen, welche die sozialen, vor allem wirtschaftlichen Veränderungen und Umwälzungen nach „Rerum novarum“ zur sittlichen Beurteilung aufgeworfen haben, sind von Unserem unmittelbaren Vorgänger (Papst Pius XI.) in „Quadragesimo anno“ mit tiefster Gründlichkeit behandelt worden. Das darauffolgende Jahrzehnt war nicht weniger reich an Überraschungen im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben als seine Vorgänger und ist mit seinen ruhelos trüben Fluten in den Ozean eines Krieges ausgemündet, dessen Wogendrang für Wirtschaft und Gemeinschaft unabsehbar verhängnisvoll werden kann.

Wenn ihr, geliebte Söhne und Töchter, heute, fünfzig Jahre nach Erscheinen der En-zyklika ,Rerum novarum', Uns fragt, ob die Wirkung seiner Worte den hohen Absichten, den wahrheitserfüllten Gedanken und segenverheißenden Richtlinien ihres Schöpfers einigermaßen entsprochen habe, so antworten Wir euch: gerade um dem Allmächtigen demütigen und tiefempfundenen Dank abzustatten für die Pfingstgabe, die Er vor 50 Jahren mit jenem Rundschreiben Seines Stellvertreters auf Erden Seiner Kirche schenkte, um Ihn zu preisen für das erfrischende Geisteswehen, das Er von ihr über die ganze Menschheit ausgehen ließ, haben Wir am heutigen Pfingstfest Unser Wort an euch richten wollen.

Schon Unser Vorgänger Pius XI. hat im ersten Teil seiner Gedächtnisenzyklika die herr-liche Ernte von „Rerum novarum“ gefeiert: „Rerum novarum“ war der fruchtbare Keim einer katholischen Gesellschaftswissenschaft, die edlen Söhnen der Kirche, Priestern und Laien, die Pläne und das Werkzeug für fruchtbarste soziale Aufbauarbeit bot. Sie hat im katholischen Lager Wohlfahrtseinrichtungen in großer Zahl und Mannigfaltigkeit hervorsprießen lassen, blühendes Vereinigungswesen zur wechselseitigen Nächsten- und Selbsthilfe. Welcher Segen, materiell-natürlicher wie geistig-übernatürlicher Art, ist durch die katholischen Arbeitervereine in die katholischen Arbeiter und ihre Familien hineingetragen worden! Wie zeitgemäß und wirksam hat sich das Vereins- und Genos-senschaftswesen im Bauern- und Mittelstand erwiesen: zur Behebung sozialer Not, zur Sicherung der sozialen Gerechtigkeit, zur Mäßigung der Leidenschaften und zur Erhal-tung des sozialen Friedens! (® ARBEITERVEREINE)

Aber dabei blieb es nicht, die Enzyklika „Rerum novarum“, geschrieben aus inniger Lie-be und Hochschätzung zum Volk, drang tief in Geist und Herz der Arbeiterschaft ein und erfüllte sie mit christlichem Denken und bürgerlichem Selbstbewusstsein. Ihre sozialen Grundsätze wurden - und darin liegt wohl ihre stärkste Wirkung - im Verlauf der Jahre so erfolgreich entwickelt und verbreitet, dass sie gewissermaßen Gemeingut der Menschheitsfamilie geworden sind.

Was bleibt Uns noch übrig, als dass Wir im Geiste Leos XIII. und seinen erhabenen Zielen entsprechend, euch mahnen, das Werk, das die vergangene Generation eurer Brüder und Schwestern so wagemutigen Herzens aufgebaut hat, weiterzuführen und weiterzuentwickeln? Möge das eindringliche Wort der beiden Päpste der sozialen Rund-schreiben nie unter euch verhallen oder an Wirkkraft verlieren! Sie haben der sittlichen Pflicht derer, die an die übernatürliche Wiedergeburt der Menschheit glauben, ordnend in das gesellschaftliche, vor allem das wirtschaftliche Leben einzugreifen, schärfste Be-tonung verliehen. Sie haben sie betont für die am Wirtschaftsleben Beteiligten, sie ha-ben sie betont für den Staat als solchen. Wie sollte sie nicht eine heilige Verpflichtung bedeuten für jeden Christen? Lasst euch nicht entmutigen, geliebte Söhne und Töchter, durch äußere Schwierigkeiten, nicht erschrecken durch die steigende Säkularisierung (® ENTCHRISTLICHUNG) des öffentlichen Lebens, nicht irreführen durch ungesunde und falsche, auf Schwund und nicht auf Wachstum der religiösen Substanz deutende Richtungen, wie jene, die sagt: Die Heilsordnung sei eine Ordnung der Gnade, also ganz Gottes Werk, und bedürfe nicht unseres Zutuns im diesseitigen Raum. Welch be-dauerliche Verkennung des Werkes Gottes! ,Indem sie sich weise dünken, sind sie zu Toren geworden.' (Röm 1,22) Als ob nicht die erste Wirkung der Gnade gerade die wä-re, dass wir in ehrlichem Bemühen Gottes Gebot erfüllen, Tag für Tag, als Einzelmen-schen wie als Glieder der Gemeinschaft; als ob nicht immer in der Kirche, im ganzen Verlauf ihrer fast zweitausendjährigen Geschichte, das Bewusstsein solidarischer Ver-antwortung aller für alle bestanden hätte, das ihre Kinder zum Heroismus der Caritas von jeher bis heute begeistert hat, in den ackerbauenden Mönchen, den Befreiern der Skla-ven, in den Krankenhäusern, in den Boten des Glaubens, der Kultur und der Wissen-schaft unter allen Völkern und Altersklassen, um für alle die sozialen Verhältnisse zu schaffen, die erst ein menschen- und christenwürdiges Leben ermöglichen und erleich-tern. Ihr aber dürft euch, im vollen Bewusstsein dieser heiligen Verantwortung, nie und nimmer mit einem Allgemeinzustand abfinden, in dem der Durchschnitt der Menschen so gestellt ist, dass er nur unter Heroismus jene Gebote Gottes erfüllen kann, die immer und in jedem Falle verpflichten. 

Das bisweilen offenbar gewordene Missverhältnis zwischen Wollen und Vollbringen, das bei allem menschlichen Tun gelegentlich unterlaufende Irren, Meinungsverschiedenhei-ten über die eingeschlagenen oder einzuschlagenden Wege, all dies darf euren Mut nicht lähmen, euren Schritt nicht hemmen, nicht Anlass werden zu Klagen oder Ankla-gen. Noch viel weniger kann damit die trostvolle Tatsache aus der Welt geschafft wer-den, dass der erleuchteten Papstbotschaft „Rerum novarum“ frisch und klar ein Quell-strom starken, ehrlichen, selbstlosen sozialen Wirkens entsprungen ist, ein Quellstrom, der heute von einem Bergrutsch anderen und stärkeren Geschehens zum Teil verschüt-tet sein mag, aus dem jedoch morgen, beim Aufräumen der Ruinen dieses Weltorkans und beim Neuaufbau einer gottes- und menschenwürdigen sozialen Ordnung zum 2. Male neues Sprossen und Wachsen auf alle Gebiete menschlicher Kulturarbeit ausge-hen kann. 

Hütet darum, geliebte Söhne und Töchter, die edle Flamme brüderlichen sozialen Wol-lens, die vor einem halben Jahrhundert Leos XIII. erleuchtendes und entflammendes Hirtenwort in den Herzen eurer Väter entfacht hat.

Hütet sie und lasst sie nicht aus Mangel an Nahrung ersterben, nachdem sie bei diesem ehrenvollen Gedenktag so flammend aufschlug! Lasst sie nicht erlöschen in schlaffer und bequemer Gleichgültigkeit gegenüber der allgemeinen Not der ärmsten unserer Brü-der, nicht ersticken vom schmutzig staubigen Wirbelsturm unchristlichen oder christen-feindlichen Geistes.

Nährt diese Flamme, belebt sie, erhebt sie, lasset sie um sich greifen, tragt sie überall hin, wo ihr das Stöhnen des Kummers, das Weinen der Not, den Aufschrei des Schmerzes vernehmt. Entzündet sie immer von neuem an der Liebesglut des Erlöser-herzens, dem der heute anhebende Monat in besonderer Weise geweiht ist. Geht hin zu diesem göttlichen Herzen, das die Milde ist und die Demut, die Heimstatt jeglichen Tro-stes in der Ermattung und im Drucke der Arbeit. Es ist das Herz dessen, der jeder auf-richtig reinen Tat im Dienste der Leidenden und Bedrängten, der von der Welt Verlasse-nen und der hilflos, mittellos Enterbten, sofern sie nur in Seinem Namen und Geist voll-bracht wird, den ewig beglückenden Lohn verhieß: „Gesegnete meines Vaters! Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“

 

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EUTHANASIE

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Arzte vom 12.11.1944:

„Als Gott den Menschen bildete, hat er alle seine Funktionen geordnet. Er hat sie auf die verschiedenen Organe verteilt, ebenso hat er den Unterschied zwischen denen bestimmt, die dem Leben wesentlich sind und denen, die nur die Integrität des Körpers angehen, wie wichtig sie auch für sein Handeln, sein Wohlbefinden, seine Schönheit sein mögen. Gleichzeitig hat er den Gebrauch eines jeden Organs festgelegt, umschrieben und begrenzt. Er kann also dem Menschen nicht gestatten, das Leben und die Funktionen seiner Organe nach eigener Willkür auf eine Weise zu ordnen, die den inneren und beständigen Zielen, die ihnen gesetzt sind, zuwiderlaufen. Der Mensch ist nicht der Eigentümer, der unbeschränkte Herr seines Leibes, er ist nur dessen Nutznießer. Aus dieser Tatsache gehen eine Reihe Grundsätze und Normen hervor, die den Gebrauch der Organe und der Glieder des Leibes und das Recht, über sie zu verfügen, ordnen und die gleicherweise für den Patienten wie für den Arzt, den er zu seiner Beratung herbeiruft, gelten.

Diese Regeln müssen auch auf die Lösung von Konflikten zwischen auseinanderlaufen-den Interessen angewendet werden, und zwar nach der Rangordnung der Werte und im Respekt vor den Geboten Gottes. Deswegen ist es nie erlaubt, die ewigen Interessen den zeitlichen Gütern, selbst den schätzenswertesten, zu opfern,  wie es ebenso wenig erlaubt ist, sie den Launen und den Wünschen der Leidenschaften hintan zu setzen. In solchen bisweilen tragischen Krisen findet sich der Arzt häufig als Ratgeber und sozusa-gen berufener Schiedsrichter angegangen. Selbst wenn sie auf den Bereich der in ihrer Einheit so komplexen Person beschränkt sind, entstehen aus den unvermeidlichen Kon-flikten zwischen widerstrebenden Interessen häufig heikle Probleme. Wie viel schwieri-ger müssen diese Konflikte sein, wenn sie aus dem Anspruch entstehen, den die Ge-sellschaft auf den Leib, auf die Integrität des Leibes oder selbst auf das Leben der Men-schen erhebt. Nun ist es häufig schon schwierig, die Grenzen dieser Ansprüche theore-tisch zu bestimmen, der Arzt aber sowohl wie jedes unmittelbar betroffene Individuum sehen sich in die Notwendigkeit versetzt, diese Forderungen der Ansprüche in der Pra-xis zu prüfen und zu analysieren; abzuwägen und zu bewerten, wie weit sie der Sittlich-keit entsprechen und wie weit ihr Zwangscharakter sittlich verpflichtend ist.

Auch hier prüfen Vernunft und Glaube die Rechte der Gesellschaft und des Individuums. Ohne Zweifel ist der Mensch durch sein Wesen dazu bestimmt, in der Gesellschaft zu leben. Aber die Vernunft allein lehrt ja schon, dass grundsätzlich die Gesellschaft für den Menschen und nicht der Mensch für die Gesellschaft da ist. Nicht von der Gesell-schaft, sondern vom Schöpfer hat er das Recht auf seinen Leib und auf sein Leben er-halten, und dem Schöpfer ist er für den Gebrauch, den er davon macht, verantwortlich. Daraus folgt, dass die Gesellschaft ihn nicht direkt dieses Rechtes berauben kann, so-lange er sich nicht eine solche Strafe als Vergeltung für ein schweres und einer solchen Bestrafung entsprechendes Verbrechen zugezogen hat.

Was den Leib, das Leben und die körperliche Integrität jedes Individuums angeht, so ist die rechtliche Stellung der Gesellschaft wesentlich verschieden von der der Individuen selber. Obwohl beschränkt, ist die Macht des Menschen über seine Glieder und seine Organe eine direkte Macht, weil sie einen konstitutiven Teil seines physischen Wesens bilden. Es ist klar, dass jedes dieser Organe und dieser Glieder, da ihre Differenzierung in einer vollkommenen Einigkeit nur das Wohl des ganzen physischen Organismus zum Ziel hat, geopfert werden kann, wenn es das Ganze in eine Gefahr bringt, der nicht an-ders zu begegnen ist. Der Fall der Gesellschaft ist ein ganz anderer. Denn sie ist nicht ein physisches Wesen, deren Teile etwa die Individuen wären, sondern eine einfache Zweck- und Handlungsgemeinschaft; nur von diesem ihrem Charakter her kann sie von denjenigen, die sie bilden, und die man ihre Glieder nennt, alle Dienste verlangen, die das richtig verstandene Gemeinwohl fordert. Das sind die Grundlagen, auf die sich jedes Urteil über den sittlichen Wert aller Handlungen und aller Ansprüche stützen muss, die von den öffentlichen Gewalten hinsichtlich des menschlichen Leibes, des Lebens und der Integrität der Person erlaubt oder gefordert werden."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Frauen vom 11.9.1947:

Es genügt nicht, dass das Herz gut, empfindsam und großmütig ist; es muss auch weise und stark sein. Nachsichtige Schwäche macht die Eltern blind und schlägt zum Unheil ihrer Kinder aus. In der sozialen Ordnung blendet eine solche Empfindsamkeit das Unterscheidungsvermögen und führt zur Unterstützung ungeheuerlicher Theorien und zur Vertretung unsittlicher und verderblicher Praktiken. Gehört dazu nicht jenes falsche Mitleid, das die Euthanasie zu rechtfertigen sucht und den Menschen seinem läuternden und verdienstvollen Leiden nicht durch liebevollen und lobenswerten Trost zu entziehen trachtet, sondern durch einen Tod, wie man ihn einem Tiere ohne Vernunft und Unsterblichkeit gibt?

 

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FAMILIE

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika „Summi Pontificatus“ vom 20.10.1939:

„Auch die erste und wesentliche Keimzelle der Gesellschaft, die Familie, ihr Wohlsein und Wachsen, würde dann Gefahr laufen, lediglich unter dem Gesichtswinkel völkischer Kraft betrachtet zu werden. Damit aber würde man vergessen, dass Mensch und Familie durch ihre Natur vor dem Staat sind und dass der Schöpfer beiden Kräfte und Rechte verliehen und eine Aufgabe zugewiesen hat, die unbezweifelbaren Forderungen der Natur entsprechen.

Die Erziehung des kommenden Geschlechtes würde nicht mehr auf eine ausgeglichene Entwicklung des Körpers, aller geistig-sittlichen Anlagen zielen, sondern auf die einsei-tige Ausbildung jener staatsbürgerlichen Tugenden, die man als notwendig zur Verwirk-lichung politischer Erfolge erachtet; jene Tugenden dagegen, die das gesellschaftliche Leben mit dem Feiergewand von Edelsinn, Menschlichkeit und Ehrfurcht umkleiden, würden weniger empfohlen, gleichsam als ob sie den Stolz des Staatsbürgers vermin-derten.

In schmerzhafter Klarheit stehen vor Unserem Blick die Gefahren, die dem heutigen und kommenden Geschlecht aus der Verkennung, Verkürzung und fortschreitenden Auslö-schung der Eigenrechte der Familie erwachsen müssen. Darum erheben Wir Uns im vollen Bewusstsein Unserer heiligen Amtspflicht zu ihrem freimütigen Anwalt. Nirgendwo werden die äußeren und inneren, die materiellen und geistigen Nöte unserer Zeit so bis zur Neige verkostet, nirgendwo die vielfachen Irrtümer in ihren tausend Auswirkungen so bitter durchlitten, wie innerhalb der Klein- und Edelzelle der Familie. Ein richtiger Wage-mut, ja ein Heldentum, das in seiner Schlichtheit dreifach achtunggebietend dasteht, ist oft von Nöten, um die Härten des Lebens, die tägliche Leidenslast, die wachsenden Ent-behrungen und fortschreitende Einengung zu tragen, die ein früher nie gekanntes Aus-maß erreichen und deren innerer Sinn und sachliche Notwendigkeit oft nicht zu sehen sind. Wer in der Seelsorge steht, wer in die Herzen schauen kann, weiß um die heimli-chen Tränen der Mütter, um den stillen Schmerz ungezählter Väter, weiß um die Bitter-nis, von der keine Statistik spricht noch sprechen kann. Er sieht mit Besorgnis diese  Bitternisse immer höher und höher steigen und beobachtet, wie die Mächte der Umwäl-zung und Zerstörung auf der Lauer liegen, um solche Stimmungen für ihre dunklen Ziele auszunützen. Niemand, der guten Willens und offenen Auges ist, wird in so außerge-wöhnlichen Zeiten der Staatsgewalt ein weitgehendes Notrecht verweigern wollen. Aber die von Gott gesetzte sittliche Ordnung verlangt auch in einer solchen Lage die ernste, in gewissem Sinne sogar verschärfte Prüfung, ob derartige Maßnahmen sittlich erlaubt und vom wahren Gemeinwohl sachlich erfordert sind."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Radioansprache an die Welt vom 13.5.1942:

„Einmütig ist der Ruf, der Uns von der Front der Familien erreicht: Bekennt euch wie wir zum Frieden! Wenn euch die Zukunft der Menschheit am Herzen liegt, wenn euer Gewissen vor Gott dem, was für den Menschen die Worte Vater und Mutter bedeuten, und dem, was das wahre Glück eurer Kinder ausmacht, einiges Gewicht beilegt, dann gebt die Familie ihrer Friedensaufgabe zurück.

Aus den von Uns angeführten familiären Nöten und Qualen erhebt sich hinter der Front des Krieges und erweitert sich nunmehr für die ganze Welt eine andere sehr ausge-dehnte Front, die Front der bekümmerten und zerrissenen Familien. Vor dem Kriege ge-lang es einigen Völkern, die nun unter Waffen stehen, nicht, die Zahl ihrer Wiegen mit der Zahl ihrer Särge gleichzustellen; und in der Gegenwart droht der Krieg, weit entfernt davon ein Heilmittel zu sein, neue Familienstämme physisch, wirtschaftlich und mora-lisch auszurotten.

An die Regierenden der Nationen wollen Wir daher ein väterliches Wort der Ermahnung richten: die Familie ist heilig; sie ist nicht nur die Wiege des Nachwuchses, sondern auch der Nation, ihrer Stärke und ihres Ruhmes. Man entfremde die Familie nicht, noch leite man sie von ihrem hohen, von Gott gewollten Zweck ab!

Gott will, dass Mann und Frau, in treuer Erfüllung ihrer ehelichen und familiären Pflich-ten an ihrem heimischen Herd, die Fackel des körperlichen Lebens weitertragen und da-mit das geistige und moralische Sein, das christliche Leben, auf neue Generationen übertragen. Es ist der Wille des Schöpfers, dass in der Familie unter Aufsicht der Eltern Menschen freien und geraden Charakters heranwachsen, dazu befähigt, wertvolle Mit-glieder der Zukunft zu werden, ohne die Schwächen des menschlichen Geschlechtes, aufrecht in ernsten und heiteren Prüfungen, gehorsam denen, die ihnen vorgesetzt sind, und Gott: Das ist der Wille des Schöpfers! Man mache nicht aus dem Elternhaus und auch nicht aus der Schule einen Kasernenhof; man trenne die Eltern nicht dauernd von-einander; man entferne die Kinder nicht aus der wachsamen, körperlichen und geistigen Aufsicht der Eltern; man beraube die Familie nicht ihrer Früchte und ihres Glückes.“

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsbotschaft vom 23.12.1942:

Wer will, dass der Stern des Friedens über dem menschlichen Gemeinschaftsleben aufgehe und leuchte, der lehne jede Form des Materialismus ab, der im Volke nicht mehr sieht, als eine Masse von Einzelmenschen, die ohne inneren Halt der bloße Gegenstand der Beherrschung und der Willkür sind; der suche die Volksgemeinschaft zu begreifen als eine in waltender Vorsehung gewachsene und gereifte innere Einheit, die in dem ihr zugewiesenen Rahmen und in der ihr eigenen Art, im Zusammenwirken der verschiedenen Lebenskreise, die ewigen. und doch immer neu zu verwirklichenden Menschheitszwecke der Kultur und Religion erfüllt; der verteidige die Unauflöslichkeit der Ehe; der gebe der Familie, als unersetzlicher Zelle des Volkskörpers, Raum, Licht, Wärme und wirtschaftliche Grundlage zur Entfaltung ihrer Sendung, zur Weitergabe des Lebens und zur Erziehung der Kinder in einem Geiste, der der eigenen, wahren, religiösen Überzeugung entspricht; der bewahre, stärke oder erneuere seinen Kräften gemäß die eigene wirtschaftliche, geistige, moralische und rechtliche Einheit; der trage Sorge dafür, dass die materiellen und geistigen Vorteile der Familie auch den Hausangestellten zugute kommen; der denke daran, jeder Familie ihren häuslichen Herd zu versorgen, wo ein moralisch und materiell gesundes Familienleben sich in seiner Kraft und in seinem Wert auswirken kann; der sorge dafür, dass die Arbeitsplätze und Wohnstätten nicht so voneinander getrennt sind, dass sie den Familienvater und Erzieher seiner Kinder zum Fremdling in seinem eigenen Heim werden lassen; der sorge aber vor allem dafür, dass zwischen öffentlicher Schule und Familie jenes Verhältnis gegenseitigen Vertrauens und Helfens entstehe, das in anderen Zeiten so segensreiche Früchte trug und das heute, wo die Schule unter dem Einfluss oder der Herrschaft des materialistischen Geistes steht, durch ein Misstrauen ersetzt ist, das vergiftet und zerstört, was die Eltern in die Seelen der Kinder gelegt hatten.

 

 

4) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an römische Fastenprediger vom 22.2.1944:

„Wir wissen gut - und haben bei anderer Gelegenheit weitgehend darüber gesprochen - wie sehr auch wirtschaftliche und soziale Reformen wirksam darauf Einfluss haben, Ehe und Familie zu retten. Diese Rettung aber bleibt letzten Endes eine religiöse Aufgabe und Pflicht, da das Heilverfahren von der Wurzel ausgehen muss. Die gesamte Auffassung des Lebensbereiches, der unter das sechste Gebot fällt, ist angesteckt von dem, was man die ,Ehe im Film’ nennen könnte. Man kennt nichts anderes mehr als eine unehrerbietige und schamlose Darstellung, in der die Ehe und die eheliche Treue herabgewürdigt werden. Die  Ehe wird jeder moralischen Bindung entkleidet und als ein Schauplatz und die Quelle der sinnlichen Lust dargestellt. In dieser Darstellung ist sie nicht mehr eine heilige Einrichtung und ein natürliches Amt, die Heimstätte reiner Glückseligkeit, in der das geistige Element immer vorherrscht und führt, eine Lebensverbindung in Treue bis zum Grabe, bis zur Pforte der Ewigkeit. Ist es vielleicht keine Pflicht der Sorge um die Seelen, eine solche christliche Schau der Ehe unter den Gläubigen wieder aufleben zu lassen?

Es ist notwendig, dass das eheliche Leben von neuem mit jener Achtung umkleidet wird, mit der es die gesunde und unverdorbene Natur und die Offenbarung von Anfang an ge-schmückt haben: Achtung vor den Kräften, die Gott wunderbarerweise in die Natur ge-legt hat, um neues Leben zu schaffen, um die Familie zu bauen zur Erhaltung des Men-schengeschlechtes. Die Erziehung der Jugend zur Zucht der Gedanken und Gefühle, zur Enthaltsamkeit vor der Ehe, ist nicht das letzte Ziel, dem die christliche Pädagogik zustrebt, wohl aber der sichtbare Beweis ihrer Wirksamkeit, den Geist gegen die Gefah-ren auszubilden, die die Tugend belauern. Der junge Mensch, der den Kampf um seine Reinheit führt und siegreich besteht, beachtet auch die anderen Gebote Gottes und wird imstande sein, eine Familie nach dem Willen des Schöpfers zu gründen. Wie könnte man jedoch Sittenstrenge und eheliche Treue von einem jungen Menschen verlangen, der es nie verstand, sich selbst zu besiegen und seine Leidenschaften zu zügeln, schlechte Einladungen und Beispiele auszuschlagen, und der sich vor der Ehe jede mo-ralische Unordnung erlaubt hat?

Wenn der Seelsorger - wie es vor Gott und der Kirche seine Pflicht ist - gegen die bei-den Krebsschäden am Familienleben einen Sieg erringen will: den Missbrauch der Ehe und die Verletzung der ehelichen Treue, so muss er eine Generation im Glauben heran-bilden, die von früher Jugend auf ehrfürchtig denkt, in Zucht lebt und sich selbst be-herrscht.

Ehrfürchtig denken vor allem von der Frau. Die Ehe im Film hat in dieser Beziehung viel-leicht am traurigsten gewirkt; sie. hat dem Manne die Ehrfurcht vor der Frau (®) ge-nommen, und dann der Frau die Ehrfurcht vor sich selbst. Könnten doch Erziehung und Seelsorge die Geister und Herzen zum alten, reinen Frauenideal zurückführen, indem sie ihnen die unbefleckte Jungfrau und Gottesmutter zum Vorbild geben, deren ständige und vertrauensvolle Verehrung zu allen Zeiten Bewahrung und Rettung der Frauenehre gewesen ist.

 

 

5) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Arbeiter vom 19.3.1945:

Als Opfer einer unmenschlichen Ausbeutung, einer schamlosen Verachtung des Menschenlebens und der Menschenrechte, hat die Familie nur einen einzigen Wunsch, begehrt sie nur dieses eine: ein ruhiges und friedsames Leben führen zu dürfen in Würde und redlicher Arbeit. Darum ist es ihr sehnlichster Wunsch, dass Schluss gemacht werde mit der Rücksichtslosigkeit, mit der die Familie und das Heim in den Kriegsjahren misshandelt und entweiht worden ist; eine Rücksichtslosigkeit, die zum Himmel schreit und die sich zu einer der schwersten Gefahren nicht allein für die Religion und die Sittlichkeit, sondern auch für das geordnete Zusammenleben ausgewirkt hat; eine Schuld, die vor allem die gewaltigen Scharen von Verarmten, Enttäuschten und Verzweifelten geschaffen hat, die nur die Massen der Revolution und Unordnung vermehren und das in solch einer Gewaltherrschaft, die nicht weniger willkürlich ist als jene, die man niederkämpfen wollte.

 

 

6) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an das Kardinalskollegium vom 20. 2. 1946:

„Auf einem solchen Fundament ruhen vor allem die beiden Hauptsäulen der menschlichen Gesellschaft, wie sie von Gott gefasst und gewollt ist: die Familie und der Staat (®). Auf ein solches Fundament gestützt, können sie sicher und vollkommen ihre entsprechenden Zwecke erfüllen. Die Familie als Quelle und Schule des Lebens, der Staat als Schützer der Rechte, der, wie die Gesellschaft im allgemeinen, seinen nächsten Ursprung und sein Ende im vollkommenen Menschen (d.h. in der Ganzheit des leib-seelischen Doppellebens) hat, in der menschlichen Person, dem Ebenbild Gottes. Der Apostel gibt den Gläubigen zwei prächtige Namen: ,Mitbürger der Heiligen’ und ,Hausgenossen Gottes'. (Eph 2,19) Sehen wir nicht, dass von diesen beiden Worten sich das erste auf das Leben des Staates bezieht und das zweite auf das der Familie? Ist es nicht erlaubt, darin eine Anspielung auf die Weise zu erblicken, in der die Kirche dazu beiträgt, das Fundament der Gesellschaft gemäß ihrer inneren Struktur in der Familie und im Staat zu festigen?

Diese Auffassung und diese Handlungsweise sollen heute ihren Wert verloren haben? Die zwei Hauptsäulen der Gesellschaft haben sich von ihrem Schwerpunkt entfernt und sind von Ihrem Fundament gelöst. Und was ist das Ergebnis, wenn nicht das, dass die Familie ihre Lebenskraft und ihren erzieherischen Wert hat stürzen sehen, und dass der Staat seinerseits auf dem Punkt angekommen ist, auf seine Aufgabe als Schützer des Rechtes, zu. verzichten, um sich in jenen Leviathan des alten Testamentes zu verwan-deln, der alles beherrscht, weil er alles an sich ziehen will? Ohne Zweifel befindet sich heute, in dem unlösbaren Durcheinander, in dem sich die Welt befindet, der Staat vor der Notwendigkeit, ein ungeheures Gewicht von Pflichten und Ämtern zu übernehmen; aber diese anormalen Verhältnisse, drohen sie nicht seine innere Kraft und die Wirk-samkeit seiner Autorität bloßzustellen?“

 

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FRAU

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Frauen vom 21.10.1945:

„Wiedereinsetzung, soweit als möglich in die Ehre Ihrer wahren Aufgabe als Frau und Mutter am häuslichen Herd, das ist das Wort, das sich von vielen Stellen aus als Alarmruf erhebt, als ob die Welt sich gleichsam erschreckt von den Ergebnissen eines materiellen und technischen Fortschrittes abwendete.

Methoden und Theorien, die auf verschiedenen Wegen die Frau ihrer Bestimmung entziehen, und mit der Schmeichelei einer ungebundenen Freiheit locken, in Wirklichkeit aber in ein Elend ohne Hoffnung führen, entkleiden sie ihrer persönlichen Würde als Frau. Wir haben den Ruf der Besorgnis wohl verstanden, der sobald als möglich ihre tätige Anwesenheit am heimischen Herde fordert.

Die Frau ist in der Tat außer Haus gehalten, nicht nur wegen ihrer proklamierten Befreiung und Mündigsprechung, sondern auch aus der Notwendigkeit des Lebens heraus, aus dem ständigen Drang nach dem täglichen Brot. Vergeblich wird man daher ihre Rückkehr an den Herd predigen, solange die Bedingungen andauern, die sie nicht selten zwingen fernzubleiben. Und so zeigt sich der erste Aspekt eurer Mission im sozialen und politischen Leben, der sich vor euch eröffnet. Euer Eintritt ins öffentliche Leben ist plötzlich erfolgt, im Gefolge von sozialen Umwälzungen, deren Zuschauer wir sind; das macht nichts! Ihr seid berufen teilzunehmen; wollt ihr vielleicht den anderen, die sich als Treiber oder Mithelfer an der Zerstörung der Häuslichkeit betätigt haben, das Monopol der sozialen Organisation überlassen, deren hauptsächliches Element die Familie in ihrer wirtschaftlichen, rechtlichen, geistigen und moralischen Einheit ist? Die Geschicke der Familie, die Geschicke des menschlichen Zusammenlebens stehen auf dem Spiel; sie sind in eurer Hand; tua res agitur! (Es geht um deine Sache!) Jede Frau ohne Ausnahme hat daher wohlverstanden die Pflicht, die strenge Gewissenspflicht, nicht fern zu bleiben und in jeder passenden Art und Weise in Aktion zu treten, um die Stürme abzuhalten, die das Herdfeuer bedrohen, um die Lehren zu bekämpfen, die die Fundamente untergraben, um seine Wiederherstellung vorzubereiten, zu organisieren und zu vollbringen. (® FAMILIE)

Zu diesem Beweggrund für die katholische Frau, den Weg, der sich heute ihrer Tätigkeit öffnet, anzutreten, fügt sich ein weiterer hinzu; ihre Würde als Frau. Sie hat mit dem Manne zum Wohl der bürgerlichen Gemeinschaft zusammenzuwirken, in der sie ihm an Würde gleich ist. Jedes der beiden Geschlechter muss die ihm zukommende, seiner Natur, seinem Charakter und seiner körperlichen, geistigen und sittlichen Haltung entsprechende Rolle übernehmen. Beide haben das Recht und die Pflicht, am Gesamtwohl der Gesellschaft und des Vaterlandes zusammenzuarbeiten; aber es ist klar, wenn der Mann durch sein Temperament mehr geeignet ist, die äußeren Angelegenheiten, die öffentlichen Dinge zu behandeln, hat die Frau, allgemein gesprochen, mehr Eignung und feineren Takt, die delikaten Probleme des häuslichen und familiären Lebens zu erkennen und zu lösen, als Grundlage des gesamten sozialen Lebens. Das hindert nicht, dass einige auch wirklich Proben großer Erfahrung auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens zu geben wissen. Das alles ist nicht so sehr eine Frage bestimmter Obliegenheiten, als vielmehr der Art und Weise der Beurteilung und der konkreten und praktischen Anwendung. Nehmen wir den Fall der bürgerlichen Rechte: sie sind gegenwärtig für beide gleich. Aber mit umso größerer Unterscheidungsgabe und Wirksamkeit werden sie angewendet, wenn Mann und Frau es dazu bringen, sich gegenseitig zu ergänzen! Das feine Gefühl, besonders der Frau, könnte es im Sinne seiner Eindrücke abwandeln und würde so der Klarheit und Vollständigkeit der Ansichten, der Unbefangenheit der Anwendung, der Einsicht in abgelegene Folgerungen schaden; es ist jedoch im Gegensatz dazu eine wertvolle Hilfe, die Notwendigkeiten, Ziele und Gefahren der häuslichen, fürsorgerlichen und religiösen Ordnung ins Licht zu rücken.

Die frauliche Tätigkeit erstreckt sich zum großen Teil auf die Arbeit und Verrichtungen des häuslichen Lebens, die mehr und besser als man allgemein annehmen könnte, den wahren Belangen der sozialen Gemeinschaft Beiträge leisten. Aber diese Belange erfordern überdies eine Reihe von Frauen, die über mehr Zeit verfügen, um sich direkter und vollständiger ihnen widmen zu können.

Welches können nun diese Frauen sein, wenn nicht speziell (Wir beabsichtigen sicher nicht zu sagen: ausschließlich) jene, auf die Wir vorher anspielten; Frauen, denen zwingende Umstände die Berufung gegeben haben, da die Ereignisse sie zu einer Einsamkeit geführt haben, die nicht in ihrem Denken und Streben lag, und die sie rein von sich aus gesehen, zu einem unnützen und zwecklosen Leben zu verurteilen schien? Und nun offenbart sich ihnen heute ein großes und abwechslungsreiches Betätigungsfeld zum Einsatz aller ihrer Energien, während nur wenig andere, die festgehalten von der Sorge um die Familie und die Erziehung der Kinder oder dem heiligen Zwang einer Ordensregel, dazu imstande wären, diese Aufgabe zu erfüllen.

Bisher haben sich einige Frauen mit einem oft bewunderungswürdigen Eifer den Arbeiten in der Pfarrei gewidmet. Andere haben sich in dem Maße, wie sich ihr Gesichtskreis immer mehr erweiterte, Werken sozialer und sittlicher Fürsorge von großer Bedeutung zur Verfügung gestellt. Ihre Zahl ist infolge des Krieges und des Elends, das er mit sich gebracht hat, beträchtlich angewachsen. Viele wertvolle Männer sind in dem schrecklichen Kriege gefallen; andere sind krank zurückgekommen. Zahlreiche junge Mädchen werden infolgedessen in ihrer einsamen Wohnung umsonst auf den Gatten, auf das Aufblühen neuen Lebens warten. Doch zur gleichen Zeit sind durch die Eintritte der Frau in das bürgerliche und politische Leben neue Bedürfnisse entstanden und verlangen nach ihrer Mitarbeit. Ist es nun ein bloßes Zusammentreffen oder müssen wir darin eine Fügung der göttlichen Vorsehung erblicken?

In dieser Hinsicht liegt heute ein weites Betätigungsfeld vor der Frau und kann gemäß dem Charakter einer jeden ein geistiges oder mehr praktisches Tätigkeitsgebiet sein. Es liegt in ihrem Bereich, die Stellung und die Aufgabe der Frau in der Gesellschaft, ihre Rechte und Pflichten zu studieren und zu verkünden. Sie soll als Erzieherin der eigenen Geschwister wirken, zum richtigen Denken anleiten, Vorurteile beseitigen, Verwirrungen klären, die Lehre der Kirche erklären und verbreiten, um den Irrtum, die Illusion und die Lüge um so sicherer zu beseitigen, um die Taktik der Gegner der Kirche umso wirksamer abzuwenden: eine ungeheure Arbeit von dringender Notwendigkeit, ohne die der ganze Apostolatseifer nur unsichere Ergebnisse haben würde. Aber auch der direkte Einsatz ist unerlässlich notwendig, wenn man nicht will, dass die gesunden Lehren und die festen Überzeugungen absolut platonisch oder aber arm an praktischer Auswirkung bleiben. (® AKTION, KATHOLISCHE)

Diese direkte Arbeit, dieses wirksame Mithelfen am sozialen und politischen Leben ändert in keiner Weise den eigentlichen Charakter der normalen Tätigkeit der Frau. Dem Werk des Mannes auf dem Gebiet der bürgerlichen Einrichtungen beigesellt, widmet sie sich in der Hauptsache den Dingen, die Takt, Feingefühl, mütterliche Hingabe erfordern mehr als denen, wo es auf verwaltungstechnische Aufgaben ankommt. Wer kann besser als sie verstehen, was die Würde der Frau, die Unberührtheit und Ehre des  Mädchens, der Schutz und die Erziehung des Kindes erfordern? Und wieviele dieser Probleme erfordern nicht die Aufmerksamkeit der Regierenden und der Gesetzgeber! Nur die Frau weiß z. B. mit Güte zu mäßigen, und kann, ohne dabei ihrer Wirksamkeit zu schaden, Ausschweifungen zurückdrängen; sie allein wird Wege ausfindig machen, die vor Demütigung retten und die moralisch verkommene Jugend in Ehrenhaftigkeit, religiöser und bürgerlicher Tugend heben können; sie eignet sich am besten, das fruchtbare Werk des Patronats und der Wiedereinführung der aus dem Gefängnis Entlassenen oder gefallener Jugend auszuführen; in ihrem Herzen allein findet der Schrei der Mütter ein Echo, denen ein totalitärer Staat, welchen Namen er auch tragen mag, die Erziehung ihrer Kinder rauben  will. (® TOTALITARISMUS)

In diesem Zusammenhang eröffnet sich noch ein weiteres Programm von Pflichten der Frau, deren praktischer Zweck ein doppelter ist: Ihre Vorbereitung und Bildung zum sozialen und politischen Leben, die Entwicklung und Ausführung dieses sozialen und politischen Lebens im öffentlichen und privaten Bereich. (® SOZIALLEHRE, KATHOLISCHE)

Es ist klar, dass die so verstandene Aufgabe der Frau sich nicht aus dem Stegreif lösen lässt. Das mütterliche Gefühl ist in ihr ein menschliches Gefühl, das von der Natur nicht bis in alle Einzelheiten seiner Anwendung bestimmt ist. Es ist von einem freien Willen und dieser von der Vernunft  geleitet. Von dort kommt sein moralischer Wert und seine Würde aber auch seine Unvollständigkeit, die notwendigerweise durch die Erziehung ergänzt und geordnet werden muss.

Die weibliche Erziehung des Mädchens und nicht selten auch der erwachsenen Frau ist somit eine notwendige Bedingung ihrer Vorbereitung und Bildung zu einem ihr würdigen Leben. Das Ideal wäre offensichtlich, wenn die Erziehung in der Jugend in der Heimlichkeit eines christlichen Hauses unter dem Einfluss der Mutter beginnen könnte. Das ist nicht immer der Fall und auch nicht immer möglich. Jedenfalls kann man mindestens zum Teil diesen Mangel ausgleichen, indem man der Jugendlichen, die notwendigerweise außer Haus arbeiten muss, eine jener Beschäftigungen besorgt, die in gewisser Weise Probezeit und Ausbildung für das Leben, für das sie bestimmt ist, bilden. Diesem Ziel streben die Hauswirtschaftsschulen zu, die darauf angelegt sind, aus dem Kinde und dem Mädchen von heute die Frau und Mutter von morgen zu machen.

Solche Einrichtungen verdienen Anerkennung und Ermutigung! Sie sind eine der Formen, in denen im weiten Rahmen sich euer Gefühl und euer mütterlicher Eifer üben und vertiefen kann. Sie sind sehr verdienstvoll, weil das Gute, das durch sie vollbracht wird, sich unbegrenzt weiterverbreitet. Denn die Schülerinnen dieser Hauswirtschaftsschulen tun an anderen das Gute, das sie in der Schule gelernt haben. Möglicherweise verbreitet es sich bis in die Familien und darüber hinaus. Was soll man von so vielen anderen Werken sagen, mit denen ihr den Familienmüttern in ihrer geistigen und religiösen Bildung, wie in den schmerzlichen und schwierigen Umständen ihres Lebens zu Hilfe kommt?

Aber in eurer politischen und sozialen Betätigung hängt viel von der Gesetzgebung des Staates und der Gemeinden ab. Daher ist das Wahlrecht in den Händen der katholischen Frau ein wichtiges Mittel, besonders in der Gegenwart, ihre Gewissenspflicht zu erfüllen. Der Staat und die Politik haben selbst die Aufgabe, den Familien jeden Standes die Lebensbedingungen zu sichern, damit sie als wirtschaftliche, rechtliche und sittliche Einheit bestehen und sich entwickeln können. So wird die Familie wirklich die Lebenszelle der Menschen, die ehrenhaft für zeitliches und ewiges Wohl sorgen. Das alles versteht die Frau als solche gut. Was sie nicht versteht und nicht verstehen kann, ist, dass man für die Politik die Herrschaft einer Klasse über die andere erstrebt, das ehrgeizige Ziel einer immer weiteren Ausbreitung der wirtschaftlichen und nationalen Herrschaft, aus welchem Motiv heraus es immer vorgeschoben wird. Daraus ersieht sie, dass eine solche Politik den Weg zu einem versteckten oder offenen Bürgerkrieg eröffnet, zur Last immer mehr wachsender Rüstungen führt und zur dauernden Kriegsgefahr; sie weiß aus Erfahrung, dass diese Politik auf jede Weise zum Schaden der Familie führt, die sie mit ihren Gütern und ihrem Blut teuer bezahlen muss. Daher ist eine kluge Frau gegen eine Politik des Klassenkampfes (®) oder des Krieges. Ihr Weg an die Wahlurne ist ein Weg des Friedens. Darum geht die Frau in Interesse des Guten für die Familie diesen Weg und verweigert ihre Stimme immer jedweder Tendenz, von welcher Seite sie auch kommen mag, aus egoistischen Motiven den inneren oder äußeren Frieden des Volkes zu beherrschen."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Frauen vom 11. 9.1947

„Wir hatten drohende Gefahren angezeigt, und zwar hatten wir besonders das ins Auge gefasst, was man die Säkularisation, die Materialisierung, die Knechtschaft der Frau (® ENTCHRISTLICHUNG), alle die Anschläge auf ihre Würde und ihre Rechte als Person und als Christin nennen könnte. Diese Gefahren sind von Tag zu Tag größer und die Bedrohung ist täglich drängender geworden. Aber zum Ausgleich dafür sind auch die Anstrengungen für die Verteidigung ebenso gewachsen.

Wir ergreifen daher gerne die Gelegenheit, um auf Grund der Erfahrung der letzten Jahre das, was Wir damals zu den Frauen (Italiens) sagten, zu vervollständigen.

Die Jahre des zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit haben für die Frau bei ganzen Völkergruppen, ja fast in allen Erdteilen, beispiellos tragische Aussichten gestellt und tun es noch. Niemals, so glauben Wir, haben im Laufe der Menschheitsgeschichte die Geschehnisse von der Frau so viel Initiative und Kühnheit, so viel Verantwortungsgefühl, Treue, moralische Kraft und Opfergeist, mit  einem Wort, so viel Heldenhaftigkeit gefordert. Die Berichte und die Briefe, in denen Uns Frauen von ihrem eigenen Los und vom Los ihrer Familien in diesen grausamen Zeiten erzählen, sind so erschütternd, dass man sich fast fragen muss, ob man nicht das Opfer eines Alpdrucks ist und wie solche Dinge in unserer Zeit und in der Welt, in der wir leben, überhaupt möglich sind. Während dieser schrecklichen Jahre haben Frauen und Mädchen oft mehr als männliche Tugenden üben müssen, in einem auch vom Manne nur in Ausnahmefällen verlangten Grade. (Sinngemäß die gleichen Ausführungen macht der Heilige Vater vor Frauen in einer Ansprache am 24.9.1947.)

Oder wer wollte behaupten, dass alles Menschenmögliche getan worden wäre, um die Frau in den Stand zu setzen, aus ihrem christlichen Glauben und ihrer christlichen Erziehung die Energie, die Beständigkeit, die Ausdauer, die übernatürlichen Kräfte zu schöpfen, die notwendig sind, um ohne Fehl in so unaufhörlichen Bewährungsproben ihre eheliche Treue und ihre mütterliche Pflicht zu bewahren? Von Seiten der Kirche, der Seelsorger, der Caritas ist viel geschehen und verwirklicht worden. Trotz seltener Fälle persönlichen Versagens kann man von dieser Seite dem immer strengen Urteil der Geschichte mit erhobenem Haupte und ohne Erröten entgegensehen. Auf der anderen Seite haben Tausende von Fällen in erschütternder Weise gezeigt und zeigen noch, wie selbst in den Elendsvierteln die Liebe der Mutter und der Eltern für ihre Kinder wahrhaft grenzenlos ist.

Das tragische aber ist: woher soll die Frau ohne Glauben, ohne christliche Erziehung, der Hilfe der Kirche entwöhnt, in ihrer Verlassenheit den Mut nehmen, den sittlichen Forderungen gegenüber, die alle rein menschlichen Kräfte übersteigen, nicht zu versagen? Und das unter dem heftigen Ansturm von Feinden der christlichen Grundlagen der Ehe, der Familie, des ganzen persönlichen und sozialen Lebens, die gegenüber der armen Frau und dem armen Mädchen die Sorgen und die Schrecken des Elends, die sie unter allen Formen bedrängen, geschickt auszunutzen verstehen? Wer könnte da hoffen, dass sie mit rein natürlichen Kräften immer standhalten?

Ach, wie viele halten nicht stand! Gott allein weiß die Zahl dieser armen, verzweifelten, entmutigten Wesen, die als Strandgut des Lebens infolge des Schiffbruchs ihrer Reinheit auf traurige Weise ihre Ehre verloren haben.

Die Tränen kommen einem in die Augen und die Schamröte steigt einem ins Gesicht, wenn man feststellen und bekennen muss, dass bis in katholische Kreise hinein die verkehrten  Lehren über die Würde der Frau, über die Ehe und die Familie, über die eheliche Treue und Scheidung, selbst über Leben und Tod unmerklich Besitz von den Geistern ergriffen haben und wie ein schädlicher Wurm die Wurzeln des christlichen Lebens der Familie und der Frau angreifen.

Es scheint Uns an der Zeit, hier die Gefahren des Herzens aufzuzeigen, denen in Unserer Zeit die Frau besonders ausgesetzt ist, weil ihre scheinbare Harmlosigkeit das Unheil ihrer Folgen verschleiert. Wir denken an jene großmütige Neigung, sich ins Elend einzufühlen, mitzuhelfen an den Schmerzen anderer, sowie an ihren Freuden und ihren Hoffnungen teilzunehmen. So sagte der hl. Paulus: „Wer wird schwach ohne dass ich schwach werde? Wer nimmt Anstoß, ohne dass ich entbrenne?“ (2 Kor 11, 29) Und wie empfiehlt er uns, in uns die Gesinnung zu haben, die auch in Christus war! (Phil 2, 2) Was gibt es also für ein solches Herz zu fürchten? Schwer erkennbare Illusionen.

Gehört dazu nicht auch jenes übertriebene Mitleid für unglückliche Ehegatten, für die man die Scheidung rechtfertigen will? Gehört ferner dazu nicht auch jene Abweichung von einer gerechten Fürsorge für die Opfer der sozialen Ungerechtigkeit, die, berauscht von eitlen und hohlen Versprechungen, sie den mütterlichen Armen der Kirche entreißt, um sie einem gottlosen Materialismus auszuliefern, der ihr Elend auf gemeine Weise ausbeutet?

Aus allen Teilen der Welt erfahren Wir durch die Briefe und durch die Besuche Unserer Brüder im Episkopat herzzerreißende Berichte über ihre Sorgen wegen der sittlichen und geistigen Not der Mädchen und Frauen. Und während einer nach dem anderen die Trauer seines eigenen Herzens in Unser Herz ergießt, bedrückt die Last aller Unser Herz, das vor Gott die Verantwortung des Oberhirten trägt, „sollicitudo omnium ecclesiarum“ („Die Last aller Gemeinden“) (2 Kor 11, 28). Deswegen haben Wir auch bei verschiedenen Gelegenheiten im Laufe dieser Jahre - und zuletzt noch am 2. Juni dieses Jahres (1947) in Unserer Ansprache an das Heilige Kollegium - alle Christen, alle ehrlichen Seelen, besonders die, in deren Händen die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten liegt, gewarnt, gebeten und gefleht, dem Zerstörungswerk ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden, das der Krieg und die Nachkriegszeit zum schweren Schaden der Frau und Familie vollendet hat. (® FAMILIE)

Als Zeugen einer so schweren Krise können Wir Uns nicht damit begnügen, sie zu beklagen oder unfruchtbare Vorsätze zu fassen. Die Hauptsache ist, alle lebendigen Kräfte zur Rettung der christlichen Erziehung der Frau und der Familie zusammenzufassen und anzuspannen.

Vor allem ist ein stolzer, wachsamer, unerschrockener, fester, für die Wahrheit und den Sieg der katholischen Lehre aufgeschlossener Glaube notwendig. Geistige und politische Kräfte, die samt und sonders vom Atheismus kommen, sind am Werk, die christliche Kultur auszurotten. Ihnen gegenüber steht die große Zahl derer, für die die spezifisch religiösen Grundlagen dieser christlichen Kultur schon längst untergegangen und daher ohne objektiven Wert sind, die aber trotzdem ihren äußeren Schein wahren möchten, um eine staatliche Ordnung, die ohne sie nicht bestehen könnte, aufrecht zu erhalten. Als lebende und gelähmte Leichname sind sie selbst unfähig, den umstürzlerischen Kräften des Atheismus entgegenzutreten!

Sicherlich wird gerade die Schlacht für die Rechte der Familie, für die Würde der Frau, für das Kind und die Schule hart sein. Aber auf eurer Seite steht die gesunde Natur und stehen deshalb auch die geraden und verständigen Geister, die trotz allem in der Mehrheit sind; auf eurer Seite aber steht vor allem Gott. Verwirklicht also den Gedanken des hl. Paulus: „Durch ihren Glauben werden sie Helden im Kampfe.“ (Hebr 11, 33 ff)

Wir rufen auf zu einem festen Glauben: einem absoluten Glauben, ohne Schwäche und ohne Rückhalte, einem Glauben, der den äußersten Folgerungen der Wahrheit standhält; der nicht zurückweicht vor seinen härtesten Anforderungen. Lasst euch auch nicht, wie so viele andere, nach tausend unheilvollen Erfahrungen durch den falschen Gedanken täuschen, dass man den Gegner dadurch für sich gewinnen kann, dass man in seinem Schlepp fährt und sich ihn zum Vorbild nimmt. Betrachtet vor allem, dass das große Geheimnis, die andern zu gewinnen, darin besteht, dass man ihnen, zeigt, dass für den Katholiken sein Glaube eine feste und erfüllte Wirklichkeit ist. (® ABGEORDNETE)

Wir rufen schließlich auf zu einem festen und lebendigen Glauben: einem Glauben, der sich tagtäglich durch Demut, Gebet und Opfer in die Tat umsetzt. Gerade weil ihr die Absicht habt, den widerchristlichen Mächten, die „totalitär“ sind, eine Schlacht zu liefern, ist es die erste Bedingung, dass ihr ihnen das Gesetz Gottes, wie es voll und ganz in euer Leben eingegangen ist, spontan und freudig entgegensetzt. Es wäre ein beklagenswerter Leichtsinn, dieses Gesetz leicht zu nehmen, ein unheilvoller Widersinn. Vergesst nicht: - und Wir wenden Uns in diesem Augenblick an die, die durch ihr Alter und wegen des  Milieus, in dem sie leben, diesen Gefahren besonders ausgesetzt sind, - so gut eure Absichten auch sein mögen, so teilt ihr doch mit den anderen die Schwäche der gefallenen Natur. Die verfluchte Schlange selber hält sich nicht für besiegt. Wie im Paradies versucht sie immer noch die Frau zu betören, um sie zu Fall zu bringen, und sie findet in ihr nur zu viel Neigungen und Triebe, deren sie sich zu ihrer Verführung bedienen kann. Ihr kennt die heutige Welt gut genug, um euch Rechenschaft darüber geben zu können, dass ihr, die ihr in ihr lebt; Kraft und Mut braucht, um jedesmal die Versuchungen, die verführerische Kraft eurer eigenen Neigungen durch. ein energisches Nein abwehren zu können. Aber ihr könnt dieses Nein nicht sprechen, ihr könnt es nicht unaufhörlich wiederholen ohne zu ermüden, wenn ihr nicht demütig vor Gott begreift und anerkennt, dass ihr als menschliche Geschöpfe ohnmächtig seid und dass ihr der Gnade Gottes bedürft. Mit dieser Gnade aber könnt ihr ohne Gebet und Opfer nicht rechnen. Ihr, die ihr - und das ist allen Lobes würdig - ein apostolisches Leben führen wollt, jede entsprechend ihrer persönlichen Lage, könnt die Welt nicht derartig verkennen, dass euch in eurem Kampf gegen die heutige Ungläubigkeit und Unsittlichkeit das radikale Ungenügen aller natürlichen Kräfte und aller rein menschlichen Mittel nicht bewusst wäre. Ihr bedürft unbedingt einer innigen Vereinigung mit Christus, und auch diese innige Vereinigung setzt Gebet und Opfer voraus.

Wenn Wir diese Frage berühren, so nicht deshalb, weil Wir es für notwendig halten, euch über diesen Punkt zur Wachsamkeit aufzurufen. Wir sind in dieser Hinsicht eurer, Gott sei Dank, vollkommen sicher. Unter dem Vorwand, die Kirche gegen die Gefahr zu verteidigen, sich im Gebiet des Zeitlichen zu verlieren, läuft noch immer eine Losung in der Welt um, die vor Jahrzehnten ausgegeben wurde und beansprucht Geltung: Zurück zum rein Religiösen. Darunter versteht man die enge Beschränkung auf das Gebiet der dogmatischen Unterweisung im strengen Sinn, die Darbringung des Heiligen Opfers und die Verwaltung der Sakramente. Man will damit der Kirche jede Einwirkung, ja selbst das Recht, sich mit dem öffentlichen Leben zu beschäftigen, jeden Eingriff in die bürgerliche oder soziale Ordnung verwehren.

Als wenn das Dogma auf den verschiedenen Gebieten des menschlichen Lebens nichts zu suchen hätte, als wenn die Geheimnisse des Glaubens mit ihren übernatürlichen Reichtümern das Leben der Einzelnen nicht stützen und stärken dürften, als wenn sie daher das öffentliche Leben nicht mit dem Geiste durchdringen dürften. Eine derartige Teilung der Lebensbezirke ist ganz einfach antikatholisch. (® KATHOLIZISMUS, POLITISCHER)

Die Losung muss ganz im Gegenteil sein, überall, wo Lebensinteressen auf dem Spiele stehen, wo es sich um Gesetze handelt, um den Gottesdienst, die Ehe, die Familie, die Schule, die soziale Ordnung, überall wo durch die Erziehung die Seele eines Volkes geprägt wird für den Glauben, für Christus, gilt es soweit es eben möglich ist, dabei zu sein. Leider muss man nur allzu oft beklagen, dass die katholischen Organisationen nicht dabei sind. Deshalb ist für jeden Mann und jede Frau, die das politische Wahlrecht besitzen, die Verantwortung groß, vor allen Dingen überall dort, wo religiöse Interessen auf dem Spiele stehen. Das Abseitsstehen ist in diesem Fall, man merke es sich wohl, an sich eine schwere und verhängnisvolle Unterlassungssünde. Von diesem Rechte Gebrauch zu machen, das heißt im Gegenteil für das wahre Wohl des Volkes arbeiten, das heißt, als treue Verteidiger der Sache Gottes und der Kirche wirken.

Es bleibt schließlich noch der Bereich des politischen Lebens. Wir haben bei vielen Gelegenheiten schon bestimmte Punkte berührt. Auf diesem Gebiet ist Verschiedenes zu berücksichtigen: einmal die Wahrung und Beachtung der geheiligten Interessen der Frau mit Hilfe einer Gesetzgebung und einer Herrschaftsform, die ihre Rechte, ihre Würde und ihre gesellschaftliche Funktion achtet, zum andern, die Teilnahme einiger Frauen am politischen Leben für das Wohl, das Heil und den Fortschritt aller.

Die euch zufallende Rolle besteht hier, allgemein gesprochen, darin, daran zu arbeiten, die Frau immer mehr zum Bewusstsein ihrer geheiligten Rechte, ihrer Pflichten, ihrer Macht, sei es über die öffentliche Meinung im täglichen Leben, sei es über die öffentlichen Gewalten und die Gesetzgebung durch den guten Gebrauch ihrer bürgerlichen Rechte zu bringen.

Das ist eure gemeinsame Aufgabe. Es handelt sich in Wirklichkeit nicht darum, dass ihr in Massen in die politische Laufbahn und in die Parlamente eintretet. Ihr, oder wenigstens die Mehrzahl von euch, werdet das Beste eurer Zeit und eures Herzens der Sorge für das Haus und die Familie widmen. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Aufbau und die Einrichtung eines Heimes, in dem sich alle glücklich und wohl fühlen, dass die Erziehung der Kinder in Wirklichkeit einen Beitrag von höchstem Wert zum gemeinen Wohl darstellt, einen beachtlichen Dienst im Interesse des ganzen Volkes. Und Wir finden großen Anlass zur Freude in der Tatsache, die ihr selber mit Recht feststellt, dass in der ländlichen Familie, dh. also in einem großen Teile der Menschheit, das Wirken der Frau am häuslichen Herde noch in der glücklichsten Weise mit ihrer Mitarbeit in der Familien- und Volkswirtschaft zusammenfällt.

Die unter euch, die freier über ihre Person verfügen können, sollen eure Vertreter und gleichsam eure Abgesandten sein. Schenkt ihnen Vertrauen. Versteht ihre Schwierigkeiten, ihre Mühen und die Opfer, die sie bringen. Unterstützt sie, helft ihnen!" (® DEMOKRATIE)

 

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FRIEDENSORGANISATION

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1944:

Aber wie weit sind die Vertreter und Wegbereiter der Demokratie(® ) bei ihren Beratungen von der Überzeugung durchdrungen, dass die absolute Ordnung des Seins und Sollens, die Wir beharrlich in die Erinnerung zurückgerufen haben, als moralische Forderung und als Krönung der sozialen Entwicklung gleichzeitig die Einheit des menschlichen Geschlechtes und der Völkerfamilie in sich einschließt? Von der Anerkennung dieses Grundsatzes hängt die Zukunft des Friedens ab. Keine Reform der Welt, keine Friedensgarantie kann davon absehen, ohne sich zu schwächen und sich selbst zu verneinen. Im Gegenteil: wenn diese moralische Forderung sich verwirklicht fände in einer Völkergemeinschaft, die die Fehler und Unzulänglichkeiten der früheren Lösungsversuche zu vermeiden wüsste, dann würde die Majestät der absoluten Ordnung auch gleichzeitig die Beschlüsse dieser Gemeinschaft und die Anwendung ihrer Maßnahmen regeln und beherrschen.

Man versteht, wie aus demselben Grunde die Autorität dieser Völkergemeinschaft bei ihren Mitgliedstaaten wirklich und wirksam sein muss; derart, dass jeder ein gleiches Recht auf seine relative Selbständigkeit behält. Nur auf diese Weise kann der Geist einer gesunden Demokratie auch in die ausgedehnten und dornigen Gefilde der Außenpolitik eindringen.

Eine Pflicht ist im übrigen allen auferlegt; eine Pflicht, die keine Verzögerung, keinen Aufschub, keine Zurückhaltung, keine Ausflucht duldet: die Pflicht, alles nur irgend Mögliche zu tun, um ein für alle Mal den Angriffskrieg als rechtmäßige Lösung internationaler Streitigkeiten und als Werkzeug nationaler Bestrebungen zu ächten und zu bannen. Die Vergangenheit hat genügend Versuche mit diesen Zielen gesehen. Sie alle haben Schiffbruch erlitten. Und sie werden auch solange weiter scheitern, als der gesündere Teil des Menschengeschlechtes noch nicht den festen Willen, die heilige Hartnäckigkeit wie eine Gewissenspflicht in sich fühlt, die Mission zu vollenden, die die früheren Zeitalter begonnen haben, aber ohne die nötige Entschlossenheit.

Wenn jemals eine Generation den Schrei Krieg dem Kriege!", der aus den Tiefen ihres Gewissens aufstieg, vernehmen musste, dann ist es gewiss die unsere. Sie ist durch einen Ozean von Blut und Tränen geschritten wie es vielleicht keine Zeit vorher gekannt hat, und sie hat die unaussprechlichen Grausamkeiten so intensiv erlebt, dass das Andenken an diese Schrecken in ihr Gedächtnis und in den Grund ihrer Seele eingegraben bleiben wird wie das Bild einer Hölle.

Die Beschlüsse, die von den internationalen Kommissionen angenommen und bis jetzt bekannt geworden sind, lassen erwarten, dass ein wesentlicher Punkt jeder zukünftigen Weltorganisation die Bildung eines Organs sein wird, das den Frieden aufrecht erhalten soll; eines Organs, das durch gemeinsamen Beschluss mit einer höchsten Autorität ausgerüstet ist und das auch die Aufgabe hat, jede Angriffsdrohung im Keime zu ersticken. Niemand kann diese Entwicklung mit größerer Freude begrüßen als derjenige, der schon seit langer Zeit den Grundsatz vertreten hat, dass die Theorie vom Kriege als dem geeigneten und angebrachten Mittel, internationale Konflikte zu lösen, von nun an überlebt sei. Niemand kann dieser gemeinsamen Zusammenarbeit, die es mit bisher unbekannter Entschlossenheit ins Werk zu setzen gilt, mit größerer Wärme einen vollen und glücklichen Erfolg wünschen als derjenige, der im Gewissen dazu verpflichtet ist, das christliche und religiöse Denken dahin zu beeinflussen, dass es den modernen Krieg mit seinen fürchterlichen Kampfmitteln ablehnt.

Fürchterliche Kampfmittel! Es besteht kein Zweifel, dass der Fortschritt der menschlichen Erfindungen, der das Nahen eines größeren Wohlstandes für die ganze Menschheit sichern sollte, im Gegenteil dazu verwandt worden ist, das zu vernichten, was die Jahrhunderte aufgebaut hatten. Aber gerade dadurch ist die Unsittlichkeit des Angriffskrieges immer augenfälliger geworden. Und wenn sich zu der Erkenntnis dieser Unsittlichkeit die drohende Gefahr eines gerichtlichen Einspruchs der Nationen und einer Strafe gesellt, die dem Angreifer vom Bund der Völker auferlegt wird, so dass der Krieg sich ständig unter dem Druck der Ächtung und immer von vorbeugenden Maßnahmen überwacht fühlt, dann kann die Menschheit, die aus der dunklen Nacht hervorgeht, in die sie so lange versenkt war, die Morgenröte eines neuen und besseren Zeitalters ihrer Geschichte begrüßen.

Allerdings nur unter der einen Bedingung, dass die Friedensorganisation, der gegenseitige Garantien und wenn nötig, wirtschaftliche Maßnahmen und selbst bewaffnetes Eingreifen Kraft und Festigkeit verleihen müssten, nicht endgültig eine Ungerechtigkeit billigt und nicht eine Verletzung eines Rechts zum Nachteil eines Volkes zufügt (ob dies Volk nun zu der Gruppe der Sieger oder zu der der Besiegten oder der Neutralen gehört); dass sie nicht irgendwelche Auflagen oder Lasten verewigt, die höchstens als Reparation für die Kriegsschäden zulässig wären.

Dass gewisse Völker, deren Regierungen - oder vielleicht auch teilweise sie selbst - für den Krieg verantwortlich geworden sind, einige Zeit die Härte der Sicherheitsmaßnahmen zu ertragen haben, bis die Bande gegenseitigen Vertrauens, die durch die Gewalt zerbrochen wurden, nach und nach wieder hergestellt sind, das ist etwas, was schwerlich zu vermeiden ist, so hart es auch sein mag. Indessen müssen auch diese Völker die wohlbegründete Hoffnung haben können, entsprechend dem Maß ihrer redlichen und wirksamen Mitarbeit an dem Bemühen um den Wiederaufbau, wie die anderen Staaten und mit demselben Ansehen und denselben Rechten in die große Gemeinschaft der Nationen eingegliedert zu werden. Ihnen diese Hoffnung zu verweigern, wäre das Gegenteil von voraussehender Klugheit; es hieße die große Verantwortung auf sich nehmen, den Weg zu sperren, der zu einer all-gemeinen Befreiung von den verhängnisvollen moralischen, materiellen und politischen Folgerungen führt, die sich aus dem gigantischen Umsturz ergeben, der die arme Menschheit in ihren letzten Tiefen aufgerührt, ihr aber auch zur gleichen Zeit den Weg zu neuen Zielen gezeigt hat. (® DEUTSCHLAND, SOZIALE LAGE)

Wir wollen nicht aufhören zu vertrauen, dass die Völker, die alle die Schule des Schmerzes durchgemacht haben, davon ernste Lehren behalten haben. Und Wir finden eine Bestätigung dieser Hoffnung in den Aussprüchen der Männer, die die Leiden des Krieges bitter erfahren haben und die edle Worte fanden, um zugleich mit der Betonung ihrer Sicherheitsforderungen gegen jeden zukünftigen Angriff ihre Achtung vor den Lebensrechten der anderen Völker und ihre Ablehnung jeder Unterdrückung dieser Rechte auszusprechen. Es wäre eitel zu erwarten, dass dieses maßvolle Urteil, das von der geschichtlichen Erfahrung und von einem hohen politischen Sinn diktiert ist, ganz allgemein von der öffentlichen Meinung oder auch nur von der Mehrheit jetzt, wo die Herzen noch glühen, angenommen würde. Der Hass, die Unfähigkeit, sich gegenseitig zu verstehen, hat zwischen den Völkern, die gegeneinander gekämpft haben, eine Nebelwand aufsteigen lassen, die zu dicht ist, als dass man erwarten könnte, die Stunde sei schon gekommen, wo ein Lichtstrahl das trostlose Bild auf beiden Seiten der Mauer erhellte. Aber eines ist sicher: dieser Augenblick wird kommen - und vielleicht eher, als man denkt - wo die einen und die anderen erkennen, dass es, richtig gesehen, nur einen einzigen Weg gibt, um aus den Schwierigkeiten herauszukommen, die die Welt wie ein ungeheures Netz umschließen, und zwar den Weg der Rückkehr zu einer seit langer Zeit vergessenen Gemeinsamkeit; einer Gemeinsamkeit, die sich nicht auf dieses oder jenes Volk beschränkt, sondern universell ist und auf der engen Gemeinsamkeit des Schicksals aller und der Gleichheit ihrer Rechte beruht. (® VÖLKERRECHT)

Selbstverständlich denkt niemand daran, die Gerechtigkeit gegenüber denjenigen zu entwaffnen, die aus dem Kriege Nutzen gezogen und Verbrechen gegen das allgemeine Wohl begangen haben; wirkliche und erwiesene Verbrechen, für die die vorgeschobene militärischen Notwendigkeiten höchstens einen Vorwand, niemals aber eine Rechtfertigung bieten konnten. Wenn indessen nicht mehr die Einzelnen, sondern ganze Gemeinschaften bestraft werden sollten, - wer würde in einem solchen Vorgehen nicht eine Verletzung der Regeln sehen, die jeden menschlichen Richtspruch lenken?

Niemals vorher haben Völker in einer Wende ihrer Geschichte sich solchen Aufgaben gegenübergesehen, wo sie fühlen, wie in ihren Herzen der ungeduldige und gleichsam angeborene Wunsch schwingt, die Zügel ihres Geschickes mit größerer Selbstverantwortung in die Hand zu nehmen. Sie hoffen nämlich, dass es ihnen dann leichter sein wird, sich gegen die zeitweiligen Ausbrüche der Gewalt zu verteidigen, die wie ein Strom glühender Lava auf ihrem Wege alles vernichten und nichts verschonen, was ihnen lieb und heilig ist.

Gott sei gedankt: man kann annehmen, dass die Zeiten vorüber sind, wo die Erinnerung an sittliche und evangelische Grundsätze bezüglich des Staats- und Völkerlebens mit Verachtung beiseite geschoben wurde als mangelnder Realismus. Die Ereignisse der Kriegsjahre, die wir durchlebt haben, hatten die Aufgabe, die Vertreter solcher Ideen auf die härteste Weise, die man sich denken kann, zu widerlegen. Die Verachtung, die sie dem gegenüber zur Schau getragen haben, was sie Mangel an Realismus nannten, ist zu einer erschreckenden Realität geworden: Brutalität, Sünde, Zerstörung, Vernichtung."

 

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GEBURTENBESCHRÄNKUNG (Abtreibung)

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Ärzte vom 12.11.1944:

Das fünfte Gebot, non occides (Du sollst nicht töten!), (2. Moses 20, 13) die Zusammenfassung der Pflichten gegen das Leben und die Unversehrtheit des menschlichen Leibes ist reich an Lehren sowohl für den Meister auf dem Lehrstuhl einer Universität, als auch für den praktizierenden Arzt. Solange ein Mensch nicht schuldig ist, ist sein Leben un-verletzbar. Jede Handlung, die direkt darauf gerichtet ist, es zu zerstören, ist also unsittlich. Es ist ganz gleich, ob diese Zerstörung als Zweck oder als Mittel zu diesem Zweck verstanden wird, ganz gleich, ob es sich um embryonales oder vollentwickeltes oder schon an seinem Abschluss stehendes Leben handelt. Gott allein ist der Herr des Lebens eines Menschen, der nicht eines Verbrechens schuldig ist, das die Todesstrafe nach sich zieht. Der Arzt hat weder das Recht, über das Leben des kleinen Kindes, noch über das der Mutter zu verfügen, und niemand in der Welt, keine Privatperson und keine Menschenmacht kann ihn berechtigen, dieses Leben direkt zu zerstören. Seine Aufgabe ist nicht, Leben zu zerstören sondern zu retten. Das sind grundlegende und unerschütterliche Prinzipien, die die Kirche im Laufe der letzten Jahrzehnte zu wiederholten Malen und mit aller notwendigen Klarheit gegen widerstrebende Meinungen und Methoden zu verkündigen gezwungen war. In den Beschlüssen und Dogmen des kirchlichen Lehramtes findet der katholische Arzt in dieser Hinsicht einen sicheren Führer für sein theoretisches Urteil und sein praktisches Verhalten.

Es gibt indessen in der sittlichen Ordnung einen großen Bereich, der von dem Arzt eine besondere Klarheit der Prinzipien und eine besondere Sicherheit des Handelns fordert. Das ist der Bereich, in dem die geheimnisvollen Kräfte schlummern, die Gott in den Organismus des Mannes und der Frau für die Erzeugung neuen Lebens gelegt hat. Der Schöpfer hat die Struktur und die wesentlichen Betätigungsformen dieser Naturgewalt selber bestimmt, hat ihr einen bestimmten Zweck gegeben und dem Menschen diesem Zweck entsprechend Pflichten für jeden bewussten Gebrauch dieser Fähigkeit auferlegt. Das erste naturgewollte Ziel dieses Gebrauches, dem alle sekundären Ziele wesentlich untergeordnet sind, ist die Fortpflanzung des Lebens und die Erziehung der Kinder. Einzig und allein die Ehe, die von Gott in ihrem Wesen und in ihren Eigenschaften geordnet worden ist, sichert sowohl das eine wie das andere, sowohl für das Wohl und die Würde der Nachkommenschaft, wie der Eltern. Das ist die einzige Norm, die diese delikate Materie erleuchtet und bestimmt, die Norm, der in allen konkreten Fällen und In allen besonderen Fragen zu entsprechen ist, die Norm endlich, deren treue Beobachtung in diesem Punkt die moralische und physische Gesundheit jedes Individuums und der Gesellschaft garantiert.

Es sollte dem Arzt nicht schwierig sein, diese tiefe, in der Natur begründete, beständige Zweckbestimmtheit zu verstehen, um sie mit tiefer innerer Überzeugung in seinem wissenschaftlichen und praktischen Handeln aufrecht zu erhalten und anzuwenden. Häufig schenkt man ihm eher als dem Biologen Glauben, weil er vorhersagen und warnen kann, dass jeder, der die Gesetze der Natur verletzt und überschreitet, früher oder später die unheilvollen Folgen eines solchen Handelns in seinem persönlichen Wert und in seiner körperlichen und seelischen Integrität erleiden muss.

Da ist der junge Mensch, der unter dem Antrieb der erwachenden Leidenschaften zum Arzt kommt. Da sind die Verlobten, die ihn für ihre bevorstehende Heirat um Rat fragen, von dem sie leider nur zu häufig erwarten, dass er der Natur und dem Anstand entgegenläuft. Da sind die Verheirateten, die bei ihm Erleuchtung und Hilfe oder noch häufiger eine strafbare Nachsicht erwarten, weil sie nämlich keine andere Lösung oder keinen andern Ausweg in den Konflikten des Lebens mehr sehen, als die wissentliche Verletzung der dem Gebrauch der ehelichen Beziehungen innewohnenden Bindungen und Verpflichtungen. Sie versuchen also, alle Argumente und möglichen medizinischen, eugenischen, sozialen und moralischen Vorwände ins Feld zu führen, um den Arzt zu veranlassen einen Rat zu geben oder eine Hilfe zu leisten, die die Befriedigung des Naturtriebes gestattet und ihn gleichzeitig der Möglichkeit beraubt, den Zweck der lebenzeugenden Macht zu erreichen. Wie kann er angesichts all dieser Bestürmungen fest bleiben, wenn er nicht die klare Erkenntnis und die persönliche Überzeugung besitzt, dass der Schöpfer selber zum Wohle des Menschengeschlechtes den freiwilligen Gebrauch dieser Kräfte mit ihrem beständigen Ziele durch ein unauflösbares Band zusammengeknüpft hat, das keine Lockerung und keinen Bruch zulässt."

 

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GEMEINSCHAFT, NATIONALE

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an die französische "Soziale Woche" vom 10.7.1946:

Ihr studiert also die Probleme der nationalen Gemeinschaft, nicht, wie es gewisse Philosophen positivistischer und antiintellektueller Richtung wollen, im Sinn des Kollektivismus, in dem die rationalen, rechtlichen und sittlichen Kennzeichen jeder wahren Gemeinschaft durch das Triebhafte und die Masseninstinkte verdunkelt werden, sondern allein um alles das besser herauszustellen, was ein Land an berechtigten Verschiedenheiten innerhalb der notwendigen Einheit, an Spontaneität und freier Zustimmung, an Geben und Nehmen im Schoße dieser großen, übergreifenden Familie, die das Vaterland ist, umfasst. Hat der Begriff Gemeinschaft in diesem Sinne nicht auch einen ausgesprochenen christlichen Charakter? Und hat ihn die Kirche selbst nicht geheiligt? Muss man nicht in der von unserm Herrn Jesus Christus gegründeten, göttlichen Einrichtung ein unvergleichliches Beispiel sehen, so dass die Gesellschaften menschlicher Ordnung eifern? Daran ist nichts Erstaunliches, denn die Kirche (®) ist deshalb das Muster allen sozialen Lebens, weil sie den wirklichen Wert der menschlichen Person aus der Entwürdigung gerettet hat, zu der die heidnischen Philosophen und Sitten sie verurteilt hatten, und weil sie in eben dieser menschlichen Person, die nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, die Wurzel und das Ziel allen sozialen Lebens erkennt und verteidigt. (® EINZELMENSCH)

Ein gesunder Gemeinschaftsgeist muss also die Glieder der nationalen Kollektivität erfüllen, so wie er natürlicherweise auch die Glieder jener Mutterzelle erfüllt, die die Familie ist. Nur dann wird man in ihr die großen Grundsätze der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit blühen sehen, die die modernen Demokratien (®) beanspruchen, die aber, wenn sie nicht furchtbar entstellt werden sollen, selbstverständlich so aufgefasst werden müssen, wie sie das Naturrecht, das Gesetz des Evangeliums und die christliche Überlieferung auffassen, die gleichzeitig ihre Urheber, und zwar einzigen Urheber und ihre authentischen Interpreten sind."

 

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GESELLSCHAFT

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsbotschaft vom 23.12.1942:

Jedes soziale Zusammenleben, würdig eines solchen Namens, neigt als ursprüngliches Ergebnis des Willens zum Frieden wieder zum Frieden, zu jenem ruhigen Zusammenleben in der Ordnung, worin der hl. Thomas, im Hinblick auf den bekannten Ausspruch des hl. Augustinus das Wesen des Friedens sieht. (S. Th. 2 a, 2 ae. qu. 29 a. 1. ad 1; S. August. De civitate Dei 1. 19 c. 13 n. 1) Zwei wesentliche Faktoren lenken somit das soziale Leben: Das Zusarnmenleben in der Ordnung und das Zusarnmenleben in der Ruhe.

Ordnung, GrundIage des menschlichen Gesellungslebens geistiger und moralischer Wesen somit, die danach streben, einen Ihrer Natur entsprechenden Zweck zu erreichen, ist keine nur äußerliche Zusammenordnung zahlenmäßig verschiedener Teile. Sie ist vielmehr, und muß es sein, ein immer mehr vollendetes Streben und Verwirklichen einer inneren Einheit, die die real begründeten und vom Willen des Schöpfers oder von übematürlichen Normen sanktionierten Verschiedenheiten nicht ausschließt.

Eine klare Erkenntnis der echten Grundlage jeden sozialen Lebens hat heute - während die Menschheit, angesteckt von den umlaufenden sozialen Irrtümern und Verwirrungen, entstanden aus dem Fieber der Zwietracht der Wünsche, Lehren und Absichten, sich kummervoll in der von ihr selbst geschaffenen Unordnung streitet und unter den Auswirkungen der zerstörenden Kraft falscher sozialer Ideen leidet, die die Gesetze Gottes vergessen oder ihnen entgegengesetzt sind - mehr denn je eine ganz besondere Bedeutung. Die Unordnung kann nur durch eine Ordnung überwunden werden, die nicht nur erzwungen und künstlich hergestellt ist, wie die Dunkelheit mit ihren niederdrückenden und angstvollen Auswirkungen nicht anders beseitigt werden kann als durch das Licht und nicht durch Irrlichter.

 

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GEWERKSCHAFT

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache vor Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Elektroindustrie vom 25.1.1946:

So hat man, um die ersehnte Einheit zwischen Arbeit und Kapital zu schaffen, auf die Berufsorganisationen und Gewerkschaften zurückgegriffen; diese nicht mehr als Waffe verstanden, die ausschließlich zu Defensiv- oder Offensivkrieg bestimmt ist und Gegenreaktionen und Repressalien auslöst; nicht als aus den Ufern tretender Strom, der überflutet und trennt, sondern als Brücke, die eint.

Wir haben schon bei anderer Gelegenheit dargelegt, wie jenseits aller Unterscheidungen in Arbeitgeber und Arbeitnehmer (®) eine höhere Einheit besteht, die alle an einem Produktionsprozess Beteiligten miteinander verbindet. Diese Einheit muss das Fundament der zukünftigen, sozialen Ordnung werden. Die Berufsorganisationen und die Gewerkschaften sind vorläufige Hilfskonstruktionen, vergängliche Formen; ihr Ziel ist die Einigung und Solidarität der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur gemeinsamen Förderung des Gemeinwohls und Befriedung der Bedürfnisse der gesamten Gemeinschaft. Dennoch werden weder Berufsorganisationen noch Gewerkschaften, noch gemischte Kommissionen, noch Kollektivverträge, weder Schiedsgerichte noch sämtliche Vorschriften einer sorgsamen und fortschrittlichen Sozialgesetzgebung (® ARBEITSRECHT) dauerhaften Frieden sichern und all dessen Früchte zur Reife bringen können, wenn nicht beständig dafür Sorge getragen wird, dass die wirtschaftlichen Beziehungen mit geistigem und sittlichen Leben erfüllt werden."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an Kardinal Faulhaber vom 1.11. 1945:

„Zum Gebiet der sozialen Frage gehört aber zweifellos in erster Linie jener Streitpunkt, der sich auf den zu gründenden Verband aller Arbeiter bezieht, die, wie Ihr schreibt, "demnächst in einer einzigen Körperschaft" zusammengeschlossen werden sollen. Wir weisen nun darauf hin, dass die Form und Art eines derartigen Zusammenschlusses zeitweilig zugelassen werden kann, solange die gegenwärtigen außerordentlichen Verhältnisse andauern. Da aber diese Art und Form nicht frei von großen Gefahren ist, wird es sicherlich Aufgabe Eurer Sorge und Wachsamkeit sein, die Bestrebungen der Arbeiter und voreilige Absichten so zu lenken und zu leiten, dass diejenigen unter ihnen, die katholisch sind, nicht abirren von den Vorschriften der Gesellschaftslehre, die aus dem Evangelium und dem Naturrecht geschöpft, schon früher so klar und richtig von Unseren Vorfahren überliefert worden sind. Das eine vor allem soll mit aller Kraft erreicht werden, dass aus diesem einen Verband zusammengeschlossener Menschen nicht ein scharfer Kampf gegen die bürgerliche Ordnung und nicht ein Streit der politischen Parteien entsteht, sondern dass vielmehr unsere Arbeiter, jeder nach seinem Können, zur Eintracht, Ordnung und Beständigkeit des gesellschaftlichen Lebens beitragen. Denn wenn auf die Staatsleitung der vergangenen Jahre, die auf Gewalt und Unterdrückung aufbaute, nunmehr wieder eine Herrschaft folgen würde, die ebenso jene Prinzipien des geistigen Lebens verachten und ausschalten würde, die als Normen der berechtigten Freiheit und der Menschenwürde die beste Grundlage des bürgerlichen Zusammenlebens abgeben, dann würde zweifellos Euer Vaterland nicht wieder gutzumachenden Schaden erleiden."

 

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GOTT

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsbotschaft vom 23.12.1942:

Gott ist die erste Ursache und letzte Grundlage des individuellen und sozialen Lebens. Gott ist der Schöpfer des ersten Ehebundes, die Quelle der Familie, der menschlichen Gemeinschaften Volk und Nation. Wenn auch nur unvollkommen, spiegelt das soziale Leben die Dreieinigkeit Gottes, die durch das Geheimnis der Menschwerdung die menschliche Natur erlöst und erhoben hat. Das soziale Leben besitzt in seinem Idealzustand und in seiner Zwecksetzung, im Lichte von Vernunft und Offenbarung, eine moralische Autorität und Unbedingtheit, die jeden Wechsel der Zeiten überdauert. Das soziale Leben besitzt eine solche Anziehungskraft, die nicht abgeschwächt von Enttäuschungen, Misserfolgen und Irrtümern, die besten und glaubensstärksten Geister immer wieder zum Herrn hinführt, um mit erneuerter Energie, mit neuen Erkenntnissen, mit neuen Kräften, Mitteln und Methoden, das wiederaufzunehmen, was zu anderen Zeiten und unter anderen Umständen vergeblich versucht wurde.

Ursprung und wesentlicher Zweck des sozialen Lebens sind die Erhaltung, die Entwicklung und die Vervollkommnung der menschlichen Person. Das soziale Leben soll dazu beitragen, die Normen und Werte der Religion und Kultur pflichtgemäß zu verwirklichen, die der Schöpfer dem Einzelnen und der Menschheit in ihren natürlichen Gruppierungen gegeben hat.

Eine Soziallehre oder eine Gemeinschaftsgestaltung, die eine solche innere, wesenhafte Bindung alles Menschlichen an Gott verneint oder ablehnt, geht einen Irrweg. Während sie mit der einen Hand aufbaut, bereitet sie mit der anderen die Mittel, die früher oder später ihr Werk gefährden und zerstören. Wenn diese Soziallehre in Verkennung der notwendigen Ehrfurcht vor der Person und ihrem Eigenleben, dieser keinen Platz in ihren Regelungen nach Gesetz und Ausführung einräumt, so ist sie weit davon entfernt, der Gesellschaft zu dienen, denn sie schädigt sie. Anstatt das soziale Denken zu fördern, zu beleben und seine Erwartungen und Hoffnungen zu verwirklichen, nimmt sie ihm jeden inneren Wert. Sie benutzt es als Zweckphrase, die aber in immer breiteren Schichten einer freimütigen und entschiedenen Zurückweisung begegnet.

Das soziale Leben bedeutet innere Einheit. Das schließt darum die Unterschiede nicht aus, die von Natur und Wirklichkeit gefördert werden. Wenn man an Gott als dem obersten Lenker alles Menschlichen festhält, finden Ähnlichkeiten und Unterschiede der Menschen den ihnen zukommenden Platz in der absoluten Seinsordnung, in der Ordnung der Werte und somit auch der Moral. Rüttelt man jedoch an diesem Fundament, so öffnet man zwischen den verschiedenen Gebieten der Kultur eine gefährliche Lücke und es wird eine Ungewissheit und Beweglichkeit der Umrisse, der Grenzen und Werte sichtbar, dass nur mehr äußerliche Faktoren und selbst blinde Instinkte, gemäß der herrschenden Tagesmeinung, auf die die Herrschaft der einen oder anderen Richtung ihren Einfluss nimmt, zur Bestimmung gelangen."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika "Summi Pontificatus" vom 20.10.1939:

Unter den vielfältigen Irrtümern, die aus dem Giftquell des religiösen und sittlichen Agnostizismus (er behauptet: Man kann Gott nicht mit dem Verstande erkennen) hervorbrechen, wollen Wir zwei besonders hervorheben und zwar Irrtümer, die das friedliche Zusammenleben der Völker geradezu unmöglich oder wenigstens überaus schwankend und unsicher machen.

Der erste dieser gefährlichen Irrtümer, der heute weit verbreitet ist, liegt darin, dass man das Gesetz der Solidarität und Liebe zwischen den Menschen in Vergessenheit geraten lässt, jenes Gesetz, das sowohl durch den gemeinsamen Ursprung und durch die nämliche Vernunftnatur aller Menschen, gleichviel welchen Volkes, vorgeschrieben und auferlegt ist, wie auch durch das Opfer der Erlösung, das Jesus Christus am Altar des Kreuzes seinem himmlischen Vater für die sündige Menschheit darbrachte.

In der Tat erzählt die erste Seite der Schrift mit großartiger Einfachheit, wie Gott als Krönung seines Schöpfungswerkes nach seinem Bild und Gleichnis den Menschen machte (vgl. Gen. 1, 26 -27); und ebenso berichtet sie, wie er ihn mit übernatürlichen Gnaden und Vergünstigungen bereicherte und ihn so für ein ewiges und unaussprechliches Glück bestimmte. Sie zeigt weiter, wie von dem ersten Paar die anderen Menschen herstammen, und dann lässt sie - mit unübertroffener Ausdruckskraft der Sprache - deren Teilung in mannigfache Gruppen und die Verstreuung in die verschiedenen Teile der Welt folgen. Auch als sie sich von ihrem Schöpfer abwandten, hörte Gott nicht auf, sie als seine Söhne zu betrachten, die eines Tages nach seinem allbarmherzigen Plan noch einmal wieder in seiner Freundschaft vereint sein sollten.

Der Völkerapostel macht sich zum Künder dieser Wahrheit, die die Menschen in einer großen Familie brüderlich eint, wenn er der griechischen Welt verkündet, dass Gott ,aus einem einzigen Stamm alle Geschlechter der Menschen hervorgehen ließ, damit sie die ganze Oberfläche der Erde bewohnten und dass er die Zeit ihres Daseins und die Grenzen ihrer Wohnsitze bestimmte, auf dass sie den Herrn suchten.' (Apg. 17, 26)

Wunderbare Schau, die uns das Menschengeschlecht sehen lässt in der Einheit eines gemeinsamen Ursprungs in Gott: ,Ein Gott und Vater aller, der da ist über allen' (Eph. 4, 6); in der Einheit der Natur, bei allen gleichgefügt aus stofflichem Leib und geistiger, unsterblicher Seele; in der Einheit des unmittelbaren Zieles und seiner Aufgabe in der Welt; in der Einheit der Siedlung auf dem Erdboden, dessen Güter alle Menschen naturrechtlich zu nutzen befugt sind, um so ihr Leben zu erhalten und zu entwickeln; in der Einheit des übernatürlichen Endziels, Gottes selbst, nach dem zu streben alle verpflichtet sind; in der Einheit der Mittel, um dieses Ziel zu erreichen.

Der gleiche Apostel zeigt uns die Menschheit in der Einheit der Beziehungen zum Sohne Gottes, dem Ebenbild des unsichtbaren Gottes, in dem alle Dinge geschaffen sind: ,In ihm ist alles erschaffen' (Kol. 1, 16); in der Einheit der für alle bewirkten Auslösung durch Christus, der die zerbrochene, ursprüngliche Freundschaft mit Gott durch sein heiliges und bitterstes Leiden wiederherstellte, indem er sich zum Mittler zwischen Gott und den Menschen machte: ,Denn es gibt nur einen Gott und einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, den Menschen Christus Jesus.' (1 Tim 2, 5).

Eben dieser göttliche Heils- und Friedensmittler wollte nun jene Freundschaft zwischen Gott und der Menschheit noch inniger gestalten; daher ließ er in der weihevollen Stille des Abendmahlsaales, bevor er das Kreuzesopfer vollbrachte, von seinen Gotteslippen Worte kommen, die mit hellem Klang durch die Jahrhunderte widerhallten und zu Heldentaten der Liebe inmitten einer liebeleeren und haßzerissenen Welt weckten: ,Dies ist mein Gebot: Liebet einander, wie ich euch geliebt habe' (Joh. 15, 12).

Es handelt sich hier um übernatürliche Wahrheiten, die tiefe Grundmauern und starke Bande der Einheit legen, einer Einheit, die vervollkommnet wird durch die Liebe zu Gott und zum göttlichen Erlöser, von dem alle das Heil empfangen, ‚zum Aufbau des Leibes Christi, bis wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur Mannesreife, zum Vollmaß des Alters Christi' (Eph. 4, 12-13).

Im Lichte dieser rechtlichen und tatsächlichen Einheit des Ganzen der Menschheit fügen sich die einzelnen nicht bindungslos aneinander wie Sandkörner; vielmehr einen sie sich in organischen, harmonischen und wechselseitigen Beziehungen, (die mit dem Wandel der Zeiten verschiedenartige Formen annehmen können), entsprechend ihrem natürlichen und übernatürlichen Ziel und Antrieb."

 

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GÜTERAUSTAUSCH

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1941:

„Im Rahmen einer sittlich begründeten neuen Ordnung ist kein Platz für enge, selbstsüchtige Berechnungen, die auf eine Aneignung der gemeinnützigen wirtschaftlichen Hilfsquellen und Rohstoffe abzielen, so dass die von Natur weniger begünstigten Nationen ausgeschlossen bleiben. Es ist Uns ein großer Trost zu beobachten, dass dieser Grundsatz sich auch bei solchen Nationen Geltung zu verschaffen beginnt, die bei seiner Anwendung zu den ,Gebenden', nicht zu den ,Nehmenden' gehören. Aber es ist billig, dass die Lösung dieser weltwirtschaftlich entscheidenden Frage in planvollem Fortschritt und unter den nötigen Sicherungen vor sich gehe und dass man aus den Mängeln und Versäumnissen der Vergangenheit die Lehren ziehe. Wollte man im kommenden Friedenswerk diesen Punkt nicht entschlossen ins Auge fassen, so würde in den Beziehungen der Völker ein tiefgehender und weitausgreifender Wurzelstock zurückbleiben, aus dem bittere Spannungen, neidgeladene Gegensätze und schließlich neue Konflikte hochwachsen müssten."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsbotschaft vom 23.12.1942:

Der Fortschritt und das Maß der dringend notwendigen Sozialreformen ist abhängig von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Völker. Nur bei weitblickendem und weitherzigem Kräfteaustausch zwischen den Starken und Schwachen wird die allgemeine soziale Befriedung so durchgeführt werden können, dass nirgendwo Brand- und Ansteckungsherde übrig bleiben, von denen neues Unheil seinen Ausgang nehmen könnte. (®  REFORMEN, SOZIALE)

Offensichtliche Anzeichen führen zu dem Gedanken, dass im Gärstoff aller Vorurteile und Hassgefühle, die unausbleiblich mit der traurigen Kriegspsychose verbunden sind, in den Völkern das Bewusstsein ihrer engen, gegenseitigen Abhängigkeit im Guten und Bösen nicht erloschen, sondern lebhafter und stärker geworden ist. Ist es vielleicht nicht wahr, dass tiefe Denker immer klarer sehen, dass im Verzicht auf Egoismus und nationale Isolierung der Weg zur allgemeinen Gesundung liegt und dass sie bereit sind, von ihren Völkern einen Teil der schweren Opfer zu verlangen, die notwendig sind zur sozialen Befriedung in anderen Völkern?"

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Vertreter der italienischen Außenhandels-Organisation vom 7.3.1948:

Keiner besser als Sie (Außenhandelsfachleute) ist imstande den Gegensatz zu erkennen und zu werten zwischen der Unordnung, die bereits seit einiger Zeit und in vielen Ländern auf dem Gebiet des wirtschaftlichen Austausches und dem Gesetz der Ordnung und der Eintracht herrscht, das Gott der ganzen Schöpfung gesetzt hat. Die Güter, deren Austausch dazu dienen müsste, das wirtschaftliche Gleichgewicht unter den Nationen zu festigen und zu erhalten, sind Gegenstand politischer Spekulationen geworden und nicht nur die materiellen Güter, sondern auch der Mensch, der in so vielen Fällen zu einem Gegenstand der Ausbeutung erniedrigt worden ist. Wir selbst sind unglücklicherweise Zeugen eines politischen Spieles, das nichts anderes ist, als ein Wettrennen zur Macht und zur Vorherrschaft. Was noch an wirtschaftlichen Beziehungen unter den Völkern existiert, ist nicht mehr das, von dem man als einem eigentlichen Austausch sprechen kann, dessen Hin- und Hergehen allüberall Wohlstand verbreitet, sondern mehr ein Zufluss von Gütern, die von der christlichen Caritas oder von einem mehr oder weniger desinteressierten Wohlwollen in Bewegung gesetzt, einzig und allein den bedürftigen Völkern zuströmen. Ungeachtet dieser hochherzigen Bemühungen sind wir dennoch weit entfernt von einem normalen Stand der Dinge, in dem der internationale Austausch gleichzeitig die notwendige Ergänzung der einzelnen Nationalwirtschaften ist und das sichtbare Zeichen ihrer Blüte darstellt. Italien befindet sich auf diesem Gebiet in nicht besserem Verhältnis als die anderen Nationen, wenn man auch gern anerkennen muss, dass es in kurzer Zeit schon so viel auf dem Gebiet der Industrie, der Landwirtschaft, des Handels und des Eisenbahnverkehrs geleistet hat, um die Verhältnisse so wieder zu sanieren, dass man nicht mehr von einer Katastrophe sprechen kann. Deshalb liegt es Uns am Herzen, euch aufzuzeigen, was Wir als das schwierigste und wichtigste eurer Arbeit ansehen.

Diese Schwierigkeit würde nicht so schwerwiegend sein, noch ihre Lösung so hart wenn sich ihr nicht die Unsicherheit und die Gegensätzlichkeit der leitenden Ideen zugesellen wurden. Die einen propagieren eine Rückkehr zur Weltwirtschaft, (®  Wirtschaft), wie man sie im vergangenen Jahrhundert hatte; die anderen schlagen eine Regionalunion vor oder eine zwischenstaatliche einzelner Wirtschaften. Die einen erwarten einen Wohlstand aller Völker von der Wiederherstellung des Mechanismus der freien Wirtschaft in der ganzen Welt; die anderen hingegen erwarten gar nichts von einem solchen Automatismus und fordern eine zentrale Leitung des gesamten wirtschaftlichen Lebens, einschließlich der menschlichen Arbeitskraft.

Es ist nicht Unsere Absicht, in die Prüfung der praktischen Seite dieser Probleme oder ihrer Lösung einzutreten. Wir möchten allein nur Ihre Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass die angeführte krasse Gegensätzlichkeit der Meinungen tiefere Wurzeln und Ursachen hat als die einfache Betrachtung der gegenwärtigen Wirklichkeit der Wirtschaft. Und diese Ursachen sind einerseits ein beklagenswerter Mangel an Überlegung, der sich in einer einfachen und oberflächlichen Erfahrung genüge tut. Auf der anderen Seite ist es ein wahrhaft tiefgehender Unterschied der Ideen und des Wissens darüber, was die soziale Wirtschaft ist und sein muss und wie der Mensch sie betrachten und behandeln muss. Genau hier müssen die christlichen Prinzipien des sozialen Lebens ihr Wort sagen und ein entscheidendes Wort, wenn die Menschen wahrhaft christlich sein und sich als solche in ihrer ganzen Arbeit zeigen wollen.

Aber vor allem ist es notwendig, dass der Sieg über das traurige Prinzip der Nützlichkeit als Grundlage und Richtschnur des Rechts errungen wird; der Sieg über jene Konfliktskeime, die in zu vielen Meinungsverschiedenheiten bestehen, die oftmals mit dem Zwang auf dem Gebiet der Weltwirtschaft zusammenhängen; der Sieg über den Geist des kalten Eigennutzes, damit jene ernsthafte Solidarität auf rechtlichem und wirtschaftlichem Gebiet errungen wird, die nichts anderes ist als die brüderliche Zusammenarbeit unter den Völkern (®  FRIEDENSORGANISATION) nach den Vorschriften des göttlichen Gesetzes, Völker, die sicher sind in ihrer Eigenständigkeit und ihrer Unabhängigkeit. Der Glaube an Christus und die Beobachtung seiner Gebote der Liebe könnte allein zu einem solchen wohltätigen und heilsamen Siege führen!"

 

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GÜTERVERTEILUNG (GÜTERNUTZUNG)

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika "Sertum laetitiae" vom 1. 11.1939:

„Der wesentliche Punkt der sozialen Frage ist der, dass die von Gott für alle Menschen geschaffenen Güter auch alle Menschen in der gleichen Weise erreichen sollten, in Gerechtigkeit und helfender Liebe."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache zur 50-Jahrfeier der Enzyklika "Rerum novarum" vom 1.6.1941:

Rerum novarum" stellt Grundsätze über das Eigentum und den Lebensunterhalt des Menschen auf, die durch den Zeitablauf nichts von ihrer urwüchsigen Kraft verloren, und die noch heute, nach 50 Jahren, ihre lebendige und lebensspendende Fruchtbarkeit bewahrt und vertieft haben. Wir selbst haben in Unserem Rundschreiben an die Bischöfe der Vereinigten Staaten von Nordamerika "Sertum laetitiae" die Öffentlichkeit auf die Wurzel jener Lehren hingewiesen; sie liegt, wie Wir sagten, in der unumstößlichen Forderung, dass die Güter, die Gott für die Menschen insgesamt schuf, im Ausmaß der Billigkeit nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und Liebe allen zuströmen.

In der Tat hat jeder Mensch als vernunftbegabtes Lebewesen von Natur aus grundsätzlich das Recht der Nutzung an den materiellen Gütern der Erde, wenn es auch den Bemühungen der Menschen und den Rechtsformen der Völker überlassen bleibt, die Verwirklichung dieses Rechtes näher zu regeln. Dieses grundsätzliche individuelle Nutzungsrecht kann durch nichts, auch nicht durch andere unbezweifelbare friedliche Rechte auf die äußeren Güter aufgehoben werden. Denn zweifellos fordert zwar die gottgegebene Naturordnung das Privateigentum und den freien zwischenmenschlichen Güterverkehr durch Tauschen und Schenken, sowie die Ordnungsbefugnis der öffentlichen Gewalt über diese beiden Einrichtungen. Trotz alledem aber bleibt doch dies alles dem natürlichen Zweck der Erdengüter unterstellt und darf keineswegs von jenem ursprünglichen Nutzungsrecht aller an ihnen losgelöst werden. Es hat vielmehr dazu zu dienen, eine zweckentsprechende Verwirklichung dieses Rechtes zu ermöglichen. So allein kann und so soll erreicht werden, dass Besitz und Gebrauch der materiellen Güter dem menschlichen Zusammenleben fruchtbaren Frieden und lebensvolle Festigkeit, nicht aber kampf- und neidgeladene, nur auf dem erbarmungslosen Spiel von Macht und Ohnmacht beruhende, stets schwankende Beziehungen geben.

Das naturgegebene Nutzungsrecht an den Erdengütern steht in engster Beziehung zur Persönlichkeitswürde und zu den Persönlichkeitsrechten des Menschen. Es gibt mit den genannten Auswirkungen dem Menschen die sichere materielle Grundlage, die ihm für die Erfüllung seiner sittlichen Pflichten von höchster Bedeutung ist. Denn durch die Wahrung jenes Nutzungsrechts wird der Mensch in den Stand versetzt, in rechtmäßiger Freiheit einen Umkreis dauernder Obliegenheiten und Entscheidungen auszufüllen, für die er unmittelbar dem Schöpfer verantwortlich ist und die gleichzeitig seine persönliche Würde sicherstellen. Er hat nämlich die ganz persönliche Pflicht, sein leibliches und geistiges Leben zu erhalten und zu entwickeln, um so das religiös-sittliche Ziel zu erreichen, das Gott allen Menschen gesetzt und als oberste Norm gegeben hat, eine Norm, die vor allen anderen Pflichten immer und in jeder Lage bindet."

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika "Sertum laetitiae" vom 1. 11.1939:

„Die Geschichte aller Zeiten lehrt, dass es immer arm und reich gegeben hat; dass es immer so sein wird, können wir dem unabänderlichen menschlichen Geschick entnehmen. Ehrbar sind die Armen, die Gott fürchten, denn ihrer ist das Himmelreich und sie erreichen leicht die göttliche Gnade. Die Reichen aber, wenn sie aufrecht und ehrenhaft sind, sind Gottes Verwalter und Verteiler der Güter dieser Welt; als Diener der göttlichen Vorsehung stehen sie den Bedürftigen bei, durch die sie oft Gaben für die Seele empfangen; und deren Hand - so können sie hoffen - wird sie in die ewigen Wohnungen leiten.

Gott, der für alle mit höchster Vatergüte sorgt, hat es zur Übung der Tugenden und zur Bewährung des Einzelnen so gefügt, dass es in der Welt reich und arm gibt; aber er wünscht nicht, dass einige übermäßige Reichtümer haben, während andere in solcher Bedrängnis leben, dass ihnen das Notwendigste fehlt. Eine gütige Mutter der Tugend ist ehrenwerte Armut, die ihr Leben durch tägliche Arbeit gewinnt in Übereinstimmung mit dem Wort der Heiligen Schrift: ,Gib mir, o Gott, keinen Überfluss, sondern versorge mich nur mit dem Lebensnotwendigen!' (Prov 30,8)

Wenn nun die Reichen und die an Geld und Mitteln Begünstigten, bewegt durch Mitleid, die Bedürftigen unterstützen müssen, so ist ihre Verpflichtung noch größer, ihnen die gerechte Hilfe zuteil werden zu lassen."

 

 

4) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsbotschaft vom 23.12.1942:

„Gott sagte, unsere Stammeltern segnend: ,Wachset und mehret euch und erfüllet die Erde und macht sie euch untertan. (Gen. 1, 28) Und zum ersten Familienvater sagte er dann: ,Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen!' (Gen. 3, 19) Die Würde der menschlichen Person erfordert somit normalerweise als natürliche Grundlage zum Leben das Recht zum Gebrauch der Güter der Erde; dem entspricht die grundsätzliche Verpflichtung, Privateigentum möglicherweise allen zuzugestehen. Die positiven, gesetzlichen Normen, die das private Eigentum regeln, können sich wandeln und einen mehr oder weniger umschriebenen Gebrauch bewilligen, aber wenn sie zur Befriedung der Gemeinschaft beitragen wollen, müssen sie verhindern, dass der Arbeiter, der Familienvater ist oder sein wird, zu einer Abhängigkeit und wirtschaftlichen Dienstbarkeit verurteilt wird, die unvereinbar ist mit seinen Rechten als Person."

 

 

5) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an römische Fastenprediger vom 22.2.1944:

Hängt nicht von den Werken der Gerechtigkeit: die Hungrigen speisen, die Durstigen tränken, die Nackten kleiden, die Pilger beherbergen, die Kranken und Gefangenen besuchen - o wie dringen alle diese Schmerzen und Leiden aus naher Wirklichkeit gegenwärtig an unsere Ohren - nach der feierlichen Versicherung Jesu Christi im letzten Gericht Segen oder Fluch, Freude oder Schmerz in der Ewigkeit ab? (Mt 25, 34-46) Ja! Zum ewigen Ruhm oder zum ewigen Unglück führen Befolgung oder Übergehung der Mildtätigkeit; und dasselbe glauben wir versichern zu können für das, was getätigte oder unterlassene Werke der sozialen Gerechtigkeit angeht." (®  CARITAS)

 

 

6) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an die französische "Soziale Woche" vom 18.7.1947:

Es genügt nicht, ununterbrochen das viel zu einfache Schlagwort zu wiederholen, worauf es vor allem ankommt, sei zu produzieren. Auch die Produktion geschieht durch den Menschen und für den Menschen. Die Produktion ist ihrem Wesen nach in ganz hervorragendem Maße eine Frage der Ordnung und zwar wirklicher Ordnung unter den Menschen - und auch deren Hüter. Nun kann aber eine gerechte Ordnung der Produktion nicht von dem Prinzip der Intervention des Staates absehen, wie es von Unserem großen Vorgänger Leo XIII. beleuchtet worden ist; sie kann es weniger denn je unter den gegenwärtigen Verhältnissen. Aber andererseits ist es gerade heute, wo die alte Neigung zum ,Laissez faire, Iaissez passer' ernstlich erschüttert ist, unerlässlich, sich davor zu hüten, in das entgegengesetzte Extrem zu verfallen. Bei der Organisation der Produktion muss auch dem von der sozialen Lehre der Kirche stets verteidigten Prinzip, dass die Dienste der Gesellschaft immer nur einen Unterstützungscharakter haben dürfen, indem sie die Tätigkeit des Individuums, der Familie, des Berufes stützen und ergänzen, sein richtungsgebender Wert bewahrt bleiben."

 

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HANDWERK

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Handwerker vom 20.10.1947:

Wenn sich durch die Macht der Verhältnisse die soziale Tätigkeit der Kirche im letzten halben Jahrhundert in der Hauptsache (nicht ausschließlich jedoch) dem Industriearbeiter zugewandt hat, so hat das trotzdem nichts von dem Interesse und der Liebe gegenüber dem Handwerk weggenommen, von denen die Kirche stets beseelt war.

Ein solches Gefühl ist vor allem geschichtlich begründet, da ja in der sozialen Ordnung der Vergangenheit, jahrhundertelang das Handwerk und seine Körperschaften auch auf kirchlichem Gebiete eine segensreiche Tätigkeit ausgeübt haben. Jene Körperschaften waren gleichzeitig religiöse Bruderschaften und erfüllten die Pflichten, die heute den katholischen Verbänden obliegen.

Aber die Beziehungen zwischen der Kirche und dem Handwerk haben, wie beim Bauernstand, auch eine tiefere und wesentlichere Grundlage. Die Kirche wünscht, daß eine gewisse Grenze gegen die Schäden gezogen werde, die dem modernen Menschen aus dem Übergewicht und der Vorherrschaft der Maschine und der immer mehr anwachsenden Entwicklung der Großindustrie entstehen. Beim Handwerk dagegen hat die persönliche Arbeit bis heute ihren vollen Wert behalten. Der Handwerker bearbeitet den Rohstoff und er vollendet die ganze Arbeit. Dieser ist er engstens verbunden. In ihr finden in weitem Ausmaß sein technisches Können, seine künstlerische Geschicklichkeit, sein guter Geschmack und die Sicherheit und Gewandtheit seiner Hände die Überlegenheit seiner Erzeugnisse gegenüber den unpersönlichen und schablonierten Serienfabrikaten. Daher ist der Handwerkerstand gleichsam eine ausgewählte Schar zur Verteidigung der Würde und des persönlichen Charakters des Arbeiters. (®) Während darüber hinaus ein unnatürlicher und erbitterter Kampf zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern (®) besteht, ist das Handwerk im allgemeinen von einem solchen Gegensatz bewahrt geblieben. Seine kleine Werkstatt trägt noch recht häufig einen familiären Charakter. Die Gesellen und die Lehrlinge arbeiten unter der Leitung des Handwerksmeisters einträchtig an der Herstellung des gewünschten Gegenstandes. So ist das Handwerk eine Auswahlmannschaft auch zum Schutze des sozialen Friedens und für die Wiederherstellung und das Gedeihen der Volkswirtschaft.

Aber wie alle anderen Zweige der Zivilisation kann auch das Handwerk seine kulturelle und soziale Aufgabe nicht erfüllen, wenn es nicht von christlichem Geiste durchdrungen ist. Das Kreuz darf niemals aus euren Familien und eurem Geschäft verschwinden. Es soll Zeugnis eines stets lebendigen Glaubens und einer heiligen Gottesfurcht sein. Dieser Glaube und diese Gottesfurcht müssen eure Gedanken, eure Reden und euer Handeln leiten und bestimmen. Verabsäumt nicht, gemeinsam in eurem Geschäft und eurer Werkstatt zu beten. ,Danket allezeit für alles Gott dem Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus.' (Eph 5,20)

Zwei innige Wünsche haben Wir für euch: Während mehr als eines Jahrhunderts hat das Handwerk um seinen Bestand gegen die mächtige und vordringende Großindustrie kämpfen müssen. Aber es hat Widerstandskraft und Lebensstärke bewiesen. Auch in stärker industrialisierten und an großen Fabriken reichen Gegenden hat es in den letzten Jahrzehnten an Boden gewonnen und kann mit einem Gefühl hoffnungsvollen Vertrauens in die Zukunft schauen.

In der Gegenwart kämpft ihr für den christlichen Charakter eurer Standes-Organisation (® GEWERKSCHAFT). Wenn dieser Charakter verloren ginge, wäre das gleichbedeutend mit dem Unwirksamwerden starker religiöser und sittlicher Energien im christlichen Handwerk für das öffentliche Leben und mit deren Ersticken überhaupt.

 

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JUGENDERZIEHUNG

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika "Summi Pontificatus" vom 20.10.1939:

„Der Auftrag, den Gott den Eltern gab, für die materielle und seelische Wohlfahrt ihrer Kinder zu sorgen und ihnen eine ausgeglichene Erziehung im Geiste echter Religiosität zu vermitteln, kann ihnen von niemand ohne schwere Rechtsverletzung entrissen werden. Diese Erziehung soll gewiss auch eine Erziehung ,zum Staate hin' sein, das heißt zur bewussten, gewissenhaften, freudigen Pflichterfüllung eines edlen Patriotismus, der dem irdischen Vaterland (®) das ihm zukommende Vollmaß an Liebe, Hingabe und Mitarbeit schenkt. Eine Erziehung jedoch, die darauf vergäße oder gar bewusst unterließe, Auge und Herz der Jugend auch auf das ewige Vaterland zu lenken, wäre ein Unrecht an der Jugend, ein Unrecht an den unabtretbaren Erzieherrechten und Erzieherpflichten der christlichen Familie, eine Grenzüberschreitung, die nach Abhilfe ruft, gerade auch im Interesse des Volks und Staatswohls. Mag sie denen, die dafür verantwortlich sind, vorübergehend als Quelle wachsender Kraft und Macht erscheinen; in Wirklichkeit wäre sie das Gegenteil, und ihre bitteren Auswirkungen würden das beweisen. Die Majestätsbeleidigung gegen den ,König der Könige' und den ,Herrn der Herrscher', (1 Tim 6,15, Apg 9,16) die in einer christusfremden oder gar christusfeindlichen Erziehung sich vollzieht, die Umkehr des Herrenwortes: ,Lasset die Kinder zu mir kommen' (Mk 10, 14) in sein Gegenteil müsste bitterste Früchte tragen. Der Staat, der den blutenden, in Gewissenskämpfen sich verzehrenden Herzen der christlichen Väter und Mütter ihre Sorge abnimmt und ihre Rechte wiedergibt, baut nur an seinem eigenen inneren Frieden und an der Grundlegung einer glücklichen Zukunft des Vaterlandes. Die Seelen der Kinder, die Gott den Eltern schenkte, die in der Taufe mit dem Königszeichen Christi besiegelt wurden, sind ein heiliges Treuhandgut, über dem Gottes eifersüchtige Liebe wacht. Derselbe Christus, der gesagt hat: ,Lasset die Kinder zu mir kommen,' hat - bei all seiner erbarmenden Güte - ein schneidendes Wehe gerufen über jene, die den Lieblingen seines Herzens Ärgernis bereiten. (Mt 18, 6) Und welches Ärgernis wirkt vernichtender und nachhaltiger auf ganze Geschlechter als eine Fehlleitung der Jugenderziehung in eine Richtung, die von Christus, der Weg, Wahrheit und Leben ist, wegführt in offenen oder getarnten Abfall von Ihm? Dieser Christus, dem man die heutige und kommende Jugend zu entfremden versucht, ist derselbe, der aus den Händen seines himmlischen Vaters alle Königsgewalt empfing im Himmel und auf Erden. Er trägt in seiner allmächtigen Hand das Schicksal der Staaten, der Völker und Nationen. Bei ihm steht es, ihr Leben, Wachsen, Gedeihen und ihre Größe zu kürzen oder zu verlängern. Von allem, was diese Erde trägt, ist nur die Menschenseele unsterblich. Ein Erziehungssystem, das den von Gottes heiligem Gesetz umfriedeten Bannkreis der christlichen Familie nicht achten, ihre sittlichen Grundlagen bedrohen, der Jugend den Weg zu Christus, zu den Lebens- und Freudenquellen des Heilandes (ls 12 , 3) versperren wollte, das gar den Abfall von Christus und seiner Kirche als Kennzeichen der Treue zum Volke oder einer bestimmten Klasse erachten wollte, würde sich selbst das Urteil sprechen und zu gegebener Zeit die unentrinnbare Wahrheit des Prophetenwortes an sich erfahren: ,Alle, die dich verlassen, werden in den Staub geschrieben'." 

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an die "Soziale Woche" in Canada vom 27.7.1946:

Die Standorte der Kirche, der Familie und des Staates befinden sich dort (in Enz. "Divini illius Magistri" von  Papst Pius XI.) in vollkommener Weise umrissen. Es ist unerlässlich notwendig, wenn man wirklich eine Jugend bilden will, durch die sich die Zukunft der menschlichen Gesellschaft bessern soll, in diesem Zusammenhang an die unabänderlichen und wesentlichen Rechte der Kirche und der Familie zu erinnern. Der Staat hat gewiss eine bedeutsame Rolle, aber es ist nicht diejenige, die ihm die totalitäre Auffassung des alten und modernen Heidentums beilegt. Daher erhebt sich die Notwendigkeit, überall gerechte Schulgesetze zum Durchbruch zu bringen, die sowohl aus der natürlichen Sittenlehre und aus der elementaren Gerechtigkeit wie auch aus den Maßgaben des Evangeliums und der christlichen Ordnung gefolgert werden.

 

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KAPITALISMUS

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache zur 50-Jahrfeier der Enzyklika "Rerum novarum" vom 1.6.1941:

„Aus solcher Verantwortung heraus hat Leo XIII. seine soziale Botschaft an die Menschheit gerichtet. Er hat darin das christliche Gewissen auf die Irrtümer und Gefahren eines materialistischen Sozialismus ebenso aufmerksam gemacht, wie auf die unheilvollen Folgen eines ökonomischen Liberalismus, der die sozialen Pflichten gar oft übersah, vernachlässigte oder verachtete. Zugleich hat er mit meisterhafter Klarheit und wundervoller Bestimmtheit die geeigneten Grundsätze aufgestellt, nach denen die Lage des Arbeiters materiell und geistig in stufenweiser, friedlicher Entwicklung zu bessern ist." 

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1942:

„Ob die Dienstbarkeit von der Anmaßung des Privatkapitals oder der Staatmacht abhängt, ändert die Auswirkung nicht. Die fehlende Freiheit kann sogar unter dem Druck eines Staates, der alles beherrscht und das gesamte öffentliche und private Leben regelt, wobei er in das Gebiet der Auffassungen, Überzeugungen und des Gewissens eindringt, noch viel schwerwiegendere Folgen haben, wie die offenkundige Erfahrung bezeugt.

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Arbeiter vom 13.6.1943:

„Die soziale Revolution rühmt sich, die Arbeiterklasse an die Macht zu bringen: eitles Wort und reiner Schein von unmöglicher Verwirklichung! In Wahrheit seht Ihr, dass das arbeitende Volk unterjocht und von der Gewalt des Staatskapitalismus gefesselt bleibt; dieser unterdrückt und vergewaltigt alles, nicht nur die Familie, sondern auch die Gewissen, und verwandelt die Arbeiterschaft in eine gigantische Maschinerie der Arbeit. Nicht unterschiedlich von anderen Systemen und sozialen Ordnungen, die zu bekämpfen er vorgibt, fasst er alles zusammen, ordnet und zwingt es in ein erschreckendes Instrument des Krieges, das nicht nur das Blut und die Gesundheit, sondern auch die Güter und den Wohlstand des Volkes aufs Spiel setzt. Und wenn die Leitenden stolz über diese oder jene auf dem Gebiet der Arbeit erzielten Vorteile oder Verbesserungen sind und laute Propaganda dafür machen, so ist ein solcher materieller Vorteil nie so, dass er einen würdigen Ausgleich für die jedem auferlegten Verzichte darstellt, die die Rechte der Person, die Freiheit in der Leitung der Familie, in der Ausübung des Berufes, in der Stellung als Bürger und ganz besonders in der Ausübung der Religion bis hin zur Freiheit des Gewissens verletzen."

 

 

4) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Rundfunkansprache an die Welt vom 1.9.1944:

Aber die Kirche kann sich auch nicht mit Systemen abfinden, die das Recht des privaten Eigentums nach einem absolut falschen Begriff gelten lassen und die sich so mit einer sozialen Ordnung von guter Beschaffenheit in Widerspruch setzen. Deshalb hat die Kirche dort, wo sich zum Beispiel der Kapitalismus auf irrige Vorstellungen stützt und sich ein unbeschränktes Recht auf das Eigentum (®) anmaßt, ungeachtet aller Unterordnung unter das Gemeinwohl, dieses immer als dem natürlichen Recht zuwider verworfen.

Wir sehen in der Tat, wie sich das immer größer werdende Heer der Arbeiter oft an dieser übermäßigen Anhäufung von Reichtümern stößt, die sich anonym ihrer sozialen Aufgabe feige entziehen und dabei den Arbeiter fast außerstande setzen, sich ein wirkliches Eigentum zu schaffen.

Wir sehen, wie das kleine und mittlere Eigentum zerbröckelt, wie sein Bestehen erschlafft bei der Nötigung zu einem immer härteren und hoffnungsloseren Verteidigungskampf. Wir sehen, wie andererseits die finanzielle Macht die ganze private und öffentliche Wirtschaft beherrscht, die ganze bürgerliche Tätigkeit und die zahllose Menge derer, die direkt oder indirekt ihr eigenes Leben nicht mehr in Sicherheit fühlen; die sich nicht mehr an den echten und hohen geistigen Werten beteiligen und sich dem Sehnen nach einer Freiheit, würdig dieses Namens, verschließen. Mit gesenktem Haupt stellen sie sich in den Dienst irgendeiner politischen Partei, werden irgend jemandes Sklaven, der ihnen das tägliche Brot und ihre Ruhe verspricht, was auch immer es koste. Die Erfahrung hat auch in unserm Zeitalter gezeigt, unter welche Tyranneien die Menschheit fähig ist, sich zu stellen."

 

 

5) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an Kardinal Faulhaber vom 1.11. 1945:

„Der Gegensatz zwischen Arbeit und Privatkapital hätte zwar aufgehört, doch dafür würde er zwischen Arbeit und Staatskapitalismus aufflammen. Denn wie immer ein solcher Kapitalismus die Verteilung des Gewinns vornehmen würde, zu gleichen oder zu ungleichen Teilen, im Verhältnis zu den Arbeitsstunden und entsprechenden Bedürfnissen des Einzelnen, unvermeidbar entstünde wieder Streit und Zwist wegen der erhaltenen Anteile oder wegen der Arbeitsbedingungen oder der natürlich nicht immer einwandfreien Führung durch die leitenden Instanzen. Und zudem bestünde für die arbeitende Klasse die Gefahr, in Staatssklaverei zu versinken."

 

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KATHOLIZISMUS, POLITISCHER

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an römische Fastenprediger vom 16.3.1946:

Der katholische Priester kann nicht einfach gleichgesetzt werden mit öffentlichen Angestellten oder den Inhabern eines öffentlichen Amtes oder einer militärischen oder zivilen Funktion. Diese sind Angestellte oder Vertreter des Staates, von dem - vorausgesetzt, dass er mit dem göttlichen Gesetz übereinstimmt - ihre gesetzlichen Belange abhängen und vertreten werden; der Staat kann daher Verfügungen erlassen, die sich auf ihr Verhalten auch in politischen Fragen erstrecken. Der Priester hingegen ist Diener der Kirche und hat eine Aufgabe, die, wie Wir bereits angedeutet haben, sich auf den ganzen Bereich der religiösen und sittlichen Pflichten der Gläubigen erstreckt, und in deren Erfüllung er auch unter gewissen Umständen gezwungen sein kann, Ratschläge und Weisungen zu erteilen, die das öffentliche Leben betreffen. Es ist somit auch einleuchtend, dass eventuelle Missbräuche einer solchen Aufgabe nicht dem Urteil ziviler Gewalt überlassen werden können, wobei überdies die Geistlichen der Behinderung und Belästigung von Gruppen, die der Kirche nicht gut gesinnt sind, ausgesetzt wären, unter dem leichten Vorwand, den Klerus von der Politik zu trennen. Man vergesse nicht, dass gerade den Vorwand, gegen den sogenannten ,politischen Katholizismus' kämpfen zu wollen, der Nationalsozialismus vorbrachte, der in Wirklichkeit darauf hinzielte, die Kirche zu vernichten, indem er gegen sie den ganzen Apparat der Verfolgung, der Belästigung, der Polizeispitzel ins Werk setzte, gegen den zu verteidigen und tapfer zu kämpfen, auch von der Kanzel, die Männer der Kirche gezwungen waren, deren Heldentum heute von der ganzen Welt bewundert wird.

,In der Kirche' - so sagten Wir selbst am 11. Juli 1937 in der Einweihungsrede für die neue Kirche der hl. Theresia von Lisieux (vgl.: ,L'Osservatore Romano' v. 12./13. Juli 1937 Nr. 160 [23.440] S. 3) - ,hat Gott den Gläubigen des neuen Bundes die Vorschriften seines heiligen Gesetzes gegeben. Von der Höhe der Kanzel, die sich in den mächtigen Kathedralen und in den einfachen Dorfkirchen erhebt, wird Gottes Gesetz ohne Unterbrechung und Schwäche gepredigt, von den prächtigen Kanzeln wie von den schlichten ertönen die gleichen Lehren und das gleiche Gesetz durch die Jahrhunderte wie über die Gebirge und Ozeane. Hier offenbart sich die Wahrheit mit der Gerechtigkeit und dem herrschenden Gesetz der dreifachen Pflicht gegen Gott, gegen den Nächsten, gegen uns selbst mit der klaren und ernsten Verurteilung der schändlichen Rechtsverletzungen wie aller verbrecherischen Feigheiten. Von der Höhe aller Kanzeln einer mächtigen Nation, die schlechte Herrscher in eine Rassenergötzung treiben wollen' - Wir meinten offenkundig das nationalsozialistische Deutschland (®) von damals - ,ist unvorhergesehen der entrüstete Protest eines achtzigjährigen Papstes ausgegangen wie die Stimme vom Sinai, um an die eindeutigen Rechte des persönlichen Gottes und fleischgewordenen Wortes zu erinnern, von dem der Heilige Vater den Lehrauftrag hat. Ja, Gott spricht durch den Mund seiner Diener und Stellvertreter'.

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an römische Fastenprediger vom 10.3.1948:

Es ist euer Recht und eure Pflicht, die Aufmerksamkeit der Gläubigen auf die außerordentliche Wichtigkeit der demnächsten Wahlen (®  WAHLRECHT) und auf die sittliche Verantwortung hinzulenken, die darauf für alle folgt, die das Stimmrecht besitzen. Zweifellos will die Kirche außerhalb und oberhalb der politischem Parteien bleiben; aber wie könnte sie gegenüber der Zusammensetzung eines Parlamentes gleichgültig bleiben, dem die Verfassung die Macht verleiht, über Fragen gesetzlich zu entscheiden, die so direkt die höchsten religiösen Interessen und die Lebensbedingungen der Kirche (in Italien) betreffen?

Außerdem sind da noch andere brennende Fragen, vor allem die wirtschaftlichen Probleme und Kämpfe, die das Wohl des Volkes aufs nächste angehen. Soweit sie der zeitlichen Ordnung angehören (obwohl sie auch die sittliche Ordnung betreffen), überlassen die Männer der Kirche es unter den gegenwärtigen Umständen anderen, diese Fragen zu erwägen und technisch zu behandeln zum allgemeinen Nutzen des Volkes. Aus alledem folgt: Unter den gegenwärtigen Umständen ist es strenge Pflicht aller, die das Recht dazu haben, Männer und Frauen, an der Wahl teilzunehmen. Wer sich davon fernhält, besonders aus Trägheit oder Feigheit, begeht eine schwere Sünde, eine tödliche Schuld.

Jeder hat nach dem Urteil seines eigenen Gewissens zu wählen. Es ist aber klar, dass die Stimme des Gewissens jedem aufrichtigen Katholiken befiehlt, seine Stimme dem Kandidaten oder der Liste zu geben, die wirklich hinreichende Garantie für den Schutz der Rechte Gottes und der Seele, für das wahre Wohl der Einzelnen; der Familie und der Gesellschaft gemäß dem Gesetz Gottes und der christlichen Sittenlehre bieten.

Im übrigen hütet euch, wenn ihr auf der Kanzel das hohe und heilige Amt ausübt, das Wort Gottes zu predigen, euch auf die kleinlichen Fragen der Parteipolitik, die erbitterten Parteikämpfe einzulassen, die die Geister verwirren, die Zwietracht verschärfen, die Liebe zum Erkalten bringen und eurer eigenen Würde und der Wirksamkeit eures heiligen Amtes schadet. Gebt denen, die an den Sonntagen zum Gottesdienst kommen, jene Unterweisung, die sie suchen und von euch erwarten: wie sie den Schatz des katholischen Glaubens bewahren und gegen die Irrtümer unserer Zeit und die Angriffe der Feinde verteidigen sollen, wie sie sich enger mit Gott verbinden und wie sie lernen können, Jesus Christus tiefer zu kennen und glühender zu lieben, wie sie mitten im unruhigen modernen Leben den religiösen Menschen in sich entwickeln sollen, wie sie nach den Geboten des Erlösers handeln und wie sie immer der Kirche und ihrem sichtbaren Haupt treu bleiben können.

 

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KIRCHE

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an das Kardinalskollegium vom 20.2.1946:

Die Einheit und Vollständigkeit der Kirche, durch ihre Übernationalität offenbar gemacht, ist von großer Bedeutung für die Grundlage des sozialen Lebens. Nicht als ob es gleichsam Aufgabe der Kirche sei, wie ein gigantisches Weltreich die gesamte Menschheit in sich einzuschließen. Diese Auffassung der Kirche als weltliches Imperium und Weltherrschaft ist grundsätzlich falsch. In keiner Epoche der Geschichte ist dies Wirklichkeit gewesen, wenn man nicht irrigerweise Ideen und Ausdrucksweise aus unserer Jetztzeit in vergangene Jahrhunderte übertragen will.

Die Kirche, die in Erfüllung des Auftrages ihres göttlichen Gründers sich über die ganze Welt verbreitet und jeden Menschen dem Evangelium zu gewinnen strebt, (Mk 16,15) ist kein Weltreich im heute üblichen imperialistischen Sinne. Sie zeigt in ihrer Entwicklung und ihrer Verbreitung einen umgekehrten Weg wie den des modernen Imperialismus. Sie entwickelt sich ganz in die Tiefe und dann erst in Ausdehnung und Weite. Zuerst sucht sie den Menschen selbst. Sie bemüht sich den Menschen zu bilden, in ihm die göttliche Ähnlichkeit zu gestalten und zu vervollständigen. Ihre Arbeit erfüllt sie in der Tiefe des Herzens eines jeden, sie hat ihre Auswirkungen auf die ganze Dauer des Lebens, auf alle Bereiche der Tätigkeit eines jeden. Mit so geformten Menschen bereitet die Kirche der menschlichen Gesellschaft eine Grundlage, auf der diese mit Sicherheit ruhen kann. Der moderne Imperialismus hingegen verfolgt einen entgegengesetzten Weg. Er entwickelt sich in Ausdehnung und Weite. Er sucht nicht den Menschen als solchen, sondern die Dinge und Kräfte, die ihm dienen sollen; damit trägt er in sich die Keime, die die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens in Gefahr bringen. Kann unter solchen Bedingungen vielleicht der gegenwärtige brennende Wunsch der Völker nach gegenseitiger Sicherheit Wunder wirken? Ein brennender Wünsch, der sich aus der maßlosen Neigung nach Ausdehnung herleitet, die in sich den nagenden Wurm ständiger Unruhe hat, der es mit sich bringt, dass auf ein Sicherheitsbedürfnis ohne Abstand vielleicht noch ein dringenderes, weiteres folgt.

Überdies wäre die Festigkeit der Grundlage hinfällig, wenn der Konstruktion die Bindekraft und das Gleichgewicht fehlte. Die Kirche trägt auch zur Bindekraft und zum Gleichgewicht all der vielfältigen Teile des sozialen Gebäudes bei. Auch hier geht ihr Wirken vor allem nach innen. Die Stützen und Strebepfeiler, die außen an einem baufälligen Gebäude angebracht sind, sind nur ein zeitweiliges Linderungsmittel und können den endgültigen Zusammenbruch allenfalls nur verzögern. Wenn die Unbilden der Zeit, die so viele neuere Bauwerke nicht unversehrt ließen, die prächtigen gotischen Dome des 13. Jahrhunderts schonten, so dass diese weiterhin ernst über die sie umgebenden Ruinen emporragen, so ist das deshalb, weil zu der inneren Kraft einer genialen Architektur des spitzbogigen Organismus, der nicht weniger fest und genau, als kühn und leicht ist, die äußeren Strebepfeiler zusätzlich einen wertvollen Halt geben.

So auch die Kirche: sie wirkt im inneren Menschen, sie erwirkt seine persönliche Würde als freies Geschöpf, seine hohe Würde als Geschöpf Gottes (® EINZELMENSCH). Diesen Menschen bildet und erzieht die Kirche, weil er allein vollkommen in der Harmonie seines natürlichen und übernatürlichen Lebens, in der geordneten Entwicklung seiner Triebe und Neigungen, seiner reichen Anlagen und seiner verschiedenartigen Gewohnheiten zur gleichen Zeit Ursprung und Zweck des sozialen Lebens und damit auch der Anfang seines Gleichgewichtes ist.

Daher sagt auch der Völkerapostel, wenn er von den Christen spricht, dass sie nicht mehr wie des Gehens noch nicht fähige Kinder (Eph 4,14) von unsicherem Gang inmitten der menschlichen Gesellschaft seien. Unser Vorgänger seligen Angedenkens, Pius XI., zog in seiner sozialen Enzyklika ,Quadragesimo anno' aus den gleichen Gedanken eine praktische Schlussfolgerung und sprach somit ein Prinzip von allgerneinem Wert aus: Dass das, was der Einzelmensch aus eigener Initiative und mit seinen eigenen Kräften leisten kann, ihm nicht entzogen und der Gesellschaftstätigkeit zugewiesen werden darf; ebenso verstößt es gegen die Gerechtigkeit, das, was die kleineren und untergeordneten Gemeinwesen leisten und zum guten Ende führen können, für die weitere und übergeordnete Gemeinschaft in Anspruch zu nehmen, zugleich ist es überaus nachteilig und verwirrt die ganze Gesellschaftsordnung. Jedwede Gesellschaftstätigkeit - so fuhr der weise Papst fort - ist ja ihrem Wesen und Begriff nach für die Natur eine Hilfe; sie soll die Glieder des Sozialkörpers unterstützen, darf sie aber niemals zerschlagen oder aufsaugen. Wahrhaft erleuchtete Worte, die für das soziale Leben in all seinen Abstufungen gelten und auch für das Leben der Kirche, ohne Vorurteil ihres hierarchischen Aufbaues.

Und nun vergleicht mit dieser Lehre und. mit dieser Praxis der Kirche die imperialistischen Tendenzen in ihrer Wirklichkeit. Hier findet ihr kein Prinzip des inneren Gleichgewichtes; und so erfährt die Festigkeit des menschlichen Zusammenlebens einen neuen und schweren Schaden. Wenn nun solche gigantische Gebilde keinerlei wirkliches moralisches Fundament haben, so neigen sie sich notwendigerweise einer immer stärkeren Zentralisierung und einer immer engeren Uniformierung zu. So erhalten sie ihr Gleichgewicht und ihren Zusammenhalt allein durch Macht und äußeren Zwang der materiellen Bedingungen, durch juristische Auswege und Institutionen, nicht aber durch die Tugend des inneren Zusammenhalts der Menschen, ihre Haltung und Bereitschaft, die Initiative zu ergreifen und die Verantwortung zu übernehmen. Die sogenannte innere Ordnung ist gleichsam eine einfache Waffenruhe zwischen den verschiedenen Gruppen unter der ständigen Drohung des Bruches des Gleichgewichtes in jeder beliebigen Form, sei es bei den auf dem Spiele stehenden Belangen, sei es bei dem Umfang der in Frage stehenden Kräfte. Bei solcher Schwäche und Unbeständigkeit ihres inneren Aufbaues sind diese Gebilde eine ständige Gefahr auch für die gesamte Völkerfamilie. Ohne Zweifel liegt der Fall eines Imperiums auf einer Grundlage, deren geistiger Charakter sich im Lauf der Geschichte gefestigt und verstärkt hat und der seinen Halt im Gewissen einer großen Mehrheit der Bürger findet. Aber bestärkt er nicht vielleicht eine Gefahr anderer Natur, nämlich eine übertriebene Neigung und eine ausschließliche Aufmerksamkeit nur für alles das, was eigen ist, und die dabei nicht zu schätzen weiß oder auch nur erkennt, was fremd ist? Wiederum wird dabei die Einheit und Vollständigkeit der menschlichen Gemeinschaft durch eine, an einem wesentlichen Punkt ihrer Grundlage vorhandene Lücke erschüttert; und wieder ist das heilige Prinzip der Gleichheit und der Parität zwischen den Menschen verletzt.

Auch hier ist es, die. Kirche, die eine solche Wunde pflegen und heilen kann. Auch hier tut sie es, indem sie in die geheimsten Tiefen des Menschseins eindringt und sie - d.h. in erster Linie die geistig seelische Seite des Menschseins neben der rein physischen - in den Mittelpunkt der gesamten Sozialordnung stellt. Nun ist dieses Menschenwesen nicht der abstrakte Mensch, der Mensch allein nach der reinen Naturordnung, sondern der vollständige Mensch, so wie er vor den Augen Gottes steht, seinem Schöpfer und Erlöser, wie er in seiner konkreten und geschichtlichen Wirklichkeit ist, der Mensch, den man nicht aus dem Auge verlieren kann, ohne die normale Ordnung des menschlichen Zusammenlebens aufs Spiel zu setzen. Die Kirche weiß das und handelt entsprechend. Wenn zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten die eine oder andere Kultur, die eine oder andere Volksgruppe oder soziale Schicht mehr als andere ihren Einfluss auf die Kirche geltend gemacht haben, so bedeutet das nicht, dass sie sich von jemand abhängig macht, noch, dass sie sich abschließt und sozusagen in einem Zeitpunkt der Geschichte sich von jeder weiteren Entwicklung ausschließt. Im Gegenteil, sie ist mit unaufhörlicher Aufmerksamkeit den Menschen zugeneigt, und indem sie alle seine Herzschläge abhört, kennt sie auch all seine Stärken, nimmt sie all seine Bestrebungen mit jenem klarblickenden Einfühlungsvermögen und jenem zarten Feingefühl wahr, die nur vom übernatürlichen Licht der Lehre Christi und von der übernatürlichen Wärme seiner göttlichen Liebe herkommen können. So verfolgt die Kirche in ihrem Werden ohne Pause und ohne Hinderung den providentiellen Weg durch die Zeiten und Geschehnisse. Das ist der tiefe Sinn ihres Lebensgesetzes, einer fortgesetzten Anpassung, die einige, unfähig sich zu dieser großartigen Auffassung zu erheben, als Opportunismus erklärt und gedeutet haben. Nein, das umfassende Verstehen der Kirche hat nichts von der Enge einer Sekte noch von der Ausschließlichkeit eines Imperialismus, der Gefangener seiner eigenen Tradition ist.

Die Kirche verfolgt mit aller Sorge den Zweck, den der hl. Thomas von Aquin in der Schule des Philosophen von Stagira dem Gemeinschaftsleben gibt, die Menschen mit den Banden der Freundschaft zusammenzufügen. (S. TH. 1 a, 2 ae qu. 92 a, 2) Es ist gesagt worden, dass trotz all der modernen Mittel des Verkehrs und Nachrichtendienstes die Völker und Menschen heute vielmehr isoliert sind, als sie es jemals vorher waren. Das darf man jedoch von den Katholiken, den Mitgliedern der Kirche, nicht sagen können.

Die Kirche ist in der Tat die vollkommene Gesellschaft (®)(Società perfetta), die universale Gesellschaft, die in sich, in der Einheit des mystischen Leibes Christi alle Menschen vereint und umfaßt: ,Omnes gentes, quas fecisti, venient et adorabunt te, Domine' (,Alle Völker, die du erschaffen hast, kommen dich anzubeten,. Herr'). (Ps 85, 9) Alle die Einzelmenschen und die Völker sind berufen, zur Kirche zu kommen. Aber dieses Wort ,kommen' ruft keine Idee der Auswanderung, der Ausweisung wach, oder jener Deportationen, mit denen die Mächte oder die rohe Gewalt der Ereignisse die Bewohner aus ihrer Heimat und ihren Häusern reißen; es zwingt nicht zum Verlassen heilsamer Überlieferungen und verehrungswürdiger Bräuche; nicht zu einer dauernden oder auch nur langen, erzwungenen Trennung der Ehegatten, Eltern und Kinder, Geschwister, Verwandten und Freunde voneinander; nicht zur Herabwürdigung der Menschen in den demütigenden Zustand der ,Masse'. (®) Diese traurige Art von Verschleppung der Menschen ist leider heute häufiger geworden und auch sie hängt wieder in ihren alten und neuen Formen. in vieler Weise indirekt mit den imperialistischen Tendenzen der Zeit zusammen. Das ,Kommen' zur Kirche fordert nicht diese traurigen Verpflanzungen, obwohl die mildtätige und mächtige Hand Gottes sich auch der gleichen Nöte bedient, um viele ihrer Opfer zur Kirche als dem Vaterhaus zu führen; trotzdem hat sein Herz die Nöte nicht gewollt; er hatte dies nicht notwendig, und der hl. Augustinus drückte es richtig aus, wenn er sagte: ,Non enim de locis suis migrando venient, sed in locis suis credendo' (,Denn nicht, indem sie ihre Heimat verlassen, werden sie kommen, sondern indem sie in ihrer Heimat glauben'). (Epist. 199 cap. 12 n. 47 Migne PL. - 33, Sp. 923)

Hat nicht die Kirche durch diese ihre geistige Anziehungskraft dazu beigetragen und trägt noch immer wirksam dazu bei, das solide Fundament der menschlichen Gesellschaft zu legen? Der Mensch, wie Gott ihn will und die Kirche ihn fasst, wird sich nie fest in Raum und Zeit verwurzelt fühlen, ohne festen Grund und ohne Überlieferungen. Hier finden die Starken die Quelle ihrer feurigen und fruchtbaren Lebenskraft, und die Schwachen, die in der Mehrzahl sind, fühlen sich geschützt vor der Kleinmütigkeit und Gleichgültigkeit und gegen den Verfall ihrer menschlichen Würde. Die lange Erfahrung der Kirche als Erzieherin der Völker bestätigt es: sie sorgt daher auf jede Weise dafür, das religiöse Leben mit den Bräuchen des Vaterlandes zu verbinden und pflegt mit besonderer Sorge die, die Auswanderung (®) oder Militärdienst fern von Ihrem Geburtsort hält. Der Schiffbruch so vieler Seelen gibt dieser mütterlichen Auffassung der Kirche eine traurige Bestätigung und zwingt zu dem Schluss, dass die Ortsfestigkeit und die Anhänglichkeit an den gewohnten Überlieferungen für ein gesundes und abgeschlossenes Bild des Menschen unentbehrlich sind, wie sie auch grundlegende Elemente der menschlichen Gesellschaft darstellen. Man würde aber offensichtlich die wohltuende Auswirkung dieser Folgerung auf den Kopf stellen und in ihr Gegenteil verdrehen, wenn jemand sich ihrer bedienen wollte, um die gezwungene Heimbeförderung und die Ablehnung des Asylrechtes gegenüber denen zu rechtfertigen, die aus schwerwiegenden Gründen, den Wunsch haben, ihren Wohnsitz irgendwoanders aufzuschlagen.

Die Kirche, im Herzen des Menschen lebend, und der Mensch, lebend im Schoß der Kirche: die tiefste und wirksamste Vereinigung somit, die sich vollziehen kann. Durch diese Vereinigung erhebt die Kirche den Menschen zur Vollendung seines Seins, um der menschlichen Gesellschaft so gebildete Menschen zu geben: Menschen in ihrer unverletzlichen Geschlossenheit als Ebenbilder Gottes; Menschen, stolz ihrer persönlichen Würde und Ihrer gesunden Freiheit; Menschen, fest verwurzelt in ihrem Boden und in ihren Überlieferungen; Menschen, mit einem Wort gesagt, gekennzeichnet durch dieses vierfache Element, das ist das, was der menschlichen Gesellschaft ihren festen Grund gibt und ihr die Sicherheit, dass das ausgewogene Gleichgewicht und die normale Entwicklung in Raum und Zeit verschafft. Das ist also auch der wahre Sinn und der praktische Einfluss der Übernationalität der Kirche, die - weit entfernt, einem Imperium ähnlich zu sein - sich über alle Verschiedenheiten, über alle Räume und Zeiten emporhebend, unaufhörlich auf dem unerschütterten Fundament jeder menschlichen Gesellschaft baut. Wir haben Vertrauen zu ihr; wenn alles um sie herum wankt, sie bleibt fest. An ihr erfüllt sich auch in unseren Tagen das Wort des Herrn: ,Etsi moveatur terra cum omnibus incolis suis, ego firmavi columnas eius' (,Wankt auch die Erde mit allen, die darauf wohnen: Ich bin's, der unerschütterlich macht ihre Säulen' Ps 74, 4)." 

 

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KIRCHE UND STAAT

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika "Summi Pontificatus" vom 20.10.1939:

Wenn es richtig ist, dass die Übel, an denen die heutige Menschheit leidet, wenigstens zum Teil wirtschaftliche Ursachen haben im Kampf um eine gerechtere Verteilung der Güter, die Gott dem Menschen zu seinem Unterhalt und Fortschritt gegeben hat, so ist nicht weniger richtig: Die Wurzeln dieser Übel liegen noch viel tiefer, sie liegen darin, dass der religiöse Glaube und die sittliche Überzeugung mehr und mehr zerstört worden sind; je mehr sich die Völker von der Einheit der Glaubenslehre und des Sittengesetzes entfernt haben, die einstens durch die unermüdliche und segensreiche Arbeit der Kirche gefördert wurde. Wenn eine künftige Erziehungsarbeit an der Menschheit Erfolg haben soll, dann muss vor allem geistige und religiöse Erziehungsarbeit geleistet werden. Sie muss von Christus als dem einzigen Fundament ausgehen, sie muss im Geist der Gerechtigkeit geleitet und im Geist der Liebe vollendet werden.

Diese Wiedergeburt durchzuführen, unter Anpassung an die veränderten Zeiten und die neuen Bedürfnisse der Menschheit, ist recht eigentlich Aufgabe der Mutter Kirche. Ihr ist die Verkündigung der frohen Botschaft von ihrem göttlichen Stifter übertragen. Hier wird den Menschen Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe eingeschärft. Dazu beizutragen, diese Gesetze so fest als möglich in den Herzen und in den Gewissen zu verankern, das ist die vornehmste und auch die wirksamste Arbeit für den Frieden. Diese Aufgabe ist so gewaltig, dass die streitende Kirche, menschlich gesprochen, fast daran verzweifeln müsste. Aber an der Ausbreitung des Gottesreiches zu arbeiten, in jedem Jahrhundert anders, mit neuen Mitteln, unter neuen und harten Kämpfen, ist ein Gebot, unter dessen heiligem Zwang jeder steht, den die Gnade des Herrn der Dienstbarkeit Satans entrissen und im Bade der Wiedergeburt zum Bürger seines Reiches umgeschaffen hat. (® AKTION, KATHOLISCHE)

Mitglied dieses Reiches sein heißt, seinem Geist entsprechend leben; heißt, an seinem Wachstum arbeiten, seine Schätze auch denen erschließen, die noch nicht seine Glieder sind. Das besagt aber in unsern Tagen: Ankämpfen müssen gegen Hindernisse und Widerstände, die in ausgeklügeltem System in die Breite und Tiefe angelegt sind wie nie zuvor; daher ist heute mehr denn je ein offenes, mutiges Glaubensbekenntnis gefordert, Standhaftigkeit im Kampf, äußerste Opferbereitschaft. Wer im Geiste Christi lebt, den entmutigen die Schwierigkeiten nicht, vielmehr treiben sie ihn zu höchster Kraftanspannung und vollstem Gottvertrauen an; der entzieht sich nicht den harten Forderungen des Augenblicks, sondern stellt sich ihnen und vollbringt seine Hilfeleistung mit jener Liebe, die vor keinem Opfer zurückschreckt, die stärker ist als der Tod, die sich nicht auslöschen lässt durch die reißendenden Wasser der Trübsal.

Ein inniger Trost, eine beglückende Freude, für die Wir Gott, dem Herrn, Tag für Tag in tiefer Demut danken, ist es für Uns, in allen Breiten der katholischen Welt unverkennbare Zeichen eines Geistes zu sehen, der den riesengroßen Aufgaben der Zeit mutig die Stirne bietet, der mit bewundernswerter Hochherzigkeit und entschlossenem Ernst daran geht, die erste und wesentliche Sorge um persönliche Selbstheiligung mit dem apostolischen Ringen um des Gottesreiches Mehrung in fruchtbarem Ausgleich zu vereinen. Das von Unseren Vorgängern mit soviel Liebe gepflegte Werk der Eucharistischen Kongresse und die Mitarbeit der Laien, die in der katholischen Aktion (®) zum vertieften Bewusstsein ihrer hohen Sendung und Würde erzogen werden, schenken der Kirche in einem Moment gesteigerter Bedrohung und verstärkter Beanspruchung Gnadenquellen und Kraftreserven, die in dem zwischen Christentum und Antichristentum entbrannten Kampf nicht hoch genug eingeschätzt werden können.

Welche Ströme des Segens könnten sich über die Welt ergießen, wieviel Licht, Ordnung und Befriedung in die verschiedenen Bereiche des Gemeinschaftslebens einziehen, wieviel kostbare, ja unersetzbare Kräfte könnten für die großen Aufgaben und Ziele der Menschheit nutzbar gemacht werden, wenn man der Kirche, der berufenen Lehrmeisterin von Gerechtigkeit und Liebe, freie Bahn gäbe, auf die sie Kraft ihres Gottesauftrages ein heiliges, unbestreitbares Recht besitzt! Wieviel Unheil könnte verhütet, wieviel Glück und Zufriedenheit geschaffen werden, wollte die soziale und übernationale Friedensarbeit sich von den starken Antrieben des Evangeliums der Liebe im Kampf gegen individuellen und kollektiven Eigennutz lenken lassen!

Die Gesetze, die das Leben der gläubigen Christen ordnen, und die Postulate wahren Menschentums widersprechen sich nicht, sondern stützen sich gegenseitig. Im Interesse der leidenden, in ihrem materiellen und geistigen Gefüge tief erschütterten Menschheit, haben Wir keinen sehnlicheren Wunsch, als diesen: Die Not der Gegenwart möge vielen die Augen öffnen, damit sie Christus, den Herrn, und die Sendung seiner Kirche in der Welt im wahren Lichte sehen, und alle Machthaber mögen sich entschließen, für die welterzieherischen Aufgaben der Kirche im Sinne der Gerechtigkeit und des Friedens die Bahn freizugeben. 

Voraussetzung für diese Friedensarbeit ist, dass der Kirche bei der Ausübung der Ihr von Gott anvertrauten Sendung keine Hindernisse in den Weg gelegt werden; dass man ihr Betätigungsfeld nicht einengt und nicht die Massen, und besonders die Jugend, ihrem segensreichen Einfluss entzieht. Als Stellvertreter dessen, der vom Propheten ,Fürst des Friedens' (Is 9, 6) genannt worden ist, wenden Wir Uns daher an die Lenker der Völker und an alle, die auf das öffentliche Leben Einfluss besitzen, damit sich die Kirche in voller Freiheit ihrer Erziehungsaufgabe widmen könne, indem sie die Wahrheit verkündigt, die Gerechtigkeit einschärft und die Herzen in der göttlichen Liebe Christi erneuert.

Auf die Ausübung dieser ihrer Mission, die als Endziel hier auf Erden den göttlichen Plan verwirklichen will, ,alles in Christus zu erneuern, was im Himmel und auf Erden Ist,' (Eph 1, 10) kann die Kirche niemals verzichten; umso weniger heute, wo ihre Arbeit notwendiger denn je erscheint, da die traurige Erfahrung lehrt, dass äußere Mittel, menschliche Vorsorge und politische Maßnahmen allein außerstande sind, der bedrängten Menschheit wirksame Erleichterung zu bringen.

Gerade weil die menschlichen Auskunftsmittel leider die Stürme abzuwenden nicht imstande waren, die unsere Kultur in ihren Wirbel reißen, wenden viele erneut voll Hoffnung ihren Blick zur Kirche, dem Hort der Wahrheit und Liebe, zum Stuhle Petri, von dem, wie sie fühlen, der Menschheit jene Einheit des Glaubens und des Sittengesetzes wiedergeschenkt werden kann, die zu anderer Zeit den friedlichen Beziehungen der Völker Dauer und Festigkeit verlieh.

Eine Einheit, nach der nicht wenige, für die Geschicke der Völker, verantwortliche Staatsmänner mit schmerzlicher Sehnsucht Ausschau halten: Sie müssen es ja Tag für Tag erfahren, wie sehr die Mittel versagen, auf die sie einstens ihre Hoffnungen setzten. Eine Einheit, auf die die Scharen - groß an Zahl - Unserer eigenen Kinder harren, die täglich den Gott des Friedens und der Liebe anrufen. (2 Kor 13, 11) Eine Einheit, die Erwartung so vieler edler Geister, die zwar nicht zu Uns gehören, die aber doch in ihrem Hunger und Durst nach Gerechtigkeit und Frieden ihr Augenmerk auf den Stuhl Petri richten, von wo sie Führung und Rat erhoffen.

Was sie an der katholischen Kirche achten, ist die sichere Festigkeit, mit der die Kirche durch Jahrtausende die christliche Glaubens- und Lebensregel bewahrt hat. Was sie achten, ist, die unerschütterliche Geschlossenheit der kirchlichen Hierarchie, die geeint um Petri Nachfolger sich selbstlos aufopfert, um das Licht der Frohbotschaft in die Menschheit hineinzutragen, sie zu führen und zu heiligen; die in mütterlichem Verstehen weitherzig gegen alle, aber unbeugsam bleibt, wenn sie, selbst um den Preis von Verfolgung und blutigem Tod erklären muss: Non licet, es ist nicht erlaubt!

Und doch, die Lehre Christi, die allein den Menschen eine sichere Glaubensgrundlage bieten kann, von der aus der Blick in selige Fernen schweift und das Herz den göttlichen Dingen sich weit erschließt, die Lehre Christi, die in den großen Zeitnöten mächtige Hilfe verleiht - sie und das rastlose Mühen der Kirche, jene Lehre zu verkünden, zu verbreiten und die Menschen nach ihr zu bilden, sind nicht selten Gegenstand misstrauischen Verdachts, als ob sie den Unterbau der staatlichen Autorität erschütterten und sich deren Rechte anmaßten.

Solchem Argwohn gegenüber erklären Wir mit apostolischer Offenheit: Bei allem Festhalten an dem, was Unser Vorgänger verehrungswürdigen Angedenkens, Plus XI., in seinem Rundschreiben ,Quas primas' vom 11. Dezember 1925 über die Gewalt Christi des Königs und seiner Kirche gelehrt hat, liegen der Kirche derartige Bestrebungen vollkommen fern; sie breitet ihre mütterlichen Arme gegen die Welt aus - nicht um zu herrschen, sondern um zu dienen. Sie beansprucht nicht, sich innerhalb des Eigenbereichs anderer rechtmäßiger Gewalten an deren Stelle zu setzen; sie bietet ihnen vielmehr ihre Hilfe an, ganz nach dem Beispiel und im Geiste ihres göttlichen Stifters, der ,umherzog Wohltaten spendend'. (Apg 10, 38)

Die Kirche predigt mit Nachdruck Gehorsam (®) und Ehrfurcht gegenüber der weltlichen Autorität, die ja ihre hohe Abkunft von Gott herleitet, und sie hält sich an die Lehre ihres göttlichen Meisters, der sagte: ,Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gebührt'; (Mt 22; 21) sie will sich keine Macht anmaßen, sondern lässt in ihrer Liturgie singen: ,Doch der raubt nie ein irdisch Reich, der himmlische vergeben kann'. (Hymn. am Epiphaniefest) Sie beugt nicht die menschliche Kraft nieder, sondern erhebt sie zu allem Hochherzigen und Edlen, sie prägt Charaktere, die unentwegt zu ihrem Gewissen stehen. Die Kirche, die den Völkern die Gesittung brachte, hat sich nie gegen den kulturellen Fortschritt der Menschheit gestemmt, im Gegenteil - ihr Mutterstolz schaut auf ihn mit Freude und Gefallen. Was ihr Wirken will, haben die Engel an der Krippe des menschgewordenen Gottessohnes wunderbar verkündet, als sie des Höchsten Ehre sangen und den Menschen guten Willens die Friedensbotschaft brachten: ,Ehre sei Gott in der Höhe, und auf Erden Frieden den Menschen seiner Huld'. (Lk 2, 14) Es ist der Friede, den die Welt .nicht geben kann; ihn hat der göttliche Erlöser seinen Jüngern als Erbe hinterlassen: ,Den Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch'; (Jo 14, 27) und nach dieser erhabenen Lehre Christi, die Er selbst im Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe zusammenfasste, haben Millionen von Seelen den Frieden gefunden, finden ihn heute und immerdar.

Die Geschichte von fast zweitausend Jahren - und ein großer Redner Roms hat die Geschichte treffend die ,Lehrmeisterin des Lebens' (Cicero, Orat. 1, 2, 9) genannt - liefert den Beweis von der Wahrheit des Schriftwortes, dass jene den Frieden nicht finden, die sich Gott widersetzen. (Job 9, 4) Denn Christus allein ist der ,Eckstein', (Eph 2, 20) auf dem das Heil des Einzelmenschen (®) und der Gesellschaft (®) fest begründet steht.

Auf diesen Eckstein ist die Kirche gebaut und daher werden feindliche Mächte nichts gegen sie ausrichten: ,Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen'. (Mt 16,18) Nicht einmal schwächen können sie die Kirche, denn alle inneren und äußeren Kämpfe steigern nur ihre Kraft und winden nur immer neue ruhmreiche Siegeskränze um ihr Haupt.

Jeder andere Bau dagegen, der nicht fest auf Christi Lehre ruht, ist ,auf Flugsand gebaut und muss über kurz oder Iang zusammenstürzen'. (Mt 7,26 27)

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an die "ROTA" vom 29.10.1947:

Tatsächlich ist die kirchliche Gewalt (®) - und folglich auch die richterliche Gewalt in der Kirche - wesentlich von der staatlichen verschieden.

Der Ursprung der Kirche ist im Gegensatz zu dem des Staates nicht natürlichen Rechts. Auch die umfassendste und genaueste Zergliederung des Begriffes der menschlichen Person bietet gar keine Unterlage für den Schluss, dass die Kirche gleich wie die bürgerliche Gesellschaft natürlicherweise entstanden sein und sich entwickelt haben müsste. Die Kirche entspringt einem positiven Akt Gottes neben und über der natürlichen sozialen Veranlagung des Menschen, wenn auch in vollkommener Harmonie mit ihr. Die kirchliche Gewalt, und dementsprechend auch die dazugehörende richterliche Gewalt, ist aus dem Willensakt geboren worden, durch den Christus seine Kirche gegründet hat. Das schließt nicht aus, dass, nachdem einmal die Kirche als vollkommene Gesellschaft, als Werk des Erlösers, gegründet war, aus deren innerster Natur nicht wenige Elemente entstanden, die der Struktur der staatlichen Gewalt ähnlich sind.

In einem Punkt aber ist der fundamentale Unterschied zwischen Staat und Kirche besonders offenbar. Die Gründung der Kirche als Gesellschaft vollzog sich im Gegensatz zum Ursprung des Staates nicht von unten nach oben, sondern von oben nach unten: Christus, der in seiner Kirche das Reich Gottes auf Erden gestaltet hat, das von ihm verkündet und für alle Menschen aller Zeiten bestimmt wurde, hat nicht der Gemeinschaft der Gläubigen die Lehr-, Priester- und Hirtenaufgabe anvertraut, sondern sie einem Kollegium von Aposteln oder Sendboten verliehen und übertragen, die von ihm selbst ausgewählt wurden, damit sie durch ihre Predigt, durch den priesterlichen Dienst und die soziale Gewalt ihres Amtes die Scharen der Gläubigen zum Eintritt in die Kirche bewegen sollten, um sie zu heiligen, zu erleuchten und zur Vollreife der Nachfolger des Herrn zu führen. Betrachtet die Worte, mit denen er ihnen seine Gewalt übertrug: die Gewalt, das Opfer darzubringen im Andenken an ihn, (Lk 22, 19) die Gewalt, Sünden nachzulassen, (Jo 20, 21-23) Versprechen und persönliche Verleihung der höchsten Schlüsselgewalt an Petrus und Verleihung der Gewalt, zu binden und zu lösen, an alle Apostel. (Mt 18, 18) Bedenkt schließlich die Worte, mit denen Christus vor seiner Auffahrt diesen selben Aposteln die allgemeine Sendung übertrug, die er vom Vater hatte. (Mt 28, 18-20; Jo 20, 21) Findet sich in alledem etwas, das Anlass gäbe zu Zweifeln oder Missverständnis? Die ganze Geschichte der Kirche von ihren Anfängen bis auf unsere Tage ist ein beständiges Echo dieser Worte und gibt ihnen Zeugnis mit einer Klarheit und einer Bestimmtheit, die keine Spitzfindigkeit stören oder verhüllen kann. So verkünden alle diese Worte und Zeugnisse einhellig, dass das Wesentliche, der Zentralpunkt bei der Gewalt der Kirche nach dem ausdrücklichen Willen Christi und deshalb nach göttlichem Recht die Mission ist, die er seinen Dienern zum Heilswerk an seinen Gläubigen und am ganzen Menschengeschlecht verliehen hat.

Das gläubige Volk oder die staatliche Gewalt können im Laufe der Jahrhunderte wohl oft bei der Benennung jener mitgewirkt haben, denen kirchliche Ämter verliehen werden sollten - zu welchen Ämtern, eingeschlossen die Papstwürde, übrigens sowohl der Sohn vornehmen Geschlechts wie der der einfachsten Arbeiterfamilie gewählt werden kann. In Wirklichkeit aber erhielten und erhalten die Glieder der kirchlichen Hierarchie ihre Autorität von oben und sind in der Ausübung ihres hohen Amtes nur entweder unmittelbar Gott, dem der römische Pontifex allein untersteht, oder in den anderen Graden ihren hierarchischen Oberen verpflichtet. Sie haben durchaus keine Rechenschaft zu geben, weder dem Volk noch der bürgerlichen Gewalt, wobei natürlich das Recht eines jeden Gläubigen gewahrt bleibt, in gebührender Form der zuständigen kirchlichen Stelle, aber auch direkt der höchsten Gewalt der Kirche, seine Gesuche und Berufungen einzureichen, besonders, wenn der Bittsteller oder der Berufung Einlegende von Gründen bewogen wird, die seine persönliche Verantwortung für sein eigenes Seelenheil oder das von dritten Personen betreffen.

Aus Unseren Ausführungen ergeben sich hauptsächlich zwei Schlussfolgerungen:

1. Anders als beim Staat liegt in der Kirche das höchste Subjekt der Gewalt, die höchste richterliche Gewalt, die höchste Berufungsinstanz niemals bei der Gemeinschaft der Gläubigen. Es gibt also in der Kirche, wie sie von Christus gegründet wurde, kein Volksgenicht und keine richterliche Gewalt, die vom Volk ausgeht, und kann es in ihr nicht geben.

2. Die Frage der Ausdehnung und der Größe der kirchlichen Gewalt stellt sich ebenfalls ganz anders als beim Staat. Für die Kirche gilt in erster Linie der ausdrückliche Wille Christi, der ihr nach seiner Weisheit und Güte größere oder geringere Machtbefugnisse verleihen konnte, unter Wahrung des Mindesten, das durch ihre Natur und ihren Zweck notwendigerweise erfordert ist. Die Gewalt der Kirche umfasst den ganzen Menschen, den äußeren sowohl wie den inneren, in Hinordnung auf die Erreichung des übernatürlichen Zieles, insofern der Mensch gänzlich dem Gesetze Christi untersteht, zu dessen Hüter und Ausführer - sowohl im äußeren Rechtsbereich wie im inneren oder Gewissensbereich - die Kirche von ihrem göttlichen Stifter bestellt worden ist. Es ist somit eine vollkommene, Gewalt, obgleich fremd jenem ,Totalitarismus',(®) der eine würdige Berufung auf die klaren und unverjährbaren Forderungen des eigenen Gewissens nicht zulässt und die Gesetze des individuellen und sozialen Lebens vergewaltigt, jene Gesetze, die da eingeschrieben sind ins Menschenherz. (Röm 2, 15) Die Kirche zielt mit ihrer Gewalt nicht darauf, die menschliche Persönlichkeit zu vergewaltigen, sondern will deren Freiheit sichern und ihre Vervollkommnung fördern, indem sie sie vor den Schwachheiten, Irrtümern und Irrwegen des Geistes und Herzens schützt, die früher oder später stets in Ehrlosigkeit oder Versklavung enden.

Das bringt Uns von selbst auf den dritten Punkt. Nachdem wir schon die Unterschiede zwischen der kirchlichen und der bürgerlichen Rechtsordnung hinsichtlich ihres Ursprungs und ihrer Natur wie hinsichtlich ihres Objektes behandelt haben, haben Wir noch über das wesentlich verschiedenartige Ziel dieser beiden Gesellschaften zu sprechen.

Dieser letzte Unterschied schließt zweifellos jene gewaltsame Unterwerfung und gleichsam die Einfügung der Kirche in den Staat aus, die mit der Natur der beiden in Widerspruch steht, nach der jedoch, wenigstens im Anfang, jeder Totalitarismus (®) strebt. Trotzdem leugnet die Kirche sicherlich nicht jedwede Art von Einigung zwischen den beiden Gesellschaften, und noch weniger bestimmt sie, dass eine kühle und trennende Atmosphäre des Nichtbeachtens und der Gleichgültigkeit das Verhältnis beherrscht. Wer die Lehre, dass Kirche und Staat zwei voneinander verschiedene vollkommene Gesellschaften sind, so auslegen wollte, der würde irren. Er könnte nicht die vielfältigen Formen erklären, unter denen in der Vergangenheit und der Gegenwart eine, wenn auch in verschiedenen Graden fruchtbare, Einigkeit unter den beiden Gewalten bestanden hat. Er trüge vor allem der Tatsache nicht Rechnung, dass Kirche und Staat auf den gleichen Ursprung, nämlich Gott, zurückgehen, und dass beide sich mit dem gleichen Menschen befassen, mit seiner persönlichen, natürlichen und übernatürlichen Würde. Das konnte und wollte Unser glorreicher Vorgänger Leo XIII. nicht außer acht lassen, als er in seinem Weltrundschreiben ,Immortale Dei' (vom  1.11.1885) die Grenzen der beiden Gesellschaften auf Grund ihres verschiedenen Zweckes klar umschrieb und bemerkte, dass dem Staat zunächst und vorzüglich die Sorge für die irdischen Interessen, der Kirche die Bemühung um die himmlischen und ewigen Güter der Menschen zustehe, soweit diese der Sicherheit und Unterstützung von seiten des Staates für die irdischen Belange und seitens der Kirche für die ewigen bedürfen.

Dürfen wir darin nicht vielleicht unter gewissen Aspekten eine Analogie zu den Beziehungen zwischen Leib und Seele sehen? Beide wirken vereint in der Weise, dass der psychologische Charakter des Menschen in jedem Augenblick beeinflusst wird vom Temperament und seinen psychologischen Bindungen, während umgekehrt die moralischen Eindrücke, die Gemütsbewegungen und die Leidenschaften auf die physische Empfindsamkeit so mächtig einwirken, dass die Seele auch die Züge des Gesichtes formt, dem sie gewissermaßen ihr Bild einprägt.

Es besteht somit jener Unterschied des Zweckes, ein Unterschied, der Kirche und Staat verschiedenartig und tiefgehend beeinflusst, hauptsächlich die höchste Gewalt der beiden Gesellschaften und folglich auch die richterliche Gewalt, die ja nur ein Teil und eine Funktion von ihr ist. Unabhängig davon, ob die einzelnen kirchlichen Richter sich dessen bewusst sind oder nicht, ist und bleibt ihre ganze richterliche Tätigkeit in der Fülle des Lebens der Kirche mit ihrem hohen Ziel eingeschlossen: caelestia ac sempiterna bona comparare. Dieser finis operis (Endzweck) der kirchlichen richterlichen Gewalt verleiht ihr eine objektive Prägung und macht aus ihr eine Institution der Kirche als übernatürlicher Gesellschaft. Und weil dieses Gepräge von dem übernatürlichen Ziele der Kirche stammt, wird die kirchliche richterliche Gewalt niemals in die Strenge und Starrheit verfallen, der rein irdische Institutionen aus Verantwortungsscheu oder Lässigkeit oder auch durch eine falsch verstandene Sorge um den Schutz des sicherlich hohen Gutes der Rechtssicherheit leicht unterliegen.

Das will indessen nicht besagen, dass es im kirchlichen richterlichen Bereiche Raum gäbe für das reine Gutdünken des Richters bei der Behandlung der einzelnen Fälle. Dieser Irrtum einer beanspruchten, verderblichen ,Vitalität' des Rechtes ist ein trauriges Erzeugnis unserer Zeit bei Betätigungen, die der Kirche fremd sind. Unberührt von dem heute so verbreiteten Anti-Intellektualismus bleibt die Kirche fest bei dem Grundsatz: der Richter entscheidet im einzelnen Falle nach dem Gesetz. Ein Grundsatz, der ohne einen übertriebenen ,juristischen Formalismus' zu begünstigen, von dem Wir bei anderer Gelegenheit (1. Oktober 1942) sprachen, dennoch jenes ,subjektive Gutdünken' verwirft, das den Richter nicht unter, sondern über das Gesetz stellen würde. Die Rechtsnorm im Sinne des Gesetzgebers richtig verstehen und den einzelnen Fall im Hinblick auf die anzuwendende Norm richtig prüfen, diese intellektuelle Arbeit ist ein wesentlicher Teil der richterlichen Wirksamkeit. Ohne ein solches Verfahren wäre der Richterspruch ein einfacher Befehl und nicht das, was das Wort ,positives Recht' ausdrücken will, d.h. im einzelnen und daher konkreten Falle Ordnung in der Welt zu schaffen, die als ein Ganzes von der Weisheit Gottes geschaffen wurde in der Ordnung und für die Ordnung.

Ist dieser Bereich der richterlichen Tätigkeit etwa nicht reich an Leben? Noch mehr: Das kirchliche Gesetz ist auf das Gemeinwohl der kirchlichen Gemeinschaft gerichtet und demnach unlöslich mit dem Zweck der Kirche verbunden. Während also der Richter das Gesetz auf den besonderen Fall anwendet, wirkt er daran mit, die Fülle des Zweckes zu verwirklichen, der in der Kirche lebt. Wenn er sich jedoch Zweifelsfällen gegenübersieht, oder auch wenn die Gesetzgebung ihm Freiheit lässt, wird die Bindung der kirchlichen Rechtsordnung an den Zweck der Kirche ihm helfen, auch dann die rechte Entscheidung zu finden und zu begründen und sein Amt vor dem Makel der Willkür zu bewahren.

Wie immer man deshalb das Verhältnis der kirchlichen richterlichen Gewalt zu jenem Zweck betrachten möge, es erscheint immer als die sicherste Garantie der wahren Lebendigkeit ihrer Entscheidungen, und während sie den kirchlichen Richter in ein gottgewolltes Amt einsetzt, flößt sie ihm jenen hohen Sinn für Verantwortung ein, der auch in der Kirche der unentbehrliche, über jede gesetzliche Sicherung hinausgehende Schutz jeder Rechtssicherheit ist.

Damit wollen Wir in keiner Weise die praktischen Schwierigkeiten verkennen, die trotz allem das moderne Leben für die kirchliche Gewalt mit sich bringt, unter verschiedenen Gesichtspunkten sogar noch mehr als für das bürgerliche Recht. Man denke nur an einige geistliche Güter, denen gegenüber die staatliche richterliche Gewalt sich weniger gebunden fühlt oder sich geradezu bewusst indifferent verhält. Typisch dafür sind die Fälle von Delikten gegen den Glauben oder von Apostasie, die Fälle, die die ,Gewissensfreiheit' und die ,religiöse Toleranz' (®) angehen, sowie auch die Eheprozesse. In diesen Fällen kann die Kirche und folglich auch der kirchliche Richter nicht die neutrale Haltung der Staaten mit gemischter Konfession und noch weniger die einer Welt einnehmen, die in Unglauben und religiöse Gleichgültigkeit verfallen ist, sondern sie müssen sich einzig von dem wesentlichen Zweck leiten lassen, der von Gott bestimmt ist.

Auf diese Weise begegnen wir immer von neuem dem tiefen Unterschied, der in der Verschiedenheit der Gewalt liegt. Ohne Zweifel steht nichts im Wege, dass die eine sich der von der andern erzielten Ergebnisse bedient, nicht weniger in den theoretischen Erkenntnissen wie in den praktischen Erfahrungen. Doch wäre es irrig, mechanisch die Elemente und die Normen der einen auf die andere zu übertragen und noch mehr, sie geradezu gleich machen zu wollen. Die kirchliche richterliche Gewalt und der kirchliche Richter haben ihr Ideal nicht anderswo zu suchen, sondern müssen es in sich tragen, müssen sich stets vor Augen halten, dass die Kirche ein übernatürlicher Organismus ist, dem ein göttliches Lebensprinzip innewohnt, ein Prinzip, das auch die richterliche Gewalt und das Amt des kirchlichen Richters lenken und leiten muss.

Richter in der Kirche sind durch ihr Amt und durch göttlichen Willen die Bischöfe, von denen der. Apostel sagt, dass sie ,der Heilige Geist zu Vorstehern bestellt hat, die Kirche Gottes zu regieren'. (Apg 20, 28) Aber das ,Regieren' schließt das ,Richten' ein als eine notwendige Funktion. Somit hat nach dem Apostel der Heilige Geist die Bischöfe nicht weniger zum Amte des Richters wie zur Regierung der Kirche berufen. Vom Heiligen Geist rührt deshalb der geheiligte Charakter dieses Amtes her. Die Gläubigen der Kirche Gottes, ,die von ihm mit seinem eigenen Blute erkauft wurden,' sind die, auf die sich die richterliche Tätigkeit erstreckt. Es ist also grundsätzlich das Gesetz Christi, nach dem in der Kirche Urteile gefällt werden. Das göttliche Lebensprinzip der Kirche bewegt alle und alles, was in ihr ist, zu seinem Ziele, folglich auch die richterliche Gewalt und die Richter: caelestia ac sempiterna bona comparare.

 

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KOALITIONSRECHT

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika "Sertum laetitiae" vom 1. 11.1939:

„Da die Gesellschaftsbildung eines der natürlichen menschlichen Erfordernisse ist, und da es erlaubt ist, sie durch gemeinsame Anstrengungen soweit als nützlich zu erweitern, ist es ohne Ungerechtigkeit nicht möglich, sie den Arbeitgebern wie auch den Industrie- und Landwirtschaftsarbeitern abzuschwächen oder einzuschränken; alle haben das freie Recht, sich in Verbänden zusammenzuschließen zu dem Zweck, ihre Rechte zu verteidigen und eine Verbesserung der Güter des Leibes und der Seele, wie auch den ehrenhaften Komfort des Lebens zu erreichen. Aber den Verbänden dieser Art, die in den vergangenen Jahrhunderten für das Christentum und für die Berufe einen unsterblichen Ruhm und einen nicht zu übersehenden Glanz geschaffen haben, kann man nicht überall den gleichen Aufbau, die gleiche Ordnung geben, die daher, der verschiedenen Artung der Völker und den besonderen Zeitumständen entsprechend, veränderlich gestaltet werden kann. Die in Frage stehenden Verbände müssen somit ihre Prinzipien aus voller Freiheit herleiten und aus der Herrschaft der Gerechtigkeit und Ehre, so dass sie bei der Sorge für die Belange ihrer Stände keines anderen Recht verletzen. Sie müssen die Eintracht und das allgemeine Wohl der menschlichen Gesellschaft berücksichtigen und bewahren." 

 

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KOMMUNISMUS

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1942:

lmmer bewogen von religiösen Gründen hat die Kirche die verschiedenen Systeme des marxistischen Sozialismus verurteilt und sie verwirft sie auch heute, weil es ihre Pflicht und auch ihr immerwährendes Recht ist, die Menschen von Strömungen und Einflüssen zu bewahren, die das ewige Heil aufs Spiel setzen. Aber die Kirche kann nicht übersehen oder außer acht lassen, dass der Arbeiter, in dem Bemühen seine Lebensbedingungen zu verbessern, sich gegen eine Wirtschaftsauffassung wendet, die weit entfernt, mit der Natur übereinzustimmen, mit der Ordnung Gottes und mit dem Zweck, den Er für die irdischen Güter gesetzt hat, in Widerspruch steht. Die Wege, die man geht, waren und sind falsch, zu verurteilen und gefährlich; wer, und vor allem welcher Priester oder Christ, könnte taub bleiben bei dem Schrei, der sich aus der Tiefe erhebt und der in einer Welt eines gerechten Gottes nach Gerechtigkeit und Brudergeist ruft? Es würde ein schuldhaftes und vor Gott nicht zu rechtfertigendes Schweigen sein und im Gegensatz zu dem erleuchteten Geist des Apostels stehen, der zwar einschärft, dass man entschlossen gegen den Irrtum sein muss, aber auch weiß, dass man voller Rücksicht gegen den Irrenden sein soll, um mit offenen Herzen die Bestrebungen, Hoffnungen und Gründe zu verstehen.

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1943:

Die Kirche, die als Hüterin und Lehrerin der Wahrheit sich tapfer für die Rechte des arbeitenden Volkes einsetzte und für sie kämpfte, hat zu verschiedenen Malen gegen den Irrtum ankämpfend warnen müssen, sich nicht vom Blendwerk trügerischer und oberflächlicher Theorien und Ansichten künftigen Wohlergehens und von den täuschenden Lockungen falscher Propheten einer sozialen Blüte verführen zu lassen, die das Schlechte gut und das Gute schlecht nennen und die nicht jene gegenseitige Abhängigkeit von Kapital und Arbeit und von Arbeitgeber und Arbeitnehmer (®) anerkennen, die die soziale Einigkeit zum wahren allgemeinen Fortschritt und Nutzen erhält und voranbringt. Solche ,Freunde' des Volkes hörtet ihr schon auf den Plätzen, in den Verbänden und Versammlungen; ihr kennt ihre Versprechungen auf Flugschriften; ihr hörtet ihre Gesänge und Hymnen; aber wann haben je ihre Worte den Tatsachen entsprochen oder ihre Hoffnungen der Wirklichkeit? Täuschungen und Irrwahn bereiten und bringen sie den Einzelnen und den Völkern, die ihnen Glauben schenkten und ihnen auf Wegen folgten, die weit entfernt von Besserung, die Lebensbedingungen und den materiellen und moralischen Fortschritt verschlechterten und erschwerten. Solche falsche Führer wollen glauben machen, dass die Rettung von einer Revolution ausgehen muss, die den sozialen Aufbau umstürzt oder ihm nur nationalen Charakter verleiht.

Nein, nicht in der Revolution liegt eure Rettung. Der Hang zu einer Revolution, die von Ungerechtigkeit und aus bürgerlichem Ungehorsam hervorgeht, das ausschließliche Denken an den eigenen, alleinigen und nur materiellen Vorteil, der überdies immer ungewiss erscheint, das sich traurigerweise Schuldigmachen am Blut der Mitbürger und an der Zerstörung der gemeinsamen Güter, sind gegen das angeborene und ehrliche christliche Empfinden.

Wehe dem, der vergisst, dass eine wahre, nationale Gemeinschaft die soziale Gerechtigkeit einschließt und eine gleiche und ausgewogene Teilnahme aller an den Gütern des Landes verlangt. Ihr versteht, dass die Nation in einer sentimentalen Heuchelei enden würde, in einem eitlen Vorwand, in einem Scheingebilde, wenn besondere Klassen sich den Opfern entziehen dürfen, die unabdingbar sind, um das Gleichgewicht und die öffentliche Ruhe zu erhalten.

Nicht in der Revolution, sondern in einer einträchtigen Neugestaltung von innen heraus beruht die Rettung und die Gerechtigkeit. Gewalttätigkeit hat nie etwas anderes erzielt als den Niedergang, keinen Aufbau; eine Anstachelung der Leidenschaften, keine Beruhigung; eine Ansammlung von Hass und Verderben, keine Versöhnung der Streitenden; sie hat die Menschen und die Parteien in die hart Notwendigkeit gestürzt, nach schweren Proben langsam auf den Trümmern der Zwietracht wieder aufzubauen. Nur eine fortschreitende und kluge Erneuerung von innen heraus; beseelt vom Naturrecht (®) und in Übereinstimmung mit ihm, erleuchtet und geführt von den heiligen, christlichen Richtlinien der Gerechtigkeit und der Gleichheit kann zur Erfüllung der Wünsche und ehrenhaften Bedürfnisse des Arbeiters führen." (® REFORMEN, SOZ.) 

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Rundfunkansprache an die Welt zur gegenseitigen Hilfe der Völker vom 4.4.1946:

„Es wäre verhängnisvoll zu glauben, man könne die Krisis überwinden, ohne dass Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten werden. Es ist notwendig, dass niemand die Ruhe verliert. Die Geschichte zeigt uns nur zu häufig die verheerenden Folgen des Wahns, der hungrige Massen zu Aufstand und Plünderung treibt. Das wäre so, als wenn man die Felder fruchtbar machen wollte, indem man Funken auf öde Stoppelfelder streut. Wehe denjenigen, die das Feuer zu entzünden versuchen, indem sie zu nutzlosen Ruhestörungen aufreizen." 

 

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LANDWIRTSCHAFT

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an Msgr. Cardijn, Leiter der belgischen Arbeiterjugend und der Arbeiterseelsorger vom 26.4.1946:

Ihr (Menschen in der Landwirtschaft) lebt mehr als andere in ständiger Berührung mit der Natur. Es ist da eine materielle Verbindung, da ihr in Gegenden lebt, die noch weitab liegen von den ,Segnungen' einer hochgezüchteten Zivilisation. Ihr habt euren ganzen Lebenssinn darin, aus dem Schoß der Erde, unter der Sonne des himmlischen Vaters die reichen Güter heranwachsen zu lassen, die er in der Erde geborgen hat. Es ist aber auch eine besondere soziale Verbindung, da eure Familien nicht allein Gemeinschaften des Güterverbrauches sind, sondern besonders Gemeinschaften für die Gütererzeugung. (® FAMILIE)

In dieser tiefen, allgemeinen, vollständigen, deshalb mit der Natur so sehr übereinstimmenden Verwurzelung eures Lebens in der Familie ruht die wirtschaftliche Kraft und in kritischen Zeiten auch eure Krisenfestigkeit. Darin liegt eure durch die Erfahrung bewiesene Bedeutung für die richtige Rechtsentwicklung und der privaten und öffentlichen Ordnung des ganzen Volkes. Darin liegt endlich eure Berufung als Hüter und Beschützer eines reinen sittlich-religiösen Lebens und als Ausgangspunkt körperlich und seelisch gesunder Menschen für alle Berufe, für die Kirche (®) und für den Staat. (®)

Umso mehr muss man dafür sorgen, die wesentlichen Grundlagen dessen, was man bäuerliche Kultur nennen könnte, der Nation zu erhalten. Diese Grundlagen sind Fleiß und Echtheit des Lebens; Achtung vor der Autorität, besonders bei den Eitern; Liebe zur Heimat und Überlieferungstreue, die sich Im Laufe der Jahrhunderte so segenbringend erwiesen haben; gegenseitige Hilfsbereitschaft, nicht allein im Kreise der eigenen Familie, sondern auch von Familie zu Familie und von Haus zu Haus. Nicht zuletzt aber und ganz wesentlich ist es der wahre religiöse Geist, ohne den alle diese Werte keinen Bestand hätten, ihre Vorzüge einbüßen und in ein zügelloses Gewinnstreben ausarten würden. Gottesfurcht, Gottvertrauen und lebendiger Glaube, die ihren täglichen Ausdruck im gemeinschaftlichen Familiengebet finden, müssen das Leben derer lenken und leiten, die das Land bestellen. Die Kirche soll das Herz des Dorfes bleiben. Sie ist die Weihestätte, in der sich nach heiliger Überlieferung am Sonntag die Bewohner versammeln, um ihren Geist zum Lobe Gottes über die irdischen Dinge zu erheben und um die Kraft zu erhalten, an allen Tagen der Woche christlich zu denken und zu schaffen.

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Bauern (Ital. Bauernkongress) vom 15.11.1946:

Eine Reform der (bäuerlichen) Eigentumsverhältnisse (® BODENREFORM) und der vertraglichen Beziehungen kann, abgesehen von der Behebung von Kriegsschäden, in vielen Gegenden nur durch wohlerwogene und vorbereitete Maßnahmen vor sich gehen. Eine improvisierte Reform würde ohne das, wie Erfahrung und Geschichte lehren, auf eine reine Demagogie hinauskommen, und würde anstatt förderlich vielmehr unnütz und schädlich sein. Das gilt besonders heute, wo die Menschheit noch so sehr um ihr tägliches Brot fürchten muss. Schon oft haben in der Geschichte verantwortungslose Aufwiegler die Bauern zu Sklaven einer Herrschaft gemacht, die sie in ihrem Innern ablehnten, und zu willenlosen Objekten der Ausbeutung. (® KOMMUNISMUS)

Ein solches Unrecht erscheint umso größer, je mehr das Leben des Bauern in der Familie seinen Grund hat und naturverbunden ist. Seinen offenen Ausdruck findet es im Gegensatz zwischen Stadt und Land, der leider für unsere Zeit besonders kennzeichnend ist. Worin besteht sein wahrer Grund?

Die modernen Städte sind mit ihrem ständigen Wachstum und ihrer Vermassung von Einwohnern das kennzeichnende Ergebnis der Herrschaft der Interessen des Großkapitals nicht allein über das wirtschaftliche Leben, sondern auch über den Menschen selbst. Wie Unser glorreicher Vorgänger Pius XI. in seiner Enzyklika ,Quadragesimo anno' wirkungsvoll gezeigt hat, kommt es allzu häufig vor, dass nicht die menschlichen Bedürfnisse gemäß ihrer natürlichen und objektiven Bedeutung das wirtschaftliche Leben und den Einsatz des Kapitals regeln, sondern dass im Gegenteil das Kapital und seine Interessen am Gewinn bestimmen, welche Bedürfnisse und in welchem Ausmaß sie befriedigt werden. So zieht nicht die dem Gemeinwohl bestimmte menschliche Arbeit das Kapital an sich und stellt es in ihren Dienst, sondern das Kapital setzt vielfach die Arbeit und den Menschen selbst wie ein Spielzeug in Bewegung. (® KAPITALISMUS) Wenn die Städter unter diesem unnatürlichen Zustand leiden, so steht er noch mehr zum inneren Wesen des Bauerntums in Gegensatz. Der Bauer vertritt immer noch trotz aller Schwierigkeiten die von Gott gewollte natürliche Ordnung, gemäß der der Mensch mit seiner Arbeit die Dinge beherrscht und nicht die Maschine den Menschen. (®  ARBEIT)

Da liegt der tiefere Grund für den heutigen Gegensatz zwischen Stadt und Land. Beide bilden zudem grundverschiedene Menschen heran. Dieser Gegensatz wird umso stärker, je mehr das Kapital seine eigentliche Aufgabe außer acht lässt, das Wohl der Gesellschaft in jeder Famille, die zu ihr gehört, zu fördern, und wenn es sogar in die Welt des Bauern eindringt oder ihr in anderer Weise schadet. Eine kapitalistische Welt zeigt dem leicht zu blendenden Auge des landwirtschaftlichen Arbeiters Geld und ein vergnügliches Leben, um ihn zur Landflucht zu veranlassen und in die Städte zu ziehen. Diese bereiten ihm dann meistens nur Enttäuschungen. Sie rauben ihm seine mühsamen Ersparnisse, nicht selten auch seine Gesundheit, seine Kraft, seine Freude, seine Ehre und selbst seine Seele. Den verlassenen Grund und Boden beeilt sich das Kapital in Besitz zu nehmen. Dann ist diese Erde aber nicht mehr Gegenstand der Liebe, sondern kalter und berechnender Ausbeutung. Der Grund, der großmütig Stadt und Land ernährt, produziert für die Spekulation. Während das Volk hungert und der verschuldete Bauer langsamem Ruin entgegengeht, erschöpft sich die Wirtschaft des Landes darin, importierte Lebensmittel teuer zu bezahlen.

Eine solche Verkehrung des bäuerlichen Eigentums ist höchst schädlich. Da es in ihr keine Liebe und kein Interesse mehr für den Boden gibt, den so viele Geschlechter bebaut haben, gibt es auch keine Rücksicht auf die Familien, die aus ihm leben und auf ihm wohnen. Das ist jedoch keine Folgeerscheinung des Privateigentums an sich. Auch dort, wo der Staat das Privateigentum und die Produktionsmittel vollständig an sich zieht, haben die Interessen der Industrie und des Handels, die für die Städte kennzeichnend sind, das Übergewicht. Da leidet der Bauer noch mehr. Auf jeden Fall wird die grundlegende, von der Soziallehre der Kirche immer aufrecht erhaltene Wahrheit verletzt, dass die Wirtschaft eines Volkes ein organisches Ganzes bildet, worin alle Produktionsmöglichkeiten des nationalen Bodens in gesundem gegenseitigen Verhältnis entwickelt werden müssen. Der Gegensatz zwischen Stadt und Land wäre niemals so krass geworden, wenn man immer diese grundlegende Wahrheit beachtet hätte. (® WIRTSCHAFT)

Ihr Bauern wollt gewiss keinen solchen Gegensatz. Ihr wollt, dass jeder Teil der nationalen Wirtschaft zu seinem Recht kommt, und daher auch ihr selbst. Deshalb müssen euch eine gesunde Rechtsordnung und eine vernünftige Wirtschaftspolitik zur Hilfe kommen. In der Hauptsache aber müsst ihr euch selbst durch genossenschaftlichen Zusammenschluss, besonders im Kreditwesen helfen. Dann wird vielleicht von der Landwirtschaft her eine Genesung der gesamten Wirtschaft kommen."

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an die "Soziale Woche" in Canada vom 4. 10. 1947:

„Aber auch die wirtschaftliche und technische Seite des Iandwirtschaftlichen Problems wird alle eure Sorge beanspruchen in dem Maße, wie es sich dabei um die soziale Gerechtigkeit und das allgemeine Wohl handelt. Die Aufbesserung des bäuerlichen Lebens, insofern sie die rationelle Organisation des Anbaus, um mehr hervorzubringen, wie auch des Verkaufs anbetrifft, so dass der Gewinn gerechter verteilt wird, wird mit Recht Gegenstand eurer Untersuchungen bilden. In dieser Zeit eines fast auf der ganzen Welt herrschenden Hungers ist es nicht gleichgültig, dass zuerst einmal die Landwirtschaft besseren Ertrag liefert und eine intensivere Produktion der Erzeugnisse des Ackers die schweren Prüfungen erleichtert, die auf ganzen, durch die jüngsten Katastrophen ins Elend gebrachten Kontinenten so furchtbar lasten. Ebenso dringlich ist es, für die Einrichtung sozialer Hilfswerke zu sorgen, die sich mit den berechtigten Interessen, dem materiellen und geistigen Fortschritt der bäuerlichen" Bevölkerung, ihrer Sicherheit und ihrer Zukunft beschäftigen; dieses alles wird sehr geeignet sein, nicht nur die Flut der Abwanderung vom Lande aufzuhalten, sondern auch die Bauern zu einem klaren Bewusstsein ihrer Rolle zu bringen, ihren Stolz auf die Würde ihres Lebens und ihrer Sendung, die Größe und Heiligkeit ihrer Aufgabe zu steigern." 

 

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LOHN

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika "Sertum laetitiae" vom 1. 11.1939:

Die Löhne der Arbeiter müssen, wie es gerecht ist, so hoch sein, dass sie für sie und ihre Familie ausreichen. Bedeutungsvoll sind in diesem Zusammenhang die Worte Unseres Vorgängers, Papst Pius XI.: ,Es muss daher jedwede Anstrengung gemacht werden, dass die Familienväter einen ausreichenden Lohn erhalten zur Befriedigung normaler häuslicher Verhältnisse. Wenn das unter den gegenwärtigen Umständen nicht immer durchführbar ist, so verlangt die soziale Gerechtigkeit, dass sobald als möglich Reformen (®) eingeleitet werden, die eine solche Entlohnung jedem erwachsenen Arbeiter sicherstellen. In diesem Zusammenhang loben Wir alle diejenigen, die in kluger und nützlicher Weise Wege eingeschlagen haben, die einen erhöhten Lohn bei erhöhter Familienlast und besondere Zuwendung für besondere Bedürfnisse auszahlen.' (Enz. Quadragesimo anno") Es muss also so sein, dass jeder arbeitsfähige Mann soviel für seine Arbeit bekommt, dass er in der Lage ist, das tägliche Brot für sich und seine Lieben zu verdienen.

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1942:

„Wer die großen Enzykliken Unserer Vorgänger und Unsere eigenen bisherigen Botschaften nicht übersieht, weiß, dass die Kirche nicht zögert, aus dem sittlichen Adel der Arbeit die Folgerung zu ziehen und mit dem ganzen Gewicht ihrer Autorität zu unterstützen. Diese Forderungen umfassen neben der Sicherung eines gerechten, für den eigenen Bedarf des Arbeiters und den einer Familie hinreichenden Lohnes auch die Erhaltung und Vervollkommnung einer Sozialordnung, die allen Schichten des Volkes die Bildung eines dauerhaften, wenn auch nur bescheidenen Privateigentums ermöglicht, die den besonders begabten und gutwilligen Kindern des Arbeiters eine höhere Ausbildung gestattet, die die Pflege und praktische Betätigung des Gemeinschaftsgeistes in Nachbarschaft, Gemeinde, Provinz, Volk und Nation fördert, um durch all dies die Interessen- und Klassengegensätze herabzumildern und dem Arbeiter das Gefühl der Absonderung zu nehmen in der stärkenden Erfahrung echt menschlicher und christlicher Brüderlichkeit."

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Bauern (Ital. Bauernkongreß) vom 15.11.1946:

„Die Tatsache, dass der landwirtschaftliche Betrieb in der Regel ausgesprochenen Familiencharakter hat, macht ihn so wichtig für das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen des ganzen Volkes und verleiht dem Bauern einen besonderen Rechtsanspruch, aus seiner Arbeit einen angemessenen Unterhalt zu gewinnen. Zweifellos könnte einer, der nur auf den möglichst hohen und schnellen Ertrag der Volkswirtschaft schaut oder auf die billigste Versorgung der Nation mit landwirtschaftlichen Produkten, versucht sein, die bäuerliche Wirtschaft diesen Gesichtspunkten je nach Konjunktur zu opfern. Dafür gibt es im letzten Jahrhundert und in der Gegenwart einige nicht sehr ermutigende Beispiele. Beweist deshalb, dass die bäuerliche Wirtschaft gerade wegen ihres Familiencharakters die wirklichen Vorteile anderer Betriebsformen nicht ausschließt und sogar deren Nachteile vermeidet. Zeigt euch als anpassungsfähige, aufgeschlossene und fleißige Landwirte auf der heimatlichen Scholle, die immer genutzt, aber nie ausgenutzt werden sollte. Erweist euch als bedachte, sparsame und fortschrittliche Männer, die umsichtig eigenes und fremdes Kapital einzusetzen, soweit es der Arbeit zugute kommt und die Zukunft der Familie nicht gefährdet." (® LANDWIRTSCHAFT)

 

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MASSE

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1944:

Volk und formlose Menge oder, wie man gewöhnlich sagt, Masse", sind zwei verschiedene Begriffe. Das Volk lebt und bewegt sich durch sein eigenes Leben; die Masse ist an sich untätig, sie kann nur von außen her bewegt werden. Das Volk lebt aus der Fülle des Lebens der Menschen, aus denen es besteht und deren jeder einzelne an seinem :Platz und auf seine Weise eine Persönlichkeit ist, die sich ihrer Verantwortung und ihrer Überzeugung bewusst ist. Die Masse dagegen wartet auf den Anstoß von außen, ist ein williges Spielzeug in den Händen desjenigen, der ihre Instinkte oder Gefühle ausnutzt; sie folgt bereitwillig heute dieser Fahne, morgen jener. Das überströmende Leben eines wahren Volkes teilt sich verschwenderisch und reich dem Staat und allen seinen Organen mit, flößt ihnen dadurch eine immer wieder erneuerte Lebenskraft, das Bewustsein ihrer Verantwortung und den wirklichen Sinn für das allgemeine Wohl ein. Der elementaren Gewalt der Masse kann sich der Staat selbst bedienen, wenn er sie geschickt leitet und benutzt. Wenn der Staat dem Ehrgeiz eines einzigen oder einiger Führer, die künstlich durch ihre egoistischen Leidenschaften geeint sind, unterworfen ist, dann kann es dahin kommen, dass er mit Unterstützung der Masse, die er nur noch eine Maschine sein lässt, dem besseren Teil des Volkes seine willkürlichen Beschlüsse aufzwingt. Dadurch wird das allgemeine Wohl schwer und nachhaltig verletzt, und diese Verwundung ist nicht leicht zu heilen. Hieraus ergibt sich klar eine weitere Folgerung: die Masse, so wie Wir sie definiert haben, ist der Hauptfeind der wahren Demokratie und ihres Ideales von Freiheit und Gleichheit.

In einem Volk, das dieses Namens würdig ist, fühlt der Bürger in sich selbst das Bewusstsein seiner Persönlichkeit, seiner Pflichten, seiner Rechte und seiner Freiheit, verbunden mit der Achtung vor der Freiheit und der Würde des Nächsten. In einem Volk, das dieses Namens würdig ist, sind alle Ungleichheiten, die nicht aus Willkür, sondern aus der Natur der Dinge selbst stammen, Ungleichheiten der Bildung, des Besitzes, der sozialen Stellung - ohne hier Gerechtigkeit und Nächstenliebe in Betracht zu ziehen - kein Hindernis für das Vorhandensein und das Vorherrschen des Geistes wahrer Gemeinschaft und Brüderlichkeit. Sie verletzen die bürgerliche Gleichheit keineswegs, sie geben ihr vielmehr ihre wahre Bedeutung, so dass also jeder gegenüber dem Staate das Recht hat, in Ehren sein persönliches Leben zu führen an dem Platze und unter den Verhältnissen, in die ihn die Absichten und Bestimmungen der Vorsehung gestellt haben.

Welchen Anblick bildet - im Gegensatz zu diesem Bild des demokratischen Ideals der Freiheit und Gleichheit in einem Volke, das von ehrenhaften und gescheiten Männern geführt wird - ein demokratischer Staat, der der Willkür der Massen ausgeliefert ist! Die Freiheit, wie die moralischen Pflichten der Person, verwandeln sich in tyrannische Forderungen, den Leidenschaften und Trieben freien Lauf zu lassen, ohne Rücksicht auf die Rechte des Mitmenschen. Die Gleichheit sinkt herab zu einer mechanischen Gleichmacherei, zu einer farblosen Gleichförmigkeit; das wirkliche Ehrgefühl, das persönliche Handeln, die Achtung vor der Überlieferung, die Würde, mit einem Worte, alles was dem Leben Wert gibt, versinkt und schwindet. Bestehen bleiben nur auf der einen Seite die Opfer dieses trügerischen Blendwerks einer Demokratie, das naiv mit dem Geist der Demokratie selbst verwechselt wird, mit der Freiheit und der Gleichheit; auf der anderen Seite die mehr oder weniger zahlreichen Gewinner, die durch die Macht des Geldes oder der Organisation sich eine Vorzugstellung und die Gewalt selbst zu verschaffen wussten."

 

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NAHRUNGSMITTEL

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an römische Fastenprediger vom 22.2.1944:

Ein Wort müssen Wir noch hinzufügen über das 7. Gebot unter Berücksichtigung der gegenwärtigen wirtschaftlichen Bedingungen, die die Kriegsmaschine so katastrophal umgestürzt hat. In diesem Zusammenhang bedienen Wir Uns der strengen Mahnung des hl. Paulus: ,Niemand übervorteile oder betrüge seinen Bruder in den Geschäften, weil der Herr Rächer in all diesen Dingen ist.' (1 Thess 4, 1) Wenn eine solche Ermahnung schon in einer normalen und ruhigen Situation des sozialen Lebens notwendig erschien, wie viel mehr noch ist sie passend und notwendig unter den heutigen verwirrten und erregten Umständen des Zusammenlebens der Menschen, und zwar aus einem doppelten Motiv.

Zunächst erfordern die gegenwärtigen Zeiten des Umsturzes und der Verwirrung auf wirtschaftlichem Gebiet eine genaue Befolgung des 7. und 5. Gebotes, die die Güter und das Leben des Nächsten betreffen, weil sonst die Gefahr, dass Recht und Treue aus dem gegenseitigen Verkehr verschwinden, zu groß und so das bürgerliche Leben nahezu unmöglich und unerträglich wird. Wenn ein Damm durch ein Unwetter zu reißen droht, schwächt man ihn nicht, sondern verstärkt ihn.

Sodann ist es nicht verwunderlich, dass bei dem ungeheuren Elend, beim Fehlen von Wohnraum und Nahrungsmitteln, in das die Schrecken des Krieges Millionen von Menschen gestürzt haben, Ehrlosigkeit im Handel, verwegene und widernatürliche Ausnutzung der gegenwärtigen Schwierigkeiten und besonders gewaltige Preissteigerungen und der unerlaubte Hamsterkauf von lebensnotwendigen Gütern viel leichter als in ruhigen und friedlichen Zeiten zum Schaden der Volksgemeinschaft in Erscheinung treten und Rechtsverletzungen begangen werden, die Gott spotten. Jeder sehe und begreife, wenn es notwendig wird, solchen Versuchungen zuvorzukommen und sich selbst zu überwachen, nicht nur aus Gewissenhaftigkeit für die Bezirke von ,Mein' und ,Dein', sondern auch aus ungestörter und lebhafter geistiger Anteilnahme und mit der großzügigen Hand für all das, wozu christliche Liebe uns antreibt und was die soziale Gerechtigkeit verlangt.

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Bauern vom 15.11.1946:

„Seid ehrliche Verkäufer und Käufer auf den Märkten des Landes, nicht habsüchtige Rechner zum Schaden des Volkes. Wir wissen sehr wohl, wie oft dieses Gebot verletzt wird. So rechtschaffen auch die Absicht und so würdig auch die Haltung sein mögen, die viele bäuerliche Erzeuger auszeichnet, so ist es nicht weniger wahr, daß heute eine große Grundsatzfestigkeit dazu gehört, um der teuflischen, Versuchung nach leichtem Gewinn zu widerstehen, die in gemeiner Weise auf die Not des Nächsten spekuliert, an-statt das Brot im Schweiße des Angesichtes zu verdienen."

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Rundfunkansprache an die Welt zur gegenseitigen Hilfe der Völker vom 4.4.1946:

Mit von Kummer bedrücktem Herzen senden Wir heute mit dieser Unserer Botschaft einen Mahnruf an das Gewissen der Welt, an das Verantwortungsgefühl der Leiter der Politik und der Wirtschaft, an das menschliche Verstehen und die gegenseitige Großzügigkeit unter den Völkern. An alle, die Augen haben zu sehen und Ohren zu hören, an alle, die fähig sind, sich über Gegensätze des Denkens zu erheben und den im Kriege geborenen Ränken Schweigen aufzuerlegen, und die Geist und Herz der heiligen Stimme der menschlichen Verbundenheit offen gehalten haben.

Das menschliche Geschlecht ist durch eine Hungersnot bedroht, und jede Hungersnot ist die Ursache unberechenbarer Unruhen, die den zukünftigen Frieden, der doch erst keimhaft da ist, zu ersticken droht, bevor er geboren ist. Und wie notwendig ist doch der Friede für jedes Volk auf Erden.

Angesichts dieser gemeinsamen Gefahr ist kein Raum für Rache oder Vergeltungsgedanken, für Machthunger oder Herrschaftsgelüste, auch nicht für den Wunsch nach Isolierung oder Siegesprivilegien.

Es kommt in diesem Augenblick nicht darauf an, wer für diese Lage verantwortlich ist oder welcher Anteil an der Schuld einzelnen zuzusprechen ist. Es kommt nicht darauf an, festzustellen, ob jemand der Hilfe mehr oder weniger würdig ist. Wirklich dringlich ist nur, dass schnelle und ausreichende Hilfe überall dorthin gelangt, wo sich die Not spürbar macht.

Heute mehr denn je ist es Zeit, auf die Worte des Heilandes zu hören: ,Was du dem Geringsten meiner Brüder getan hast, das hast du mir getan.' (Mt 25, 40) Ebenso ist es Zeit, sich der bitteren Vorwürfe zu erinnern, die er allen macht, die aus Selbstsucht oder Gleichgültigkeit ihrem Nächsten, der sich in offenbarer Not befindet, nicht zu Hilfe kommen. Praktisch zeigen diese Warnungen, eine wie schwere Verantwortung vor Gott alle die haben, die auf Grund ihrer besonderen Gaben oder ihrer Stellung berufen sind, von amtswegen oder in privatem Einsatz bei der Abwendung dieser Gefahr leitend oder ausführend mitzuwirken. Sie zeigen, welch schwere Verantwortung vor Gott alle die haben, die durch ihre Voraussicht, ihren Fleiß, ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in Bezug auf die Produktion, die Beförderung und Verteilung von Lebensmitteln die Möglichkeit haben, das Unglück so vieler zu erleichtern. Diese Warnungen zeigen aber auch, welch noch schwerere Verantwortung vor Gott alle die haben, die grausam und selbstsüchtig Lebensmittel anhäufen und verstecken oder in irgendeiner anderen Weise das Elend der Nächsten, seien es Einzelne oder Völker, zu ihrem eigenen persönlichen Nutzen schamlos ausbeuten oder sich durch ungesetzliche Spekulationen oder schändliche Formen des Handelns bereichern.

Während des Krieges schritt der Tod in den Linien der Front hin und her, drang tief ein in jedes Land und schlug ungezählte Opfer unter den Kämpfenden und der Zivilbevölkerung. Es ist Zeit, dass wir ihm den Weg verstellen, da Wir sehen, wie er sich jetzt anschickt, noch ungeheuerlichere Ernte zu halten als durch das Feuer der Waffen. Wir dürfen nicht zugeben, dass er auf Millionen Gräber unschuldiger Kinder die Klageworte eingräbt: ,Die Kleinen schrieen nach Brot, und niemand war da, der es ihnen gab.' (Klagelied 4, 4)

Hört, all ihr Einzelnen und Völker, die ihr irgendwie die Möglichkeit habt euren Brüdern zu Hilfe zu kommen, hört die Mahnung des Propheten: ,Teile dein Brot mit den Hungrigen,' (ls 58, 7) schaut auf das große Bild! Nicht nur die Hungrigen der Erde halten euch in diesem Augenblick ihre flehentlichen Hände hin. Christus selbst bittet euch um das Brot, das seinen Armen fehlt. Jeden Bissen, den ihr ihnen gebt, habt ihr ihm gegeben; jeden Bissen, den ihr ihnen verweigert, habt ihr ihm verweigert. Der Tag wird kommen, an dem das, was viele selbst jetzt noch nicht sehen wollen, vor den Augen in der Herrlichkeit seiner Gerechtigkeit erscheint und vor der ganzen Menschheit sein unwiderrufliches Urteil fällt. Dann werden die auf ewig unglücklich sein, in deren Ohren die schreckliche Verdammung erklingt: ,Weichet von mir ihr Verfluchten, denn ich war hungrig, und ihr habt mich nicht gespeist.' (Mt 25, 41-42) Aber selig auf ewig werden die sein, die die unendlich schönen, göttlichen Worte vernehmen: ,Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters, denn ich war hungrig und ihr habt mich gespeist; denn das, was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt Ihr mir getan!' (Mt 25, 34-40)"

 

 

4) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an die Soziale Woche" in Canada vom 27.7.1946:

Eines der entscheidendsten Wunder, das der Erlöser der Menschheit während seines Erdenwandels wirkte, war das, dem Volke In der Wüste Nahrung zu spenden. In seiner Güte sah er, dass das Volk am Ende seiner Kraft war, und da andere Mittel fehlten, wusste er durch seine Allmacht seinen Hunger zu stillen, indem er 5000 Menschen, darunter Frauen und Kinder, mit fünf Laib Brot und zwei Fischen sättigte: ,Sie aßen und wurden satt und sie sammelten das, was übrig blieb, und sie fülllten von den Resten zwölf Körbe.' (Mt 14, 15-21)

Die Bewohner vieler Länder leiden jetzt unter dem Mangel selbst elementarster Lebensmittel, wie Brot. Wir können keine Wunder erwarten, denn Gott will in seiner Vorsehung, dass sich die Menschheit das auf dem ordentlichen und gewöhnlichen Wege beschafft; aber wir dürfen auch dem Hilferuf der Hungernden keine tauben Ohren zeigen. Ebenso wie zu seinen Aposteln hat Christus zu uns gesagt: ,Gebt ihnen zu essen,' (Mt 14, 16) und unsere Herzen sind erschüttert durch Gottes Anruf bei ihrem Unglück ... Unsere Stimme hat sich während all .dieser furchtbaren Jahre bittend für die Heimgesuchten erhoben, und Wir werden nicht aufhören, für die Bedrängten Hilfe zu erbitten.

In diesen wirren Zeiten, da die Wolken des Zweifels und der Ungewissheit das Firmament verdunkeln, ist es umso notwendiger, dass Männer von Mut, Weitblick und voll von Mitleid für die geplagte Menschheit die Flamme der christlichen Caritas (®) hell leuchtend erhalten, so dass sich die Herzen an ihrer Glut erwärmen und tränenfeuchte Augen darin das Unterpfand besserer Zukunft sehen können."

 

 

5) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12 .1946:

Wir können diese Unsere Weihnachtsbotschaft nicht beenden, ohne der Schmerzen und Bedürfnisse zu gedenken, die sich aus den schlechten Ernährungs- und Gesundheitsbedingungen der durch den Krieg geprüften Nationen ergeben.

Das Brot - im wahren Sinne des Wortes - fehlt ganzen Völkern, die, somit ausgehungert und geschwächt, Beute der Krankheiten und des Elends werden, in gefährlicher Weise aufgestachelt von Gelüsten der Verzweiflung und des sozialen Umsturzes.

Das ist die schwere Gefahr, die das Dämmern des neuen Jahres verdunkelt, eine Gefahr, die umso schwerer ist, da sich aus verschiedenen Anzeichen wie der Ungewissheit und der Ermüdung ergibt, dass sich jenes großzügige Werk der menschlichen Solidarität weniger als Heilmittel erzeigt, wie vorher zu erwarten war.

Erneut wiederholen Wir unsern Hilferuf an diejenigen, die eine mildtätige Hand erheben können: Euer Herz erkalte nicht; eure Hilfe sei immer noch mehr bereit und immer noch großzügiger; es schweige jeder kleinliche Egoismus, jedes armselige Zögern, jede Har„Soll es also ein dauernd friedliches Nebeneinander und fruchtbringende Verbindung von Land zu Land geben, so ist dafür unerlässliche Voraussetzung, dass die Völker das die internationalen Beziehungen unterbauende Naturrecht anerkennen und danach handeln, durch das allein jene Verbindungen bestehen und sich auswirken können. Zu diesem Naturrecht gehört die Achtung der jeweiligen Rechte auf Unabhängigkeit, auf Dasein und auf Entwicklungsmöglichkeiten kultureller Art; dazu gehört ferner die Einhaltung der Verträge, die nach den Satzungen des Völkerrechtes (®) eingegangen worden sind."„Soll es also ein dauernd friedliches Nebeneinander und fruchtbringende Verbindung von Land zu Land geben, so ist dafür unerlässliche Voraussetzung, dass die Völker das die internationalen Beziehungen unterbauende Naturrecht anerkennen und danach handeln, durch das allein jene Verbindungen bestehen und sich auswirken können. Zu diesem Naturrecht gehört die Achtung der jeweiligen Rechte auf Unabhängigkeit, auf Dasein und auf Entwicklungsmöglichkeiten kultureller Art; dazu gehört ferner die Einhaltung der Verträge, die nach den Satzungen des Völkerrechtes (®) eingegangen worden sind."therzigkeit, jede Teilnahmslosigkeit, jeder Groll. Euer Auge sehe nur das Elend und vor allem den Hunger von Millionen von Kindern und Jugendlichen! Gebt in diesem Sinne euer Weihnachtsgeschenk: Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind."

 

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NATURRECHT

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika „Summi Pontificatus" vom 20.10.1939:

„Soll es also ein dauernd friedliches Nebeneinander und fruchtbringende Verbindung von Land zu Land geben, so ist dafür unerlässliche Voraussetzung, dass die Völker das die internationalen Beziehungen unterbauende Naturrecht anerkennen und danach handeln, durch das allein jene Verbindungen bestehen und sich auswirken können. Zu diesem Naturrecht gehört die Achtung der jeweiligen Rechte auf Unabhängigkeit, auf Dasein und auf Entwicklungsmöglichkeiten kultureller Art; dazu gehört ferner die Einhaltung der Verträge, die nach den Satzungen des Völkerrechtes (®) eingegangen worden sind."

 

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PRIVATRECHT

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an internationale Juristen vom 20.5.1947:

„Man könnte ja das Privatrecht der Völker nicht zu vereinheitlichen trachten, wenn man nicht zuerst von der unleugbaren überall gültigen Existenz dieses Rechts überzeugt wäre. Und wie könnte man von seiner Existenz und allgemeinen Gültigkeit überzeugt sein, wenn man nicht zugleich überzeugt wäre von der Notwendigkeit des Einflusses der menschlichen Persönlichkeit auf die vielfältigen Beziehungen der Menschen untereinander, auch und besonders auf dem Gebiet der materiellen Güter und ihres Gebrauchs? Nur wer im Individuum nichts sieht als eine einfache Einheit, die zu zahllosen anderen ebenso anonymen Einheiten hinzukommt, als das einfache Element einer amorphen Masse (® MASSE), eines Konglomerats, das das Gegenteil jeglicher Gesellschaft ist, kann sich der eitlen Täuschung hingeben, alle Beziehungen unter den Menschen seien ausschließlich auf Grund des öffentlichen Rechts zu regeln. Ganz zu schweigen, davon, dass das öffentliche Recht selber sich im gleichen Augenblick auflöst, wo die menschliche Person mit ihren Eigenschaften nicht mehr als der Ursprung und das Ziel des ganzen sozialen Lebens angesehen wird.

Diese Gedanken gelten insbesondere in den Fragen des privaten Rechts, das sich auf das Eigentum (®) bezieht. Die Anerkennung dieses Rechtes steht und fällt mit der Anerkennung der persönlichen Würde des Menschen, mit der Anerkennung der unveräußerlichen Rechte und Pflichten, die der freien Persönlichkeit unablösbar innewohnen und die sie von Gott empfangen hat. Nur wer dem Menschen diese Würde der freien Persönlichkeit abspricht, kann die Möglichkeit zugeben, dass das Recht auf Privateigentum (und folglich auch das Privateigentum selber) durch irgend ein System von gesetzlichen Versicherungen oder Garantien des öffentlichen Rechts abgelöst wird. Möchten Wir nie den Tag erscheinen sehen, wo sich in diesem Punkt eine endgültige Spaltung zwischen den Völkern auftut! Damit würde die Arbeit zur Vereinheitlichung des Privatrechts, die jetzt schon schwierig genug ist, grundsätzlich unmöglich werden. Zugleich würde einer der Grundpfeiler, auf denen so viele Jahrhunderte hindurch das Gebäude unserer Zivilisation und unsere abendländische Einheit geruht hat, einstürzen und wie ein Pfeiler der antiken Tempel unter den Trümmern begraben werden, die durch seinen Sturz entstanden.

Gott, sei Dank sind wir noch nicht so weit! Dennoch ist die Skrupellosigkeit, mit der heute unbestreitbare Privatrechte vergewaltigt werden, und zwar nicht nur durch das besondere Vorgehen gewisser Völker, sondern auch bei internationalen Abmachungen und einseitigen Interventionen, Grund genug, alle berufenen Hüter unserer Zivilisation zu alarmieren. Nochmals, wir sind noch nicht so weit, und im Rechtsleben der Völker scheinen die gesunden Kräfte endlich wieder durchzudringen, zu erstarken und uns das Recht zu geben, zu hoffen."

 

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RECHTSORDNUNG

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsbotschaft vom 23.12.1942:

„Damit das von Gott gewollte soziale Leben seinen Zweck erreicht, ist eine Rechtsordnung wesentlich, die ihm zur äußeren Stütze und zum Schutze dient; eine Ordnung, deren Funktion es nicht ist, zu herrschen, sondern zu dienen, danach zu streben, die Vitalität der Gesellschaft in der Vielfalt ihrer Zwecke zu entwickeln und zu steigern, um so die einzelnen Energien in friedlichem Zusammenwirken ihrer Vollendung zuzuführen und sie mit geeigneten und ehrenhaften Mitteln gegen alles das zu verteidigen, was ihrer vollen Entwicklung nachteilig ist. Eine solche Ordnung hat, um das Gleichgewicht, die Sicherheit und die Harmonie der Gesellschaft zu garantieren, die Macht des Zwanges gegen die, die nur auf diesem Wege in der vornehmen Disziplin des sozialen Lebens gehalten werden können. Besonders in der gerechten Erfüllung dieses Rechtes wird es keine Autorität, wahrhaft würdig eines solchen Namens, geben, die nicht die gewissenhafte Verantwortung gegenüber dem ewigen Richter fühlt, vor dessen Gericht jedes falsche Urteil und vor allem jede Abänderung der von Gott gewollten Normen seine unfehlbare Billigung oder Verurteilung finden wird.

Die letzten tiefen, grundsätzlichen und fundamentalen Normen der Gesellschaft können durch den menschlichen Geist nicht angegriffen werden. Man kann sie verneinen, außer acht lassen, verachten, übergehen, aber niemals mit rechtlicher Wirksamkeit abschaffen. Gewiss ändern sich im Laufe der Zeit die Lebensbedingungen, aber es gibt niemals eine absolute Lücke noch eine vollkommene Unterbrechung zwischen dem Recht von gestern und dem von heute, zwischen dem Verschwinden der alten Mächte und Verfassungen und dem Aufsteigen neuer Ordnungen. Jedenfalls bleibt bei jedwedem Wechsel oder Wandel der Zweck allen sozialen Lebens gleich heilig und verpflichtend: die Entwicklung der persönlichen Werte des Menschen als Ebenbild Gottes. Es bleibt die Verpflichtung jedes Mitglieds der menschlichen Familie, seine unwandelbaren Ziele zu verwirklichen, wer immer der Gesetzgeber und die Autorität seien, denen er gehorcht. Es bleibt somit auch ein unveräußerliches Recht auf eine Ordnung und eine Praxis, das durch keinen Widerstand aufhört; und diese Ordnung muss von Freunden und Feinden, die fühlen und begreifen, dass es ihre wesentliche Pflicht ist, dem allgemeinen Wohl zu dienen, anerkannt werden.

Die Rechtsordnung hat überdies den hohen und schwierigen Zweck, die harmonischen Beziehungen zwischen den Einzelmenschen, zwischen den Gesellschaften, wie innerhalb derselben sicherzustellen. Das wird man erreichen, wenn die Gesetzgeber nicht den gefährlichen Theorien und Praktiken, die ihren Ursprung und ihre Verbreitung von einer Serie von irrigen Folgerungen ableiten, folgen, die unglücklich sind für die Gemeinschaft und ihren Zusammenhalt. Zu diesen zählt der juristische Positivismus, der dem Erlass rein menschlicher Gesetze eine trügerische Macht beimisst und so den Weg ebnet für eine verhängnisvolle Trennung von Gesetz (®) und Moral. Darüber hinaus gehört hierher die Auffassung, die ausschließlich für einzelne Nationen, Stämme oder Schichten das Rechtsempfinden als höchsten Auftrag und unanfechtbare Norm reklamiert. Schließlich zählen dazu jene Theorien, die unterschiedlich in sich und von entgegenstehenden ideologischen Ansichten ausgehend, sich jedoch darin einig sind, den Staat oder eine Klasse, die ihn verkörpert, als absolute und oberste Instanz anzusehen, die unabhängig von jeder Kontrolle und Kritik ist, auch wenn die theoretischen und praktischen Folgerungen in eine offene Verneinung der wesentlichen Gegebenheiten des menschlichen und christlichen Gewissens einmünden.

Wer will, dass der Stern des Friedens über dem menschlichen Gemeinschaftsleben aufgehe und leuchte, der helfe mit zu einer tiefgehenden Wiederherstellung der Rechtsordnung. Das Rechtsbewusstsein von heute ist entstellt und umgestürzt von der Verkündigung und Ausführung eines Positivismus und Utilitarismus im Dienste bestimmter Gruppen, Schichten und Bewegungen, deren Programme die Gesetzgebung und die juristische Praxis bestimmen.

Die Heilung dieses Zustandes ist dadurch zu erreichen, dass das Bewusstsein einer auf Gottes höchster Herrschaft beruhenden, jedweder menschlichen Willkür entzogenen Rechtsordnung wiedererweckt wird, die ihre schützende und strafende Hand auch über die unverlierbaren Menschenrechte breitet und sie dem Zugriff jeder menschlichen Macht entzieht.

Aus einer von Gott gewollten Rechtsordnung leitet sich das unveräußerliche Recht des Menschen auf rechtliche Sicherheit ab und damit auf eine bestimmte Rechtssphäre, die gegen jeden mutwilligen Angriff geschützt ist.

Die Beziehung von Mensch zu Mensch, das Verhältnis des Einzelmenschen zur Gemeinschaft, zur Autorität, zu den staatsbürgerlichen Pflichten, die Beziehungen der Gemeinschaft und der Autorität zum Einzelnen müssen unter ein klar formuliertes Recht gestellt werden, das von der Rechtsautorität gegebenenfalls beschützt wird. Das setzt voraus:
a) Gerichte und Richter, die ihre Weisungen von einem klar umschriebenen und gefassten Recht beziehen;
b) eindeutige Rechtssatzungen, die nicht durch missbräuchliche Berufungen auf ein angebliches Volksempfinden und durch bloße Nützlichkeitserwägungen um ihren Sinn gebracht werden können;
c) Anerkennung des Grundsatzes, dass auch der Staat und die von ihm abhängigen Behörden und Gliederungen zur Wiedergutmachung und zum Widerruf von ungerechten Maßnahmen verpflichtet sind, durch die die Freiheit, das Eigentum, die Ehre, die Aufstiegsmöglichkeit und die Gesundheit des Einzelmenschen (
®) geschädigt werden.

Wer mit klarem und durchdringendem Auge die vitale Verbindung zwischen echter sozialer Ordnung und echter Rechtsordnung betrachtet und sich vergegenwärtigt, dass die innere Einheit in ihrer Vielfältigkeit von der Vorherrschaft geistiger Kräfte, von der Achtung vor der Menschenwürde bei sich und bei andern, von der Liebe zur Gesellschaft und der ihr von Gott zugewiesenen Zwecke abhängt, der kann sich nicht über die traurigen Folgen von Rechtsauffassungen wundern, die sich vom rechten Weg der Wahrheit entfernen, auf das schlüpfrige Gebiet materialistischer Folgerungen abirren; aber er wird sofort die unaufschiebbare Notwendigkeit einer Rückkehr zu einer geistigen und ethischen, ernsten und tiefen Auffassung, belebt von der Wärme wahrer Menschlichkeit und erleuchtet vom Glanz des christlichen Glaubens, erkennen. Diese Auffassung sieht in der Rechtsordnung einen äußeren Abglanz der von Gott gewollten Sozialordnung, eine leuchtende Frucht menschlichen Geistes, die als solche wiederum Abbild des Geistes Gottes ist. Auf dieser organischen, dem Leben einzig entsprechenden Auffassung, in der vornehme Menschlichkeit und echt christlicher Geist sich einen, beruht der Satz der Heiligen Schrift, erläutert vom großen Aquinaten: ,Opus justitiae pax’ (,Das Werk der Gerechtigkeit ist der Friede’) (S. Th. 2 a 2 ae qu. 29 a. 3). Dieser Satz hat für den Inhalt wie für die Form des sozialen Lebens seine Geltung.

Er erlaubt weder Gegensatz noch Entweder Oder: Liebe oder Recht, sondern die fruchtbare Synthese: Liebe und Recht.

Im einen und im andern, beides Ausstrahlungen des gleichen Geistes Gottes, beruht das Programm und die Besiegelung der Würde des menschlichen Geistes; das eine und das andere ergänzen sich gegenseitig, arbeiten zusammen, beleben sich, geben sich die Hand auf dem Weg der Eintracht und Befriedung: Während das Recht der Liebe die Wege ebnet, mildert die Liebe das Recht, und erhebt es. Beide erheben das menschliche Leben in jene soziale Atmosphäre, wo trotz der Mängel, Hindernisse und Härten dieser Erde sich ein brüderliches Zusammenleben ermöglicht. Aber da, wo der schlechte Geist materialistischer Ideen herrscht, wo der Hang zur Macht und Vorherrschaft die Zügel des Geschehens in seinen rauhen Händen vereinigt, da werdet ihr mehr und mehr die Merkmale der Auflösung wahrnehmen und Liebe und Gerechtigkeit verschwinden sehen; trauriges Vorzeichen drohender Katastrophen über einer von Gott abtrünnigen Gesellschaft."

 

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REFORMEN, SOZIALE

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Arbeiter vom 13.6.1943:

„Die Masse der Arbeiter, von den harten Lebensbedingungen der Gegenwart mehr als andere betroffen und beschwert, steht jedoch nicht allein unter dem fühlbaren Druck; jeder Stand muss seine Lasten tragen, die mehr oder weniger mühevoll und beschwerlich sind; nicht nur der soziale Stand der Arbeiter und Arbeiterin (®) verlangt Aufbesserungen und Reformen, sondern die gesamte in ihrem Gefüge vollkommen zerrüttete Gesellschaft hat Aufrichtung und Verbesserungen notwendig. Wer sieht jedoch nicht, dass die Arbeiterfrage durch die Schwierigkeit und Verschiedenartigkeit der Probleme, die sie aufwirft, durch die überaus große Zahl der Betroffenen, von einer so großen Dringlichkeit und Bedeutung ist, dass sie eine aufmerksamere, wachsamere und umsichtigere Fürsorge verdient? Eine äußerst delikate Frage; man möchte sagen der neuralgische Punkt des sozialen Körpers; aber oftmals auch ein unsicheres und trügerisches Gebiet für leichtfertige Illusionen und eitle, nicht zu verwirklichende Hoffnungen, zugänglich für den, der nicht mit Vernunft und Gefühl die Lehre der Gerechtigkeit, der Liebe und der gegenseitigen Achtung im Zusammenleben, die das Gesetz Gottes und die Stimme der Kirche auferlegen, beachtet.

So lobenswert auch die verschiedenen Vorsorgen und Konzessionen der öffentlichen Hand, das menschlich-großzügige Gefühl, das nicht wenige Arbeitgeber beseelt, sein mögen, wer könnte in Wahrheit versichern und verfechten, dass solche Absichten überall erreicht sind?

Ihr werdet sicherlich nicht übersehen, dass die Kirche euch lebhaft liebt und nicht erst seit heute mit mütterlicher Liebe und Hingebung und mit einem lebendigen Wirklichkeitssinn die euch ganz besonders angehenden Fragen betrachtet hat; Unsere Vorgänger und Wir selbst haben durch wiederholte Belehrungen keine sich bietende Gelegenheit vorübergehen lassen, allen eure Bedürfnisse und persönlichen und familiären Notwendigkeiten begreiflich zu machen, indem Wir als grundlegende Erfordernisse der sozialen Eintracht die Ansprüche, die euch so sehr am Herzen liegen, proklamierten: einen Lohn (®), der die Existenz der Familie (®) sichert und der den Eltern die Erfüllung ihrer natürlichen Pflicht ermöglicht, eine gesund ernährte und gekleidete Nachkommenschaft aufzuziehen; eine menschenwürdige Wohnstätte; die Möglichkeit, den Kindern eine genügende Ausbildung und standesgemäße Erziehung (®) angedeihen zu lassen und für die Zeiten der Not, der Krankheit und des Alters Vorsorge zu treffen. Diese Bedingungen einer sozialen Regelung müssen erfüllt sein, wenn man will, dass die Gesellschaft nicht zu jeder Zeit von trüben Gärstoffen und drohenden Gefahren erschüttert werde, sondern sich beruhigt und in Eintracht, Frieden und gegenseitiger Liebe voranschreitet."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache vor Delegierten des internationalen Arbeitsamtes vom 16.7.1947:

„Sie kommen von einem wichtigen Treffen der Internationalen Organisation, die die Aufgabe hat, die Lebensbedingungen des Arbeiters (®) zu verbessern. Ohne Zweifel finden Sie diese Aufgabe weit und fast endlos, aber sie ruft alles Edle im Menschen auf. Wir können Ihren Zielen kein Lob geben, das hoch genug wäre.

Die Geschichte bezeugt, mit welchem tiefgreifenden Interesse die Kirche diese Frage stets behandelte. Es soll damit nicht gesagt sein, dass die Kirche einen direkten Auftrag in der Lenkung des wirtschaftlichen Lebens hat. Aber die soziale und wirtschaftliche Ordnung kann nicht von der Sittenlehre getrennt werden, und es ist Privileg und Pflicht der Kirche, die gleichbleibenden Prinzipien der Sittenlehre aufzuzeigen und zu verkünden.

Wie Leuchttürme erheben sie sich über die sturmdurchwogte See sozialer Meinungskämpfe, und ihr durchdringender Schein sollte jeden Versuch einer Heilung der sozialen Wunden leiten.

Der ehrenhafte Arbeiter will seine eigene Stellung nicht verbessern, indem er die Freiheit anderer mit Füßen tritt, die ihm heilig sein sollte wie seine eigene.

Aber tief in seinem Herzen liegt der gerechte Wunsch, unabhängig zu sein und sich Anteil an dem zu sichern, was nötig ist, um ihm und seiner Familie ein seiner Würde und seinem Gewissen entsprechendes Leben zu garantieren.

Darum wird die Kirche ihn immer gegen jedes System verteidigen, das ihm seine unveräußerlichen Rechte abspricht, die sich nicht aus irgendeiner sozialen Gesellschaftsform ableiten, sondern aus den Rechten seiner eigenen menschlichen Person. Ohne diese ewigen Rechte wäre er der bürokratischen Clique, die gerade die politische Macht in Händen hat, vollkommen ausgeliefert.

Wir sind überzeugt, mit Ihnen darin übereinzustimmen, dass jede Organisation zur Besserung der Lebensbedingungen des Arbeiters ein Mechanismus ohne Seele und daher ohne Leben und Fruchtbarkeit sein wird, wenn nicht ihre Grundsätze verkünden und tatsächlich vorschreiben:
1.) Achtung der menschlichen Persönlichkeitsrechte eines jeden ohne Rücksicht auf seine soziale Stellung; (
® EINZELMENSCH)
2.) Anerkennung der Solidarität aller Menschen, die die menschliche Familie bilden, die von der lebendigen Allmacht Gottes geschaffen ist;
3.) das Gebot an die Gesellschaft(
®),das allgemeine Wohl über den persönlichen Gewinn zu stellen im Dienste eines jeden an allen.

Wenn der Geist des Menschen in Hinblick auf diese Wahrheiten neu gebildet und gefestigt ist, werden auch die Lebensbedingungen des Arbeiters gebessert sein.

Keine Staatsgewalt wird je den menschlichen Geist reformieren. Das ist die heilige Aufgabe der Religion. Der Staat, dessen Fundamente auf Moral und Religion ruhen, ist der sicherste Schützer und Verteidiger des Arbeiters."

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an das Kardinalskollegium vom 2.6.1948:

„Allein die Wiedergewinnung so vieler Irrender und Verbitterter, denen die wahre, gesunde Auffassung von der Welt, von Gott und von sich selbst verloren ging, wird wesentlich abhängen von dem Ernst, der Ehrlichkeit, der Tatkraft und Uneigennützigkeit, womit alle Gutgesinnten sich der Lösung der durch die Zerstörung und Umwälzung der Kriegs- und Nachkriegszeit aufgeworfenen tiefgehenden Fragen widmen.

In ihrem Mittelpunkt und sie alle beherrschend stehen, wie jedermann weiß, die gerechten und notwendigen sozialen Reformen, besonders die dringende Notwendigkeit, den minderbemittelten Schichten Heim, Brot und Arbeit zu geben. Es wäre indes gefährlich, weil leicht zu bitteren Enttäuschungen führend, wenn man auf jene Reformen überspannte Hoffnungen und die Erwartung eines voll zufriedenstellenden, schnellen Ergebnisses setzen wollte. Es handelt sich heute nicht nur darum, für eine gerechtere Verteilung der Erträgnisse der Volkswirtschaft zu sorgen. So wichtig diese Forderung sein mag, so ist doch unter den gegenwärtigen Verhältnissen, ganz besonders nach den ungeheuerlichen Zerstörungen und den Umschichtungen, die der Krieg gebracht hat, jede soziale Reform eng verbunden mit der Frage einer umsichtigen Ordnung der Produktion. Das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Industrie in den einzelnen Volkswirtschaften, dann dieser untereinander, Art und Grad der Beteiligung eines jeden Volkes am Weltmarkt - alle diese Probleme sind heute neu gestellt und verschieden gegenüber früher; von ihrer vernünftigen Lösung hängt die die Produktivität der einzelnen Nationen und deshalb auch der Wohlstand der Einzelmenschen ab, denn es ist klar, dass, wo nicht genügend Produktion ist, auch keine genügende Verteilung statthaben kann. Allerdings gibt es Völker, die sich heute einer Produktivität rühmen, deren steigendes Ausmaß sie Jahr für Jahr anzeigen. Wenn solche Produktivität jedoch erkauft ist mit einer rücksichtslosen Konkurrenz und skrupellosen Macht des Eigentums, oder mit despotischer Erpressung und Ausnutzung der Arbeit und der Bedürfnisse der Einzelnen durch den Staat, so kann sie nicht gesund und echt sein, weil die gesellschaftliche Wirtschaft eine Ordnung arbeitender Menschen ist, deren jeder mit menschlicher Würde und Freiheit ausgestattet dasteht. Der Raubbau am wahren Wert des Menschen hält gewöhnlich gleichen Schritt mit dem der Naturschätze, besonders des Bodens, und führt früher oder später zum Verfall.

Nur auf den Grundsätzen und im Geist des Christentums können die sozialen Reformen verwirklicht werden, nach denen die Not und das Sehnen unserer Zeit gebieterisch verlangen. Sie fordern von den einen Verzicht und Opfer, von den anderen Verantwortungsgefühl und Geduld, von allen harte und schwere Arbeit. Deshalb wenden wir Uns an die Katholiken der ganzen Welt und ermahnen sie, sich nicht mit guten Absichten und schönen Programmen zu begnügen, sondern mutig zu ihrer praktischen Anwendung zu schreiten. Sie brauchen auch kein Bedenken zu tragen, ihr Bemühen mit dem Bemühen derer zu einen, die zwar außerhalb ihrer Reihen stehen, sich aber mit der Soziallehre der katholischen Kirche in Übereinstimmung finden und gewillt sind, den von der Kirche gezeichneten Weg zu gehen, der nicht der Weg gewaltsamen Umsturzes, wohl aber der Weg erprobter Sachkenntnis und tatkräftiger Entschlüsse ist."

 

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SOZIALE FRAGE

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1943:

„In der Reihe der bitter Enttäuschten ist es nicht schwer, die herauszufinden, die ihr ganzes Vertrauen auf eine Weltausdehnung des Wirtschaftslebens gesetzt haben, indem sie es allein für geeignet erachteten, die Völker brüderlich zusammenzuschließen, und indem sie sich von seiner grandiosen Organisation, immer mehr ausgebaut und ausgeklügelt, unerhörte und unerwartete Erfolge für das Wohlergehen der menschlichen Gesellschaft versprachen.

Mit wieviel Wohlgefallen und Anteilnahme betrachteten sie das weltweite Wachstum des Handels, des Warenaustausches über die Kontinente hinweg, die Erfindungen und Erzeugnisse, den Siegeszug der modernen Technik, die jede Grenze von Raum und Zeit überwand! Was erblicken sie jedoch heute in Wirklichkeit? Sie sehen, dass diese Wirtschaft (®) mit ihren gigantischen, weltweiten Beziehungen und ihrer übermäßigen Arbeitsteilung in tausendfältiger Weise mithalf, die allgemeine Krise der Menschheit zu verschlimmern. Dabei konnte eine unwürdige und demütigende Ausnützung der menschlichen Person, ungemildert durch ein sittliches Maß und ohne Blick für das Jenseits, das sie erleuchtete, und ein Zwiespalt in eine traurige und armutsvolle Dürftigkeit auf der einen Seite und eine stolze und provozierende Üppigkeit auf der andern, ein quälender und unerbittlicher Zwist zwischen Privilegierten und Habenichtsen, nicht beendet werden. Unheilvolle Auswirkungen, die noch nicht am letzten Glied einer langen Reihe von Verkettungen der Umstände, die zu der ungeheuren heutigen Tragödie geführt haben, angekommen sind."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an das Kardinalskollegium vom 20.2.1946:

„Und was ergibt sich nun aus all dem für die Kirche? Sie muss heute mehr denn je ihrer Mission leben. Sie muss energischer denn je die falsche und enge Auffassung ihrer Geistigkeit und ihres inneren Lebens zurückweisen, die sie blind und stumm allein auf das Gotteshaus beschränken will.

Die Kirche (®) kann nicht sich untätig in ihre Gotteshäuser verschließen, ihre göttliche und providentielle Mission, den vollkommenen Menschen zu bilden, und damit ohne Unterlass am Aufbau einer soliden Grundlage der Gesellschaft (®) mitzuarbeiten, aufgeben. Diese Aufgabe bedeutet ihr Wesen. So betrachtet, geht die Kirche von der Anschauung aus, dass die Gemeinschaft derer, die unter dem übernatürlichen Einfluss der Gnade stehen, in der Vervollkommnung ihrer persönlichen Würde als Kinder Gottes, und in der harmonischen Entwicklung aller Neigungen und menschlichen Energien, das mächtige, innere Gefüge des menschlichen Zusammenlebens erbaut.

So gesehen, befinden sich die Gläubigen, genauer gesagt die Laien, in der vordersten Linie des Lebens der Kirche. Für sie ist die Kirche das Lebensprinzip der menschlichen Gesellschaft. Daher müssen sie, besonders sie, ein immer klareres Bewusstsein haben, nicht nur der Kirche anzugehören, sondern die Kirche zu sein; die Gemeinschaft der Gläubigen der Erde, unter Führung des gemeinsamen Oberhauptes, des Papstes, und der Bischöfe in Vereinigung mit ihm. Sie sind die Kirche, und daher seit den ersten Zeiten ihrer Geschichte sind die Gläubigen mit Zustimmung ihrer Bischöfe in besonderen Vereinigungen, die verschiedenen Ausdrucksformen des Lebens betreffend, zusammengeschlossen. Der Heilige Stuhl hat niemals aufgehört, diese zu billigen und zu loben. (® AKTION, KATHOLISCHE)

So ist der hauptsächliche Sinn der Übernationalität der Kirche, dem Fundament der menschlichen Gesellschaft dauerhafte Gestalt und Form zu geben über alle Verschiedenheiten und über die Grenzen von Zeit und Raum hinaus. Ein solches Werk ist besonders in unseren Tagen schwierig, in denen das soziale Leben für die Menschen zu einem Rätsel geworden zu sein scheint, zu einem unentwirrbaren Knoten. In der Welt laufen irrige Meinungen um, die einen Menschen schuldig erklären und verantwortlich, nur weil er Mitglied oder Teil einer bestimmten Gemeinschaft ist, ohne sich um eine Prüfung oder Feststellung zu kümmern, ob wirklich eine persönliche Schuld durch Handlung oder Unterlassung vorliegt. Das bedeutet, sich die Rechte Gottes, des Schöpfers und Erlösers, anzumaßen, der allein in den geheimnisvollen Zeichen seiner immer liebevollen Vorsehung absoluter Herr der Geschehnisse ist und der, wenn er so in seiner unendlichen Weisheit urteilt, die Geschicke des Schuldigen und des Unschuldigen, des Verantwortlichen und des Nichtverantwortlichen verkettet. Da hinzu kommt, dass vor allem die Komplikationen der wirtschaftlichen und militärischen Ordnung aus der Gesellschaft eine gigantische Maschine gemacht haben, deren Herr der Mensch nicht mehr ist, ja, die er fürchtet. Die Verbindung innerhalb der Zeiten war immer wesentlich an das soziale Leben gebunden und es schien, dass diese nicht aufgefasst werden könnte, indem man den Menschen der Vergangenheit von der Gegenwart und von der Zukunft isoliert. Nun ist gerade das die störende Erscheinung, deren wir heute Zeuge sind. Von der ganzen Vergangenheit weiß man gleichsam nichts mehr, oder gerade noch genug, als genügt, um die verwehte Spur im Haufen ihrer Trümmer zu erraten. Die Gegenwart ist für viele nichts anderes, als die ordnungslose Flucht aus einer Sturzflut, die die Menschen wie Überbleibsel gegen die dunkle Nacht einer Zukunft spült, in der sie zusammen mit dem Strom selbst, der sie mitreißt, untergehen.

Nur die Kirche kann den Menschen aus dieser Finsternis an das Licht führen. Nur sie kann ihm die Gewissheit einer kraftvollen Vergangenheit, die Schutzherrschaft der Gegenwart und die Sicherheit der Zukunft geben. Aber ihre Übernationalität wirkt nicht wie ein Imperium, das seine Fühler in alle Richtungen ausstreckt mit dem Ziel einer Weltherrschaft. Wie eine Familienmutter vereinigt sie jeden Tag alle ihre in der Welt verstreuten Kinder bei sich; sie vereinigt sie in der Einheit ihres göttlichen Lebensprinzips."

 

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SOZIALISIERUNG (Verstaatlichung; Nationalisierung)

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika „Summi Pontificatus“ vom 20.10.1939:

„In der Tat, die Privatinitiative hat ihre innere, empfindliche und verwickelte Gesetzmäßigkeit, die das Verwirklichen der ihr eigentümlichen Ziele sicherstellt. Wenn nun der Staat diese Privatinitiative an sich zieht und von sich aus ordnen will, so wird sie, gewaltsam losgetrennt von ihrem Mutterboden, nämlich von dem verantwortlichen Einsatz der Einzelperson, nur Schaden leiden, und zwar zum Nachteil des öffentlichen Wohles."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache vor Arbeitern vom 19.3.1945:

„Dieses Prinzip wäre nun schon aber verletzt, wenn die Auseinandersetzung, ihrem eigentlichen Sinn zuwider, die Bahn der Gerechtigkeit verließe; sei es, dass die Arbeiter auf ungerechtfertigte Weise unterdrückt oder ausgebeutet würden, sei es, dass man aus dem, was man heute Nationalisierung oder Sozialisierung der Betriebe und Demokratisierung der Wirtschaft nennt, ein Mittel des Kampfes gegen die privaten Arbeitgeber als solche macht. Die christlichen Arbeitervereine erkennen die Sozialisierung der Betriebe nur in den Fällen an, wo sie wirklich nur durch das Gemeinwohl gefordert zu sein scheint, das heißt, wo sie das einzig wirksame Mittel ist, Missbräuche abzustellen, einen Widerstreit der produktiven Kräfte eines Landes zu verhüten, die organische Ordnung dieser Kräfte zu sichern und sie auf den Zweck der nationalen Wirtschaft auszurichten, nämlich darauf, dass die nationale Wirtschaft der materiellen Wohlfahrt des ganzen Volkes in regulärer und friedlicher Entwicklung dient, einer Wohlfahrt, die gleichzeitig auch dem kulturellen und religiösen Leben eine gesunde Grundlage gibt. Daher erkennt sie auf jeden Fall an, dass die Sozialisierung die Verpflichtung zu angemessener Entschädigung mit sich bringt, das heißt, einer Entschädigung, die so berechnet ist, dass sie unter den gegebenen Umständen für alle. Beteiligten gerecht und billig ist. Was die Demokratisierung der Wirtschaft anbetrifft, so wird sie nicht nur durch das Monopol oder den wirtschaftspolitischen Despotisrnus anonymer Zusammenballungen privaten Kapitals bedroht, sondern auch von der Macht der organisierten Masse, die nur allzu leicht bereit ist, ihre Macht zum Schaden der Gerechtigkeit und des Rechtes anderer zu missbrauchen."

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an die französische Soziale Woche" vom 10.7.1946:

„Diese Bemerkung bezieht sich z. B. auf den besonderen Fall, der euch in diesem Augenblick interessiert: Die Verstaatlichung der Betriebe. Unsere Vorgänger und Wir selbst haben mehr als einmal die moralische Seite dieser Maßnahme berührt. Nun ist es jedoch offenkundig, dass diese Verstaatlichung den mechanischen Charakter gemeinsamen Lebens und Arbeitens nicht mildert, sondern selbst dort, wo, sie zulässig ist, vielmehr dazu neigt, diesen mechanischen Charakter noch zu steigern, und dass darum der Fortschritt, den sie angeblich für das Wohl einer wahren Gemeinschaft bedeutet, mit großer Vorsicht aufgenommen werden muss. Wir sind der Meinung, dass die Einrichtung von korporativen Vereinigungen in allen Zweigen der nationalen Wirtschaft weit vorteilhafter auch zur Hebung des Ertrages der Unternehmungen wäre. Auf jeden Fall gilt es überall dort, wo der Zusammenschluss der Betriebe und das Verschwinden der kleinen, selbständigen Unternehmungen bisher nur dem Kapital und nicht der sozialen Wirtschaft zugute gekommen sind. Kein Zweifel zudem, dass unter der gegenwärtigen Umständen die korporative Gestaltung des sozialen Lebens und besonders der Wirtschaft praktisch die christliche Lehre über die Persönlichkeit, die Gemeinschaft, die Arbeit und das Privateigentum fördert. Es ist daher nicht überflüssig, heute weniger denn je, eine Bestandaufnahme der Bedingungen einer solchen lebendigen und starken nationalen Gemeinschaft (®) vorzunehmen, die die rechtmäßigen Freiheiten nicht ausschließt oder nivelliert, sondern die alle Rechte achtet und die sich auf jene größere Gemeinschaft hin öffnet, die die Menschheit ist."

 

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SOZIALISMUS, CHRISTLICHER

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an römische Fastenprediger vom 22.2.1944:

„So weisen Wir auch auf einige neue und gefährliche Lehren und Tendenzen hin, die Aufnahme und Befolgung unter nicht wenigen jungen Menschen finden, die sich als Katholiken bekennen. Wir wollen hoffen, dass die, die sich von solchen falschen Ideen leiten lassen, von aufrechten Absichten bewegt sind. Wir sehen hier daher die Notwendigkeit, ihnen die schwerwiegende Mahnung Unseres unsterblichen Vorgängers, Pius XI., in seiner Enzyklika ,Quadragesimo anno' ins Gedächtnis zurückzurufen: ,Enthält der Sozialismus - wie übrigens jeder Irrtum - auch einiges Richtige (was die Päpste nie bestritten haben), so liegt ihm doch eine Gesellschaftsauffassung zugrunde, die ihm eigentümlich ist, mit der echten christlichen Auffassung aber in Widerspruch steht.’

Dieses von Uns hiermit ausdrücklich erneuerte und bestätigte Urteil gilt gleicherweise auch gegenüber einer neuen Erscheinung im Sozialismus, die früher in dieser Form unbekannt war, heute aber keineswegs auf Einrichtungen innerhalb des Sozialismus beschränkt ist. Wir meinen den Sozialismus als Bildungs- und Erziehungsbewegung."

 

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SOZIALLEHRE, KATHOLISCHE

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache zur 50-Jahrfeier der Enzyklika „Rerum novarum“ vom 1.6.1941:

„Leo XIII. hat der Welt seine soziale Botschaft übermittelt aus der tiefen Überzeugung heraus, dass die Kirche nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht hat, zu den Fragen des menschlichen Zusammenlebens autoritativ Stellung zu nehmen. Nicht als ob er die gewissermaßen technische, rein fachliche Seite des gesellschaftlichen Lebens hätte regeln wollen. Er wusste sehr wohl und es war ihm eine selbstverständliche Wahrheit, was übrigens auch Unser Vorgänger verehrungswürdigen Andenkens Pius XI. vor zehn Jahren in seiner Gedächtnisenzyklika „Quadragesimo anno“ betont hat, dass die Kirche dafür keine Sendung beansprucht. In den allgemein praktischen Fragen menschlicher Arbeit ist der gesunden und verantwortungsbewussten Entfaltung aller materiellen und geistigen Energien der Einzelnen und ihrer freien Vereinigungen weitester Spielraum gelassen.

Hier greift sodann ergänzend und ordnend die öffentliche Hand ein, zunächst durch die gebietlichen und beruflichen Körperschaften und schließlich durch den Staat selbst. Seiner übergeordneten, leitenden Gewalt im Gesellschaftsleben obliegt die wichtige Pflicht, jene Gleichgewichtsstörungen im Wirtschaftsleben zu verhüten, die sich aus der Vielfältigkeit widerstrebender Sonderinteressen der Einzelnen oder der Körperschaften ergeben.

Zum unanfechtbaren Geltungsbereich der Kirche aber gehört es, in denjenigen Belangen des sozialen Lebens, die an das Gebiet der Sittlichkeit heranreichen oder es schon berühren, darüber zu befinden, ob die Grundlagen der jeweiligen gesellschaftlichen Ordnung mit der ewig gültigen Ordnung übereinstimmen, die Gott, der Schöpfer und Erlöser, durch Naturrecht und Offenbarung kundgetan hat. Auf beide Kundgebungen Gottes beruft sich Leo XIII. in seinem Rundschreiben. Mit Recht: Denn die Grundsätze des Naturrechts (®) und die Offenbarungswahrheiten haben, wie zwei keineswegs entgegengesetzte, sondern gleichgerichtete Wasserläufe, beide ihre gemeinsame Quelle in Gott. Und da die Kirche ja die Hüterin der christlichen Heilsordnung ist, in welcher Natur und Gnade in eins zusammengeschlossen sind, so hat sie die Gewissen zu bilden, auch die Gewissen derer, die berufen sind, für die vom menschlichen Gesellschaftsleben gestellten Aufgaben Lösungen zu schaffen. Von der gottgemäßen oder gottwidrigen Gestaltung dieses Gemeinschaftslebens ist auch die Wohlfahrt oder das Verderben der Seelen bedingt. Von ihr hängt es ab, ob die in die irdischen Realitäten hineingeborenen Menschen, die alle zur Gnade Christi berufen sind, den gesunden Lebenshauch der Wahrheit und sittlichen Kraft, oder aber den Krankheits- und oft selbst Todeskeim des Irrtums und der sittlichen Verderbnis atmen. Wie könnte es der Kirche, die als liebevolle Mutter um das Wohl ihrer Kinder besorgt ist, angesichts solcher Tatsachen erlaubt sein, gleichgültig deren Gefahren mit anzusehen? Darf sie schweigen oder sich blind und uninteressiert stellen gegenüber sozialen Verhältnissen, die bewusst oder unbewusst darauf hinauslaufen, einen christlichen Lebensaufbau, überhaupt ein Leben nach den Geboten des Allerhöchsten Gesetzgebers zu erschweren oder praktisch unmöglich zu machen?"

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1942:

„Gebe Gott, dass während Unsere Stimme an euer Ohr dringt, euer Herz innerlich erfasst und bewegt werde von dem tiefen Ernst, der brennenden Sorge, der beschwörenden Eindringlichkeit, mit der Wir diese Gedanken euch nahelegen als einen Weckruf an das Weltgewissen, als einen Sammelruf an alle, die bereit sind, nach Maßgabe des allgemeinen Unglücks die Größe ihrer Aufgabe und Mitverantwortung zu messen und zu werten.

Ein großer Teil der Menschheit und Wir stehen nicht an zu sagen, auch nicht wenige von denen die sich Christen nennen, tragen ihren Teil der Gesamtverantwortung für die Fehlentwicklung, für die Schäden und für den Mangel an sittlichem Hochstand der heutigen Gesellschaft.

Dieser zweite Weitkrieg und alles, was mit ihm zusammenhängt, seine weiteren und engeren Vorbereitungen, wie seine materiellen, rechtlichen und sittlichen Methoden und Auswirkungen, was stellen sie anders dar als den Zusammenbruch? Vielleicht kam der Krieg dem Oberflächlichen überraschend, für die Tieferblickenden war er das klargeschaute, unvermeidliche Verhängnis einer Gesellschaftsordnung, die hinter dem trügerischen Gesicht, hinter der Maske hergebrachter Formeln ihre tödliche Krankheit, den zügellosen Erwerbs- und Machtrieb verbarg.

Was in Friedenszeiten unter der Oberfläche blieb, das drängte nach Kriegsausbruch mit einer traurigen Reihe von Tatsachen an den Tag, die menschlichem und christlichern Geiste Hohn sprachen. Die internationalen Abmachungen zur Minderung der Unmenschlichkeiten des Krieges, zu seiner Beschränkung auf die Kämpfenden, zur Regelung des Besetzungs- und Kriegsgefangenenrechts der Besiegten sind vielerorts toter Buchstabe geblieben. Und wer sieht das Ende der fortschreitenden Verschlechterung ab?

Wollen die Völker vielleicht dieser verhängnisvollen Entwicklung tatenlos zusehen? Müssen nicht gerade über den Trümmern einer Gesellschaftsordnung, die ihre Unfähigkeit zur Schaffung des Volkswohls so traurig bewiesen hat, alle Hochherzigen und Gutgesinnten sich zusammenfinden in dem Gelöbnis, nicht zu rasten, bis in allen Völkern und Ländern der Erde die Zahl derer Legion geworden ist, die entschlossen sind, das Gemeinschaftsleben zum unverrückbaren Mittelpunkt seines Kreislaufes, zum göttlichen Gesetz zurückzuführen, die bereit sind, der Persönlichkeit und der in Gott geadelten Gemeinschaft zu dienen?

Dieses Gelöbnis schuldet die Menschheit den zahllosen Toten, die im Boden der Schlachtfelder ruhen: das Opfer ihres Lebens bei Erfüllung ihrer Pflicht ist dargebracht für eine neue bessere Gesellschaftsordnung. Dieses Gelöbnis schuldet die Welt der unabsehbaren Schar trauernder Mütter, Witwen und Waisen, denen das Licht, der Trost und die Stütze ihres Lebens geraubt wurde.

Dieses Gelöbnis schuldet die Menschheit den unzähligen Vertriebenen, die der Sturm des Krieges aus ihrem Heimatboden entwurzelt und in fremde Länder verweht hat, wo sie mit dem Propheten klagen können: ,Hereditas nostra versa est ad alienos, domus nostrae ad extraneos' (,Unser angestammtes Erbe ist den Fremden zuteil geworden, unsere Häuser den Unbekannten') (Jer 5, 2)

Dieses Gelöbnis, schuldet die Menschheit den Hunderttausenden von Menschen, die persönlich schuldlos bisweilen nur um ihrer Volkszugehörigkeit oder Abstammung willen dem Tode geweiht oder einer fortschreitenden Verelendung preisgegeben sind.

Dieses Gelöbnis schuldet die Menschheit den vielen Tausenden von Nichtkämpfern, Frauen, Kindern, Kranken und Greisen, denen der Luftkrieg - Wir haben vor seinen Schrecken von Anfang an wiederholt Unsere warnende Stimme erhoben - mit seiner unterschiedslosen oder nicht hinreichend überprüften Anwendung Leben, Besitz, Gesundheit, die Stätten der Caritas und des Gebetes geraubt hat.

Dieses Gelöbnis schuldet die Menschheit den Strömen von Tränen und Bitternis, dem Leid und der Qual, die aus den Ruinen des Kampfes hervorbrechen, den Himmel beschwören, den Geist Gottes herabflehend, dass er die Welt vom Überhandnehmen der Gewalt und des Schreckens erlöse.

Wo könntet ihr dieses euer Gelöbnis für die Erneuerung der Gesellschaft mit größerer Zuversicht, mit innigerem Vertrauen und wirksameren Glauben niederlegen, als zu den Füßen dessen, ,den alle Völker ersehnten,' der vor uns in der Krippe liegt in der ganzen Armut seiner Menschlichkeit als Kind, doch auch mit der ergreifenden Anziehungskraft seines beginnenden Erlöserberufes? An welchem Ort könnte der hehre, heilige Kreuzzug für die Läuterung und Erneuerung der Gesellschaft sinnvollere Weihe, mächtigeren Antrieb empfangen, als in Bethlehem, wo im anbetungswürdigen Geheimnis der Menschwerdung der Heiland der Welt erschien, aus dessen Wahrheits- und Gnadenquellen die Menschheit immer Wasser des Heiles schöpfen muß, will sie nicht in der Wüste des Leben ermatten?

Die Rettung und Erneuerung und eine fortschrittliche Besserung können nicht erwartet werden und können sich nicht verwirklichen, wenn nicht durch eine Rückkehr breiter und einflussreicher Schichten zu einer richtigen Sozialauffassung. Eine solche Rückkehr erfordert eine außergewöhnliche Gnade Gottes und einen unerschütterlichen, zum Opfer geneigten und bereiten Willen der Guten und Weitblickenden. Von diesen einflussreichen und für die sich lohnende Übernahme der gerechten, sozialen Normen bereiten Schichten wird dann die Überzeugung des wahren, göttlichen und geistigen Ursprungs des sozialen Lebens in die Massen übergehen und eindringen, und so der Weg zum Erwachen, zur Erweiterung und zur Konsolidierung der moralischen Auffassungen geebnet, ohne dass die stolzesten Verwirklichungen ein Babel darstellen werden, in dem die Einwohner, auch wenn sie eine gemeinsame Mauer haben, verschiedene und entgegengesetzte Sprachen sprechen.

Wer im Lichte der Vernunft und des Glaubens die Grundlagen und Zwecke des sozialen Lebens wägt, und wer sie in ihrer Reinheit und moralischen Höhe und in ihren wohltätigen Früchten auf allen Gebieten betrachtet, der muss die Überzeugung von mächtigen Prinzipien der Ordnung und der Befriedung haben. Diese Prinzipien könnten großen Idealen zugewendet werden und dann entschlossen den Hindernissen entgegentreten, die sich dem Bemühen, eine vollkommen aus den Angeln gehobene Welt wiederherzustellen, in den Weg legen. Diese Prinzipien müssten die geistigen und rechtlichen Schranken beseitigen, die aus Vorurteilen, Irrtümern, Gleichgültigkeit und von einem langen Prozess der Verweltlichung des Denkens, des Fühlens und des Handelns herstammen und am Werke sind, die irdische Stadt vom Licht und der Kraft der Stadt Gottes zu lösen und abzuschneiden. (® ENTCHRISTLICHUNG)

Wenn je, dann schlägt heute die Stunde der Wiedergutmachung. Wenn je, dann gilt es heute das Weltgewissen aus dem bleiernen Schlaf aufzuwecken, in den es die Rauschgifte weitverbreiteter Trugbilder senkten. Beginnt doch schon heute, in dieser Stunde wirtschaftlichen und sittlichen Versagens, die Erkenntnis von der Brüchigkeit und Haltlosigkeit aller rein menschlich begründeten Ordnungen auch solchen die Augen zu öffnen, die in äußerlich glücklichen Tagen den mangelnden Zusammenhang mit dem Ewigen - in sich selbst und in der Gemeinschaft - gar nicht oder jedenfalls nicht als wesentlichen Mangel empfanden.

Was dem tiefgläubigen Christen, der unter dem Unverständnis anderer bitter litt, immer gegenwärtig war, das dröhnt aus dem furchtbaren Weltverhängnis, das schon die schreckhafte Feierlichkeit eines Weltgerichtes annimmt, selbst in die Ohren der Lauen, der Gleichgültigen und der Oberflächlichen. Es ist die alte, in immer neuen Formen sich traurig offenbarende, durch die Jahrhunderte und durch alle Völker hallende Mahnung des Propheten: ,Alle, die dich verlassen, werden zuschanden. Die von dir sich wenden, werden in den Sand geschrieben.' (Jer, 17, 13)

Nicht trauern um das, was ist und war, sondern neugestalten, was zum Wohl der Gesellschaft erstehen soll. Mit Kreuzfahrergesinnung sollen die besten und edelsten Glieder der Christenheit im Geiste der Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe unter dem Ruf: ,Gott will es!' sich zusammenschließen, dienst- und opferbereit wie jene Helden der Vorzeit. Ging es damals um die Befreiung des Landes, das dem Erdenwandel des Ewigen Wortes geweiht ist, so gilt es heute jenes geistige, heilige Land zurückzuerobern, das mit seinen unabänderlichen Weisungen zum Baugrund einer menschlichen Gesellschaftsgestaltung von dauerndem Bestande bestimmt ist. Wesentliches Ziel dieses notwendigen, heiligen Kreuzzuges ist, dass der Stern des Friedens; der Stern von Bethlehem wieder in seinem vollen Glanz, in seinem versöhnenden Trost, als Verheißung einer besseren, einer fruchtbaren und glücklichen Zukunft über der gesamten Menschheit aufgehe! Der Weg aus dem Dunkel von heute zu einem lichteren Morgen wird lang sein. Doch entscheidend sind die ersten Schritte auf diesem Wege."

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an römische Fastenprediger vom 22.2.1944:

„Die Kirche, allumfassende Gemeinschaft der Gläubigen jeder Sprache und jedes Volkes, hat ihre eigene Soziallehre, von ihr seit den ersten Jahrhunderten bis zur modernen Zeit von Grund auf erarbeitet, in ihrem Verlauf und ihrer Vervollkommnung von jeder Seite her und nach jedem Gesichtspunkt hin geprüft. Der Wert und die Würde der menschlichen Natur, erlöst und erhoben zur höheren Ordnung durch Christi Blut und durch die göttliche Gnade, die sie für den Himmel bestimmt, stehen ununterbrochen vor den Augen der Kirche und der Katholiken, die immer die Verbündeten und Vorkämpfer dessen sind, was der Natur entspricht; daher haben sie stets als unnatürliche Tatsache hingenommen, dass ein Teil des Volkes - bekannt mit dem harten Namen ,Proletariat’, der an altrömische Unterscheidungen erinnert - in einer dauernden und erblichen Bedürftigkeit des Lebens verbleiben muss. Sie können für sich die Ehre in Anspruch nehmen, in vorderster Front immer dann gekämpft zu haben, wenn es sich darum gehandelt hat, diesen untersten Stand des Volkes auf gesetzmäßige Weise zu heben oder aufzubessern. Die Kirche strebt danach, als Freundin und Hüterin jeder familiären Wohlfahrt, eine Wirtschaftsordnung zu erreichen, die durch ihren Aufbau selbst für die Arbeiterklasse sichere und feste Lebensbedingungen schafft: Alles das nach den Richtlinien der sozialen Gerechtigkeit (®), ausgedrückt und verlautbart von Unserem Vorgänger: ,Jedem soll also sein Anteil zukommen; im Ergebnis muss die Verteilung der Erdengüter, die durch den ungeheuren Gegensatz von wenigen Überreichen und einer unübersehbaren Masse von Eigentumslosen aufs schwerste gestört ist, wieder mit den Forderungen des Gemeinwohls bzw. der Gemeinwohlgerechtigkeit in Übereinstimmung gebracht werden'. Die Wege zu diesem Ziel haben die Päpste in vielen Dokumenten und die katholischen Gelehrten und Sozialpolitiker mit ebenso großer Überzeugungskraft wie Reife der Überlegung und des Urteils aufgezeigt.

Was aber am bedeutendsten ist, ist das, dass die Gemeinschaft der Gläubigen nicht zögert, in ihrem gesamten Lebensbereich energisch und tapfer die Prinzipien der Soziallehre der Kirche in die Tat umzusetzen, und sie verteidigt und propagiert; so soll sich hier nicht bewahrheiten, dass die sozialen Ansichten der Katholiken stark, ihre soziale Aktion aber schwach sei. Keinem Gläubigen sei Ursache oder Nötigung gegeben, zu anderen Lehrern zweifelhafter Glaubwürdigkeit oder falschen Wissens zu gehen oder anderswo zu suchen, was die Kirche reichlich bietet: Das Feld, die Planung, die Ordnung, das Beispiel sozialer Tat und christlicher Caritas für die Rettung des Menschengeschlechtes aus seiner tiefen Not und für seine Erneuerung im Geist und in der Kraft Jesu Christi."

 

 

4) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Rundfunkansprache an die Welt vom 1.9.1944:

„Am Ende dieses Krieges, der in allen Bereichen des Lebens so umstürzend gewirkt und sie auf neue Pfade gedrängt hat, wird das Problem der zukünftigen Sozialordnung einen heftigen Kampf zwischen den verschiedenen Richtungen entstehen lassen, inmitten der die christliche Sozialauffassung die schwere, aber auch vornehme Aufgabe hat, in Theorie und Praxis den Anhängern der anderen Lehren auf diesem für die friedliche Entwicklung den menschlichen Zusammenlebens so wichtigen Gebiet klarzumachen und zu zeigen, wie die Folgerungen der wahren Gleichheit und die christlichen Prinzipien sich zu einer engen Verbindung zur Rettung und zum Guten für alle die vereinigen können, die auf Vorurteile und Leidenschaften zu verzichten wissen und ihr Ohr den Lehren der Wahrheit leihen. Wir haben den Glauben, dass unsere gläubigen Söhne und Töchter in der katholischen Welt Herolde der christlichen Sozialidee werden und beitragen werden zum Fortschritt jener sozialen Gerechtigkeit, nach der alle wahren Schüler Christi Hunger und Durst haben müssen."

 

 

5) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an die französische Soziale Woche" vom14.7.1945:

„Wir haben es uns zur Pflicht gemacht, auch den Anfeindungen entgegen, den Völkern und ihren Lenkern nach solchen Wirren die Mahnung zukommen zu lassen, eine wirtschaftliche und soziale Ordnung mehr den göttlichen Gesetzen und der menschlichen Würde gemäß aufzubauen, wobei die Folgerungen der wahren Gleichheit und die christlichen Prinzipien in enger Verbindung der einzige Garant des Heils, des Guten und des Friedens für alle sind. Fragen und beachtliche Probleme, die Unsere Ansprachen und Rundfunkbotschaften wiederholt behandelt haben, um aufzuzeigen, in welchem Geist und gemäß welcher Orientierung sie gelöst werden müssen. Erwarten nicht auch die Menschen nach den harten Jahren des Leidens, der Sorgen und Not eine tiefgreifende Besserung ihrer Lebensbedingungen? Alle diese Projekte des Wiederaufbaus der Welt des Arbeiters, die Perspektiven der Verbesserungen, die Entwicklung der Begriffe des Eigentums und der Unternehmungen, vielfach in leidenschaftlicher Überstürzung und Verwirrung der Lehren ins Auge gefasst, müssen mit den unabänderlichen Normen des Rechtes, so wie sie die Lehre der Kirche darstellen, in Übereinstimmung gebracht werden. Nur so kann die menschliche Person, zu oft unterdrückt, ihre ganze Würde wiedererlangen in der Erfüllung ihrer Verpflichtungen, ohne sich jemals von der Hauptsorge zu entfernen, teilzuhaben an allen Rechten, wo immer sie seien und die Erfordernisse der Gerechtigkeit zu achten, auf welchem Gebiet sie sich binden."

 

 

6) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Arbeiterinnen vom 15.8.1945:

„Die Kirche ist der Anwalt, die Schützerin und die Mutter des arbeitenden Volkes. Wer das Gegenteil behaupten wollte und eine künstliche Trennungsmauer zwischen der Kirche und der Welt der Arbeit aufrichten wollte, würde höchst offenkundige Tatsachen leugnen. ,Si gloriari oportet', (,Wenn gerühmt sein muss’) (2 Kor 11, 30) sagen Wir mit dem hl. Paulus. Wer kann ein Sozialprogramm, so solide begründet, so inhaltsreich, so weit und gleichzeitig so wohl abgewogen und gerecht wie das der katholischen Kirche, vorweisen? Wer hat wie die Kirche, seit ein Industrieproletariat besteht, einen gesetzmäßigen Kampf zur Verteidigung der Menschenrechte der Arbeiter(®) ausgefochten? Einen Kampf dem Gesetze entsprechend: weil die Kirche sich vor Gott und dem Gesetze Christi verpflichtet fühlt. Einen Kampf dem Gesetze (®) entsprechend: nicht um Klassenhass zu wecken, sondern um dem Arbeiterstande sichere und dauernde Lebensbedingungen zu garantieren, deren sich andere Stände des Volkes schon erfreuten, und damit die Arbeiterklasse als gleichberechtigtes Mitglied in die soziale Gemeinschaft einzufügen.

Besucht die Länder, wo die katholische Kirche frei leben und handeln kann. Auch wenn ihre Gläubigen, wie in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, in Kanada, in England nur eine Minderheit sind; tretet dort in die großen Industriearbeiterverbände ein, ihr werdet keine Spur des Gegensatzes zwischen Kirche und Welt der Arbeit finden. Auch in Deutschland (®) vor 1933 - vor Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft - stellten die katholischen Sozialorganisationen in den mächtigen Industriegebieten - Wir denken vor allem an Rhein und Ruhr - eine mächtige Wohltat dar sowohl für den Schutz des Arbeiters als auch für eine gerechte und abgewogene Schlichtung wirtschaftlicher Konflikte. Nur dort, wo die Kirche unterdrückt ist und in ihrer Arbeit und in ihrem Leben gehindert, kann das unwissende Volk dazu gebracht werden zu glauben, sie sei ein Feind der Arbeiter."

 

 

7) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Vertreter des Internationalen Arbeitsamtes vom 16.7.1947:

„Jedenfalls erfordert die Gegenwart von den Gläubigen, dass sie der Soziallehre der Kirche mit dem Einsatz aller ihrer Energien zu größter Wirksamkeit und möglichster Verwirklichung verhelfen. Es wäre eine Täuschung zu glauben, wie manche es tun, dass man den Antiklerikalismus und die antikatholischen Leidenschaften dadurch entwaffnen könne, dass man die Prinzipien des Katholizismus auf den Bereich des Privatlebens beschränkte; diese minimalistische Haltung würde im Gegenteil den Gegnern der Kirche nur neue Vorwände liefern. Die Katholiken werden ihre Stellungen halten und verbessern nur nach dem Maße des Mutes, den sie aufbringen werden, um ihre innersten Überzeugungen auf dem ganzen Gebiet des Lebens, des öffentlichen ebenso wie des privaten, in die Tat umzusetzen."

 

 

8) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Frauen vom 11. 9.1947:

„Wir haben in der letzten Zeit diesen Rat zu wiederholten Malen nachdrücklich betont. Sogar in den Reihen der Katholiken haben sich bestimmte Tendenzen bemerkbar gemacht, die die Lehre der Kirche Theorien angleichen wollten, die mit dem christlichen Denken unvereinbar sind.

Wenn die Kirche die Trennungslinie zwischen der christlichen Auffassung und derartigen Theorien aufrecht erhält, so hat sie immer das wahre Wohl des ganzen Volkes, das wahre Gemeinwohl im Auge. Sobald es sich um gerechte soziale Ansprüche handelt, steht sie immer in der ersten Linie Ihrer Vorkämpfer. Und gerade die Forderung nach einer gerechten Verteilung des Reichtums ist immer eines der Hauptziele der katholischen Soziallehre gewesen und wird immer eines ihrer Hauptziele bleiben. Dasselbe können Wir von der Gleichheit des Lohnes bei gleicher Arbeit und gleicher Leistung für Mann und Frau sagen, eine Forderung, die die Kirche seit langem zu der ihren gemacht hat." (® GÜTERVERTEILUNG ® ARBEITERIN)

 

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STAAT

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika „Summi Pontificatus“ vom 20.10.1939:

„Die staatliche Herrschaftsgewalt (® GEWALT) ist vom Schöpfer gewollt, das hat mit großer Weisheit Unser großer Vorgänger Leo XIII. in seinem Rundschreiben ,Immortale Dei' (v. 1.11.1885) dargelegt. Sie soll das gemeinschaftliche Leben nach den Richtlinien einer in ihren allgemeinen Grundsätzen unveränderlichen Ordnung regeln, sie soll der menschlichen Persönlichkeit in der natürlichen Ordnung die Erreichung der leiblichen, geistigen und sittlichen Vollkommenheit erleichtern und sie schließlich fördern im Streben nach ihrem übernatürlichen Ziel.

Es ist also das ausgezeichnete Vorrecht und die hohe Sendung des Staates, die private Tätigkeit der Einzelnen im nationalen Leben zu überwachen, zu fördern und zu ordnen und sie einheitlich auf das allgemeine Wohl auszurichten. Das letztere kann jedoch nicht nach Willkür bestimmt werden, noch darf es seine Norm in erster Linie von der materiellen Wohlfahrt der Gesellschaft empfangen; es erhält sie vielmehr von der harmonischen Entwicklung und natürlichen Vervollkommnung des Menschen, dem die Gesellschaft (®) vom Schöpfer selbst als Mittel zugeordnet ist."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache zur 50-Jahrfeier der Enzyklika „Rerum novarum“ vom 1.6.1941:

„Den Staat vollends, der sich im 19. Jahrhundert mit seinem übersteigerten Freiheitsbewusstsein gemeinhin nur als Rechtsstaat zum Schutze der Freiheit fühlte, hat Leo XIII. aufgerufen zum machtvollen Schutz des Gesamtvolkes und aller seiner Glieder, der Schwachen vor allem und der Mittellosen, zu einer durchgreifenden Sozialpolitik, zur Schaffung des Arbeitsrechts. Sein Ruf fand stärksten Widerhall, und es ist eine Pflicht der Gerechtigkeit, die Fortschritte anzuerkennen, die eine verantwortungsbewusste Staatsführung in vielen Nationen der Lage des Arbeiters zukommen ließ. So konnte man mit Recht sagen, daß die Enzyklika „Rerum novarum“ sich erwiesen hat als die Magna charta christlicher Sozialarbeit.

Den unantastbaren Lebenskreis der Pflichten und Rechte der menschlichen Persönlichkeit zu schützen und seine Verwirklichung zu erleichtern, ist wesentliche Aufgabe jeder öffentlichen Gewalt. Dies ist der eigentliche Sinn des von ihr zu wahrenden ,Gemeinwohls´. Keineswegs also besagt die Wahrung des Gemeinwohls eine solche Herrschaftsbefugnis über die Glieder der Gemeinschaft, dass die öffentliche Gewalt etwa den eben umschriebenen Lebenskreis der Persönlichkeit aufheben, über den Beginn oder über dessen Beendigung - den Fall der rechtmäßigen Strafe ausgenommen - direkt des Menschenlebens entscheiden, die Art und Weise seiner leiblich-geistigen und religiös-sittlichen Entwicklung unabhängig von oder gar im Widerspruch zu seinen persönlichen Pflichten und Rechten bestimmen und zu diesem Zwecke das naturgegebene Nutzungsrecht an den irdischen Gütern aufheben oder unwirksam machen dürfte. Wer solche Machtübersteigerung aus der Wahrung des Gemeinwohls ableiten wollte, würde damit den Sinn des Gemeinwohles selbst verkehren und dem Irrtum verfallen, als ob der eigentliche Zweck des Menschen auf Erden die Gemeinschaft, die Gemeinschaft aber Selbstzweck sei, und als ob der Mensch kein anderes Leben zu erwarten hätte außer dem, das hienieden sein Ende findet.

Alle berechtigten und wohltuenden staatlichen Eingriffe in den Arbeitsprozess sollen in jedem Falle so sein, dass der persönliche Charakter der menschlichen Arbeit grundsätzlich und auch möglichst tatsächlich gewahrt bleibt. Kennzeichen dafür ist, dass die staatlichen Maßnahmen andere, ebenfalls persönlichen Rechte und Pflichten weder aufheben noch ihre Ausübung unmöglich machen. Solche persönlichen Rechte und Pflichten sind: das Recht der wahren Gottesverehrung; das Recht zur Ehe; das Recht der Ehegatten, des Familienvaters und der Familienmutter auf Führung des ehelichen und häuslichen Lebens; das Recht einer vernünftigen Freiheit der Berufswahl und der Ausübung eines wahren Berufes. Das letztere ist mehr denn jedes andere ein persönliches Recht des geistigen Menschen, erst recht erhaben, wenn auch noch höhere und unabdingliche Sonderrechte Gottes und der Kirche auf die Berufsausübung des Menschen gegeben sind, wie bei der Wahl und Ausübung des Priester- und Ordensberufes."

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1941:

„Die Vernunft, erleuchtet durch den Glauben, sichert der Einzelperson und den verschiedenen Gesellschaften innerhalb der sozialen Ordnung einen bestimmten und ehrenhaften Platz zu. Die Vernunft weiß, um nur vom Bedeutendsten zu sprechen, dass alle Tätigkeit des Staates, politisch und wirtschaftlich, der dauerhaften Verwirklichung des gemeinsamen Wohles dient, das heißt jener äußeren Lebensbedingung, die der Gesamtheit der Bürger zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten und ihrer Ämter, ihres materiellen, geistigen und religiösen Lebens notwendig sind, sofern die Kräfte und Energien der Familie (®) und der anderen Organe, denen eine natürliche Vorherrschaft gebührt, nicht genügen und sofern der Erlöserwille Gottes nicht in der Kirche (®) eine andere umfassende Gesellschaft für die menschliche Person und zur Verwirklichung ihrer religiösen Ziele bestimmt hat. In einer sozialen Auffassung, die durchdrungen und geheiligt ist von religiösem Denken, stellt die Tätigkeit der Wirtschaft (®) und aller anderen Kulturzweige eine universale Zusammenfassung der Betätigung dar, wo in reichster Verschiedenartigkeit und in Eintracht verbunden die geistige Gleichheit und funktionelle Unterschiedlichkeit der Menschen ihr Recht verlangen und ihren angemessenen Ausdruck finden. Im entgegengesetzten Fall setzt man die Arbeit (®) herab und erniedrigt den Arbeiter. (®)"

 

 

4) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Arbeiter vom 13.6.1943:

„Nicht danach trachten, das Leben der Einzelnen total vom Willen des Staates abhängig zu machen, sondern vielmehr dafür sorgen, dass der Staat, dessen Verpflichtung es ist, das Gemeinwohl durch soziale Einrichtungen, wie Versicherungs- und soziale Versorgungsanstalten zu fördern, diese Pflichten erfüllt, und dass er das tut, was notwendig ist, die Arbeiterverbände (®) in ihrer Tätigkeit zu unterstützen und besonders die Familienväter und Mütter, die den Ihrigen durch Arbeit das Leben sichern."

 

 

5) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Rundfunkansprache an die Schweiz vom 14.9.1946:

„In unserem Zeitalter, wo die Auffassung der Nationalität des Staates zuweilen bis zur Verwirrung, bis zur Gleichsetzung der beiden Begriffe übertrieben ist und dazu neigt, sich wie ein Dogma aufzuerlegen, ist der besondere Fall der Schweiz in den Augen gewisser Leute ein scheinbarer Widerspruch; er dürfte jedoch sehr bald zum Nachdenken anregen. Geographisch auf dem Schnittpunkt von drei mächtigen nationalen Kulturen gelegen, umfasst die Schweiz alle drei in der Einheit eines einzigen Volkes."

 

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STAATSFORM

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1944:

„Es ist wohl kaum nötig, hier daran zu erinnern, dass es nach der Lehre der Kirche nicht verboten ist, Regierungsformen den Vorzug zu geben, die durch die Mitwirkung des Volkes beeinflusst werden; wohlverstanden unter der Bedingung, dass die katholische Lehre über den Ursprung und die Anwendung der staatlichen Macht (®) gewahrt bleibt. Denn die Kirche lehnt keine der vielen verschiedenen Formen ab, die eine Regierung haben kann, sofern sie nur geeignet ist, das Wohl der Bürger zu sichern."

 

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TOTALITARISMUS

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika „Summi Pontificatus“ vom 20.10.1939:

„Das Außerachtlassen des Gesetzes der allumfassenden Liebe, die allein den Frieden sichern, den Hass ersticken und den Geist bösartigen Zwistes mäßigen kann, muss die Quelle schwerster Schäden im friedvollen Zusammenleben der Völker bilden. Nicht weniger unheilvoll erweisen sich für das Wohl der Nationen und den Fortschritt der großen menschlichen Gesellschaft, die in ihrem Schoß alle Völker umspannt, jene falschen Gedankengänge, nach denen die Staatsgewalt frei und unabhängig vom höchsten Wesen dastehen soll; und doch ist Gott die erste Ursache und das letzte Ziel des Einzelnen wie der Gesellschaft (® GOTT). Die Staatsgewalt soll demnach keine Bindung an ein höheres Gesetz anerkennen, das aus Gott als der ersten Quelle erfließen würde; vielmehr billigt man ihr unbegrenzte Handlungsfreiheit zu und überlässt sie damit dem unsteten Wellengang der Willkür und ausschließlich den Forderungen schwankender geschichtlicher Ansprüche und zeitbedingter Interessen. Damit verneint man die Herrscherhoheit Gottes und die verpflichtende Kraft seines Gesetzes. Mit unerbittlicher Folgerichtigkeit greift dann die staatliche Gewalt nach jener unumschränkten Selbstherrlichkeit, die doch nur dem Schöpfer zusteht; sie sucht sich an die Stelle des Allmächtigen zu setzen, erhebt den Staat oder die Masse (®) zum letzen Ziel des Lebens, zur obersten Richtschnur der sittlichen und rechtlichen Ordnung und verbietet damit jeden Appell an die Grundsätze der natürlichen Vernunft und des christlichen Gewissens.

Wir wollen nicht verkennen, dass abwegige Grundsätze sich glücklicherweise nicht immer voll auswirken, besonders dann nicht, wenn jahrhundertealtes christliches Herkommen, von dem die Völker gelebt haben, noch tief, wenn auch nur unbewusst, in den Herzen verwurzelt ist. Dennoch darf man nicht vergessen, dass jede Richtschnur des sozialen Lebens wesenhaft ungenügend ist und versagen muss, wenn sie nur auf rein menschlichen Grundmauern ruht, sich nur von irdischen Beweggründen leiten lässt und ihre ganze Kraft auf die Zwangsmittel einer rein äußeren Gewalt stützen will.

Wo die Abhängigkeit des menschlichen Rechtes vom göttlichen Recht geleugnet wird, wo man sich nur an die schwankende Idee einer rein irdischen Autorität wendet und eine Eigengesetzlichkeit fordert, die einzig auf dem Standpunkt der Nützlichkeitsmoral steht, dort fehlt einem solchen rein menschlichen Recht gerade bei seinen schwersten Anforderungen die sittliche Kraft - und das nicht ohne Grund -, denn die sittliche Bindegewalt ist die wesentliche Voraussetzung dafür, dass ein Recht Anerkennung finden und auch Opfer fordern kann.

Es ist wohl richtig, dass eine Macht, die auf so schwachen und schwankenden Grundlagen ruht, manchmal unter gegebenen Umständen äußere Erfolge erreicht, die weniger tiefblickende Beobachter in Erstaunen setzen können; aber es kommt dann der Augenblick, wo das unausweichliche Gesetz doch triumphiert, das jedes Werk trifft, das aufgebaut ist auf dem verborgenen oder offenen Missverhältnis zwischen der Größe des materiellen, äußeren Erfolges und der Schwäche seines inneren Wertes und sittlichen Fundamentes. Und dieses Missverhältnis besteht immer dann, wenn die Staatsgewalt die Oberhoheit des obersten Gesetzgebers verkennt oder verleugnet. Er hat den Staatshäuptern die Gewalt gegeben und Er hat ihrer Gewalt (®) die Grenzen gezeichnet und gezogen.

Den Staat als Endziel betrachten zu wollen, dem einfach alles unterzuordnen und zuzuweisen sei, würde schließlich notwendig einer wahren und dauerhaften Wohlfahrt der Völker schaden. Das in jedem Fall, mag man dem Staat eine derart unbegrenzte Oberhoheit zugestehen als dem Bevollmächtigten der Nation, des Volkes oder auch einer einzelnen Klasse, oder mag der Staat selbst, unabhängig von jedweder Beauftragung, für sich als dem unumschränkten Herrn ein derartiges Recht beanspruchen."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache 1942:

„Der schädlichen Wirtschaft der vergangenen Jahrzehnte, während denen jedes zivile Leben dem Wertmesser des Verdienstes untergeordnet wurde, folgte nun eine nicht weniger Schäden bringende Auffassung, die, während sie alles und jedes unter politischem Aspekt sieht, jede ethische und religiöse Betrachtungsweise ausschließt. Fatale Entstellung und Verwirrung, voll von unabsehbaren Folgen für das soziale Leben, das niemals dem Verlust seiner vornehmsten Vorrechte näher ist, als wenn man sich einbildet, ungestraft die ewige Quelle seiner Würde außer acht lassen oder vergessen zu können."

 

 

3) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1944:

„Eine gesunde Demokratie (®), die auf den unveränderlichen Grundlagen des Naturgesetzes und der geoffenbarten Wahrheiten beruht, ist entschieden der politischen Verderbtheit entgegengesetzt, die der Gesetzgebung des Staates eine zügel- und grenzenlose Macht zubilligt, und die aus dem demokratischen Regime selbst, trotz der trügerischen gegenteiligen Erscheinung, ganz klar ein System des Absolutismus macht. Der Absolutismus des Staates (als solcher nicht mit der absoluten Monarchie zu verwechseln, von der Wir hier nicht sprechen), besteht in der Tat in dem irrigen Grundsatz, dass die Autorität des Staates unbegrenzt ist und dass ihr gegenüber - auch dann, wenn sie ihren machtgierigen Bestrebungen freien Lauf lässt und so die Grenzen von Gut und Böse überschreitet - kein höheres moralisch verpflichtendes Gesetz angerufen werden kann.

Ein Mann, der rechte Begriffe von Staat, Autorität und Macht hat, mit der er als Hüter der sozialen Ordnung bekleidet ist, wird die Majestät des positiven Gesetzes, das innerhalb der Grenzen seiner natürlichen Anwendbarkeit bleibt, nicht antasten. Aber diese Majestät des positiven menschlichen Gesetzes ist nur unanfechtbar in dem Maße, in dem es übereinstimmt - oder zum mindesten nicht im Widerspruch steht - mit der absoluten Ordnung, die durch den Schöpfer aufgestellt und durch die Offenbarung des Evangeliums in ein neues Licht gerückt ist. Sie kann nur Bestand haben, wenn sie die Grundlagen achtet, auf die sich die menschliche Persönlichkeit, der Staat und die öffentliche Macht stützen. Das ist das Kennzeichen für jede gesunde Form der Regierung, die Demokratie inbegriffen; das Kennzeichen, nach dem der Wert jedes einzelnen Gesetzes beurteilt werden soll.

Wir wollen, geliebte Söhne und Töchter, die Gelegenheit des Weihnachtsfestes ergreifen, um zu zeigen, auf welchen Wegen eine Demokratie, die der menschlichen Würde entspricht, im Einklang mit dem Naturgesetz und den Plänen Gottes, die Er in der Offenbarung aufgezeigt hat, zu guten Ergebnissen gelangen kann. Denn Wir sind Uns tief der großen Bedeutung dieses Problems für die Entwicklung der Menschheitsfamilie bewusst; gleichzeitig fühlen Wir genau die ganze moralische Reife, die diese Regierungsform von den Bürgern fordert; eine moralische Reife, zu der vollständig und sicher zu gelangen man vergeblich hoffen würde; wenn das Licht aus der Grotte von Bethlehem nicht den Weg erleuchtete, auf dem die Völker aus der von Stürmen bedrängten Gegenwart einer Zukunft entgegenschreiten, die, wie sie hoffen, ungetrübter ist."

 

 

4) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seinem Brief an die französische „Soziale Woche“ vom 10.7.1946:

„Ihr könnt diese großen sozialen Wahrheiten, die dem Aufbau des sozialen Körpers zu Grunde liegen müssen, nicht oft genug herausstellen und verkündigen, gerade jetzt, da von neuem Systeme das Haupt erheben, die die totalitären Ansprüche auf alle Gebiete ausdehnen und kein anderes Ideal als den kollektiven Egoismus und keine andere Ausdrucksform als die staatliche Allgewalt kennen, die sich die Menschen wie Figuren eines politischen Schachspiels und wie Zahlen in der wirtschaftlichen Kalkulation unterjocht. Es ist gänzlich unzulässig, dass ein Christ, um in Berührung mit denen zu bleiben, die im Irrtum sind, sich auch nur im geringsten mit dem Irrtum selbst einlässt. Diese Berührung wird im übrigen zwischen den Christen, die sich gewissenhaft und demütig des Vorrechtes der Wahrheit bedienen, und den anderen, die die Wahrheit gewissenhaft und demütig suchen, sich von selbst herstellen und erhalten bleiben."

 

 

5) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an die „ROTA“ vom 29.10.1947:

„Was noch gestern für viele eine Pflicht der Kirche war, und was man von ihr auch in ungebührlicher Weise verlangte, nämlich sich den ungerechten Vorstößen der totalitären Regierungen, der Unterdrücker der Gewissen zu widersetzen und sie vor der Welt zu brandmarken und zu verurteilen (was sie niemals verabsäumte, aber aus eigenem und freiem Antrieb und in den angemessenen Formen), das ist heute für die gleichen Männer, nachdem sie zur Macht gelangt sind, ein Verbrechen und eine unerlaubte Einmischung in das innerstaatliche Hoheitsgebiet. Die gleichen Argumente, die die tyrannischen Regierungen von gestern gegen die Kirche in ihrem Kampfe zur Verteidigung der göttlichen Rechte und der rechten menschlichen Würde und Freiheit ins Feld führten, werden heute von den neuen Herrschern angewandt, um das Handeln der Kirche (®) zu bekämpfen. Aber die Kirche wandelt aufrecht und stetig auf ihrem Wege zu dem Ziele, für das sie von ihrem göttlichen Stifter eingesetzt wurde, nämlich die Menschen auf den übernatürlichen Pfaden der Tugend und des Glaubens zum himmlischen und ewigen Glück zu führen. Damit fördert sie gleichzeitig auch das friedliche ZusammenIeben der Menschen."

 

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VÖLKERRECHT

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika „Summi Pontificatus“ vom 20.10.1939:

„Die falsche Auffassung von der schrankenlosen Autorität des Staaten ist nicht nur für das innere Leben der Nationen, ihre Wohlfahrt und ihren geordneten Aufschwung verderblich, sondern schadet auch den Beziehungen der Völker untereinander, weil sie die übernationale Gemeinschaft zerstört, dem Völkerrecht seine Grundlage und seine Bedeutung entzieht, zur Verletzung fremder Rechte führt und jedes Verstehen und friedliche Zusammenleben erschwert.

Die Menschheit ist zwar, gemäß der von Gott eingerichteten natürlichen Ordnung, in gesellschaftliche Gruppen, Nationen und Staaten geteilt, die voneinander unabhängig sind in Bezug auf Gestaltung und Leitung ihres Eigenlebens; zugleich ist sie aber auch durch gegenseitige sittliche und rechtliche Bindungen zu einer großen Gemeinschaft zusammengeschlossen, deren Ziel das Wohl aller Völker ist und die ihre Einheit und ihren Fortschritt durch besondere Gesetze schützt.

Es ist nun klar, dass die angebliche absolute Autorität des Staates zu dieser naturgegebenen Rechtsordnung in offenem Widerspruch steht, sie geradezu leugnet, indem sie die Dauerhaftigkeit internationaler Beziehungen dem Ermessen der Regierenden überlässt und dadurch eine gesicherte Einigung und fruchtbare Zusammenarbeit zum gemeinsamen Wohl unmöglich macht.

Zweifellos ist unerlässliche Vorbedingung für jedes friedliche Zusammenleben der Völker und gewissermaßen die Seele aller Rechtsbeziehungen zwischen ihnen das gegenseitige Vertrauen, die Gewissheit, dass ein gegebenes Wort von beiden Seiten gehalten wird, die Zuversicht, dass alle Teile davon überzeugt sind, wie sehr ,Weisheit besser ist als Waffengewalt'; (Eccl 9,18) dass man bereit ist, zu verhandeln und nicht zu Gewalt oder Gewaltandrohungen zu schreiten, wenn Verschleppung, Hindernisse, Änderungen oder sonstige Unstimmigkeiten vorliegen; denn dergleichen braucht nicht notwendig von bösem Willen zu kommen, sondern kann in den gewandelten Verhältnissen und tatsächlichen Interessengegensätzen seinen Grund haben.

Wollte man jedoch das Völkerrecht vom göttlichen Recht loslösen, um es auf dem unabhängigen Willen der Staaten aufzubauen, so würde man es dadurch entthronen und ihm die vornehmste und stärkste Verankerung nehmen, um es der unseligen Dynamik privater Interessen und kollektiver Selbstsucht zu überantworten, die beide nur mehr die eigenen Rechte auf Kosten der Rechte anderer zur Geltung bringen wollen.

Es kann wohl geschehen, dass im Lauf der Zeit und unter wesentlich veränderten Umständen, die beim Vertragsabschluß nicht vorgesehen waren und vielleicht nicht vorhergesehen werden konnten, ein Vertrag oder einzelne Bestimmungen desselben wirklich oder scheinbar ungerecht, unausführbar, allzu drückend für einen Vertragspartner werden. Wenn ein solcher Fall eintreten sollte, müsste zeitig durch ehrliche Verhandlung der Vertrag geändert oder durch einen neuen ersetzt werden. Aber von vornherein Verträge als etwas Vorübergehendes ansehen und sich stillschweigend das Recht zu ihrer einseitigen Lösung vorbehalten, sobald es nützlich dünkt, hieße jegliches gegenseitige Vertrauen von Staat zu Staat zerstören. Das wäre das Ende der naturgewollten Ordnung und es blieben nurmehr Trennungsgräben zwischen den Völkern und Nationen.

Heute blickt die ganze Welt mit Grauen in den Abgrund, an den die von Uns gekennzeichneten Irrtümer und die aus ihnen geborenen praktischen Ergebnisse die Menschheit geführt haben. Die Trugbilder eines stolzen Fortschrittsglaubens liegen am Boden. Wer auch jetzt noch nicht erwachen will, den müsste das Geschehen dieser Tage aufrütteln mit den Worten des Propheten: ,Ihr Tauben hört, und ihr Blinden schauet auf!' (Is 42, 18) Was nach außen Ordnung schien, war nichts anderes als wachsende Verwirrung. Eine Verwirrung der sittlichen und rechtlichen Lebensgesetze, die sich von der Majestät des Gottesgesetzes gelöst und alle Bereiche der menschlichen Betätigung verseucht hatte. Aber lassen wir das Vergangene. Schauen wir in die Zukunft, in jene Zukunft, die nach den blutigen Kämpfen von heute eine neue Ordnung in Gerechtigkeit und Wohlfahrt bringen soll, wie uns die Mächtigen dieser Welt versprechen.

Wird diese Zukunft andere, wird sie bessere Wege wandeln? Die Friedensschlüsse, die völkerrechtliche Neuordnung am Ende des nun entfesselten Krieges - werden sie wirklich von Gerechtigkeit und Billigkeit gegen alle beseelt sein, werden sie die Menschheit befreien und befrieden; oder werden sie ausmünden in eine traurige Wiederholung alter und neuer Irrtümer? Von der bewaffneten Auseinandersetzung und ihrem Ergebnis allein eine entscheidende Besserung zu erhoffen, ist eitel. Das beweist die Erfahrung. Die Stunde des Sieges ist eine Stunde des äußeren Triumphes für jene, deren Fahnen er zufällt. Aber sie ist auch zugleich eine Stunde der Versuchung, wo der Engel der Gerechtigkeit mit dem Dämon der Gewalt ringt. Nur zu leicht verhärtet sich das Herz des Siegers; Maßhaltung und vorausschauende Weisheit erscheinen ihm als Schwäche. Die lodernde Leidenschaft der Masse, durch Opfer und Leiden zur Glut entfacht, blendet oft auch das Auge der Verantwortlichen und lässt sie die mahnende Stimme der Menschlichkeit und Billigkeit überhören; sie wird übertönt oder erstickt von dem mitleidlosen ,Wehe den Besiegten!' Entschlüsse und Entscheidungen, die aus solcher Stimmung erwachsen, würden Gefahr laufen, nichts zu sein als Unrecht unter dem Mantel der Gerechtigkeit.

Nein, nicht von außen her wird den Völkern Rettung kommen. Das Schwert kann Friedensbedingungen diktieren, aber keinen wahren Frieden schaffen. Von innen, vom Geiste her, müssen die Kräfte wachsen, die das Antlitz der Erde erneuern.

Nach den Bitternissen und Kämpfen der Gegenwart darf nicht wieder eine Neuordnung der Welt des staatlichen und überstaatlichen Gemeinschaftsleben werden, die auf dem Flugsand immerfort sich wandelnder und vergehender Rechtsschöpfungen steht und dem individuellen oder kollektiven Eigennutz überlassen bleibt. Ihr letzter unerschütterlicher Felsengrund muß wieder das aus Natur und Offenbarung sprechende Gottesrecht werden. Von ihm allein kann dem menschlichen Gesetzgeber der Geist der Selbstbeherrschung, der helle Sinn für sittliche Verantwortung kommen, ohne den die Spanne zwischen dem berechtigten Gebrauch und dem Mißbrauch der Gewalt oft nur allzu kurz ist. Nur so werden seine Entscheidungen innere Stetigkeit, hehre Würde und religiöse Sanktion finden und nicht zum Spielball von Eigennutz und Leidenschaft werden."

 

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VOLK

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Enzyklika „Summi Pontificatus“ vom 20.10.1939:

„Die Kirche bewahrt mit größter Treue die erzieherische Weisheit Gottes. Daher kann sie nicht daran denken und denkt nicht daran, die für jedes Volk eigentümlichen Sonderwerte anzutasten oder minder zu achten, die von jedem mit empfindsamer Anhänglichkeit und mit begreiflichem Stolz gehegt und als kostbares Gut betrachtet werden. Das Ziel der Kirche ist die Einheit im Übernatürlichen und in umfassender Liebe durch Gesinnung und Tat, nicht die Einerleiheit, die nur äußerlich und oberflächlich ist und gerade darum kraftlos macht. Die Kirche begrüßt freudig und begleitet mit mütterlichem Wohlwollen jede Einstellung und Bemühung für eine verständige und geordnete Entfaltung solcher eigengearteter Kräfte und Bestrebungen, die im innersten Eigensein eines jeden Volkstums wurzeln; Voraussetzung dabei ist nur, dass sie mit den Verpflichtungen nicht in Widerspruch stehen, die sich der Menschheit durch ihren einheitlichen Ursprung und durch die Einheitlichkeit ihrer gemeinsamen Aufgaben auferlegen. Diese grundsätzliche Regel ist der Leitstern im allumfassenden Apostolat der Kirche, wie ihr Wirken auf dem Missionsfeld nicht nur einmal zeigt. Ungemein viele Untersuchungen und bahnbrechende Forschungen sind das mit Opfern, Hingabe, und Liebe gewirkte Werk der Glaubensboten aller Zeiten; Untersuchungen und Forschungen, die darauf abzielen, das innere Verständnis und die Achtung vor verschiedenartigstem Kulturgut zu erleichtern und seine geistigen Werte zum Besten einer lebendigen und lebensnahen Verkündigung der Frohbotschaft Christi zu heben. Alle Gebräuche und Gewohnheiten, die nicht unlösbar mit religiösem Irrtum verknüpft sind, werden stets mit Wohlwollen geprüft, und wenn möglich, geschützt und gefördert. Gerade Unser unmittelbarer Vorgänger, heiligen und verehrungswürdigen Angedenkens, wandte derartige Richtlinien auf eine besonders heikle Angelegenheit an und traf großzügige Entscheidungen, die seinem Weitblick und seinem glühenden, apostolischen Eifer ein hochragendes Denkmal setzen. Es ist nicht nötig, zu erklären, dass Wir selbst ohne Zögern denselben Weg gehen wollen. Alle, ohne Ausnahme, die sich der Kirche anschließen, welcher Herkunft und welcher Sprache sie auch sind, sollen wissen, dass sie im Hause des Herrn, wo das Gesetz und der Friede Christi herrschen, gleiche Kindesrechte besitzen. Im Einklang mit diesen Grundsätzen der Gleichheit verwendet die Kirche alle Mühe auf die Bildung eines hochstehenden, einheimischen Klerus und auf die allmähliche Erweiterung der Reihen einheimischer Bischöfe. Gerade um diesen Unseren Absichten einen äußeren Ausdruck zu geben, wählten Wir das bevorstehende Christuskönigsfest, um am Grabe des Apostelfürsten zwölf Vertreter der verschiedensten Völker und Stämme zur bischöflichen Würde zu erheben. Mitten in der Zerrissenheit und Gegensätzlichkeit, die die Menschheitsfamilie spalten, vermag diese feierliche Handlung allen Unseren auf der weiten Welt zerstreuten Kindern laut zu verkünden, dass Geist, Lehre und Tun der Kirche nicht abweichen können von der Predigt des Völkerapostels: ,Ziehet den neuen Menschen an, der das Bild seines Schöpfers trägt und zu ganz neuer Erkenntnis führt. Da heißt es nicht mehr Heide oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Barbar oder Szythe, Sklave oder Freier: Christus ist alles und in allen.' (Kol 3, 10-11)

Man fürchte, nicht, dass das Bewusstsein des umfassenden brüderlichen Bandes, wie es die christliche Lehre nährt, und die ihr entsprechende Gesinnung in Gegensatz treten zur Anhänglichkeit an das Erbgut und an die Größe des eigenen Vaterlandes; man fürchte ebenso wenig, dass dies alles sich hindernd in den Weg stellt, wenn es um die Förderung des Wohles und der berechtigten Anliegen der eigenen Heimat geht. Dieselbe Lehre zeigt nämlich, dass es bei der Übung der Liebe eine von Gott gefügte Ordnung gibt, und nach dieser muss man mit gesteigerter Liebe und mit Vorzug diejenigen umfassen und bedenken, die besonders eng mit einem verbunden sind. Auch der göttliche Meister zeigte durch sein Beispiel, dass er der Heimat und dem Vaterland in besonderer Weise zugetan war; er weinte ob der drohenden Verwüstung der heiligen Stadt. Aber die begründete und rechte Liebe zum eigenen Vaterland darf nicht blind machen für die Weltweite der christlichen Liebe, die auch die andern und ihr Wohl im befriedenden Licht der Liebe sehen lehrt."

 

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WAHLRECHT

Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an römische Fastenprediger vom 16.3.1946:

„Es ist ein Recht und gleichzeitig eine wesentliche Pflicht der Kirche, die Gläubigen durch Wort und Schrift, von der Kanzel oder in anderen gewohnten Formen zu unterrichten in allem, was die Glaubens- und Sittenlehre betrifft, oder darüber, was unvereinbar ist mit ihrer eigenen Lehre und somit für die Katholiken nicht zulässig, sei es, dass es sich um philosophische oder religiöse Systeme handelt, oder um Zwecke, die ihre Gönner vorschlagen, oder um ihre Moralauffassungen, die das Leben der Einzelnen wie der Gemeinschaft betreffen.

Die Ausübung des Wahlrechtes ist ein Akt schwerer moralischer Verantwortung, umso mehr, wenn es sich darum handelt, diejenigen zu wählen, die bestimmt sind, dem Lande seine Verfassung und seine Gesetze zu geben, diejenigen insbesondere, die zum Beispiel die Heiligung der Feste, die Ehe, die Familie, die Schule und die gleiche und rechtliche Regelung der verschiedenartigen sozialen Bedingungen anordnen. Es steht somit der Kirche zu, den Gläubigen die moralischen Pflichten, die sich aus dem Wahlrecht ergeben, zu erklären."

 

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WIRTSCHAFT

1) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache an Vertreter der italienischen Außenhandels-Organisation vom 7.3.1948:

„Wer vom wirtschaftlichen Leben spricht, spricht vom sozialen Leben. Der Zweck, dem es aus seiner ureigenen Natur zustrebt, und dem die Einzelmenschen in gleicher Weise verpflichtet sind, in den verschiedenen Formen ihrer Tätigkeit zu dienen, ist der, die materiellen Bedingungen in feststehender Weise für alle Mitglieder der Gesellschaft gleichwirkend anzusetzen zur Bereicherung ihres kulturellen und geistigen Lebens. Hier ist es somit nicht möglich, irgendein Ergebnis zu erzielen ohne eine äußere Ordnung, ohne soziale Normen, die auf eine dauerhafte Verfolgung dieses Zieles hinlenken; und die Zuflucht zu einem imaginären Autonomismus ist eine Wahnidee, nicht weniger sinnlos für das wirtschaftliche Leben wie auf jedem anderen Gebiet des Lebens im allgemeinen.

Das wirtschaftliche, das soziale Leben ist das Leben der Menschen und somit kann es sich nicht ohne Freiheit entwickeln. Aber diese Freiheit kann nicht sein noch ist sie die bezaubernde aber trügerische Formel von vor 100 Jahren, d.h. eine Freiheit rein negativer Art, unabhängig von dem regelnden Willen des Staates; noch weniger die Pseudofreiheit unserer Tage, sich der Befehlsgewalt gigantischer Organisation zu unterwerfen. Die ursprüngliche und gesunde Freiheit kann nur die Freiheit der Menschen sein, die sich solidarisch an den objektiven Zweck der sozialen Wirtschaft gebunden fühlend, das Recht haben, zu verlangen, dass die soziale Ordnung der Wirtschaft, ohne zu diesem Zweck auch nur den geringsten Anschlag gegen ihre Freiheit in der Wahl der Mittel auszuführen, sie sicherstellt und beschützt. Das gilt in gleicher Weise von der Arbeit, sei es der abhängigen oder der unabhängigen, weil in Hinsicht auf das Ziel der sozialen Wirtschaft jedes produzierende Mitglied ein Glied und kein Gegenstand des wirtschaftlichen Lebens ist. (® FREIHEIT)

Die nationale Wirtschaft, insofern sie die Wirtschaft eines Volkes innerhalb der Einheit eines Staates darstellt, ist in sich selbst eine natürliche Einheit, die die möglichste harmonische Entwicklung aller ihrer Produktionsmittel innerhalb ihres vom Volk bewohnten Gebietes erfordert. Infolgedessen haben die internationalen wirtschaftlichen Beziehungen eine sehr wohl positive und notwendige Funktion, die jedoch nur unterstützend ist. Die Unterbrechung dieser Beziehungen ist einer der großen Irrtümer der Vergangenheit gewesen; die daraus heute für eine große Zahl von Völkern gezwungenermaßen entstandene Lage könnte leicht die Rückkehr begünstigen. In solchen Konjunkturen wäre es vielleicht nutzbringend zu prüfen, ob eine regionale Union mehrerer nationaler Wirtschaften es möglich machen könnte, wirksamer als bisher die einzelnen Produktionskräfte zu entwickeln."

 

 

2) Sozialweisung  Papst Pius´ XII. in seiner Ansprache zur 50-Jahrfeier der Enzyklika „Rerum novarum“ vom 1.6.1941:

„Auch die nationale Wirtschaft als die Wirtschaft der in der staatlichen Gemeinschaft verbundenen wirtschaftenden Menschen hat keinen anderen Zweck, als dauernd die materielle Grundlage zu schaffen, auf der sich das volle persönliche Leben der Staatsbürger verwirklichen kann. Wird dies erreicht und dauernd erreicht, dann ist ein solches Volk in Wahrheit wirtschaftlich reich, eben weil die umfassende Wohlfahrt aller und somit das persönliche Nutzungsrecht aller an den irdischen Gütern nach dem vom Schöpfer gewollten Zweck verwirklicht ist.

Daraus, geliebte Söhne und Töchter, könnt ihr aber auch sehr deutlich sehen, dass der wirtschaftliche Reichtum eines Volkes nicht eigentlich in der Fülle der in ihrem Wert rein materiell zählbaren Güter an sich liegt, sondern darin, dass diese Fülle wirklich und wirksam die hinreichende materielle Grundlage bildet für eine berechtigte persönliche Entfaltung seiner Glieder. Wäre dies nicht oder nur sehr unvollkommen der Fall, dann wäre der wahre Zweck der nationalen Wirtschaft nicht erreicht. Trotz der etwa verfügbaren Güterfülle wäre ein solches um seinen Anspruch betrogenes Volk keineswegs wirtschaftlich reich, sondern arm. Wo aber die genannte gerechte Verteilung wirklich und dauernd erreicht wird, kann ein Volk auch bei geringerer Menge verfügbarer Güter ein wirtschaftlich gesundes Volk sein. (® GÜTERVERTEILUNG)

Diese Grundgedanken über den Reichtum und die Armut der Völker eurer Beachtung zu empfehlen, scheint Uns heute besonders am Platze zu sein, wo man allzu geneigt ist, Armut und Reichtum der Völker ganz falsch zu messen, nämlich nach rein quantitativen Maßen des verfügbaren Raumes und des Umfangs der Güter. Wo man aber den Zweck der nationalen Wirtschaft richtig sieht, wird von ihm ein Licht ausstrahlen, das den Ehrgeiz der Staatsmänner und Völker von selbst in eine Bahn lenkt, die nicht dauernd Lasten an Gut und Blut fordert, sondern Früchte des Friedens und allgemeinen Wohlstandes einbringt."

 

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QUELLENVERZEICHNIS

Titel der
Äußerung

Datum der
Äußerung

Fundstelle

Angesprochenes/e
Thema/en

 

 

 

 

Rede auf dem Katholikentag 
in Dortmund

4.9.1927

Ludwig Kaas:
Eugenio Pacelli, Gesammelte
Reden; Bln. 1930

DEUTSCHLAND, SOZIALE LAGE

 

 

 

 

Enz. „Summi Pontificatus"

 

20.10.1939

A.A.S. Bd. 31 (1939)

AKTION, KATHOLISCHE
ENTCHRISTLICHUNG
FAMILIE
GOTT
JUGENDERZIEHUNG
KIRCHE UND STAAT
NATURRECHT
SOZIALISIERUNG
STAAT
TOTALITARISMUS
VOLK
VÖLKERRECHT

 

 

 

 

Enz. „Sertum laetitiae“

1. 11.1939

A.A.S. Bd.31 (1939)

ARBEITSLOSIGKEIT
ENZYKLIKEN, SOZIALE
GÜTERVERTEILUNG
KOALITIONSRECHT
LOHN

 

 

 

 

Ansprache zur 50-Jahrfeier der Enz. „Rerum novarum“

1.6.1941

A.A.S. Bd. 33 (1941)

ARBEIT
AUSWANDERUNG
EIGENTUM
ENZYKLIKEN, SOZIALE
GÜTERVERTEILUNG
KAPITALISMUS
SOZIALLEHRE, KATHOLISCHE
STAAT
WIRTSCHAFT

 

 

 

 

Weihnachtsansprache

24.12.1941

A.A.S. Bd. 34 (1942)

GÜTERAUSTAUSCH
STAAT

 

 

 

 

Radioansprache

13.5.1942

A.A.S. Bd. 34 (1942)

FAMILIE

 

 

 

 

Weihnachtsbotschaft

23.12.1942

A.A.S. Bd. 35 (1943)

ARBEIT
BODENREFORM
EINZELMENSCH
FAMILIE
GESELLSCHAFT
GOTT
GÜTERAUSTAUSCH
GÜTERVERTEILUNG
RECHTSORDNUNG

 

 

 

 

Weihnachtsansprache 

24.12.1942

A.A.S. Bd. 35 (1943)

KOMMUNISMUS
LOHN
SOZIALLEHRE, KATHOLISCHE
TOTALITARISMUS

 

 

 

 

Ansprache an Arbeiter

13.6.1943

A.A.S. Bd. 35 (1943)

ARBEIT
ARBEITER
ARBEITERJUGEND
KAPITALISMUS
REFORMEN, SOZIALE
STAAT

 

 

 

 

Weihnachtsansprache 

24.12.1943

A.A. S. Bd.36 (1944)

KOMMUNISMUS
SOZIALE FRAGE

 

 

 

 

Ansprache an römische Fastenprediger

22.2.1944

A.A.S. Bd. 36 (1944)

FAMILIE
GÜTERVERTEIlUNG
NAHRUNGSMITTEL
SOZIALISMUS, CHRISTLICHER
SOZIALLEHRE, KATHOLISCHE

 

 

 

Rundfunkansprache an die Welt

1.9.1944

A.A.S. Bd. 36 (1944)

EIGENTUM
KAPITALISMUS
SOZIALLEHRE, KATHOLISCHE
Ansprache an Ärzte 12.11.1944 A.A.S. Bd. 36 (1944) EUTHANASIE
GEBURTENBESCHRÄNKUNG
Weihnachtsansprache 24.12.1944 A.A.S. Bd. 37 (1945) ABGEORDNETE
DEMOKRATIE
FRIEDENSORGANISATION
MASSE
STAATSFORM
TOTALITARISMUS
Ansprache an die Delegierten 
der italienischen christlichen 
Arbeitervereine  (ACLI)
11.3.1945 A.A.S. Bd. 37 (1945)
S. 68-72
ARBEITGEBER - ARBEITNEHMER
ARBEITERVEREINE UND GEWERKSCHAFT
SOZIALISIERUNG
DEMOKRATISIERUNG DER WIRTSCHAFT
Ansprache vor Arbeitern  19.3.1945 A.A.S. Bd. 37 (1945) FAMILIE
SOZIALISIERUNG
Brief an Französische „Soziale Woche“ 14.7.1945 A.A.S. Bd.37 (1945) SOZIALLEHRE, KATHOLISCHE
Ansprache an Arbeiterinnen 15.8.1945 A.A.S. Bd.37 (1945) ARBEITERIN
SOZIALLEHRE, KATHOLISCHE
Ansprache an Frauen 21.10.1945 A.A.S. Bd. 37 (1945) ARBEITERIN
FRAU

Brief an Kardinal Faulhaber 1.11.1945 A.A.S. Bd. 37 (1945) GEWERKSCHAFT
KAPITALISMUS
Ansprache vor Arbeitgebern
und Arbeitnehmern der Elektro-
industrie
25.1.1946 A.A.S. Bd. 38 (1946) ARBEITGEBER - ARBEITNEHMER
ARBEITERJUGEND
GEWERKSCHAFT
Ansprache an das Kardinalskollegium 20.2.1946 A.A.S. Bd.38 (1946) FAMILIE
KIRCHE
SOZIALE FRAGE
Ansprache an römische Fastenprediger 16.3.1946 A.A.S. Bd. 38 (1946) KATHOLIZISMUS, POLITISCHER
WAHLRECHT
Rundfunkansprache an die Welt
zur gegenseitigen Hilfe der Völker
4.4.1946 A.A.S. Bd. 38 (1946) KOMMUNISMUS
NAHRUNGSMITTEL
Brief an Monsignore Cardijn,
Leiter der  belgischen Arbeiter-
jugend und der Arbeiterseelsorger
26.4.1946 A.A.S. Bd. 38 (1946) ARBEITERJUGEND
AKTION, KATHOLISCHE
ARBEITERSEELSORGE
LANDWIRTSCHAFT
Brief an Französische „Soziale Woche“ 10.7.1946 A.A.S. Bd. 38 (1946) GEMEINSCHAFT, NATIONALE
SOZIALISIERUNG
TOTALITARISMUS
Brief an die „Soziale Woche“ in Canada (P. Archambault) 27.7.1946 A.A.S. Bd. 38 (1946) JUGENDERZIEHUNG
NAHRUNGSMITTEL
Rundfunkansprache an die Schweiz 14.9.1946 A.A.S. Bd. 38 (1946) STAAT
Ansprache an Bauern (Italieni-
scher Bauernkongreß)
15.11.1946 A.A.S. Bd. 38 (1946) ARBEIT
LANDWIRTSCHAFT
LOHN
NAHRUNGSMITTEL
Weihnachtsansprache 24.12.1946 A.A.S. Bd. 39 (1947) NAHRUNGSMITTEL
Brief an die deutschen Bischöfe 18.1.1947 A.A.S. Bd. 39 (1947) DEUTSCHLAND, SOZIALE LAGE
Enz. „Fulgens radiatur“ 21.3. 1947 A.A.S. Bd. 39 (1947) ARBEIT
Ansprache an internationale Juristen 20.5.1947 A.A.S. Bd. 39 (1947) PRIVATRECHT
Ansprache vor Delegierten des internationalen Arbeitsamtes 16.7.1947 A.A.S. Bd. 39 (1947) ARBEITGEBER - ARBEITNEHMER
REFORMEN, SOZIALE
SOZIALLEHRE, KATHOLISCHE
Brief an Französische „Soziale Woche“ 18.7.1947 A.A.S. Bd. 39 (1947) BERUFSORGANISATION
GÜTERVERTEILUNG
Ansprache an Männer der Katholischen Aktion 7.9.1947 O. R. Nr.208 (1947) AKTION, KATHOLISCHE
Ansprache an Frauen 11. 9.1947 O. R. Nr.212 (1947) EUTHANASIE
FRAU
SOZIALLEHRE, KATHOLISCHE
Brief an die „Soziale Woche“ in Canada 4. 10. 1947 O. R. Nr.230 (1947) ARBEIT
LANDWIRTSCHAFT
Brief an die „National Conference of Catholic Charities“ 12.10.1947 O. R. Nr.238 (1947) CARITAS
Ansprache an Handwerker 20.10.1947 O. R. Nr.245 (1947) HANDWERK
Ansprache an die „ROTA“ 29.10.1947 O. R. Nr.253 (1947) KIRCHE UND STAAT
TOTALITARISMUS
Ansprache an US-Senatoren 31.10.1947 O. R. Nr.255 (1947) AUSWANDERUNG
Ansprache an Vertreter der italienischen Außenhandels-
Organisation
7.3.1948 O. R. Nr. 57 (1948) GÜTERAUSTAUSCH
WIRTSCHAFT
Ansprache an römische Fastenprediger 10.3.1948 O. R. Nr. 59 (1948) ARBEITERSEELSORGE
KATHOLIZISMUS, POLITISCHER
Ansprache an das Kardinalskollegium 2.6.1948 O. R.Nr.127 (1948) REFORMEN, SOZIALE
Ansprache an Arbeiter 29.6.1948 O. R. Nr.150 (1948) ARBEITERVEREINE
Radio-Ansprache an den Mainzer Katholikentag 5.9.1948 O. R. Nr. 209 (1948) AKTION, KATHOLISCHE
DEUTSCHLAND, SOZIALE LAGE

 

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Stand: 18.10.2009

 

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Pius XII.